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Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Di 18. Mai 2021, 18:54
von UlliB
Kle hat geschrieben: wirklich interessant. Ich dachte, es sei, nicht nur im Bordelais, eine Mode, Weine immer dunkler erscheinen zu lassen.
Bei Bordeaux kann ich das überhaupt nicht bestätigen - auch schon vor mehr als dreißig Jahren waren die Jungweine in manchen Jahren fast schwarz, so z.B. viele 82er und 86er.

Und OT: mir scheint die Mode in vielen anderen Gegenden gerade in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Ich hatte in den letzten zwei, drei Jahren recht häufig auffällig blasse Spätburgunder / Pinot noir oder auch Weine aus Nebbiolo im Glas - bei denen hätte man vor 15 oder 20 Jahren mit Sicherheit farblich nachgeholfen. Im Trend zu alkoholschwächeren, leichteren, eleganten und frischen Rotweinen scheint helle Farbe bei manchen Sorten fast so etwas wie ein Qualitätsmerkmal geworden zu sein, und vor allem Authentizität zu signalisieren.

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Di 18. Mai 2021, 19:19
von Ollie
pessac-léognan,

bislang fand ich das nur beim LéoB, wo es natürlich besonders auffällt, weil der Wein, der sonst durchaus aristokratisch-distinguiert auftritt, eine sehr heitere und gelassene, ja geradzu unernste Unbeschwertheit an den Abend legte, als ob das Leben zu kurz für Weine mit zusammengekniffenen Augenbrauen sei. :lol:
UlliB hat geschrieben:Und OT: mir scheint die Mode in vielen anderen Gegenden gerade in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Das ist wie mit den Längs- und Querstreifen. Längsstreifen machen schlank, also tragen manche Leute Längsstreifen, um schlanker zu wirken. Irgendwann einmal fällt ihnen auf, daß sie dadurch den Leuten dicker erscheinen, als sie wirklich sind, weil sie ja bestimmt nur deshalb Längsstreifen tragen, um schlanke zu wirken, als sie sind. Also fangen sie an, Querstreifen zu tragen, damit sie selbstbewusst-schlank wirken, denn warum auch könnten sie es sich sonst erlauben, Querstreifen zu tragen, wenn sie nicht wirlich schlank wären, oder? Bis sie merken, daß sie in Querstreifen dicker aussehen, als sie wirklich sind, also tragen sie wieder Längsstreifen...

Die root cause ist zu glauben, dunkler Wein sei kräftig, und heller Wein sein dünn. In zweiter Ordnung unterstellt man dann dem dunklen Wein die böse Absicht, er wolle dichter wirken, als er wirklich ist (was funktioniert), und dem hellen Wein, er wolle seine Helligkeit als Qualtätsmerkmal und Authentizitätsnachweis verstanden haben (oder gar eine hipsterigen Roter-Riesling-Mode hinterherlaufen).

Meinen WSET-Schlafschafen sage ich immer, sie sollen die Farbe verdammtnochmal als allerletztes charakterisieren, um sich nicht vorzubelasten mit ihrer kindlichen Naivität...

EDIT: Hier bei QI ist das besser erklärt.

Cheers,
Ollie

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Di 18. Mai 2021, 19:30
von small talk
Eigentlich ganz einfach…
Um eine repräsentative Probe zu machen werden verschiedene Barriques beprobt und die Assemblage in Miniversion gemacht. Sulfit stelle ich nicht ein, denn dafür bräuchte ich ein Laborergebnis. Da bei mir der Wein im Barrique noch CO2 gesättigt ist kann ich das Risiko niedriger Sulfitgehalte eingehen. Wichtig ist nur, dass der Primeur-Wein bei der Probe Luft bekommt und im Glas mal gut durchgeschaukelt wird. Das passiert aber sowieso meistens.
Primeur-Proben sind keine Spaß-Proben… weder für den der sie vorbereitet, noch für den der sie probiert.

Und noch was zur Farbe. In Bordeaux darf dem Wein kein Farbstoff (Anthocyane) zugesetzt werden. Kann gut sein, dass das auch für Frankreich insgesamt gilt - würde mich überraschen wenn das nicht so wäre. Es gilt leider nicht so in anderen Ländern...

