Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
Dirk Würtz
Beiträge: 229
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:30

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Dirk Würtz »

Die Flasche mit der "1" sollte beibehalten werden, so stand es jedenfalls in einer älteren Version der Beschlußvorlage aber nur für das GG, glaube ich...
Dirk Würtz
Beiträge: 229
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:30

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Dirk Würtz »

Hallo Dirk,

vielen Dank. Aber was ist dann mit dem Einweinprinzip (das Wort ist wirklich spitze :roll:)? Ich dachte, Einweinprinzip = Lagenverbrauch. Wenn es ein GG aus einer "Großen Lage" gibt, dann darf es keinen anderen trockenen Wein mehr aus derselben Lage geben, der mit Lagenbezeichnung etikettiert wird. Ich dachte, in dem Fall wäre die Pyramide wie folgt (angenommen alles Trauben aus der Hochheimer Hölle):

1. Hochheimer Hölle Riesling Großes Gewächs
2. Hochheimer Riesling Trocken
3. Gutswein Trocken

Daneben darf es dann noch z.B. Hochheimer Hölle Riesling Spätlese (restsüß) geben und als Ausnahmeregelung für den Rheingau evtl. noch Hochheimer Hölle Riesling Kabinett Trocken.

Habe ich das "Einweinprinzip" falsch verstanden? Darf es wirklich neben einem Großen Gewächs aus einer Großen Lage noch einen QbA Trocken aus derselben Großen Lage im selben Jahrgang geben?
Nein, nein, Du hast das THEORETISCH schon richtig verstanden. So hätte es sein sollen und so wäre Deine Pyramide auch richtig. Aufgrund der vielen singulären Interessen und "regionalen" Besonderheiten mussten diverse Kompromisse her: trockener Zweitwein aus der Lage, trockener Kabinett uswuswusw...
Und grundsätzlich natürlich alle Prädikate ab Kabinett aufwärts in süß mit der Lage
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4966
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Dirk Würtz hat geschrieben: Nein, nein, Du hast das THEORETISCH schon richtig verstanden. So hätte es sein sollen und so wäre Deine Pyramide auch richtig. Aufgrund der vielen singulären Interessen und "regionalen" Besonderheiten mussten diverse Kompromisse her: trockener Zweitwein aus der Lage, trockener Kabinett uswuswusw...
Und grundsätzlich natürlich alle Prädikate ab Kabinett aufwärts in süß mit der Lage
Angesichts dessen zitiere ich mich ausnahmsweise mal selbst - vor einigen Tagen hatte ich hier geschrieben:
UlliB hat geschrieben: Aber egal; wir können hier schreiben was wir wollen - der VDP wird machen, was er will, oder vielmehr: er wird das machen, was er angesichts der widersprüchlichen Interessen seiner Mitglieder gerade eben noch durchsetzen kann. Und es braucht nicht allzu viel prophetische Gabe, um zu sehen, was dabei herauskommen wird: ein komplexes, in vielen Aspekten widersprüchliches, weitgehend unverständliches Regelwerk (halt etwas sehr Deutsches ;))
BINGO !!!

Ich sollte mich doch als Prophet für VDP-Beschlüsse bewerben... :lol:

Gruß
Ulli
Benutzeravatar
Charlie
Beiträge: 1065
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:13
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Berlin, Heidelberg
Kontaktdaten:

Wie heissen denn die Lagen

Beitrag von Charlie »

2012 Hochheim Hölle VDP Grosse Lage Grosses Gewächs
2012 Hochheim Hölle VDP Grosse Lage Qualitätswein
2012 Hochheim Hölle VDP Grosse Lage Kabinett trocken
Puh, da kommt ja schon das nächste Problem (wenn auch ein sehr kleines, und vielleicht auch nur meines, aber wo soll ich denn jammern, wenn nicht hier??). Die Lage heisst Hochheimer Hölle und nicht Hochheim Hölle. Nicht weil ich die deutsche Sprache retten will oder Traditionen, sondern einfach weil digitale Geräte Probleme beim Suchen haben. Einerseits wollen oder sollen alle Winzer und Händler und Verbände ins Netz, andererseits riskiert man, dass die teuersten und international begehrtesten deutschen Weine schwerer gefunden werden. Kluge Maschienen können vielleicht noch bei der Hochheimer Hölle eine Chance haben, weil sich am Wortstamm der Gemeinde nichts ändert, aber bei zBsp. beim Ehrenstetter Ölberg wird es schwierig, denn als GG würde er Ehrenstetten Ölberg heissen.

