Hallo Bradetti,
keine einfache Frage
Für mich ist der wohl wichtigste Aspekt für das Reifeverhalten die Jahrgangsstilistik. Davon ausgehend würde ich dem 2012er sicherlich noch etwas Zeit gönnen, auch wenn ich ihn bereits jetzt ziemlich delikat fand. Aber da kommt noch mehr, so denke ich. Aufpassen muss man allerdings mit der sog. Verschlussphase, die ich auch immer wieder beobachte. Bei einigen 2011ern habe ich gerade das Gefühl, dass sie sich von der unschönen Seite zeigen. Einige 2007er fand ich im vergangenen Jahr ebenfalls ziemlich verschlossen. Insgesamt neige ich auch eher zu vorsichtigeren Prognosen und trinke die Weine tendenziell etwas früher, das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich nicht sooo der Altwein-Liebhaber bin.
Im Herbst hatte ich die Gelegenheit von Jost das
GG Hahn 2006 und
GG Walkenberg 2010 zu probieren (wollte eigentlich was drüber schreiben, kam dann aber irgendwie nicht dazu). Den 2006er, fand ich, obwohl ein durchaus opulenter Wein, sehr sehr schön. Ganz tolle, komplexe Nase, fein gereift, vielschichtig und animierend am Gaumen, tolle Länge, für mich 92-93 P. Und dabei gilt ja 2006 als eher schwierig.
Als ebenfalls schwierig gilt ja 2010, der Walkenberg hat mir trotzdem gut gefallen. Ganz anders als 2006, natürlich – auch anderes Terroir – schlanker und straffer, viele kräuterige Noten, deutlich "anstrengender" als der 2006er, aber auch sehr gut, wenn auch ich dem 06er Hahn den Vorzug geben würde.
Kurz und gut - meine Prognose für den 2012er ist rein subjektiv und "bauchmäßig" eine eher zuversichtliche. Wenn du mehrere Flaschen hast, würde ich ruhig jetzt eine antesten und dann in gewissen Abständen nachtesten. 8-10 Jahre traue ich dem Wein durchaus zu.