Bordeaux 1989

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von Jochen R. »

Danke Detlef für die Notiz und
Figeac78 hat geschrieben:Lynch Bages 1989, Pauillac

... Das habe ich von anderen Begegnungen mit diesem Wein anders in Erinnerung. Konkret gab es da mehr Frucht und Bdx im Glas. Ich werde mal spekulieren und meine letzte Flasche dieses Weins nochmal 10 Jahre im Keller lassen.
... ich auch! Schöne Erinnerung an unsere Baron/Lynch Bages Doppelvertikale vom Sept. 22 in Frankfurt. Da habe ich mir u. a. notiert:
... Mittlerer Körper mit wunderbarer Frucht, sehr würzig, floral/tabakig, ewig lang mit fruchig/würzigem Nachhall. Groß! 96-97 P.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von Olaf Nikolai »

Fehlerhafte Flasche durch Korkproblem. Möglicherweise auch länger zu trocken gelagert.
Portweinnote sollte der Wein nicht haben, möglicherweise Oxidation.
Schade.
Dahingehend auch keine Notwendigkeit 10 Jahre mit der nächsten Flasche zu warten.
Besser als aktuell wird der LB in 10a nicht sein. Nur anders....und definitiv mit mehr Altersnoten.
Vielleicht scheust Du aber auch den Frust, dass die 2. Flasche genau so performed wie die 1.
Das wäre hart.
Zuletzt geändert von Olaf Nikolai am Do 22. Feb 2024, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.
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harti
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von harti »

Olaf Nikolai hat geschrieben:Fehlerhafte Flasche durch Korkproblem. Möglicherweise auch länger zu trocken gelagert.
Portweinnote sollte der Wein nicht haben, möglicherweise Oxidation.
Schade.
Vermute ich auch. Malz sollte der Wein auf keinen Fall haben.
Chrysostomus
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von Chrysostomus »

Beausejour Duffau Lagarosse 1989
Kork komplett durchnässt, Schimmel-Aromen an den bröseligen Resten. Kein guter Start! Aber dann:
Nach 30-60 Minuten Luft entwickelt der Wein wunderbare Tertiäraromen nach feuchtem Waldboden, Holz, Tabak, Leder und rotem Paprika. Obwohl der Gesamteindruck ein frischer bleibt, ist dennoch Druck am Gaumen, ja sogar etwas Fruchtsüße merkbar. Klassische Tertiäraromen auch am Gaumen, wobei ich ehrlich gesagt blind rechtes und linkes Ufer hier aufgrund der Paprika-Aromen kaum zuordnen könnte. Insgesamt ein unglaublich harmonischer Wein, der frisch, aber dennoch mit Druck, daher kommt und Lust auf den nächsten Schluck macht. Sehr schöne Länge! Wenn auch der Jahrgang 1990 der "überragende" zu sein scheint, so macht auch der 1989er große Freude in diesem Stadium. 93 Punkte!
Schöne Grüße, Markus
Chrysostomus
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von Chrysostomus »

Und wieder eine wunderschöne Begegnung mit einem gereiften 89er.

Chateau Brane Cantenac 1989

Ein hervorragender Textbook-Margaux. Schon der Duft lässt einem die Nase nicht vom Glas nehmen: Getrocknete Blumen, Kräuter, Kirschen und vor allem Himbeere, pfeffrige Untertöne, Espresso...sehr komplex und expressiv. Das ist eine Schnüffel-Droge, wie Adrian es immer so bildlich beschreibt! Keine störenden Nebengeräusche von Kuhstall, Pferdeschweiß oder ähnlichem. Auch der mich oft störende metallische Unterton ist nicht vorhanden.
Am Gaumen packt der Wein zu, ein seidiger Vorhang von Kirschen, Himbeeren und auch schwarzem Pfeffer hängt sich fest und bleibt ewig lang hängen.
Am zweiten Tag (2/3 vakuumiert im Kühlschrank) rundet sich das Ganze sogar noch ab: wunderbare Komplexität, harmonische Struktur und sogar noch voller und runder am Gaumen, was am ersten Tag vielleicht der einzige Kritikpunkt gewesen wäre, nämlich die fehlende "Fülle". Jetzt ist das wirklich großes Kino. Ich denke, der Wein kann derzeit mit kurzer Belüftung im perfekten Trinkfenster genossen werden, bleibt da aber sicher noch viele Jahre! 94-95 Punkte im Moment!
Schöne Grüße, Markus
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UlliB
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von UlliB »

Chrysostomus hat geschrieben: So 27. Okt 2024, 10:04 Und wieder eine wunderschöne Begegnung mit einem gereiften 89er.

Chateau Brane Cantenac 1989

Ein hervorragender Textbook-Margaux. Schon der Duft lässt einem die Nase nicht vom Glas nehmen: Getrocknete Blumen, Kräuter, Kirschen und vor allem Himbeere, pfeffrige Untertöne, Espresso...sehr komplex und expressiv. Das ist eine Schnüffel-Droge, wie Adrian es immer so bildlich beschreibt! Keine störenden Nebengeräusche von Kuhstall, Pferdeschweiß oder ähnlichem. Auch der mich oft störende metallische Unterton ist nicht vorhanden.
Am Gaumen packt der Wein zu, ein seidiger Vorhang von Kirschen, Himbeeren und auch schwarzem Pfeffer hängt sich fest und bleibt ewig lang hängen.
Am zweiten Tag (2/3 vakuumiert im Kühlschrank) rundet sich das Ganze sogar noch ab: wunderbare Komplexität, harmonische Struktur und sogar noch voller und runder am Gaumen, was am ersten Tag vielleicht der einzige Kritikpunkt gewesen wäre, nämlich die fehlende "Fülle". Jetzt ist das wirklich großes Kino. Ich denke, der Wein kann derzeit mit kurzer Belüftung im perfekten Trinkfenster genossen werden, bleibt da aber sicher noch viele Jahre! 94-95 Punkte im Moment!
Danke für die schöne Notiz.

