Wie man einen Châteauneuf-du-Pape mit seiner total anderen Rebsortenzusammensetzung mit einem Bordeaux verwechseln kann, ist mir allerdings schleierhaft, selbst bei einem Dilettanten. Da rebellieren doch Nase und Gaumen gleichermassen, nicht? Das schreibe ich als Liebhaber beider Weine...UlliB hat geschrieben:Bordeaux wird's verschmerzen können. Der Jahrgang dürfte gut geeignet sein, Leute zu begeistern, die ansonsten mit Bordeaux ihre Schwierigkeiten haben. Zum Beispiel eingefleischte Chateauneuf-Liebhaber: was man bis jetzt über den Jahrgang hört, fällt genau in deren Beuteschema - viel Alkohol, viel Frucht, viel weiches Tannin, aber nur wenig Säure.harti hat geschrieben: Diese Kampagne findet ohne mich statt.
Ist doch auch eine Strategie: ein Jahr (2016) begeistert man die Burgund-Fans, ein anderes Jahr (2018) die C9dP-Fans. So hat man für jeden etwas. Die einen kaufen jetzt ganz schnell 2016er nach (siehe weiter oben), die anderen wird man spätestens bei der Arrivage der 18er kriegen![]()
Gruß
Ulli
Bordeaux 2018
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Re: Bordeaux 2018
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Re: Bordeaux 2018
Auch die Burgunderaffinität von Bordeaux-Weinen ist so ein Lobenbergmythos. Selbst der allfällig burgundischste aller Bordeaux ist doch so unverwechselbar weit entfernt von jeglichem Pinot noir, un jeder Beziehung! Bereits für ein wenig geschultes Auge. Von Nase und Gaumen nicht zu reden!Ollie hat geschrieben:Wie gut, dass der Heiner auch 2018 ein Trostpflasterchen fuer solche unhippen Loser hat:UlliB hat geschrieben:Ok, dann eben ein Jahrgang für Möchtegern™-Burgund-Fans, die an das echte Zeug nicht rankommen, weil sie nicht über Jahrzehnte alte Allokationen verfügen, und sich die Mondpreise im Sekundärmarkt nicht leisten können.
Aber Warnung an den Konsumenten: man muss Feinheit und hohe Aromatik lieben, man darf keinen Tannin-Kraft-Blockbuster erwarten. Wir sind hier bei einem Richebourg innerhalb von St Émilion, also Fülle und zugleich die große Feinheit, das Abgehobene eben. Und auf eben diese Feinheit und Finesse, dieses Tänzelnde muss man sich einlassen wollen. 100/100
Na, wer will?![]()
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Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2018
Ich habe ja gestern in seinem Blog gelesen, ein paar Ausnahmen gibt es schon, weiß jetzt nicht die Namen, jedenfalls reicht eine Hand für die Ausnahmen, die übrigen alle Supertoll, jamedoc hat geschrieben:Irgendwie ist bei Lobenberg doch alles supertoll. Diese ständigen 100Punkte nerven mich nur noch. Was da so alles rausgerochen und geschmeckt wird ist schon der Wahnsinn, da komme ich mit meiner beschränkten Sensorik nie drauf.

Auch mir geht diese ausufernde Lobhudelei zu weit, weniger wäre mehr, wer ruft an und sagt es ihm

Es gibt auch ein paar Neuentdeckungen, Chateau Robin aus Castillion und Chateau Teynac aus Saint Julien damit hat er die perfekte Weltklasse im Einstiegsbereich der Village-Appellationen unter 25 Euro gefunden, so seine Bemerkungen.
Die beiden sind Punktemäßig im Bereich um 94, also für LOB schon zurückhaltend, im Text aber doch lobende(!) Worte.
@Jochen
kein Problem, wenn ich die Kiste finde wird eine Flasche geöffnet, und dann kommt die Notiz in das passende Thema.
Grüße Heiko
Re: Bordeaux 2018
Ehrlich gesagt wäre ich da als eingefleischter Chateauneuf-Hasser nicht mal 100% sicher, wenn ich mich an all das erinnere, was ich bei Blindverkostungen schon mal miteinander verwechselt habe. Insbesondere alte Weine, bei denen der Rebsortencharakter in den Hintergrund tritt, sind häufig gar nicht so einfach zu verorten. Und das geht nicht nur mir so: David Peppercorn, ein alter britischer Bordeaux-Kenner, der über das Gebiet mehrere Bücher geschrieben hat, hat einmal auf die Frage, ob er bei einer Blindverkostung schon mal Bordeaux und Burgund verwechselt hat, sinngemäß geantwortet: "Nicht seit gestern abend". Echte Blindverkostungen machen sehr, sehr demütigpessac-léognan hat geschrieben: Wie man einen Châteauneuf-du-Pape mit seiner total anderen Rebsortenzusammensetzung mit einem Bordeaux verwechseln kann, ist mir allerdings schleierhaft, selbst bei einem Dilettanten. Da rebellieren doch Nase und Gaumen gleichermassen, nicht?

