Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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harti
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von harti »

Dirk Würtz hat geschrieben:
harti hat geschrieben:Hallo Dirk,

nach Deiner Definition wäre z.B. die Franz Wilhelm Langguth Erben in Traben Trarbach mit ihrem Ausstoß von 50 Mio. Fl. pro Jahr, die sich auf etwa 10 Marken verteilen, kein Industrieunternehmen und der Wein kein Industrieprodukt. Auch die Rotkäppchen-Kellerei mit über 110 Mio. Fl. Sekt gehörte nicht in diese Kategorie. Was ist es aber dann?

Grüße

Hartmut
Langguth ist eine Kellerei, die hauptsächlich Weine kauft, füllt und vertreibt. Wie Mertes, Reh-Kendermann und all die anderen.
Wo ist der Unterschied, ob nun Fassware oder Trauben verarbeitet werden. Dies Zwischenverarbeitung zu Wein ist doch allein der hohen Verderblichkeit der Trauben geschuldet. Der Traubenanbauer veredelt sein Produkt somit nicht, sondern macht es nur transportfähig. Für mich sind damit die klassischen Elemente einer industriellen Produktion vorhanden. Und diese Produktion scheint angesichts der enormen Mengen, die von den Großkellereien ausgestoßen werden, eine relevante Bedeutung für den deutschen Weinmarkt zu haben.
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thvins
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von thvins »

Hallo Marko, auch da muss ich dir recht geben.

Aus Konsumentensicht ist da zunächst der begeisternde Wein, der dich dann vielleicht mitunter fragen läst, wer dahinter steht. Aber wenn der Wein nicht viel taugt, interessiert man sich noch weniger für den, der ihn gemacht hat. Bei einem einfachen, netten, aber belanglosen Wein wirst du selten neugierig gemacht, du hakst es ab, ähnlich wie du nicht nach der Biermarke im Restaurant fragst, wenn du ein Gezapftes bestellst... Haften bleiben immer die Erlebnisse an den extremen Rändern. Im Positiven, um mehr davon zu suchen, im Negativen, um Wiederholungen zu vermeiden.

Auffällig ist aber die Häufigkeit, mit der positiv = vom bewußt agierenden Kleinwinzer und negativ = Massenabfüller miteinnader korrelieren und dass es seltener anders herum ist.

Ich kenne keinen, der wirklich von Weinen von Abfüllern wie Mertens, Rotkäppchen und Co. oder von einem Petersbach-Franzosen für deutsche Discounter schwärmt im Sinne von - das sei große Winzerkunst... Andererseits wollen die meisten von uns so etwas nicht mehr freiwillig trinken.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
Dirk Würtz
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Dirk Würtz »

harti hat geschrieben:
Dirk Würtz hat geschrieben:
harti hat geschrieben:Hallo Dirk,

nach Deiner Definition wäre z.B. die Franz Wilhelm Langguth Erben in Traben Trarbach mit ihrem Ausstoß von 50 Mio. Fl. pro Jahr, die sich auf etwa 10 Marken verteilen, kein Industrieunternehmen und der Wein kein Industrieprodukt. Auch die Rotkäppchen-Kellerei mit über 110 Mio. Fl. Sekt gehörte nicht in diese Kategorie. Was ist es aber dann?

Grüße

Hartmut
Langguth ist eine Kellerei, die hauptsächlich Weine kauft, füllt und vertreibt. Wie Mertes, Reh-Kendermann und all die anderen.
Wo ist der Unterschied, ob nun Fassware oder Trauben verarbeitet werden. Dies Zwischenverarbeitung zu Wein ist doch allein der hohen Verderblichkeit der Trauben geschuldet. Der Traubenanbauer veredelt sein Produkt somit nicht, sondern macht es nur transportfähig. Für mich sind damit die klassischen Elemente einer industriellen Produktion vorhanden. Und diese Produktion scheint angesichts der enormen Mengen, die von den Großkellereien ausgestoßen werden, eine relevante Bedeutung für den deutschen Weinmarkt zu haben.
Hmm... wenn man das Ganze so betrachtet, dann ist das die weiterverarbeitende Industrie, da hast Du dann schon absolut Recht. Die logische Konsequent wäre dann, dass der Wein zunächst einmal kein Industrieprodukt ist, sondern lediglich in Rohstoff, der dann eben auch zu einem Industrieprodukt gemacht werden kann, oder?
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harti
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von harti »

Dirk Würtz hat geschrieben:Die logische Konsequent wäre dann, dass der Wein zunächst einmal kein Industrieprodukt ist, sondern lediglich in Rohstoff, der dann eben auch zu einem Industrieprodukt gemacht werden kann, oder?
So kann man es wohl zusammenfassen. Fasswein ist damit vergleichbar mit anderen agrarischen Rohstoffen, wie z.B. Getreide oder Ölsaaten, die erst durch Reinigung, Trocknung und Qualitätsprüfung lager-, transport- und handelsfähig gemacht werden.
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octopussy
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von octopussy »

Dieses Jahr geht es bei K&U wieder recht derb in den Jahresanfang. Mit einer weit geschwungenen Keule in Richtung des Weinbloggers Niko Rechenberg: http://www.weinhalle.de/blog/2013/01/du ... es-jahres/