Dirk, dir als wein2.0 Pionier kann das doch nicht ganz egal sein!
Dirk Würtz
Beiträge: 229
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:30

Re: Wie heissen denn die Lagen

Beitrag von Dirk Würtz »

Charlie hat geschrieben:
2012 Hochheim Hölle VDP Grosse Lage Grosses Gewächs
2012 Hochheim Hölle VDP Grosse Lage Qualitätswein
2012 Hochheim Hölle VDP Grosse Lage Kabinett trocken
Puh, da kommt ja schon das nächste Problem (wenn auch ein sehr kleines, und vielleicht auch nur meines, aber wo soll ich denn jammern, wenn nicht hier??). Die Lage heisst Hochheimer Hölle und nicht Hochheim Hölle. Nicht weil ich die deutsche Sprache retten will oder Traditionen, sondern einfach weil digitale Geräte Probleme beim Suchen haben. Einerseits wollen oder sollen alle Winzer und Händler und Verbände ins Netz, andererseits riskiert man, dass die teuersten und international begehrtesten deutschen Weine schwerer gefunden werden. Kluge Maschienen können vielleicht noch bei der Hochheimer Hölle eine Chance haben, weil sich am Wortstamm der Gemeinde nichts ändert, aber bei zBsp. beim Ehrenstetter Ölberg wird es schwierig, denn als GG würde er Ehrenstetten Ölberg heissen.

Dirk, dir als wein2.0 Pionier kann das doch nicht ganz egal sein!
Charlie, Du hast natürlich Recht1 Aber es hat sich in den letzten zehn Jahren eingebürgert, das "er" wegzulassen, wahrscheinlich weil es schicker und wertiger klingt. Und ich muss gestehen, ich habe das mittlerweile auch komplett verinnerlicht...
BuschWein
Beiträge: 542
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 15:33

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von BuschWein »

Bleibt die Frage ob EIN Klassifikationssystem, bzw. Qualitätssystem für GANZ Deutschland wirklich so sinnvoll ist? Klar am Anfang ist das toll, einfacher in der Kommunikation, im Marketing, aber auf Grund der unterschiedlichen regionalen Notwendigkeiten ufert das ganze natürlich schnell aus. Siehe auch jetzt wieder die ganzen Ausnahmegenehmigungen. Hätte man sich von Anfang an in den Regionen Gedanken gemacht und eigenständige Systeme etabliert, hätte man den Weg stringenter gehen können.

Die Frage bleibt ja ob Lagen überall der Weisheit letzter Schluss sind, man hätte auch ein Reserve-Wein-System einführen können, da gäbe es auch einige Vorbilder in der Welt.
Armin
www.gutsweine.com

Dumme Menschen machen immer den gleichen Fehler, intelligente immer Neue ;)
Bernd Schulz
Beiträge: 7184
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Bernd Schulz »

...man hätte auch ein Reserve-Wein-System einführen können...
Ja, ganz unbedingt! Mit zwei Jahren Barriquereife als Minimum für die Riesling-Reserve-GGs! :mrgreen:

Beste Grüße

Bernd
Benutzeravatar
Charlie
Beiträge: 1065
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:13
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Berlin, Heidelberg
Kontaktdaten:

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Charlie »

Armin hat irgendwie Recht, mindestens sollte man sich das überlegen.

Egal in welche Richtung die Regelungen gehen, ich sehe nicht, warum sie für ganz D passen sollen.

Die Lagen sind in D wichtig, keine Frage, und auch mindere Lagen sollten aufs Etikett dürfen, weil sie eventuell einen eigenen Charakter zeigen. Aber in der Praxis ist dem meist nicht so. Deshalb fände ich es gut, wenn Winzer hochwertigere Weine ( was immer das ist) auch formal hervorheben könnten ohne sich mit Lagen herumzuschlagen. Für Baden könnte ich mir das gut vorstellen. Gerade das würde es ermöglichen, auch kleine Weine mit einer Lage zu versehen.

nur so dahingesponnen ..., denn an die Auswüchse die Bernd sich ausmalt, mag ich erstmal nicht denken.
BuschWein
Beiträge: 542
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 15:33

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von BuschWein »

Ja, ganz unbedingt! Mit zwei Jahren Barriquereife als Minimum für die Riesling-Reserve-GGs!
GGs würde es bei Reserve-Weinen nicht unbedingt geben, ich habe das ja bewusst als Alternative zur Lagenklassifikation genannt. Dazu gibt es bei einer Lagerung überhaupt keinen Grund das Barrique vorzuschreiben. Sorry Deinen Einwand verstehe ich nicht.

Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass es für einige Weinbauregionen sinnvoller sein kann eine Traubenselektion über den gesammten Weinbergsbesitz zu machen? Mal ganz davon abgesehen, dass es Weinbaugemeinden gibt die nur eine Lage besitzen, die aber überhaupt nicht in sich homogen ist. Was soll da eine Lagenbezeichnung? Nehme wir als Beispiel den Schweigener Sonnenberg, was sagt hier eine Lagenbezeichnung über die Qualität oder die Aromatik eines Weins aus? Wenn eine solche Lagenbezeichnung aber komplett informationslos ist, warum brauche ich sie dann? Es gibt auch sehr gute Nicht-Lagen-Weine und ob die Qualitätsspitze in jedem Gebiet ein Lagenwein sein kann oder muss sollte aus meiner Sicht schon diskutiert werden.
Armin
www.gutsweine.com

Dumme Menschen machen immer den gleichen Fehler, intelligente immer Neue ;)
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von octopussy »

BuschWein hat geschrieben: GGs würde es bei Reserve-Weinen nicht unbedingt geben, ich habe das ja bewusst als Alternative zur Lagenklassifikation genannt. Dazu gibt es bei einer Lagerung überhaupt keinen Grund das Barrique vorzuschreiben. Sorry Deinen Einwand verstehe ich nicht.
Armin, ich glaube Bernd hat einen Spaß gemacht.
BuschWein hat geschrieben:Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass es für einige Weinbauregionen sinnvoller sein kann eine Traubenselektion über den gesammten Weinbergsbesitz zu machen? Mal ganz davon abgesehen, dass es Weinbaugemeinden gibt die nur eine Lage besitzen, die aber überhaupt nicht in sich homogen ist. Was soll da eine Lagenbezeichnung? Nehme wir als Beispiel den Schweigener Sonnenberg, was sagt hier eine Lagenbezeichnung über die Qualität oder die Aromatik eines Weins aus? Wenn eine solche Lagenbezeichnung aber komplett informationslos ist, warum brauche ich sie dann? Es gibt auch sehr gute Nicht-Lagen-Weine und ob die Qualitätsspitze in jedem Gebiet ein Lagenwein sein kann oder muss sollte aus meiner Sicht schon diskutiert werden.
Der Einwand ist nicht abwegig. Bei einer zukunftsgerichteten und langfristigen Betrachtung ergibt aber aus meiner Sicht auch für Weine aus dem Schweigener Sonnenberg, aus dem Kenzinger Hummelberg, aus dem Schlatterer Maltesergarten und aus dem Klingenmünster Maria Magdalena (ok, der vielleicht nicht ;)) die Lagenangabe Sinn. Wenn beispielsweise für Spätburgunder Burgund das Vorbild ist, müsste man eigentlich eine Lagenkultur herausarbeiten und fördern. Und wenn ein Winzer für den Wein aus einer bestimmten Lage vielleicht ein paar Jahre hinweg bessere Kritiken bekommt und ihn an die Spitze seines Sortiments setzen kann, dann spornt das vielleicht auch andere Winzer an, aus der gleichen Lage einen Spitzenwein zu machen und ihn mit der Lage zu bezeichnen und nicht mit Sternen oder "R"s. Übrigens gibt es auch aus Oregon, Kalifornien und Neuseeland zunehmend "Single-Vineyard" Pinot Noir Abfüllungen anstelle von Reserve-Weinen. Als Verkaufsargument ist das gar nicht schlecht. Nur braucht eine Lagenkultur eben lange Zeit, bis die einzelnen Lagen in ihrer Ausprägung deutlich werden (zunehmendes Rebalter, Erfahrung der Winzer, Vergleichsmöglichkeiten über mehrere Jahrgänge hinweg, Austausch von Klonen, usw.).
Beste Grüße, Stephan
Antworten

Zurück zu „Aktuelle Themen“