Aber um Verwechselung geht es mir hier nicht, sondern um Stil. Sehr viele Weintrinker sind eher auf einen Stil festgelegt als auf ein Gebiet, und wer alkoholstarke, vollmundige und säurearme Weine mag, wird mit den 2018er Bdx gut klarkommen. Da war C9dP nur ein Beispiel.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2018
Nun ja, ich kenne den Geschmack weder eines Richebourgs noch eines Montrachets, da geben sich beide Haendler also nix.UlliB hat geschrieben:Heiner Lobenberg, der Großmeister der absurden Vergleiche... da kommen nicht einmal die von PdP mit.

Oh, das machen franzoesische und englischsprachige Kritiker auch. Weinkulturell interessant finde ich aber dennoch, wie sehr Burgund der Apex allen Weinstrebens geworden ist. Kein Riesling (egal, ob suess oder trocken oder dazwischen), kein Syrah, kein Nebbiolo, kein verdammter St-Estèphe (ausgerechnet!), bei dem nicht auf Burgund rekurriert wird. Ist das noch Fallout vom Terroirismus der Jahrhundertwende (immerhin richten sich die ganzen Klassifikationsschemata an Burgund aus), oder gibt es da einen tieferen Grund, "Sideways" etwa? Oder ein Gefuehl von gelebtem Widerstand ("Ganz Gallien wird von Parker beeinflusst. Ganz Gallien? Nein!" - was uebrigens gar nicht stimmen wuerde, aber davon jetzt mal ab)?pessac-léognan hat geschrieben:Auch die Burgunderaffinität von Bordeaux-Weinen ist so ein Lobenbergmythos.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Re: Bordeaux 2018
94 Lobenberg-Punkte übersetzen sich bei Verkostern, die noch nicht jeden Wein mit über 90 Punkten bewerten, zu etwa 87 bis 89 Punkten. Das ist im klassischen Parker-System (das mittlerweile auch die Profis weitgehend vergessen haben) immer noch sehr gut, aber von "perfekter Weltklasse" doch ein wenig entfernt.Sauternes hat geschrieben: Es gibt auch ein paar Neuentdeckungen, Chateau Robin aus Castillion und Chateau Teynac aus Saint Julien damit hat er die perfekte Weltklasse im Einstiegsbereich der Village-Appellationen unter 25 Euro gefunden, so seine Bemerkungen.
Die beiden sind Punktemäßig im Bereich um 94, also für LOB schon zurückhaltend, im Text aber doch lobende(!) Worte.
Weine in dieser Kategorie würde ich nie und nimmer subsen. Solche Weine findet man auch nach der arrivage zu ähnlichen Preisen, und da kann man sich dann zunächst mal selber ein Bild machen.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2018
Blindverkostungen machen vielen Weinamateuren ihren Status erst richtig bewusst und können auch wieder zu Demut zurückführen 

carpe vinum!
Re: Bordeaux 2018
Profis können sich Demut nicht leisten, und darum verweigern fast alle von denen (öffentliche) Blindverkostungen. Die könnten nämlich auch bei denen durchaus demütigend ausgehen.diogenes hat geschrieben:Blindverkostungen machen vielen Weinamateuren ihren Status erst richtig bewusst und können auch wieder zu Demut zurückführen
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2018
Ah, Du bist also auch hierüber gestolpert :Sauternes hat geschrieben:...ausufernde Lobhudelei...paar Neuentdeckungen...Chateau Teynac
Ganz spät am Abend des 1. April dann noch eine kleine sensationelle Neuentdeckung: Château Teynac in Saint Julien. Die Weinberge von 12 ha sind umrahmt von Leoville Barton, Gruaud Larose und Talbot, also allerbestes Terroir.
Da fragt man sich doch, weshalb auf dieses offenkundig prädestinierte Areal wohl in den letzten 164 Jahren noch kein Mensch aufmerksam geworden ist.
Vielleicht hat der Verfasser aber auch einfach mal genug gehabt von der ganzen Schönschreiberei und sich mit Blick auf den Kalender ein kleines Späßchen erlaubt

Re: Bordeaux 2018
Hallo Ulli,UlliB hat geschrieben:94 Lobenberg-Punkte übersetzen sich bei Verkostern, die noch nicht jeden Wein mit über 90 Punkten bewerten, zu etwa 87 bis 89 Punkten. Das ist im klassischen Parker-System (das mittlerweile auch die Profis weitgehend vergessen haben) immer noch sehr gut, aber von "perfekter Weltklasse" doch ein wenig entfernt.Sauternes hat geschrieben: Es gibt auch ein paar Neuentdeckungen, Chateau Robin aus Castillion und Chateau Teynac aus Saint Julien damit hat er die perfekte Weltklasse im Einstiegsbereich der Village-Appellationen unter 25 Euro gefunden, so seine Bemerkungen.
Die beiden sind Punktemäßig im Bereich um 94, also für LOB schon zurückhaltend
ich habe das mit der Weltklasse so verstanden, das LOB nicht totale Weltklasse meint, sondern halt im Bereich bis 25€, also praktisch nicht Meister der 1. Bundesliga sondern Meister in der Regionalliga

Chateau Robin wurde wohl Zwangsversteigert und der Jahrgang 2018 ist der erste unter neuen Besitzer, Familie Thienpont. Die Ertragsausbeute war mit 10hl/ha sehr gering, das macht schon neugierig.
Vielleicht kommen noch Bewertungen anderer Verkoster.
Grüße Heiko