meines erachtens spricht stephan ein thema an, dass durchaus enorm wichtig ist: die emotionale bindung zu einem produkt.
und insbesondere in der preislage, in der wir uns bei den besseren weinen im bordeaux und im burgund bewegen, handelt es sich zweifelsfrei um luxusprodukte, bei denen diese emotionale bindung sehr wichtig ist.
ich mache keinen hehl daraus, dass es auch diese emotionalität beim thema wein ist, die mich so für das burgund begeistert. ich respektiere bordeaux, habe hochachtung vor der enormen konstanz, mit der auf vielen gütern erstklassige weine erzeugt werden und hatte von dort atemberaubende qualitäten im glas. trotzdem bleibt eine gewisse distanz, warum auch immer. vielleicht ist es die masse, die mit großer perfektion erzeugt wird, die unnahbarkeit auf den chateau, die anonymität des händlervertriebs, der einfluss von parker,....vieles lässt sich eben nicht rein rational beschreiben, sondern spielt sich auf der emotionalen ebene ab.
zum burgund habe ich dagegen eine viel stärkere emotionale verbindung, es ist klein, familiär, aber es zu verstehen gleicht trotzdem einer lebensaufgabe. die winzer mit ihren teilweise mikroskopisch kleinen lagen sind oft ebenso undurchschaubare originale. manchmal kann man wochenlang telefonieren, um einen termin zu bekommen und nix rührt sich, für kein geld der welt, und dann trifft man den winzer zufällig abends im restaurant oder in einer weinbar, kommt ins gespräch und hat eine probe, bei der wirklich alles ins glas kommt was im programm ist, am nächsten tag und geht danach gemeinsam essen. mehrfach habe ich das erlebt. diesen leuten verzeiht man dann auch eher mal einen enttäuschenden wein.
darüber hinaus sind es natürlich persönliche geschmacksvorlieben für die weine. diese unmittelbare beziehung zum winzer habe ich ähnlich sympathisch beispielsweise auch im c9dp gefunden, tolle menschen, aber ich komme einfach mit den weinen nicht mehr klar. ich habs versucht, habe mir mühe gegeben, da ich sie eigentlich mögen will, aber es klappt nicht. bis auf wenige ausnahmen sind mir grenache-dominierte weine inzwischen ein greuel.
im vergleich bordeaux vs. burgund ist das anders. ich mag unglaublich viele bordeaux extrem gern trinken, ich genieße sie und ich gebe zu, dass die qualitative homogenität der spitzenweine trotz der enormen verbesserungen im burgund noch immer führend im bordeaux ist. aber ich kaufe deutlich mehr burgunder, akzeptiere seufzend die teils absurden preise, verzeihe meinen lieblingswinzern auch mal einen schlechten wein und weiß, dass dann wieder eine flasche kommt, die für alles entschädigt, bei der die qualität des weines mit meinen persönlichen geschmackspräferenzen und mit der emotionalen erwartungshaltung zum perfekten zeitpunkt zusammenkommt.
und dann geht die nächste bestellung raus...
