Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
stollinger
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von stollinger »

Für mich psychologisch interessant ist der Vergleich zu 2015. 16 ist qualitativ eine andere Liga, 18 ist preislich absurd, da macht für mich eine Referenzierung wenig Sinn.
Ollie
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von Ollie »

Die für Normalsterbliche relevanten EVPs sind (weinweise hinreichend zutreffend für den deutschen Markt) z.B. bei Bordoverview zu finden.

Cheers,
Ollie
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von amateur des vins »

Eben weil 2016 für mich die Referenz ist, wäre der Vergleich interessant. 2018 scheint aber qualitativ (nicht stilistisch!) ähnlich gesehen zu werden, ohne diese Preisverwerfungen aufzuweisen. 2015 wäre auch interessant, ist aber nicht so anders als 2018 und einfach länger her - oder?
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von amateur des vins »

Ollie hat geschrieben:Die für Normalsterbliche relevanten EVPs sind (weinweise hinreichend zutreffend für den deutschen Markt) z.B. bei Bordoverview zu finden.
Danke.

Du weißt nicht zufällig, wo es eine interaktive Graphik "Preis über Jahrgang" für die Gesamtschar mit Weingutsfilter gibt? :idea: 8-)
Besten Gruß, Karsten
Ollie
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von Ollie »

Ich gaube, liv-ex.com verdient Geld mit solchen Tools, aber für die releasten Weine gibt schon plots (z.B. der von Léoville Barton - leider nur in GBP, du musst also den Taschenrechner anwerfen).

Cheers,
Ollie
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vanvelsen
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von vanvelsen »

UlliB hat geschrieben:Lisa Perrotti-Brown vom WA hat ihre Primeurwertungen veröffentlicht. Sechs Weine sind bei ihr potentielle 100-Punkter: Angélus, Canon, Haut Brion, SHL, Trotanoy, VCC (alle 98-100 P.).

Dahinter folgend dann noch weitere sieben Weine mit bis zu 99 Punkten. Und die Liste mit potentiellen 98, 97 und 96 Punkten ist schon zu lang, um sie auf die Schnelle durchzuzählen :lol:

Im Großen und Ganzen sind das alles die üblichen Verdächtigen - gewissermaßen im Westen nichts Neues. Auffällig sind allenfalls Le Dome (97-99), La Gaffelière (96-98), Clos de Sarpe (94-96), Nenin (94-96), Lagrange (94-96), und der schon im Vorjahr sehr hoch bewertete Laroque (ebenfalls 94-96).

Gruß
Ulli
Nenin kann ich unterschreiben, seit einigen Jahren im Aufstieg und mit 2020 auf einem sehr hohen Niveau angelangt... Laroque - auf tieferem Niveau - kann ich ebenfalls empfehlen. Weiter aufgefallen, im Sinne von Preis/Leistung - Ch. de Sales (Pomerol) und Ch. Potensac (Médoc). Beide sind, im Kontext ihres bescheidenen Preises, sensationell gelungen.

Meine Notizen sind mit den Weinen von Nenin/Léo Las Cases etc. ergänzt. Heute Abend folgen noch 14 Weine von Moueix - darunter Trotanoy, Hosanna, Latour à Pomerol etc. Stay tuned: https://vvwine.ch/2021/05/bordeaux-primeurs-2020/

Gruss,

Adrian
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vanvelsen
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von vanvelsen »

Winedom hat geschrieben:Heute hatte ich die Gelegenheit einige Bordeaux Primeur 2020 zu verkosten.
Organisiert von GCF - Les Grands Chais de France in der Vinothek Berry in Germering bei München

