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Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 11:00
von moc
Hallo zusammen!
Wie sieht es eigentlich an Ahr und Mosel und in Baden aus? Weiß jemand was genaues?
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 11:00
von Gerald
Hallo Gerhard,
Also bei uns am Stadtrand hatten wir gestern morgen 2 Grad. Und meine Autoscheibe war angefroren. Ich bin mir da nicht sicher, ob es da im Weinviertel keinen Frost gegeben hat.

bei meinem Haus (Nähe Wolkersdorf) war der Tiefstwert 1,4 Grad gegen 6 Uhr. Ich habe eine ständige Temperaturaufzeichnung wegen der ganzen Zimmerpflanzen, die schon draußen auf der Terrasse stehen und die ich notfalls wieder hereintragen müsste (könnte die kommende Nacht ein Thema werden).
Kann aber schon sein, dass in anderen Orten - das Weinviertel ist ja groß - der Nullpunkt knapp unterschritten wurde.
Grüße,
Gerald
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 11:53
von mundschenk
Leider hat der Spätfrost auch die Pfalz erwischt: in der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ stand heute zu lesen, dass laut dem Bauern und Winzerverband in den betroffenen Regionen mit Ernteausfällen von bis zu 30% gerechnet wird. Laut dem DLR liegen die betroffenen Flächen wohl hauptsächlich in der Ebene.
Natürlich tut es auch mir etwas leid, dass die Winzer gerade nach den durch Hagelschaden und Verrieselungen bedingten Ertragsausällen im Jahrgang 2010 schon wieder mit großen Ernteausfällen zu rechnen haben. Ich bedaure alle Winzer die durch den Frost unverhältnismäßig stark belastet und in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht wurden und auch alle qualitätsorientiert arbeitenden Winzer, die mit einem kurzen Rebschnitt schon für eine ausreichende Ertragsreduzierung gesorgt haben und nun zusätzlich hohe Ausfälle haben.
Aber mal ganz ehrlich: in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt wird definitiv mehr Wein erzeugt als absetzbar ist. Gerade in Deutschland haben wir mit im Schnitt 10.000 Liter (das Jahr 2010 mal ausgenommen) regelmäßig viel zu hohe Hektarerträge. In Frankreich und Italien wird im Schnitt nur ungefähr die Hälfte dieses Hektarertrages erzielt. Dass die deutschen Winzer im Schnitt gerademal im Schnitt 2,76 EUR pro Liter bekommen
(Quelle: Falstaff 02,2011) hat sicherlich auch seinen Grund.
Zwar gibt es, Gott sei Dank, in allen deutschen Weinregionen immer mehr Winzer die auf Qualität statt auf Quanität setzen, aber Fakt ist, dass in vielen Bereichen immer noch deutlich zu viel Menge erzeugt wird, so dass eine "natürliche Ertragsbeschränkung" der Qualität durchaus förderlich sein kann.
In der Pfalz zum Beispiel, lag die Erntemenge bei einer Rebfläche von ca. 23.000 ha im Jahr 2009 bei ca. 2,4 Mio Hektoliter. Im langjärigen Schnitt liegt man vielleicht ein bisschen darunter. Als erklärter Liebhaber und Botschafter der guten Pfälzer Weine bedauere ich es, dass laut einem Artikel des Pfalz-Experten Jürgen Mathäs ( er bewertet die Weingüter der Pfalz für den Gault Millau) in DIE RHEINPFALZ 16/12/2006 " "fast zwei Drittel der Pfälzer Weine in Kellereien gefüllt werden". Das ist zwar 5 Jahre her, dennoch glaube ich nicht, dass sich diese Zahl stark verändert hat. Was andere Regionen angeht, liegen mir diesbezüglich keine Zahlen vor.
Der größte Teil dieser mit (viel zu) großen Hektarerträgen produzierten Weine steht dann für 1,99 -2,49 im Regal der Discounter. Das ist schade, denn ich bin überzeugt dass man auch in den "schwächeren Lagen" und "mittleren Lagen" bei einer vernünftigen Ertragsreduzierung durchaus Qualitäten erzeugen könnte, die dem Ruf des Pfälzer Weines deutlich förderlicher wären.
Außerdem sei noch angemerkt, dass die geringeren Mengen sich ja nicht nur auf die Qualität auswirken, sondern auch einen deutlichen Einfluss auf die erzielbaren Wein und Fassweinpreise haben und somit sicherlich den Verlust der Winzer relativieren teilweise sogar überkompensieren werden! (Vergleiche den Artikel über "explodierende Fasweinpreise" vom 17.02.2011 unter
http://drinktank.blogg.de/eintrag.php?id=3110
Gruß
Peter
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 12:26
von BuschWein
Das Problem in diesem Jahr liegt sicher auch darin, dass die Reben schon recht weit in der Entwicklung sind, zum Teil ist ja schon die Blüte vorbei, wenn dann Frost kommt tut das doppelt weh.
Wir haben auch von einer Winzerin aus Rheinhessen gehört, dass eine komplette Spätburgunderlage erfroren ist. Wenn die Meldungen so stimmen, dann wird es wohl auch 2011 keine große Ernte geben.
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 12:31
von Gerald
Eigentlich richtig, man muss ja auch bedenken, dass Spätfröste, Hagel, Trockenheit etc. keine außergewöhnlichen Jahrhundertereignisse wie z.B. hierzulande ein Tornado sind, sondern fast der Normalfall, der langfristig im Weinbau ja berücksichtigt sein sollte. Wer sich hingegen in der Karibik ein Haus kauft, muss auch damit rechnen, dass er irgendwann einmal Bekanntschaft mit einem Hurrican machen wird ...
Solche Ereignisse müssen wohl langfristig in der Kalkulation berücksichtigt sein, man kann nicht davon ausgehen, dass jedes Jahr vom Wetter her perfekt sein wird. Gegen Hagel kann man sich ja versichern - gibt es so etwas im Fall von Spätfrösten nicht?
Grüße,
Gerald
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 12:35
von susa
Gerald hat geschrieben:Hallo Dirk,
klingt leider überhaupt nicht gut

