Chianti (in allen Variationen)

olifant
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

Hallo zusammen,

das Consorzio Chianti Classico führt eine neue Toppkategorie für Chianti Classico ein, 'Gran Selezione', angesiedelt über der Riserva. Ein Artikel hierzu:
http://www.yoopress.com/de/weinnews/wei ... _DOCG.html
Grüsse

Ralf

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m_arcon
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von m_arcon »

Gestern einen der besten Weine die ich bis dato im Glas hatte, getrunken.

Castello di Ama Chianti Classico "Vigneto Bellavista" DOCG 1993

80% Sangiovese, 20% Malvasia Nera, ausgebaut in französischen Holzfässern. Die Trauben stammen von Amas eigenem Bellavista Weingarten, einer hoch angesiedelten Laage in Castellina.

Castello di Amas Flagschiff zeigte sich nahezu perfekt am gestrigen Abend.
Nach dem öffnen die Flasche 2 1/2 Stunden einfach offen stehen lassen.

Im Glas ein rotbrauner Saft der allerdings keinerlei Anzeichen von Alter zeigte.
Unglaubliches Bouquet mit jeder Menge verschiedener roter Beeren, Minze, floralen Noten, feuchter Waldboden und Kräutern.
Am Gaumen wieder rote Beeren, asiatische Gewürze und süßer Tabak. Unglaublich gut balancierter Wein mit einem mittleren Körper und einer Eleganz die ich selten so erlebt habe. Langes finish.
Großartiger Stoff!

Hat für mich noch Potential nach oben und kann sich bestimmt die nächsten 2-3 Jahre noch entwickeln.

95 Punkte für mich.



Cheers
Marc
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Foto 22.03.13 20 29 37.jpg
Weinbertl
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Weinbertl »

2008 Chianti Classico, Fontodi

Auge: kräftiges dunkles Rot im Kern, zum Rand hin nur wenig aufhellend
Nase: Leder, strenge rote Frucht, sehr sauberes und klares Nasenbild. Gebrauchtes Holz
Gaumen: gleich zu Beginn (ohne dekantieren) sehr intensiv: herbfruchtig, resche Sauerkirschen. Fleischige Frucht. Gebrauchtes Holz. Kräftige Struktur, vor allem von der Säure dominiert. Aber auch das Tannin vermag nach einer guten Stunde seinen Stempel aufzudrücken. Im Abgang viel Sangiovese-typische Kirsche. Leicht malzige Süße gepaart mit ein wenig Vanille. Abgang mittellang bis lang.

Fazit: zu Beginn am intensivsten, nach gut 2,5 Stunden flacht der Wein ein wenig ab. Insofern würde ich Dekantieren nicht empfehlen. Dieser Fontodi ist für mich ein sehr klarer, reintöniger Sangiovese-Verteter, ja ich würde ihn sogar als sehr präzise beschreiben. Und er schafft es, genau im richtigen "Gewicht" aufzutreten, weder zu leicht, noch zu schwer. Sehr gutes PGV. 16,5-17 P
.
Grüße
Robert
olifant
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

... vor kurzem im Glas ...

San Jacopo 2010 Chianti Classico, Castello di Vicchiomaggio (John Matta) - Greve in Chianti, Sangiovese 90%, Canaiolo 5%, Colorino 5%

recht dunkles Rubinrot; Waldbeeren, Sauerkirschen und florale wie erdig-würzige Noten; am Gaumen gutes Mittelgewicht, reife würzige Beeren- und Kirschnoten, Lorbeernoten, Würze, angenehmes noch leicht raues Tannin, stimmige Säure (durch den Extrakt gut gepuffert), ausgewogen; mittellanger - langer Abgang mit würziger Frucht und angenehm leicht rauem gaumenreinigenden Tannin - 16/20 op

Schöner fruchtbetonter klassischer Classico, Ausbau in Edelstahl und grossem Holz, mit der richtigen Gewichtung von Tannin und Säure - erfreuliches Getränk, dass ohne moderne Frucht, ohne Vanille, ohne internationale Rebsorten und sonstigem Schnickschnack auskommt. Empfehlenswerter 'einfacher' Chianti Classico.
Grüsse

Ralf

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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Weinbertl »

Hallo Ralf,

nach dem Lesen Deiner VKN im direkten Nachgang zu meiner, könnte man meinen, wir hatten den gleichen Wein im Glas :lol:
Grüße
Robert
olifant
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

Hallo Robert,

na, Fontodi macht schliesslich auch anständige Chianti, setzt jedoch beim Ausbau auf (gebrauchte) Barrique und dürfte in der Struktur wohl noch etwas dichter ausfallen. Aber Fontodi schafft es auch beim Riserva Vigna del Sorbo trotz viel Cabernet einen recht typischen Chianti auf die Flasche zu bringen.