Beste Grüße aus Médoc
Stefan

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Di 18. Mai 2021, 19:51
von Kle
UlliB hat geschrieben:
Kle hat geschrieben: wirklich interessant. Ich dachte, es sei, nicht nur im Bordelais, eine Mode, Weine immer dunkler erscheinen zu lassen.
Bei Bordeaux kann ich das überhaupt nicht bestätigen - auch schon vor mehr als dreißig Jahren waren die Jungweine in manchen Jahren fast schwarz, so z.B. viele 82er und 86er.
mein Eindruck basiert auf zumeist Cru Bourgeois wie ich sie ab Jahrgang 1997 kennenlernte und die mir nach längerem zeitlichen Abstand auffällig verdunkelt vorkamen. Aber auch z.B. Belgrave. Möglicherweise eine Täuschung, würde mich freuen, auch wenn ich nie an zugesetzten Farbstoff gedacht habe.

Gruß, Kle

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Mi 19. Mai 2021, 11:09
von Ollie
small talk hat geschrieben: Um eine repräsentative Probe zu machen werden verschiedene Barriques beprobt und die Assemblage in Miniversion gemacht. Sulfit stelle ich nicht ein, denn dafür bräuchte ich ein Laborergebnis. Da bei mir der Wein im Barrique noch CO2 gesättigt ist kann ich das Risiko niedriger Sulfitgehalte eingehen. Wichtig ist nur, dass der Primeur-Wein bei der Probe Luft bekommt und im Glas mal gut durchgeschaukelt wird. Das passiert aber sowieso meistens.
Primeur-Proben sind keine Spaß-Proben… weder für den der sie vorbereitet, noch für den der sie probiert.
Cool, vielen Dank für diese Erläuterungen!

Cheers,
Ollie

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Mi 19. Mai 2021, 14:19
von Xilk
UlliB hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben: Ich verlasse mich aber auch gerne weiter auf den allgemeinen Push-Service. :D
Also zumindest auf mich solltest du dich dabei nicht verlassen - ich werde das nicht mehr so wie in den Vorjahren handhaben.

Gruß
Ulli
Ich kann ja mal übernehmen, falls jemand Interesse hat?!

19.05.2021
Preise HT (ohne Steuern)

Château La Dominique - 42,33€
Château de Ferrand -19,60€
Château Carbonnieux - 25,20€
Château Fourcas Hosten - 14,10€ (+5,6%)
Château Fonbadet - 24€
Château La Marzelle - 34,72€
Château Les Gravières - 16,10€
Château Lynsolence - 28,70€
Château Taillefer - 21,70€
Château Laroque - 22€ (+12,2%)

18.05.2020
Château Pavie - 280€ (=)
Château Pavie-Decesse - 97€
Château Angélus - 295€ (+10,9%)
Château Bellevue-Mondotte - 105€
Château Léoville-Barton - 70,6€ (+17,3%)
Château Langoa Barton - 34,60€ (+5,17%)
Château Moulin Haut-Laroque - 15,90€
Château Lassègue - 21,90€
Château Dauzac - 35€ (+25%)

p.s. benötigt man eine gewisse Anzahl an Post bis die Beiträge sofort freigeschaltet werden oder wie ist das hier geregelt?

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Mi 19. Mai 2021, 19:08
von Jochen R.
Xilk hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben: Ich verlasse mich aber auch gerne weiter auf den allgemeinen Push-Service. :D
Also zumindest auf mich solltest du dich dabei nicht verlassen - ich werde das nicht mehr so wie in den Vorjahren handhaben.

Gruß
Ulli
Ich kann ja mal übernehmen, falls jemand Interesse hat?!
...
Hallo Xilk,
aber klar doch! :-)

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Mi 19. Mai 2021, 19:46
von amateur des vins
Xilk hat geschrieben:Ich kann ja mal übernehmen, falls jemand Interesse hat?!
Sehr gerne, danke!
Xilk hat geschrieben:benötigt man eine gewisse Anzahl an Post bis die Beiträge sofort freigeschaltet werden oder wie ist das hier geregelt?
Ich glaube, es wird nicht gezählt, aber Gerald guckt sich das erst ein bißchen an. 8-)

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Mi 19. Mai 2021, 20:51
von Bradetti
Also ich für mich kann schonmal sagen, dass die 2020-Sub (wie auch 2018) an mir vorbeigehen wird.
PLV-mäßig stocke ich da lieber 2019 noch etwas auf.

Re: Bordeaux 2020

Verfasst: Mi 19. Mai 2021, 21:03
von stollinger
Ich hab’s schon wieder getan, aber nur ein ganz klein bisschen, hat keiner gemerkt...