Ob man so etwas nun mit konkretem Bezug veröffentlichen muss, naja :?. Inhaltlich abstrahiert (und unabhängig von Herrn Rechenberg, den ich nicht kenne) kann ich der Kritik von Herrn Kössler allerdings einiges abgewinnen. Diese nicht selten auch durch persönliche Beziehungen beinflussten "Hitlisten" gespickt mit allen möglichen Superlativen finde ich oft auch etwas fragwürdig, zumal irgendwie doch auch immer die gleichen Weingüter "bedacht" werden.
Beste Grüße, Stephan
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austria_traveller
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von austria_traveller »

Naja, schon etwas fragwürdig, warum er den Rechenberg so derart angeht. Wein ist nunmal eine subjektive Angelegenheit.
Warum schreibt Kössler nicht auchmal über Pinard de Picard. Da ist jeder Wein ein Topwein und in seinem Heftchen, das alle paar Wochen zu mir nach Hause flattert, wimmelt es nur so von Superlativen.
Der Grund für dieses Verhalten ist mir eher schleierhaft. Wahrscheinlich ist es halt in diesen Zeiten so, dass jeder über jedem immer seinen Senf dazugeben muss. Für mich ein bissl armseelig, wenn Ihm zu Jahresbeginn nicht mehr einfällt, als über jemand Anderen zu meckern !
Zuletzt geändert von austria_traveller am Mo 7. Jan 2013, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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UlliB
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von UlliB »

austria_traveller hat geschrieben:Warum schreibt Kössler nicht auchmal über Lobenberg. Da ist jeder Wein ein Topwein und in seinem Heftchen, das alle paar Wochen zu mir nach Hause flattert, wimmelt es nur so von Superlativen.
Was für "Heftchen" bekommst du denn vom Lobenberg? Meinst Du nicht vielleicht die "Pinnwand" von Pinard de Picard = Seiwert - dem Saarwellinger Poeten und Meister der unvergleichlichen Anhäufung von Superlativen? :lol:

Gruß
Ulli
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austria_traveller
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von austria_traveller »

UlliB hat geschrieben:Was für "Heftchen" bekommst du denn vom Lobenberg? Meinst Du nicht vielleicht die "Pinnwand" von Pinard de Picard = Seiwert - dem Saarwellinger Poeten und Meister der unvergleichlichen Anhäufung von Superlativen? :lol:
So ein Blödsinn aber auch. Natürlich meinte ich Seiwert.
Habe nur während ich den Eintrag hier geschrieben habe, ein mail von Lobenberg bekommen
und ... schwups. :oops: . Nein nein, ich meinte natürlich Pinard de Picard
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Gerald
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Gerald »

Also ich finde die Arroganz und das "Wer eine andere Meinung dazu hat, hat eben keine Ahnung von Wein" von Herrn Kössler schon ziemlich abstoßend. Objektive Kriterien, welcher Winzer jetzt würdig für die Kollektion des Jahres ist, gibt es nun mal nicht, es ist alles eine rein persönliche Angelegenheit.

Dabei konnte man vor kurzem an verschiedenen Stellen lesen, dass das Von-Oben-Herab der "traditionellen" Weinverkoster bzw. auch Weinmedien keine Zukunft mehr hat.

Dabei könnte er durchaus vor der eigenen Türe kehren, ich erinnere mich an sein mit kräftigen Ausdrücken gespicktes Plädoyer gegen Herbizide im Weinbau. Außer natürlich in wenigen Steillagen, da sind sie merkwürdigerweise OK (Zufall, dass ein prominenter Winzer in seinem Vertriebsprogramm das so macht?) ...

Grüße,
Gerald
BuschWein
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von BuschWein »

Martin Kössler hat sicher keine Verteidigung nötig, was er über Jahrzehnte als Weinhändler gemacht hat, welche Weine er nach Deutschland gebracht hat, welche Winzer er in der Zeit entdeckt hat, das ist Argument genug.

Aber zu einem will ich doch etwas sagen. Wo steht in seiner Kolumne, dass er keine andere Meinung gelten lässt? Ganz im Gegenteil er schreibt sogar explizit, dass die Wein-Blogger neue Ideen, neue Meinungen eingebracht haben, ja sogar die Wein-Presse fast ersetzt haben. Was ihm nicht gefällt, sind die hier geposteten "Kollektionen des Jahres" von Niko Rechenberg. Vor allem vermisst er handfeste Qualitätskriterien, warum die einzelnen Kollektionen ausgewählt wurden. Und das kann man durchaus so sehen.

Vielleicht ist seine Kritik ein wenig hart, aber das zeigt eben auch seine Verbundenheit mit dem Thema, wie wichtig ihm Wein und Weinqualität ist. Vielleicht ist Martin Kössler manchmal zu ernst bei dem Thema, natürlich kann man sagen, soll der Niko Rechenberg doch schreiben was er will, aber ein solcher Ansatz zeigt für mich deutlich weniger Respekt gegenüber dem Autor, als wenn man deutlich macht, was einem nicht gefällt. Denn würde Martin Kössler den Blog nicht ernst nehmen, dann würde er doch gar keine Kolumne darüber schreiben.

Natürlich kann man anderer Meinung sein als Martin Kössler, aber nur zu schreiben, dass ein Weinhändler nichts zu einem Blog sagen darf, oder wenn dann nur nettes, halte ich nicht für überzeugend.
Armin
www.gutsweine.com

Dumme Menschen machen immer den gleichen Fehler, intelligente immer Neue ;)
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