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A propos Heinz Nikolai. Michael Q hatte mir irgendwann mal eine Flasche 2002 Erbacher Honigberg Riesling Auslese mitgebracht, die jetzt ihrer Bestimmung zugeführt wurde. Ich bin äußerst begeistert von dem Wein, und auch die Gäste fanden ihn phänomenal. So muss Rheingau für mich schmecken, etwas üppiger als z.B. Mosel oder Nahe und würzig. Das Etikett des Weins ist scheußlich, aber der Inhalt eine wirklich schöne Überraschung. Das mir zuvor unbekannte Weingut werde ich mal im Blick behalten.

Johannisberger Schwarzenstein Auslese 2011 0,75 L
Strohgelb , glasklar ,sauber , jugendlich, Steinobst, feine Süße, kurze Länge , wenig Dichte.
sehr schlechtes PLV nach 2 Jahren Flaschenreife sind andere Rheingauer weiter offener schöner enttäuschend 88

Prinz von Hessen, Johannisberger Klaus, Riesling Spätlese, 2002, 9,5%

Riecht nicht merklich alt aber eindimensional nach süßer Ananas. Schmeckt auch danach und für mich recht sauer obwohl gleichzeitig sehr süß, süßer als ich erwartet hatte. Dazwischen ist... leider nicht viel. Mittlerer Körper, etwas herbes und kurzes Finish. Am sonnigen Sonntagnachmittag ist ein kühles Glas davon okay, die Trinkaufforderung hält sich aber in Grenzen. Irgendwie schmeckt der wie Dosenananaswasser...
Hatte den Wein günstig von der PvH Resterampe mitgenommen, insofern einfach spaßig, die über 10 Jahre alte Spätlese zu probieren und erfreulich, dass der Wein bei weitem nicht am abbauen ist. Hätte ich den Listenpreis gezahlt, wäre ich aber enttäuscht.

Nachdem ich bereits im Herbst ein paar Weine des Weinguts Prinz im Glas hatte und recht angetan war, hatte ich vor Kurzem Gelegenheit, einen kleinen Querschnitt des Angebots zu verkosten.

Fred Prinz wirtschaftet auf ca. 7 Hektar in den Hallgartener Lagen Hendelberg, Jungfer und Schönhell, die jährliche Produktion umfasst rund 50.000 Flaschen

2012 Riesling trocken
Herber, mineralischer Duft, am Gaumen Zitrus, straff , frisch und trocken, guter Einstiegswein

2012 Riesling vom bunten Schiefer feinherb
Fruchtig-würzige Nase, Anklänge von Ingwer und Curcuma, am Gaumen kräftig und frisch, deutlich Säure und Mineralität, Frucht im Hintergrund, wirkt nahezu trocken, fester, kerniger Riesling.

2012 Riesling Tradition trocken
50% Holzfass, 50% Edelstahl. Nase mit Zitrus, Kräutern, Menthol (?). Am Gaumen wieder Kräuter, reife Säure, Tick Restsüße, kräftig und balanciert.

2011 Riesling Tradition trocken
Parallel zum vorhergehenden 12er verkostet. Deutlicher Unterschied, die 11er schon leicht gereift, opulenter, floraler Duft, jahrgangsbedingt weicher und fülliger, breiter gefächerte Aromatik, gut, aber ziemlich gesetzt, 12er sind viel spritziger.

2012 Hallgartener Riesling Kabinett trocken
Vornehm wirkende eher leichte und elegante Nase, am Gaumen zitrusgeprägt, relativ schlank mit guter Säure und entsprechendem Zug, hat gewissen Charme und Finesse.

2011 Hallgartener Riesling Kabinett trocken
Parallel zum vorhergehenden 12er verkostet. Gleiches Spiel: blumiger, weicher und etwas fülliger, dennoch insgesamt nicht uneleganter Kabinett-Charakter mit schon deutlichen Reifenoten.

2012 Hallgartener Schönhell Riesling trocken
Schöne, offene Nase mit Aprikose und Grapefruit. Am Gaumen harmonisch mit subtilen Druck und „gezähmter“ Fülle, elegant du nachhaltig, schöne Länge.