Ist damit die Ernte 2011 endgültig abzuschreiben oder kann aus den "Ersatzaugen" (oder wie das heißt, kenne den richtigen Ausdruck leider nicht) noch einigermaßen etwas werden?
Grüße und alles Gute,
Gerald
Das Ganze wird derzeit auch auf facebook diskutiert, Patrick Johner hat mir auf meine Frage folgende Antwort geschrieben "...@Susanne so wie es hier aussieht werden die Triebe komplett absterben und aus dem verholztem Bogen wird ein schlafendes Auge erwachen und einen neuen Trieb bilden. Diese Augen tragen jedoch meistens keine Gescheine, so dass der Winzer neues Holz für den Rebschnitt hat, jedoch in diesem Jahr nicht einmal einen Ertrag aus Geiztrieben. Siehe mein Blog artikel..."
und hier ist der Blogartikel von Patrick Johner
http://blog.johner.de/2011/05/frost-im- ... fahrungen/
lieben Gruß
susa
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 12:44
von Gerald
Aha danke, so etwas habe ich mir ohnehin fast gedacht. Da gibt es eben ein Jahr keinen oder nur minimalen Ertrag. Für die betroffenen Winzer natürlich bitter, für die anderen aber vielleicht eine Chance auf höhere Preise in diesem Jahr.
Natürlich bringt das dann wieder die Gefahr, dass die Konsumenten auf billigere Importware zurückgreifen. Um das zu verhindern, muss man wohl noch an der Wertschätzung der deutschen Konsumenten für deutschen Wein arbeiten (in Österreich scheint diese Verbundenheit stärker ausgeprägt zu sein, was wahrscheinlich auch nicht naturgegeben ist, sondern mit dem geschickten und effizienten Weinmarketing zusammenhängen dürfte).
Grüße,
Gerald
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 17:51
von mundschenk
Nachdem ich die Fotos auf der Würz-Seite gesehen habe und auch hier bei uns in der der Pfalz einige frostgeschädigte Weinberge gesehen habe, plagt mich nun doch das schlechte Gewissen wegen meines Kommentars: das ist keine "natürliche Ertragsreduzierung" mehr, der man auch gute Seiten abgewinnen kann, das ist wirklich katastrophal!
Mein Beileid allen betroffenen Winzern.
Aber: umso wichtiger muss es für die Winzer sein, ein vernünftiges Preisniveau zu ereichen, in dem derartige Ausfälle eingepreist sind!
Gruß
Peter
Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 18:05
von DerFranki
mundschenk hat geschrieben:Aber: umso wichtiger muss es für die Winzer sein, ein vernünftiges Preisniveau zu ereichen, in dem derartige Ausfälle eingepreist sind!
Ich weiß ja net....
Ich kann beim besten Willen kein Wetter entdecken, das nicht in die Jahreszeit passt.
Ich bin aber die Meldungen der Bauern in jedem (wirklich in jedem!) Frühjahr gewohnt, in denen zu viel oder zu wenig Sonne, zu viel oder zu wenig Wind, zu hohe oder zu niedrige Temperaturen, zu viel oder zu wenig Regen...... für mögliche Ernteausfälle als Vorabbegründung herhalten müssen und im gleichen Atemzug Preiserhöhungen angekündigt werden.
Also, erst einmal abwarten.
Vielleicht fällt ja die Ernte im Herbst doch nicht sooo viel anders aus als sonst. Und dann ist's ja wieder eine Jarhundert-...ach was sag' ich Jahrtausenternte.
Fast so wie in jedem Jahr.

Re: Ein schwarzer Tag
Verfasst: Do 5. Mai 2011, 19:21
von UlliB
DerFranki hat geschrieben:
Ich bin aber die Meldungen der Bauern in jedem (wirklich in jedem!) Frühjahr gewohnt, in denen zu viel oder zu wenig Sonne, zu viel oder zu wenig Wind, zu hohe oder zu niedrige Temperaturen, zu viel oder zu wenig Regen...... für mögliche Ernteausfälle als Vorabbegründung herhalten müssen und im gleichen Atemzug Preiserhöhungen angekündigt werden.
Sorry, aber wer die Situation vor Ort gesehen hat, kann diesen Kommentar nur als blanken Zynismus betrachten.
Im Taubertal hat es über 90% der Gesamtfläche erwischt, in Mainfranken geschätzte 60 bis 70% - in einzelnen Lagen aber so gut wie alles. Im Prinzip ist in diesen Gebieten der Jahrgang 2011 schon gelaufen. Da 2010 mengenmäßig schon schwach war, werden weniger finanzstarke Betriebe nicht unerhebliche Probleme bekommen.
DerFranki hat geschrieben:Ich kann beim besten Willen kein Wetter entdecken, das nicht in die Jahreszeit passt.
Natürlich kann es Anfang Mai schon einmal Luftfrost geben. Das Problem ist, dass der Rebaustrieb dieses Jahr erheblich früher erfolgt ist als gewöhnlich. Wir waren hier (in B-W) etwa 2-3 Wochen voraus.
Gruß
Ulli