Parker hat den 89er im WA insgesamt vier mal beschrieben, drei mal mit 88 Punkten, und zuletzt Anfang 2003 mit 87 Punkten, mit einem Trinkfenster bis 2007. Das mag damit zusammenhängen, dass Parker mit dem Jahrgang 89 eh seine Probleme hatte, zum anderen und vor allem damit, dass er gegen die ganzen Lurton-Weine erkennbar eine Abneigung hegte, warum auch immer.

Allerdings gab es gegen die Weine von Brane-Cantenac damals auch bei anderen Autoren eine recht verbreitete Kritik, weil die Weine seinerzeit (und mWn noch bis vor etwa 20 Jahren) wahllos und ohne Berücksichtigung von Parzellenunterschieden mit dem Vollernter herunter gedroschen wurden, für ein 2e GCC ein Sakrileg. In guten Jahren hat das aber funktioniert, wie auch vor nicht allzu langer Zeit ein wunderschöner 83er gezeigt hat. Andere, nicht ganz so gute Jahre waren schon ziemlich schwach.

Bei Brane-Cantenac hat etwa ab 2010 ein ganz gewaltiger Qualitätsschub stattgefunden, und inzwischen entspricht der Status aus meiner Sicht wieder voll und ganz dem nominellen Rang in der Klassifikation.

Gruß
Ulli
Chrysostomus
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von Chrysostomus »

Danke für die Rückmeldung!
Ja, was den Qualitätsanstieg seit 2010 angeht, kann ich auch teilweise ein Lied singen. Für mich spielen 2015, 2016, 2019 und vor allem 2020 im Jahrgangsvergleich mit anderen auch vermeintlich höherwertigeren Weingütern ganz oben mit und Brane Cantenac ist seit 2015 mit wenigen Ausnahmen (2017/2021) für mich einer der wenigen kontinuierlichen Kauf- bzw. Sub-Weine. Von einem Jahrgang aus der von dir bereits treffend beschriebenen Ära davor hätte ich mir allerdings längst nicht so viel erwartet, wie der Wein schließlich hergegeben hat. Die 89er sind halt momentan auch auf dem Punkt, hab bisher kaum schlechte Erfahrungen mit dem Jahrgang gemacht. Dass Parker den Jahrgang unterschätzt hatte, ist, so denke ich, ziemlich augenscheinlich. Nicht nur ein Haut Brion 89 gilt als einer der besten Weine überhaupt, sondern auch andere Weingüter haben mit dem 89er jeweils einen ihrer besten hervorgebracht. (Den 89er Haut Brion hat Parker aber mW als einen seiner drei Lieblingsweine überhaupt beschrieben!?) Das Jahrgangspaar 1989/1990 ist für mich jedenfalls (natürlich subjektiv) die Referenz für die kommenden "Zwillinge" 2009/2010, 2015/2016 und 2018/2019.
Wenn man sich die CellarTracker-Beurteilungen durchliest (die aus meiner Sicht eine schöne weltweite Übersicht quer über die Geschmäcker und Befindlichkeiten bieten), so wird Parker, was den Brane Cantenac 89 betrifft, allerdings seit Jahren von den Konsumenten widerlegt. Und geschmacklich ist ihm der Stil wahrscheinlich auch damals schon nicht entgegen gekommen, daher vielleicht sein "Verriss". Es ist halt alles sehr subjektiv...das ist ja das Schöne!
Schöne Grüße, Markus
Chrysostomus
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Re: Bordeaux 1989

Beitrag von Chrysostomus »

Und weil wir etwas zu feiern hatten, wird noch ein 89er nachgereicht...

Pape Clement 1989

Wer diesen Wein in diesem Zustand nicht mag, ist im Bordeaux schlecht aufgehoben! Hier ist alles drinnen, was man von einem gereiften 89er in gutem Zustand erwartet.
Der Füllstand der Flasche war max. 1cm vermindert, noch deutlich im Hals. Der Kork zur Hälfte durchnässt.
Bräunlich rote, etwas trübe Erscheinung im Glas. Der Wein braucht 30-60 Minuten, um all seine Aromen in der Nase und am Gaumen Preis zu geben.
Alle typischen Nuancen in der Nase: Waldpilze, nasse Blätter, Tabak, Espresso, dunkle Kirschen im Hintergrund, Bleistiftholz- herrlich, um einfach nur minutenlang zu schnüffeln!
Am Gaumen entwickelt der Wein bei ähnlichen Aromen ordentlich Druck, die Tannine sind auf den Punkt, stützen die Struktur und den langen Abgang. Alles bleibt frisch, obwohl die für 89 und 90 typische Fruchtsüße am Gaumen vorhanden ist.
Ich würde den Wein bedenkenlos für die nächsten 5-10 Jahre im Keller belassen, auch wenn er jetzt sicher am Höhepunkt ist. Im Glas legt er noch zu und vakuumiert ist er am nächsten Tag keinesfalls schlechter. Kein Anzeichen von Altersmüdigkeit. 95+ Punkte
Schöne Grüße, Markus
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