Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von UlliB »

Udo2009 hat geschrieben: Sa 21. Jun 2025, 11:22
UlliB hat geschrieben: Sa 21. Jun 2025, 08:40 ... sieht das bei Gummiarabicum und Carboxymethylcellulose anders aus, weil sie die Viskosität des Weines messbar erhöhen und somit den Eindruck von "Vollmundigkeit" erzeugen bzw. verstärken. ....
Und wieviele Weine hattet ihr schon/kennt ihr, die diese Zusatzstoffe enthalten?
Tatsächlich gibt es mehr, als ich gedacht hätte, auch bei renommierten Erzeugern. Jüngstes Beispiel: Bürgerspital, gleich mit mehreren Weinen.

Ich werde das jetzt so halten: komme ich bei einem Winzer vorbei, der diese Stoffe verwendet, werde ich darüber moppern. Und ich gehe davon aus, dass das auch noch ein paar Leute mehr machen. Dann verschwindet so etwas nach und nach.

Im Lebensmittelbereich würde es auch keine clean label - Initiativen der Hersteller geben, wenn es überhaupt kein label mit den Zusatzstoffen gäbe. Transparenz bewirkt duchaus etwas, wenn auch nicht von jetzt auf gleich.

Gruß
Ulli
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Rieslingfan
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von Rieslingfan »

Ich hoffe. dass deine Methode erfolgreich ist.
Gruß Markus
Ursula
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von Ursula »

da ich ( auch beruflich ) gelegentlich mit Winzern zu tun habe, erlaube ich mir dann auch, diese nach ihren Zusatzstoffen bei der Weinbereitung zu befragen.

Die nicht repräsentativen Ergebnisse und Antworten in Kürze:

Anreicherung mit Saccharose, wenn sinnvoll, oft reicht schon 1kg Zucker pro 100 Ltr. Most.
Säuerung nur in Jahren mit extrem niedrigen Mostsäuren ( in südlichen Ländern fast immer ), aber auch, um den pH-Wert abzusenken, was die Aktivität von unerwünschten Bakterien ( z.B. Essig- oder Milchsäurebakterien ) stark einschränkt.
Diese Bakterientätigkeit wäre zwar auch durch das Pasteurisieren des frischen Traubenmostes zu unterbinden, wird aber zumindest in D kaum noch angewendet ( z.B. bei Maischeerhitzung der Rotweinmaische ).

Bentonit ( ein Tonmineral ) wird gerne eingesetzt, um das organische Eiweiß im Traubenmost auszufällen ( entgegengesetzte el. Ladung ). Ein sehr elegantes Verfahren, das ausgeflockte Eiweiß wird durch Sedimentation abgeschieden.
Verbliebe es im fertigen Wein, besteht ein nicht unerhebliches Trübungsrisiko durch das thermolabile Eiweiß.Schlierenbildung in der Flasche möglich.Sieht unappetitlich aus. Bei Weinen, die lange in Faß reifen, sinkt das Risiko beträchtlich, aber nicht garantiert ( Depot in Rotweinen z.B.)

Fäulnisbefallenes Lesegut oder z.B. edelfaule Botrytistrauben erhalten schon im Moststadium gerne eine Aktivkohlebehandlung mit 10 bis 5o gr. Kohle pro 100 ltr. Most.Abtrennung am besten durch Filtration 12 Std. später steigert die Reintönigkeit enorm.

Weinsteinkristalle in der Flasche sind für Nicht-Weinkenner immer "verdächtig" und nicht verkaufsfördernd.Der Einsatz von Stabilisierungsmitteln ist vor allem bei Frühfüllung der Weine rel. kurz nach der Ernte angesagt. Bei ausreichender und kühler Lagerung der Faßweine wird der Weinstein ganz natürlich ausgeschieden , und es bedarf keiner "Mittelchen".


Für mich als Weinfreund kann ich nur sagen, daß mich ein bißchen Weinstein in der Flasche oder unten am Kork noch nie gestört hat.

