Letzten Freitag die angekündigte 2015 Verkostung in einem Linzer Restaurant mit 13 Weinfreunden, Weine alle aus meinem Keller, die meisten seit Sub/ Arrivage gelagert.
Vorab beim Öffnen zu Hause, am Morgen ein schwerer Verdachtsfall - der Beausejour Duffau (Oxi Noten, Liebstöckl). Flasche trotzdem verblindet und mitgenommen jedoch mit einer Konterflasche (ungeöffnet als backup).
Nachdem ich als "Gastgeber" auch den Ausschank weitgehend übernahm nur recht dürftige eigene Notizen, daher eher aus der Erinnerung und gemischt mit dem Gruppenurteil pro Wein.
Zum Start der
Triumvirat Grande Cuvee aus ebenfalls 2015 von Raumland, sehr schön - noch jugendlichst / sehr frisch und auf dem Niveau ähnlich bepreister Champagner.
Zur Vorspeise (Gusental Saibling mit Rhabarber, Zitronenverbene & Sauerrahm) parallel aus Sizilien
2020 Tenuta delle Terra Nere, Etna Bianco Calderara Sottana sowie der 2.Wein der Domaine de Chevalier,
Esprit de Chevalier blanc 2021. Beide sehr fein, der Etna noch stärker auf der mineralischen Seite, der Pessac L. Weisse doch deutlich Sauv.B. - fruchtgeprägt und beide mit noch schönem weiteren Potenzial.
Dann gings mit der Hauptspeise (2erlei vom Rind & Kalb mit Trüffel-Püree und Rosmarinjus) mit den Roten los (alle blind):
D´Issan, nominell (preislich) der Einstieg ins Geschehen, wie erwartet konnte der sehr gut gefallen, nicht umsonst gerade in diesem Jahr mit hohen Bewertungen. Landete zwar im hinteren Drittel, aber keinesfalls abgeschlagen (fantastisches PGV).
Pirat -
der Comondor (Merlot mit BF) von John Nittnaus, Gols. Auch er wußte zu bestehen und das weitere Reifepotenzial ist hier absolut noch gegeben, 10 Jahre mindestens. Auch die Komplexität war beachtlich (kein überpowerter Holzwein) und die Struktur - Länge auch auf Augenhöhe mit den Bordeaux Kollegen. Als Nicht-Bordo wurde er aber schon erkannt, gab auch Vermutungen die Richtung Italien/ Toskana gingen.
Trottevieille - sehr interessant mit seinem höheren CF Anteil, kannten nur wenige am Tisch und auch er sehr bemerkenswert. Guter Körper, Würze - schöne Struktur.
Weiter mit
Haut Bailly - den ich als sehr klassisch, auch noch relativ tanninig in Erinnerung habe. Die Feinheit ist wohl nur ein Frage der Zeit. Grundsätzlich großer Wein mit allen Anlagen aber einer der noch am längsten brauchen wird zur vollen Entfaltung.
Parallel dann der
Smith HL, völlig (!) anders, eigentlich unerwartet - wirkte sehr frisch, fast noch fruchtig, hat etwas polarisiert (auf hohem Niveau, ich hatte den aus eine Halbflasche anders - noch besser in Erinnerung). Hat aber letztlich gewonnen da er die meisten Erstplatz- Nennungen erhielt! Ich hatte ihn eher hinter dem HB (und anderen) an diesem Abend.
Rauzan Segla - ganz fantastisch, vereint die Margaux Eleganz sehr schön mit ordentlich Struktur (da steht er einfach klar über dem d´Issan) - auch hier noch Riesenentwicklungspotenzial, belegte gesamt den 3. Platz.
Leoville Poyferre - sehr dicht (erwartungsgemäß), aber durchaus antrinkbar, wurde blind als Pauillac / P. Baron vermutet. Chateau typisch im besten Sinne (wenn man eben das mag wie ich und dem eher kantigeren Barton vorzieht, Barton hatten wir aber nicht dabei).
Dann
Clinet - super fein, Pomerol - Merlot Eleganz vom Feinsten; schöne Tiefe - fast kühle Nase, gute Länge auf Feinheit (irgendwie der Kontrapunkt zum Leo P.).
Und dann die für mich 3 Besten des Abends hintereinander:
Canon, ohne Worte, der ist ohnehin mehrfach 100 P. Legende, ich hatte ihn "nur" an 3. Stelle aber das lag da vorne super knapp beisammen, in der Gruppe der 2. Platz, aber mit den meisten Top3 Platzierungen, der SHL hatte einfach nach der olympischen Zählweise eine Erstnennung mehr.
Dann der Eingangs erwähnte
Beausejour DHL; die Erstflasche definitiv hinüber /siehe auch cellartracker, da berichten einige zuletzt von ähnlichen Erfahrungen !

. 2. Flasche (zum Glück, puh ...) fantastisch. Für mich 2. des Abends und knapp vor Canon. Dicht, frisch und beginnende große Komplexität - weit weg von den anstrengenden (überextrahierten) 11 & 12 aus selbigem Haus. Wer hier hat - nicht zuletzt wegen der Flaschenvarianzen (offensichtlich) - einfach mal einen riskieren.
Pichon Baron - für mich in 2015 eigentlich überraschend - mein WOTN, richtig großartig und Pauillac typisch, der warme Jahrgang mit den abgeschmolzenen Tanninen macht ihn bereits sehr verführerisch (ja!). Dass 2015 im nördlichen Medoc etwas schwieriger war (mehr Regen vor der Lese) kann der Wein zumindest einmal widerlegen. Gruppen 5.er am Ende.
Pontet Canet - Gruppen 6., auch ich hatte ihn im Mittelfeld, sehr schön, auch hier bereits gute Trinkbarkeit, er ist irgendwie anders aber gefällt sehr (bin aber auch nicht der uneingeschränkt größte PC- Fan, der passte an dem Abend).
Zuletzt - und einfach nicht "mein" Wein(-gut) - der von R. Gabriel 2x mit 20 Punkten bedachte
Pape Clement. Für mich ist er einfach zu gemacht, die Frucht überbetont mit sehr viel Saft&Kraft. Klar, kann und wird sich weiter verfeinern. Der Gruppe hat er deutlich besser gefallen - 4. Platz. (komisch aber wahr für mich - die Stilistik erinnert mich mit der herausgearbeiteten Frucht- Säure in Verbindung mit full-power immer wieder an die Silvia Heinrich Top-BFs).
Dann als würdigen Abschluss aus der Magnum noch von
Ökonomierat Rebholz ein 2016 GG Riesling Im Sonnenschein, schien nahezu zu verdampfen, der ideale Nachgangswein (relativ milde Säure, trotz Magnum eigentlich schon recht entwickelt).
Insgesamt Top - Probe, kein Wein abgefallen und als Resümee - 2015er machen bereits jetzt sehr viel Trinkspass. Nachdem es im Keller noch viele andere 15er gibt (wäre einfach an einem Abend zu viel gewesen ...) a la Comtesse, Ducru, LCHB, Clos Fourtet und anderes Zeugs ist ein Teil 2 im Herbst gut möglich.
LG
Manfred