Eine Vokabel fällt mir zum San Jacopo noch ein - herzhaft! Und das hat mir eigentlich mit am besten Gefallen. Wäre mir nur recht, wenn das Gros der guten Produzenten weg vom weichgespülten, zu gefälligen, Chianti gehen würde. Vielleicht ein Trend? Ein guter Chianti braucht für mich eine gewisse Portion ungestümes, wildes, und muss auch noch nach dem zweiten Glas flüssig sein ... das schafft der San Jacopo obwohl er schon einiges an Dichte mitbringt.
Grüsse

Ralf

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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Weinbertl »

Hallo,

am 19.03.13 nahm ich im Rahmen der Präsentation des Consorzio Vino Chianti im Hotel Bayerischer Hof, München an der Chianti Probe teil. Jens Priewe war auch vor Ort und gab davor noch ein Chianti Seminar, das ich jedoch nicht besuchte. Es waren ca. 50 Winzer angereist, welche jeweils zwei bis vier Weine anstellten. Folgende Weine habe ich verkostet:

Chianti 2010 „9 code“, Corbucci
Chianti Colli Senesi 2010 „9 code“, Corbucci

Chianti Colli Fiorentini 2010, Lanciola
Chianti Colli Fiorentini Risvera 2008, Lanciola
Chianti Colli Fiorentini Risvera 2009, Lanciola

Chianti 2011, Castello del Trebbio
Chianti Rufina Riserva “Lastricato” 2009, Castello del Trebbio

Chianti Rufina 2009, Fattoria di Grignano
Chianti Rufina Riserva “Poggio Gualtieri” 2006, Fattoria di Grignano

Chianti 2011, Fattoria Valacchi
Chianti “Gelso” 2011, Fattoria Valacchi
Chianti Riserva “Gelso” 2010, Fattoria Valacchi

Chianti Superiore 2010, Tenuta di Argiano

Chianti 2011, Tenuta San Vito in Fior di Selva
Chianti Colli Fiorentini “Darno” 2010, Tenuta San Vito in Fior di Selva

Chianti “Prestige-Uggiano” 2011, Uggiano
Chianti Colli Fiorentini “Prestige-Uggiano” 2010, Uggiano
Chianti Risvera 2007, Uggiano
Chianti Riserva 2004, Uggiano

Chianti 2011, Villa Artimino
Chianti Riserva 2010, Villa Artimino


Die anwesenden Winzer waren mir fast alle unbekannt. Nach meinem Empfinden waren das Erzeuger aus „dritter Reihe“.
Mein Eindruck von den o.g. Weinen: Selten habe ich so unharmonische Riserva-Weine erlebt, denen jegliches Gleichgewicht fehlte. Der Holzeinsatz war oftmals nicht nur vordergründig (im Sinne von nicht eingebunden), sondern häufig auch penetrant. Die Basis-Chianti waren fast immer die bessere Wahl, welche sich bestenfalls frisch-fruchtig zeigten. Insgesamt gesehen, war kein Wein dabei, der auf meiner persönlichen Punkteskala die 15,5 Punkte überschreiten konnte. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass einige Basis-Chianti mit einer Preis-Range von 7-10 EUR akzeptable Alltagsweine darstellten.
Danach habe ich noch neun bis zehn Vin Santo probiert, die bestenfalls durchschnittlich waren.

Meine Hoffnung, auf das ein oder andere unbekannte Schnäppchen zu stoßen, hat sich leider nicht erfüllt.
Grüße
Robert
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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

... vor kurzem im Glas ...

