Ole hat geschrieben:Das Herz des Beaujolais sind die zehn Crus, und das Herz der zehn Crus ist der 'Fleurie'. Und das Jahr 2009 ist der Herzensjahrgang der Region. Parker/Schildtknecht stufen ihn als "extraordinary" ein – damit gilt er als der beste seit weit über 25 Jahren – und vergeben für die Weine haufenweise über 90 Punkte – und machen erst nach 95 Punkten Halt. – Das machte neugierig. Zur Debatte standen zwölf Weine von Spitzenerzeugern der Appellation. Die Weine waren jeweils ca. eine Stunde in der Karaffe und wurden bei 15 – 16° serviert. Die Runde bestand aus acht wertenden Teilnehmern sowie einer (trinkenden) Gesellschaftsleisterin. Der * verweist auf Weine aus der agriculture biologique.
Ca. 1,5 Jahre nach der letzten Fleurie 2009 Probe bei Ole hat er die zweite Auflage organisiert. Bei der ersten Probe war ich leider nicht dabei. Das Thema dieses Mal waren die Spezialcuvées aus 2009, von besonders alten Reben, aus Einzellagen oder anderweitig rar und selten (aber nicht teuer!). 14 Weine hatte Ole aufgefahren, die wir blind in zufällig gewählter Reihenfolge probierten.
Das uns vorher nicht bekannte Line-Up war das folgende:
Domaine Metrat - Fleurie "La Roilette" Vielles Vignes
Domaine du Clos des Garants - Fleurie Vielles Vignes
Julie Balagny - Fleurie "en Remont"
Jean Foillard - Fleurie
Domaine de la Grand Cour - Fleurie "Champagne" Vielles Vignes
Clos de la Roilette - Fleurie "Griffe du Marquis" Vielles Vignes
Lucien Lardy - Fleurie "Le Vivier" Vielles Vignes
Clos de MEZ - Fleurie "La Dot"
J.M. Després - Fleurie "1889"
Clos de la Roilette: Fleurie Cuvée Tardive
Domaine du Point du Jour - Fleurie "Sélection Vielles Vignes"
Domaine Chignard - Fleurie "Cuvée Spéciale"
Domaine Passot-Collonge - Fleurie Vielles Vignes
J.M. Després - Fleurie "Cuvée Prestige"
Einige Erstlingswerke waren dabei. So hat Julie Balagny überhaupt erst im Februar 2009 die Weinberge übernommen, aus denen sie dann ihren Erstlingsjahrgang gekeltert hat. Auch den "Griffe du Marquis" von Coudert gab es 2009 zum ersten Mal. Die Qualität der Weine war außerordentlich hoch. Insgesamt schien allerdings kaum ein Wein schon auf dem oder nahe seinem Höhepunkt zu sein. Alle Weine wirkten sehr bis zu jung, gerade die ersten beiden Weine sowie die beiden Couderts wirkten verschlossen. Dem Genuss hat dies keinen Abbruch getan. Drei Weine kannte ich vorher aus dem gleichen oder aus einem anderen Jahrgang. Den großartigen Clos de MEZ Fleurie "La Dot" habe ich nicht wiedererkannt, meine hingekritzelte Notiz liest sich aber sehr, sehr ähnlich wie die aus Februar 2013 (bis auf, dass mir der Wein im Februar besser gefallen hat). Auch die Cuvée Tardive von Coudert habe ich blind nicht erkannt. Erkennen müssen hätte ich eigentlich den "En Champagne" von Dutraive, den wir erst vor ein paar Wochen aus 2011 zusammen probiert hatten. Der kam extrem ähnlich rüber.
Der Dutraive "En Champagne" war auch mein großer Favorit der Probe - wunderbar helltönig, elegant, transparent, eigentlich so, wie ich mir Fleurie vorstelle und wünsche. Auch den "En Remont" von Julie Balagny fand ich sensationell gut, er kam meiner Vorstellung von Fleurie ebenfalls sehr nahe (hatte er doch auch leicht florale Noten). Ebenfalls meiner Vorstellung von Fleurie entgegenkommend waren der Fleurie VV der Domaine du Point du Jour, die Cuvée Tardive von Coudert und die Cuvée Speciale von Chignard.
Andere Weine, die mir blind sehr gut gefallen haben (z.B. der Passot-Collonge, der Foillard, auch der Clos de MEZ, die Cuvée Prestige von Després), hätte ich unter Umständen aber auch nach Morgon gesteckt, hätte ich nicht wenigstens gewusst, dass es sich um Fleuries handelt. Sie waren so extrem dunkelfruchtig, dass man sich schon wundern konnte. Das macht aber im Zweifel auch der sehr reife Jahrgang.
Erstaunlicherweise waren die beiden Weine aus den ältesten Reben (Lardy "Le Vivier" und Després "1889") nicht nur für mich, sondern für den Großteil der Runde die schwächsten Weine. Der "Le Vivier" war sehr kräutrig und in der Nase eigentlich schon attraktiv, allerdings etwas schwachbrüstig und zu wenig nachhaltig im Mund. Der "1889" war das glatte Gegenteil: ein fast schon brutaler Power-Wein, voll konzentriert, dunkel wie die Nacht mit einem Hang von Überreife, liköriger Süße und leicht alkoholischen Noten. Mir war das zu viel, deshalb sehe ich anders als bei Lucien Lardys "Le Vivier" auch nur wenig Verbesserungspotenzial.
Insgesamt war dies eine Probe, die meinen Horizont wieder erheblich erweitert hat, mit sensationellen Weinen und natürlich wie immer in sehr netter Runde. Das Gesamtklassement am Ende war wie folgt:
1. Jean Foillard - Fleurie
2. Domaine de la Grand Cour - Fleurie "Champagne" VV
2. Domaine Passot-Collonge - Fleurie VV
4. Domaine du Point du Jour - Fleurie "Sélection VV"
5. Julie Balagny - Fleurie "en Remont" VV
6. Domaine Chignard - Fleurie "Cuvée Spéciale"
7. J.M. Després - Fleurie "Cuvée Prestige"
8. Clos de la Roilette - Fleurie "Griffe du Marquis" VV
9. Clos de MEZ - Fleurie "La Dot"
10. Domaine Metrat - Fleurie "La Roilette" VV
11. Clos de la Roilette: Fleurie Cuvée Tardive
12. Domaine du Clos des Garants - Fleurie VV
13. J.M. Després - Fleurie "1889"
14. Lucien Lardy - Fleurie "Le Vivier" VV
Hier sind meine Notizen im Detail zu finden.