Das war die erste Probe dieser Art für mich. Ich war überrascht wie aussagekräftig die Weine schon waren.
Ich hatte mehr ein Ratespiel für zukünftiges Potenzial erwartet.
Insgesamt war mein Eindruck sehr gut. Die Flaschenproben waren insgesamt sehr in Ordnung.
Die Weine waren hauptsächlich sehr dunkeltönig bis ins violett aber nicht blickdicht im Glas.
Insgesamt waren sie sehr focusiert, etwas poliert, gute Konzentration und kein Hauch von Fleischigkeit.
Recht aufgeräumt fand ich das.
Die Fruchtausdruck ist recht auf Präzision. Mehr kraftvoll, klar und definiert.
Das Wort Opulenz würde ich hier insgesamt etwas umschiffen.
Die bereits besprochen Tannine dieses Jahrgangs empfand ich nicht als Negativpunkt sondern sogar
wünschenswert in Menge und Art. Natürlich braucht es auch eine gewisse Konzentration der Struktur und der Frucht als Gegengewicht. Ich denke das geht sich in den meisten Fällen aus.
Der Alkoholgehalt war in keiner der Proben störend im Geschmackserlebnis.
Es ist auf jedenfall zurückhaltender als der opulentere 2009er oder der strukturiertere, breitkreuzigere 2010er.
Ich finde es bildlich passend, daß der 2020 teilweise kleinere Trauben bei der Ernte hatte und zugleich der Alkoholgehalt im guten Rahmen war. Dunkelbeerig aber ohne zuviel Extrakt.
Holz war in diesem Stadium auch nicht im Übermaß vorhanden.
In Bordeaux wollten sie gerne das Wort Energy prägen für den Jahrgang.
Wenn man das nicht mit Wucht in Verbindung bringt passt das.
Wenn Jane Anson den Jahrgang mit 4 von 5 bewertet kann ich das gut verstehen.

Ein paar kurze Notizen zu den Weinen. Auf alles konnte ich nicht achten und irgendwann lässt die Konzentration nach.

Chateau Cantemerle, Haut Medoc
für mich 92
Ein sehr schöner Wein der den Jahrgang gut widerspiegelt Bin sehr zufrieden mit dem Wein ohne dass er große indiviuelle Noten hinzufügt.

Cantenac Brown, Margaux
für mich 94
sehr animierend, geschmeidig und sogar etwas betörend. Tiefe, feine Struktur.

Chateau de Tertre, Margaux
für mich 93
schöne Fruchtintensität, Tannine sind sehr seidig und fließend, Kaffeenoten. Lecker und schon mit Klasse

Poujeaux, Moulis
ohne Bewertung
Frucht intensiv, Tannine etwas mehr als der Körper, wenig Focus, etwas zugeknöpt

Croizet-Bages, Pauillac
für mich 92-93
Focusiert. Seidig. dunkle Kirsche mit Minzanklängen, leichte Würze, gute Säureader, sehr stimmig.
Favorit meiner freundlichen Gastgeberin

Marlatic Lagraviere, Graves
für mich 93-94
Frucht mit guter Reife aber schön und passend, auch samtige Tannine, leichter Bitterton, Balance braucht noch einen ticken. Sehr gut.

Brainaire Ducru
für mich 93-94
ausgewogen, südländisch, Brombeer/Himbeernoten, sehr harmonisch mit schön gelungener Säure

Chateau de Lamarque, Haut Medoc
für mich 90
viel Würze, Tannine etwas einfach und robust, dunkle Kirsche und Joha, Körper mittel

Clos Beauregard, Pomerol
für mich 93
Fruchtig reichhaltig und mit Pilz Trüffel Unterholznoten. Auch etwas Rosine, ganz leichte Rumnote,
tolle animierende und geschmeidige Gerbstoffe, bereits eine schöne Komplexität wahrnehmbar.

Yon Figeac, St. Emilion
von mir 91
Sehr tiefe Fruchtaromen mit Fruchtreife, gute Holznoten, nicht so körperlich

Chateau Cantin, St. Emilion
von mir 91- 92
Fruchttiefe, reif mit Pflaume und eingelegte Kirsche, rund, etwas medizinal, dennoch...

Cos Labory, St. Estephe
für mich 92
Richtig schöne klassizistische Frucht mit leichter Würze, etwas trockene Tannine

Phelan Segur, St.Estephe
für mich 94
Sexy, harmonisch, hervorragende Tannine die den Wein flüssiger machen anstatt ihn zu bremsen,
feinkräftige Struktur

Lafon Rochet, St. Estephe
für mich 94-95
allein die Nase löst schon eine erhebendes Gefühl aus, rund, tief, sanft geschmeidig, eine sehr gute Mitte

Sociando Mallet, Haut Medoc
für mich 93-94
toller, reiner, balancierter Fruchtausdruck, Auch der Körper ist von der Mitte bis zum Rand absolut präsent und harmonisch, kompakt und ausgewogen. Ein toller Sociando.

Cadet Bon, St.Emilion
für mich 91-92
bereits wunderbare Balance aus Säure Frucht und Tanninen. Etwas wenig Körperstatur. Einladend
Da sind wir uns ja weitgehen einig, Lafon-Roche, Phélan-Ségur und Cantenac-Brown möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben.