2012 Hallgartener Hendelberg Riesling trocken Erste Lage
Eher leise, dezente Nase, am Gaumen extrem feine und charmante Frucht, nachhaltig, aber kein Kraftpaket, wirkt zart und fein, hat gleichzeitig gewisse Tiefe, lang im Abgang, sehr guter Wein.

2012 Hallgartener Jungfer Riesling Kabinett
95 Gramm RZ, 9,5 g Säure. Feine, verspielte Nase. Am Gaumen noch etwas zu laut, deutliche Süße und deutliche Säure, alles noch etwas ungekämmt und neben sich stehend, hat Potential, zeigt erst in ein paar Jahren seinen Charme.

Insgesamt eine sehr ausgeglichene Kollektion auf gutem bis hohen Niveau, die Weine haben alle eigenständigen Charakter und folgen gleichzeitig einem roten Faden, haben diese feine Kräuter-Linie, angenehm der weitgehende Verzicht auf versteckte Restsüße.
Meine Favoriten sind der Vom Bunten Schiefer und der Hallgartener Hendelberg. Punktemäßig sehe ich die Weine recht homogen zwischen 85 und 90 Punkten angesiedelt.

In den letzten zwei Jahren liest man immer mal wieder etwas Positives über das Weingut Georg-Müller Stiftung aus Hattenheim. Gestern haben wir zwei Probeschlücke älterer Weine ins Glas bekommen: 1971 Hattenheimer Nussbrunnen Riesling Spätlese und 1982 Hattenheimer Schützenhaus Riesling Spätlese. Beide Weine rochen ganz angenehm, wirkten auch von der Farbe her nicht zu alt. Im Mund passierte aber bei beiden Weinen quasi gar nichts. War das Weingut früher mal gut?

... Kurzbesuch bei Himmel in Hochheim.

2012 Hoelle
Wuerzig, kraeftig, rustikal; ganz leichter Bitterton. Hmmm. 86-ish.

2013 Weiss Erd
Sehr weiche Frucht, sueffig. Gut, aber die Lage (viel Kalk) ist nicht meins, auch bei Kuenstler nicht.

2012 Stueckfass
Kirchenstueck mit einem Jahr mehr Fassreife, zusammen mit dem Lumen (s.u.) erst neulich gefuellt. Viel 2012er Saft, Kraft, herrlicher Trinkfluss, aber ohne die extreme Vinifikation eines Lumen. Sehr gut! 89-90+

2012 Lumen Naturale
Kirchenstueck, teilweise Maischevergoren (wie PJ Kuehn). Tief, intensiv, wuerzig, schoene Frucht, Saft und Kraft, und das bei nur 12.5%. Wow! Der schoenste Lumen bisher? Den 2010er, der sich jetzt bereits gut antrinken laesst, 14% dreht und durchaus mit den grossen Kuehns mithalten kann, wird der 2012er wohl hinter sich lassen. Toll! 91-92+

Wie immer eine dicke Empfehlung in Hochheim.

Cheers,
Ollie

... Kurzbesuch bei...

Weingut Wegeler. Um es kurz zu machen: Ohgottogott. Rheingau und Mosel (Bernkasteler Doctor) verkostet. Am besten hat uns noch der Geheimrat J gefallen, der sicherlich als sehr guter (in der Ecke 88 P.), typischer, trockener Rheingauer auf SL-Niveau durchgeht. Aber die Preise sind sehr problematisch. Vor 20 Jahren was das state-of-the-art, aber heutzutage... nee, nee, nee, dann trink' ich doch lieber Tee.

Schraeg gegenueber ist Weingut Hammond / The Garage Winery. Hat ja schon einiges einstecken muessen fuer seine Sugar Babes usw., trotz aller Edelstahl-RZH-Geschichten sind die Weine aber ganz solide. Neulich meine letzten trockene 2005er Spaetlesen aus dem Magdalenenkreuz mit grosser Freude getrunken (87-88); sehr typische Rheingauer. Mittlerweile gibt es auch spontanvergorene trockene Spaetleseen "Old School" aus dem Berg Roseneck (Alte Reben); durchaus sehr gut (89-90+), aber leider mit EUR 22.50 etwas teuer, denn der Kuehnsche Hendelberg draeut fuer stark die Haelfte. Aber: Am langen Ende koennte das durchaus was werden. Beobachten?