Montesodi Chianti Rufina Riserva 1999, Frescobaldi

leicht trübes dichtes Rubinrot mit ziegelroten und braunen Reflexen; balsamische greifte rote etws wilde Fruchtnoten, Orangeat, feines Leder; am Gaumen gute Konzentration, gereifte balsamische rote Fruchtnoten (eingelegte Kirschen, etwas Rumtopf), Oragenzesten und Orangeat, wiedrum feines Leder, alles dicht verwoben, leicht raues, dennoch samtiges tannin, hervorragend eingepasste Säure, Tiefe und Balance; langer bis sehr langer Abgang korrespondierend zum Gaumen - 18/20 op

Liest sich vielleicht etwas eindimensional, ist jedoch ein sehr kompletter-komplexer hervorragend gereifter Wein. Empfehlenswert.
Grüsse

Ralf

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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von olifant »

Weinbertl hat geschrieben:Hallo,

am 19.03.13 nahm ich im Rahmen der Präsentation des Consorzio Vino Chianti im Hotel Bayerischer Hof, München an der Chianti Probe teil. Jens Priewe war auch vor Ort und gab davor noch ein Chianti Seminar, das ich jedoch nicht besuchte. Es waren ca. 50 Winzer angereist, welche jeweils zwei bis vier Weine anstellten. Folgende Weine habe ich verkostet:

Chianti 2010 „9 code“, Corbucci
Chianti Colli Senesi 2010 „9 code“, Corbucci

Chianti Colli Fiorentini 2010, Lanciola
Chianti Colli Fiorentini Risvera 2008, Lanciola
Chianti Colli Fiorentini Risvera 2009, Lanciola

Chianti 2011, Castello del Trebbio
Chianti Rufina Riserva “Lastricato” 2009, Castello del Trebbio

Chianti Rufina 2009, Fattoria di Grignano
Chianti Rufina Riserva “Poggio Gualtieri” 2006, Fattoria di Grignano

Chianti 2011, Fattoria Valacchi
Chianti “Gelso” 2011, Fattoria Valacchi
Chianti Riserva “Gelso” 2010, Fattoria Valacchi

Chianti Superiore 2010, Tenuta di Argiano

Chianti 2011, Tenuta San Vito in Fior di Selva
Chianti Colli Fiorentini “Darno” 2010, Tenuta San Vito in Fior di Selva

Chianti “Prestige-Uggiano” 2011, Uggiano
Chianti Colli Fiorentini “Prestige-Uggiano” 2010, Uggiano
Chianti Risvera 2007, Uggiano
Chianti Riserva 2004, Uggiano

Chianti 2011, Villa Artimino
Chianti Riserva 2010, Villa Artimino


Die anwesenden Winzer waren mir fast alle unbekannt. Nach meinem Empfinden waren das Erzeuger aus „dritter Reihe“.
Mein Eindruck von den o.g. Weinen: Selten habe ich so unharmonische Riserva-Weine erlebt, denen jegliches Gleichgewicht fehlte. Der Holzeinsatz war oftmals nicht nur vordergründig (im Sinne von nicht eingebunden), sondern häufig auch penetrant. Die Basis-Chianti waren fast immer die bessere Wahl, welche sich bestenfalls frisch-fruchtig zeigten. Insgesamt gesehen, war kein Wein dabei, der auf meiner persönlichen Punkteskala die 15,5 Punkte überschreiten konnte. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass einige Basis-Chianti mit einer Preis-Range von 7-10 EUR akzeptable Alltagsweine darstellten.
Danach habe ich noch neun bis zehn Vin Santo probiert, die bestenfalls durchschnittlich waren.

Meine Hoffnung, auf das ein oder andere unbekannte Schnäppchen zu stoßen, hat sich leider nicht erfüllt.
... Schade, zumindest Castello del Trebbio, Fattoria di Grignano und Lanciola sind in meiner Erinnerung korrekte Chianti Rufina / Fiorentini. Klar auch, dass diese Weine nicht als Solisten, sondern als Essensbegleiter besser funktionieren. Diese sollten auf jeden fall einen zweiten Probeschluck wert sein. Kann sein, das Lanciola, wie auch Uggiano, gerne mit Holz an die Grenze geht. Dennoch würde ich auch vor dem Hintergrund der nicht zu hohen Preise dass PGV als Jedentagswein durchaus gewahrt sehen.
Grüsse

Ralf

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Re: Chianti (in allen Variationen)

Beitrag von Weinbertl »

olifant hat geschrieben:Dennoch würde ich auch vor dem Hintergrund der nicht zu hohen Preise dass PGV als Jedentagswein durchaus gewahrt sehen.
hallo Ralf,

das habe ich, zumindest was die Basis Chianti betrifft, auch zum Ausdruck gebracht:
Weinbertl hat geschrieben:Der Fairness halber muss man aber sagen, dass einige Basis-Chianti mit einer Preis-Range von 7-10 EUR akzeptable Alltagsweine darstellten.
Grüße
Robert
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