Re: VDP Zu- und Abnahme
Verfasst: Sa 6. Apr 2013, 09:48
Gut, lassen wir einfach mal die Mosel aussen vor, weil selbst Fakten scheinbar keine valide Grundlage für eine Diskussion darstellen. Schauen wir auf die Anbaugebiete, die eher trocken produzieren UND (das ist wichtig) vor allem Riesling anbauen (also Nahe, Rheingau, Rheinhessen, Pfalz). Für die, wie bereits an anderen Stellen erwähnt, ist diese GG-Klassifikation initiiert worden, weil die Grossen Gewächse ihrer Definition nach eben trocken sind.Alas hat geschrieben: Was die Lagenklassifikation anbelangt möchte ich doch noch explizit fragen:
Was bringt das eigentlich?, und vor allem wem?
1. Es ging darum, TROCKENE Spitzenrieslinge aus Deutschland ins Bewusstsein der Konsumenten und der Presse zu rücken. Denn bis zum Jahrtausendwechsel war Deutschland nicht für trockene Rieslinge bekannt. Im Gegenzug hatten die Österreicher bereits früher die Zeichen der Zeit erkannt und mit den Smaragden den Markt für trockene Spitzenrieslinge besetzt.
2. Da Einzellagen in Deutschland einen klingenden Namen haben und traditionell mit Qualität verbunden werden, führte der VDP eine Lagenklassifikation ein statt - wie in der Wachau - nur eine "Qualitätsklassifikation" zu definieren. Dabei entscheidend ist aber, dass ein Grosses Gewächs eben aus einer definierten ERSTEN LAGE (inzwischen GROSSE LAGE) kommen muss UND auch Qualitätskriterien erfüllen muss (obwohl ich den Begriff Qualität gerne durch Ertrag, Restzuckerhöhe etc. ersetzen würde, denn eigentlich sind diese Parameter noch keine hinreichenden Gründe für Qualität - die wird erst durch die verbandsinternen Genehmigungsverfahren abgesichert).
3. Sollte mit den Grossen Gewächsen mediale Aufmerksamkeit geschaffen werden, weswegen die verschiedenen Roadshows aber vor allem die große Vorprobe in Wiesbaden installiert wurden. So hatte zum ersten Mal die internationale Presse die Möglichkeit, alle trockenen Spitzenweine der VDPler an einem Ort unter professionellen Bedingungen verkosten zu können.
Bis hierhin finde ich noch alles nachvollziehbar.
Richtig schwierig und viel, viel komplizierter sind solche Dinge wie Preisgestaltung, Lagenverbrauch und Prädikate im Verbund mit den Weinen aus Ersten Lagen. Auch die Qualitätsparameter sind sehr schwammig gehalten und die zeitgleiche staatlich regulierte Erste Gewächs-Klassifikation im Rheingau tat ein Übriges, um vollends Verwirrung zu schaffen. "God is in the details" wie die Engländer unter uns zu sagen pflegen und irgendwie hat sich da Gott doch arg zurückgezogen.
Kurzum: die Frage, WEM es etwas bringt, ist recht einfach zu beantworten: allen VDPlern, die es schaffen, mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bringt die Klassifikation einen Rahmen, um sich als Spitze definieren und ordentliche Preise aufrufen zu können. Die trockenen Spitzenbetriebe im VDP sind die Nutznießer der Klassifikation.