...ich kann da weder Problem noch Dummgeschwätz wahrnehmen, nur persönliche Erkenntnis...

...ich kann da weder Problem noch Dummgeschwätz wahrnehmen, nur persönliche Erkenntnis...
Aldinger-Weine sind mir rätselhaft und ich schwanke in meinen Bewertungen sehr. Ich sah den 22er zuerst auch schwach, doch notierte dann: Der Wein ist nach 24 Stunden Luft bei mir angekommen, schmeckt mir viel besser als gestern oder der 21er. Gestern habe ich im Vergleich einen komprimierten Wein getrunken, an dem die Sinne gewissermaßen abgleiten. Heute wurden sie sofort aufgehalten und hineingezogen. Dafür spielte ein äußerst appetitliches, feines Apfel-Mandarinen Aroma eine Rolle. Aus ihm schraubt sich - als ob es physikalisch greifbar wäre - eine angenehm provozierende Bitternote. Und dann steigt da noch etwas wie ein fruchtiger Nebelhauch auf...Zum ersten Mal erlebe ich also Dynamik, die, wenn abgeklungen, auf dem Gaumen noch lange nachhallt. Nebenbei auch Schärfe - nicht besonders störend. Bislang wollte ich dem Wein eine schöne Raffinesse bescheinigen, die über seine Limits hinwegtröstet. Als ich jetzt gerade noch einmal nachprobierte, hat es mich fast vom Teppich gezogen, da der Wein seine Aromatik nun weiter ausrollt. Viel weniger überschaubar als zuvor, verheißungsvoll auch mit eher roten Früchten und leichten Nussanklängen...Nora hat geschrieben: ↑Sa 29. Mär 2025, 15:56 Seit einer Woche im Glas:
Untertürkheimer Gips Chardonnay 1G 2022
Ganz am Anfang beim Öffnen gab es ein paar Reduktionsnoten. Ich hatte den Wein mit Korken verschlossen dann ca. 3 Stunden im Kühlschrank. Dann beim erneuten Einschenken gibt es kaum noch diese Noten, vielleicht mit ganz viel Wollen und mit der Nase tief im Glas bemerkt man ein paar Zündplätzchen am Verpuffen; sonst hat der Wein einen eher süßlichen, etwas diffusen Duft nach Zuckerwatte, ein bisschen Zitrone und Zesten und nassem Lappen.
Der Gaumen ist eher enttäuschend und eindimensional, auch hier sehr süßlich anmutender Antrunk; der Wein wirkt weich und ohne Spannung mit wenig Substanz, die Säure ist nur verhalten; am Ende gibt es eine unangenehme pfeffrige Schärfe.
Lange nicht so gut gelungen wie der 19er. Trinkfluss will nicht so richtig aufkommen.
Zu kühl schmeckten die Weine tatsächlich wie verdünnter Saft, aber auch mein starker Verdacht ist, dass der Eindruck des Beschränkten, aus dem mitunter faszinierende Aromen hervorblitzen, der Jugend geschuldet ist. Ich musste immer wieder an die kaum mehr möglich gehaltene Entwicklung mancher Bordeaux denken. Aldingers 21 Chardonnay bekam zum Schluss für mich eine schöne aromatische Dichte. Und dann fand ich weniger eine interessante Struktur oder komplexe Schichtung, sondern mir gefielen viele schöne, abwechlungsreiche Impressionen wie Reflexionen auf einem stillen Gewässer... die sowohl einfach wie sublim wirken, beeindruckend und schon wieder verschwunden. So komme ich dann auch in 21ers Jugend auf etwa 92 Punkte, ohne zu ahnen, wie es weitergeht.JPO hat geschrieben: ↑So 30. Mär 2025, 12:45 abgesehen von der Trinktemperatur ist mE bemerkenswert, dass Nora den ältesten Wein (2019) als den besten bewertet. Gerade bei Chardonnay-Weinen ist mein persönlicher Eindruck, dass diese Traube mit Flaschenreifung erst die für sie typischen Geschmacksnoten gut herausarbeitet. Und 6 Jahre ist für einen Chardonnay mE nicht sooo alt, sondern kommt jetzt erst ins optimale Trinkfenster. 2022 hätte wohl einfach noch ein paar Jahre in der Flasche warten sollen, um dann den gleichen Geschmackseindruck liefern zu können.
Bei jungen eher zurückhaltend schmeckenden Weinen hilft meiner Wahrnehmung nach dann tatsächlich eine höhere Trinktemperatur.
Das könnte zum einen schlicht an Noras Vorliebe für gereifte Weine liegen (@Nora korrigiere mich). Zum anderen ist Chardonnay als Rebsorte häufig so öde wenig eindrucksvoll, daß er seit jeher im Holz ausgebaut wird (Ausnahmen bestätigen die Regel), welches normalerweise eine gewisse Zeit braucht, sich zu integrieren. Im Fall von Aldinger tippe ich allerdings vor allem auf die Jahrgangsqualität, plus die Reduktion, die erstmal ein bißchen wegoxidieren mußJPO hat geschrieben: ↑So 30. Mär 2025, 12:45 abgesehen von der Trinktemperatur ist mE bemerkenswert, dass Nora den ältesten Wein (2019) als den besten bewertet. Gerade bei Chardonnay-Weinen ist mein persönlicher Eindruck, dass diese Traube mit Flaschenreifung erst die für sie typischen Geschmacksnoten gut herausarbeitet. Und 6 Jahre ist für einen Chardonnay mE nicht sooo alt, sondern kommt jetzt erst ins optimale Trinkfenster. 2022 hätte wohl einfach noch ein paar Jahre in der Flasche warten sollen, um dann den gleichen Geschmackseindruck liefern zu können.
Bei jungen eher zurückhaltend schmeckenden Weinen hilft meiner Wahrnehmung nach dann tatsächlich eine höhere Trinktemperatur.