Alle anderen zulässigen Zusatzstoffe ( außer Schwefel ) sind für die meisten Weingüter ohne Bedeutung.
Gruß Ursus
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EThC
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von EThC »

...Aufzuckern und Aufsäuern sind keine Verfahren, die ich ablehne, Bentonit und Aktivkohle auch nicht, wobei diese aber keine Zusatzstoffe, sondern Verarbeitungshilfsstoffe sind, die normalerweise nicht im Produkt verbleiben und damit auch deklariert werden müssen.
Ursula hat geschrieben: So 22. Jun 2025, 10:32 Alle anderen zulässigen Zusatzstoffe ( außer Schwefel ) sind für die meisten Weingüter ohne Bedeutung.
...ist das so bzw. woher weißt Du das?
Viele Grüße
Erich

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Ursula
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von Ursula »

EThC hat geschrieben: So 22. Jun 2025, 11:21 ...Aufzuckern und Aufsäuern sind keine Verfahren, die ich ablehne, Bentonit und Aktivkohle auch nicht, wobei diese aber keine Zusatzstoffe, sondern Verarbeitungshilfsstoffe sind, die normalerweise nicht im Produkt verbleiben und damit auch deklariert werden müssen.
Ursula hat geschrieben: So 22. Jun 2025, 10:32 Alle anderen zulässigen Zusatzstoffe ( außer Schwefel ) sind für die meisten Weingüter ohne Bedeutung.
..ist das so bzw. woher weißt Du das?

Woher ich das weiß ?

Unterhalten Sie sich mal mit den amtl. Weinlabors in D! Und bitte nicht übersehen : ich habe ausdrücklich von Weingütern und nicht von Großkellereien geschrieben.

Gruß Ursus
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EThC
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von EThC »

...vielen Dank für die Präzisierung! Was über die Großkellereien geht, dürfte ja deutlich über 80 % liegen, aber auch die beziehen den Wein oder Most oder Trauben in der Regel von Weingütern, wer da wann was zusetzt, sei mal dahingestellt. Daß Keller, Breuer & Co. ohne juxige Zusätze auskommen sollten, versteht sich von selbst, aber mal sehen, was sonst noch so aufkommt. Und die beiden Würzburger VDP-Spitäler sind ja auch "ned nix"...
Viele Grüße
Erich

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jxs
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von jxs »

EThC hat geschrieben: So 22. Jun 2025, 14:34. Daß Keller, Breuer & Co. ohne juxige Zusätze auskommen sollten, versteht sich von selbst, aber mal sehen, was sonst noch so aufkommt.
Man wird sehen…
GB Sauvage 2024 hat laut Bremer Weinkolleg jedenfalls Carboxymethylcellulose deklariert (https://www.bremer-weinkolleg.de/georg- ... 01007-2024).
Leitz neben seinen Basisqualitäten auch bei einem Lagen-Kabi (e-Label aufrufen unter https://www.leitz-wein.shop/2024-Ruedes ... b/221-2024)
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Rieslingfan
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von Rieslingfan »

jxs hat geschrieben: So 22. Jun 2025, 19:13 Leitz neben seinen Basisqualitäten auch bei einem Lagen-Kabi
Ist mir mit Erstaunen auch aufgefallen, denn zunächst bin ich davon ausgegangen, dass es nur den weiter oben von mir erwähnten speziellen Discounter-Wein betrifft.

Auch Schwedhelm setzt mehrfach E466 = Carboxymethylcellulosen ein.
Gruß Markus
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EThC
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von EThC »

...man findet da auch sehr interessante Weine, Breuers Weißherbst aka GB Rosé besteht nach der einsehbaren Datenlage ausschließlich aus Sulfiten :lol: . Sowas wird einem vermutlich noch öfters begegnen, bis sich das mal einigermaßen einspielt...
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Viele Grüße
Erich

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