Gruss, Adrian
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harti
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von harti »

amateur des vins hat geschrieben:
Ollie hat geschrieben:Die für Normalsterbliche relevanten EVPs sind (weinweise hinreichend zutreffend für den deutschen Markt) z.B. bei Bordoverview zu finden.
Danke.

Du weißt nicht zufällig, wo es eine interaktive Graphik "Preis über Jahrgang" für die Gesamtschar mit Weingutsfilter gibt? :idea: 8-)
Einfach auf den Château-Namen klicken, dann erscheint diese Übersicht (beispielhaft für Léo-Barton):

https://www.bordoverview.com/?wine=L%C3%A9oville-Barton

Sollte keine Frage offen lassen ;)

Grüße

Hartmut
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UlliB
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Re: Bordeaux 2020

Beitrag von UlliB »

stollinger hat geschrieben:Für mich psychologisch interessant ist der Vergleich zu 2015. 16 ist qualitativ eine andere Liga, 18 ist preislich absurd, da macht für mich eine Referenzierung wenig Sinn.
amateur des vins hat geschrieben:Eben weil 2016 für mich die Referenz ist, wäre der Vergleich interessant. 2018 scheint aber qualitativ (nicht stilistisch!) ähnlich gesehen zu werden, ohne diese Preisverwerfungen aufzuweisen. 2015 wäre auch interessant, ist aber nicht so anders als 2018 und einfach länger her - oder?
Das provoziert bei mir die Frage: wofür eigentlich?

Geht es um das ominöse Preis-Leistungs-Verhältnis, fehlt in dieser Gleichung der entscheidende Parameter, nämlich die Leistung - die kann man am Ende nämlich nur selber beurteilen. Hohe Kritiker-Punktzahlen sind keinerlei Garantie dafür, dass einem ein Wein gefällt.

Natürlich kann man sich an seinem persönlichen Kritiker-Guru orientieren, von dem man meint, dass man mit dem allgemein auf einer Linie liegt, und hoffen, dass das auch diesmal der Fall ist (was sein kann oder auch nicht...)

Alternativ bildet man das arithmetische Mittel aus allen verfügbaren Kritikerurteilen und hofft, das dann schon so passen wird. Auf die Art und Weise bekommt man wenigstens Weine, die niemandem unangenehm aufgefallen sind :lol: Aber selbst dieses Vorgehen wird in Zeiten, in denen bei den Profis offensichtlich die beiden Kriterien "flüssig" und "rot" schon mal für 90 Punkte hinreichen, zunehmend sinnlos; der noch zur Verfügung stehende Bewertungsraum ist da schon sehr komprimiert.

Am Ende bleibt's in der Sub ganz einfach dabei: will ich einen Wein haben und glaube ich - ohne ihn selber verkostet zu haben - mit hinreichender Sicherheit, dass er mir gefällt, muss ich den geforderten Preis zahlen. Oder ich lasse es eben bleiben.

Die Frage nach der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit einer Subskription ist nochmal eine andere. Seit rund 10 Jahren kann man bei den weitaus meisten Weinen (allerdings nicht bei allen) auch bis zur Arrivage warten, dann verkosten, und kaufen, was einem gefällt. Das kostet dann gegenüber dem Subskriptionspreis nur unwesentlich mehr, wenn denn überhaupt. Wie gesagt, es gibt einige Ausnahmen, manche sind so halbwegs vorhersehbar, aber es bleibt dabei immer ein Element der Spekulation.

Gruß
Ulli
pessac-léognan
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Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:57

Re: Bordeaux 2020

Beitrag von pessac-léognan »

Winedom hat geschrieben:
Lafon Rochet, St. Estephe
für mich 94-95
allein die Nase löst schon eine erhebendes Gefühl aus, rund, tief, sanft geschmeidig, eine sehr gute Mitte
Lafon Rochet kann ich nur bestätigen, ich hab' ihn auf dem selben Level gesehen, auch Adrian vV. Und bei dem Preis in der Schweiz für weniger als 35CHF inkl. MWSt kann man eigentlich (natürlich immer unter dem Vorbehalt des vorstehend von Ulli Geschriebenen) fast nichts falsch machen (war noch nie so günstig seit 2014, sogar deutlich unter 2019!
https://www.bordoverview.com/?wine=Lafon-Rochet)
Gruß
Jean
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