Hallo zusammen,
Anfang dieser Woche lud Ole zu einer wirklich herausragenden Beaujolais Probe, die nicht nur hervorragend zusammengestellt war, sondern bei der auch die einzelnen Weine eigentlich durch die Bank voll überzeugten (natürlich der eine mehr, der andere weniger, aber das ist Differenzierung auf sehr hohem Niveau). Die Weine waren in vier Gruppen eingeteilt: (1) Moulin-à-Vent 2005, (2) Clos de MEZ Mini-Vertikale, (3) Morgon 2009 von Familie Passot und (4) Brouilly und Côte de Brouilly 2009.
Los ging es mit:
Gruppe 1: Moulin-à-Vent 2005
Domaine des Rosiers (Gérard Charvet) - Moulin-à-Vent VV 2005
Jean Georges - Moulin-à-Vent 2005
Paul & Eric Janin - Moulin-à-Vent Séduction 2005
(alle 13% Vol.)
Von keinem der drei Produzenten hatte ich vorher einen Wein getrunken, so dass alles für mich Neuland war. Der Janin M-à-V war der kontroverseste, da ich nicht so sehr, aber die anderen eine gewisse ranzige Butternote rochen. Ich fand den Wein eigentlich den besten der Gruppe, aber auch der Jean Georges war sehr gut. Der Gérard Charvet war vielleicht etwas sehr zurückhaltend. Bei allen drei Weinen wurde aber - gerade im Vergleich zu den später getrunkenen Weinen - deutlich, dass die 2005er aktuell noch sehr (zu) jung sind. Da waren jeweils kräftig Muskeln im Spiel, die Nasen waren insgesamt nicht sehr generös und im Mund gab es zwar keine unangenehm harten Tannine oder ähnliches. Ich fühlte mich gleichwohl stark an die ebenso muskulösen 2005er Burgunder erinnert, die jetzt zwar langsam in die Nähe der Trinkreife kommen, aber bestmöglich noch ein bisschen liegen, auch auf Village-Ebene.
Gruppe 2: Clos de MEZ Fleurie La Dot Mini-Vertikale
Marie-Elodie Zighera-Confuron - Fleurie La Dot 2007
Marie-Elodie Zighera-Confuron - Fleurie La Dot 2008
Marie-Elodie Zighera-Confuron - Fleurie La Dot 2009
(alle 13% Vol.)
Auf diese Weine war ich besonders gespannt nach dem Kurzbericht von Ole zum Besuch auf dem Weingut (früher in diesem Thread). Jetzt bin ich mächtig angefixt. Alle drei Weine waren auf ihre spezielle Art und Weise äußerst überzeugend. 2007 war am offensten, am feministen, sehr freundlich, sehr schön strukturiert und - jedenfalls im Vergleich zu den beiden anderen Weinen - helltönig. Der ist jetzt trinkreif. 2008 ist aktuell eher etwas für Masochisten. Die Tannine sind schon etwas reibeisenmäßig, aber die Aromatik und die Dichte und Struktur des Weines versprechen viel für die Zukunft. Erstaunlich war aber, wie dunkel der Wein war, nicht nur in der Farbe, auch in der Aromatik. Das intensivierte sich mit dem 2009er noch, bei dem sich dunkel-brodelnd ein Cassis-Vulkan auf den Ausbruch vorbereitet. Es gab aber auch ein paar helltönige Anklänge, die sich hier und da zeigten. Insgesamt ist das ein Wunderwerk von einem Fleurie (für mich jedenfalls)
Gruppe 3: Monique & Bernard Passot Morgon 2009
Domaine Passot les Rampaux - Morgon Douby 2009
Domaine Passot-Collonge - Morgon Les Charmes 2009
Domaine Passot les Rampaux - Morgon Côte du Py 2009
(alle 13.5 % Vol.)
Diese Domaine kannte ich nicht. Aber von der Qualität war ich äußerst überzeugt. Mit jedem Wein steigerte sich die Qualität. Während der Douby noch ein klein bisschen harmlos war, gab es beim Charmes schon leuchtende Augen, die beim Côte du Py noch strahlender leuchteten. Insgesamt waren auch diese drei Weine sehr dunkelfruchtig in der Aromatik. Ein bisschen wie kleine schwarze und blaue Beeren, die von einem Granitblock zerquetscht werden. Großartige Weine.
Gruppe 4: Brouilly and Côte de Brouilly 2009
Georges Descombes - Brouilly 2009 (13 % Vol.)
Château Thivin - Côtes de Brouilly "Clos Bertrand" 2009 (13.5% Vol.)
Daniel Bouland - Côte de Brouilly "Cuvée Melanie" 2009 (13.5% Vol.)
Hier waren die Weine besonders unterschiedlich. Der Georges Descombes Brouilly war nach den ganzen dunkelfruchtig, "bösen" Weinen davor äußerst generös und freundlich, sehr saftig und "lecker", dabei aber auch komplex und tief. Der Château Thivin Côte de Brouilly "Bertrand" war dagegen etwas schwieriger zu trinken, zunächst etwas grünlich-herbal, dann immer transparenter und klarer in der Aromatik. Ich denke, mit noch mehr Luft wäre er noch mehr gekommen. Der Wein des Abends kam ganz zum Schluss: vielleicht war der Daniel Bouland Côte de Brouilly fast einen Tick
zu konzentriert und dicht (natürlich nicht so dicht, wie ein Süd-Rhône Wein oder einer aus dem Languedoc, aber im Vergleich zu anderen Beaujolais schon sehr dicht), konnte aber stets eine schöne Balance halten. Die Intensität der Aromen, die Struktur und die ganz leicht vom Alkohol getragene Fruchtsüße waren wirklich beeindruckend.
Im Fazit war ich insgesamt schon erstaunt, wie konzentriert und dunkelfruchtig viele Weine waren, aber das dürfte auch an den Jahrgängen 2005 und 2009 und ihrem aktuellen Reifestadium liegen. Die Qualität der Weine war jedenfalls außergewöhnlich. Vielen Dank an Ole für die Einladung zu dieser wundervollen Probe.
Meine Notizen im Detail können
hier nachgelesen werden.