Weingut George. Seit 15 Jahren ein steter Quell grundsolider und recht rheingautypischer Weine fuer Preise im einstelligen Bereich. Brauchbar die Alten Reben aus dem Geisenheimer Moenchspfad bzw. dem Maeuerchen; haelt ein paaer Jahre. Sehr ordentlich auch der 2012er Berg Rottland "Big Fish", seit langem mal wieder nicht aus dem Bischofsberg, aus dem stattdessen ein Barrique-Riesling kommt. Etwas rustikal und nicht so fein wie der Kiedricher Turmberg von Weritz, aber dennoch ganz sympathisch. Denn, und dass muss man Herrn Wagenitz lassen: Sein sehr zurueckhaltendes Holzhandling ist impeccable. Gerade seine Rotweine profitieren sehr davon. Der 2003er Spaetburgunder aus der Ruedesheimer Drachenstein trinkt sich immer noch fantastisch (Weihnachten 2013 zum Wildgulasch!), und auch wenn die nachfolgenden Jahrgaenge nicht die Klasse des 2003ers erreicht haben, so ist der 2012er aus dem Barrique fuer EUR 8.90 doch ein sehr solider Rotwein, der in drei Jahren noch besser schmecken wird (und der mir persoenlich sehr viel besser gefaellt als die Sachen von Jakob Sebastian).

Cheers,
Ollie

langwerth von simmern, erbacher marcobrunn spätlese 1973

gereifte rheingauer rieslinge sind so oft ein großes vergnügen und lassen, neben der freude über den genuss der jeweiligen flasche, in mir auch immer ein wenig wehmut in bezug auf die heute so häufig erzeugten qualitäten aufkommen...wie werden sich wohl ein großteil der heute erzeugten weine in 40+ jahren präsentieren, wird die nächste generation ebenso grandiose gereifte weine ins glas bekommen wie wir ? ich befürchte leider nicht in der breite aus dem rheingau.

zum wein:
meine erwartungen waren eher mäßig ob des doch sehr schlechten jahres, aber wenn schon ein wein aus 1973, dann ein süßwein !
perfekte flasche, füllstand grandios, korken exzellent, farbe goldgelb und wunderbar brillant. der wein braucht ca. 30 minuten belüftung um einen leichten schleicher des alters bzw. einen minimalen kellerton abzuschütteln und ist dann voll da. wunderbar gereift, voller energie und spritzigkeit, harmonisch, die süße zwar präsent, aber inzwischen weitgehend im hintergrund, feine, aber nicht dominante säure, minimale botrytis, die sich in einem dezentem honigton im hintergrund zeigt, tolle fruchtsüße, karamel, im besten sinne unglaublich saftig.
ja, hinten raus fehlt es ein wenig an länge und zur absoluten größe fehlt etwas komplexität, aber sowas als sommerwein mit geringem alkohol bei den gestrigen temperaturen auf der terrasse genossen ist einfach ganz großes kino und macht glücklich...toller wein.

[album]2518[/album]

Als sehr schön erwies sich gestern abend auch diese von Markus eingebrachte Auslese:



Ich hatte das Weingut von einem Besuch an seinem Stand auf der ProWein (vor ca. 10 Jahren) nicht in bester Erinnerung. Hier zeigt sich wieder einmal, dass man aus einer einzigen Momentaufnahme heraus keine generellen Vorurteile entwickeln sollte....

Viele Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

die 92er Kirchenstück Auslese hätte ich von seiner Feinheit und Eleganz eher Richtung Rüdesheim geschickt, ein Hochheimer und so elegant??? wenn es mehr von Rieslingen dieser Qualität in den letzten 20 Jahren im Rheingau gegeben hätte, ja dann.... wäre es ohne wenn und aber mit das beste Anbaugebiet in Deutschland, 90 Punkte
was allerdings der Domdechant Werner seitdem geleistet hat?? keine Ahnung!!
Gruß

Ralf