Aus diesem und jenem Grund habe ich in den letzten Tagen keinen Wein getrunken, aber heute war dann doch mal wieder ein Schluck Riesling fällig:
Auf jeden Fall handelt es sich um einen trinkigen Wein - ich musste mich schwer beherrschen, die 0,5-Literflasche nur zur Hälfte zu leeren! Der GM kam seinerzeit auch auf 90 Punkte (wie ich im Nachhinein gesehen habe) und schrieb "trinken bis 2014". Ich glaube allerdings, dass diese Auslese auch 2025 noch viel Freude machen wird.
Auf die Gefahr hin, dass mir das kaum einer glaubt: Beim Riesling ist 2004 gegenüber 2005 oftmals der schönere Jahrgang.
Bernd Schulz hat geschrieben:
Auf die Gefahr hin, dass mir das kaum einer glaubt: Beim Riesling ist 2004 gegenüber 2005 oftmals der schönere Jahrgang.
Beste Grüße
Bernd
das glaube ich nicht. Das weiss ich 2005 ist der nominell grössere, weil fettere Jahrgang. Aber das ist er eben nur auf dem Papier. Das kältere 2004 gibt wie 2008 den im Klimawandel so wichtigen Säureeinsatz. Es braucht aber herausragende Erzeuger wie Wittman, damit sich dieser Vorteil auch wirklich realisiert.
Grüsse,
Wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Aber das ist er eben nur auf dem Papier. Das kältere 2004 gibt wie 2008 den im Klimawandel so wichtigen Säureeinsatz. Es braucht aber herausragende Erzeuger wie Wittman, damit sich dieser Vorteil auch wirklich realisiert.
Das entspricht ganz genau meiner Perspektive. Allerdings würde ich mir die besagte Auslese (die ich geschenkt bekommen habe) nicht selber kaufen. Wittmann ist sicherlich ein Spitzenbetrieb, aber dieser Auslese fehlt für mich dann doch der letzte Kick, der aus dem Boden kommt. Edelsüße Rieslinge erreichen an der Mosel, am Rhein, an der Nahe und am Roten Hang dann eben doch eine andere Dimension als im rheinhessischen Hügelland. Für meinen Geschmack verhält sich das einfach so, Wittmann und auch Keller hin oder her.
Gerade sitze ich über dem Rest der 04er Morstein-Auslese. Der Wein hat noch zulegen können, er wirkt heute offener und gleichzeitig tiefer - ein bis zwei Pünktchen mehr sind da schon drin. Besonders gut gefällt mir die präsente, aber gleichzeitig feine, überhaupt nicht ins Bittere driftende Botrytisnote, die das großmeisterliche Können des Winzers bestätigt.
Direkt nach dem Öffnen vielschichtige expressiv-wilde Nase. Citrusfrüchte, gelbe Früchte. Sehr schön.
Am Gaumen druckvoll und bereits sehr schön entwickelt. Er zeigt seine Herkunft mit den tropischen und citruslastigen Kalksteinaromen. Herrlich tänzelnde Säure. Anfangs fehlt etwas die Harmonie. Diese findet sich aber bereits nach einer knappen Stunde. Im Abschluck zeigt sich dann die für das Kirchspiel typische Salbeinote. Gute Länge.
In der letzten Woche war dieser Wein für 4 Tage mein "Betthupferl":
Morstein Auslese 2010
Bei der Probe im letzten Frühjahr wirkte diese Auslese irgendwie (zu) schlank und unharmonisch. Gerade wenn man noch die grandiose 09er Auslese zum Vergleich (gedanklich) heranzieht. Ich habe ihn wohl damals unterschätzt, aber dennoch drei Fläschlein (0,5l) gekauft, wofür ich heute echt dankbar bin.
Denn heute, also rund 9 Monate später, hat sich der Wein echt gemausert. Und ich finde er ist zwar anders als der 09er (puristischer, aber dafür viel mehr Spiel und Komplexität) aber mindestens auf Augenhöhe.
Intensive kühle Kalksteinnase. Etwas reife rotbackige Äpfel. Am Gaumen knallt eine reife Säure auf die Geschmacksknospen, dass es eine wahre Freude ist. Die Säure ist hoch, sogar sehr hoch, aber trotzdem reif und harmonisch. Wunderbar ausbalanciertes Süß-/Säurespiel. Erfrischt und belebt (daher als "Betthupferl" nur bedingt geeignet). Hoher Trinkfluss (ich musste mich zusammenreissen, dass der Wein ganz 4 Tage überlebt).
Großes Potential..Jetzt und in den nächsten 10-15 Jahren..
92+
Für 17,90 (0,5l) ein veritables Schnäppchen..
Großes Kino war meiner Meinung nach auch seine 2003er Morstein Auslese. Die hatte natürlich deutlich weniger Säure, war aber dafür einfach nur hedonistisch süß mit einer unendlichen Länge. Da hätte ich mich reinlegen können.
Auch die Flaschengröße finde ich ganz gut. 0,375L sind einfach immer zu schnell weg.
2011 dürfte ein wirklich hervorragendes jahr für gastronomie-weine sein, und wie als bestätigung für diese these präsentierte sich heute ein 2011er weisser burgunder trocken von wittmann als exzellenter begleiter zu jakobsmuscheln in safransoße.
leichte zitrusfrucht in der nase, die allerdings insgesamt sehr zurückhaltend ist und kaum etwas rauslässt, etwas ganz leicht erdiges meine ich ebenso wahrzunehmen. am gaumen sehr straff, zupackend, mit schöner säure, das aromenspektrum eher eng auf der zitrusfruchtigen seite, etwas zitronenabrieb und auch grapefruit, eine sehr schöne leichte bitternote. hat diese "karge" mineralität, die ich mit mineralik assoziiere und macht sich mit diesem geschmacksprofil als essensbegleiter sehr gut. mit zunehmender erwärmung stört mich in der nase etwas der alkoholgehalt von 13%.
goldgelb im glas, in der nase erstaunlich reif, deutliche petrolnote und reife tropische früchte, sehr offen, geradezu opulent.
am gaumen ebenfalls sehr reife frucht, mango, pfirsich, auch etwas zitrusfrucht, wirkt auch hier sehr gereift und offen und kommt mit dieser opulenten frucht deutlich restsüßer rüber, als er es vermutlich eigentlich ist. abgepuffert wird das ganze durch eine schöne, sehr angenehme säure, die niemals spitz und unangenehm wirkt, sondern die geschmackseindrücke trägt. langer, sehr harmonischer abgang.
so einen opulenten riesling brauche ich nicht jeden tag, aber hin und wieder ist das sehr schön. überrascht hat mich der reifegrad, ich hätte nicht vermutet, dass der 2008er schon so weit ist, da hab ich 20 jahre alte rieslinge von j.b. becker getrunken, die eine ähnliche reife hatten....
Wein - ich musste mich schwer beherrschen, die 0,5-Literflasche nur zur Hälfte zu leeren! Der GM kam seinerzeit auch auf 90 Punkte (wie ich im Nachhinein gesehen habe) und schrieb "trinken bis 2014". Ich glaube allerdings, dass diese Auslese auch 2025 noch viel Freude machen wird.
2005 ist der nominell grössere, weil fettere Jahrgang. Aber das ist er eben nur auf dem Papier. Das kältere 2004 gibt wie 2008 den im Klimawandel so wichtigen Säureeinsatz. Es braucht aber herausragende Erzeuger wie Wittman, damit sich dieser Vorteil auch wirklich realisiert.
