octopussy hat geschrieben:Für sehr objektive Weinbeschreibungen wie "soundsolche Farbe. Diese und jene Früchte. Kreidig im Abgang" stimme ich Dir zu. Deshalb lese ich immer gerne zusätzlich noch so etwas wie "gerade spitze" oder "Ein Meisterwerk" oder "Totlangweilig". Wie hier im Thread
http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=33&t=338 zu lesen, scheinen sich aber viele nicht zu trauen, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen.
Hallo Octopussy,
das sehe ich absolut gegenteilig zu dir
Wenn jemand schreibt, der Wein schmeckt nach Kirsche, dann kann ich mir darunter was vorstellen, unter "totlangweilig" kann ich mir auch was vorstellen, aber es hilft mit 0,0 wenn ich den Verkoster nicht kenne.
Ein Beispiel: Wir probieren Tempranillo Weine aus der Rioja, wobei ich den alten, kargen Stil a la La Rioja Alta 904 bevorzuge. Wenn jemand den "neuen" fruchtigen Stil mag, wird er die Weine, die ich mag als totlangweilig sehen, bzw. sogar als tot

.
Wenn ich den Verkoster jetzt kenne, kein Problem, aber wenn ich ihn nicht kenne, was soll ich dann damit. Er meint mit "totlanweilig" einen schlechten Wein, der ihm nicht schmeckt und für mich wäre der Wein spitze.
Wenn jemand bei einem Burgunder schreibt "dunkles, fast schwarzes Rubinrot" dann habe ich die Farbe vor Augen und weiß, dass der Burgunder dann für mich eher untypisch ist und er mir wahrscheinlich nicht schmeckt. Wenn er schreibt "gerade spitze" hilft mir das gar nichts, wenn ich seinen Geschmack nicht kenne.
Ein Begriff wie "super" hilft mir auch nur dann, wenn ich weiß, was davor oder danach kommt (wie Don schon geschrieben hat).
Ein Beispiel: Ein Verkoster schreibt, der Wein sei "voluminös".
Was heißt das jetzt ? Für mich würde das erst mal heißen, der Wein ist dicht und schwer, eben mit viel Volumen.
Bei dem Verkoster kommt aber vor voluminös erst "knapp voluminös" und danach "kräfig voluminös" , "stark voluminös" und "gigantisch voluminös" (Achtung, nur Beispiele

)
Was bitte hilft mir jetzt voluminös wenn ich das Schema des Verkosters nicht kenne ? Genau so ist für mich super
Es hat also für mich wenig damit zu tun, ob man sich traut, sich aus dem Fenster zu lehnen. Klar kann ich hochpoetische Dichtkunst für die Weinbeschreibung einsetzen, dann weiß ich, dass der Verfasser ein großer Weinfreund ist, aber einen Vergleich zwischen den Weinen habe ich dann nicht.
Ich sehe es hier so wie Don Miguel, eine VKN ohne Punkte hilft mir noch weniger, als die Punkte alleine (außer ich kenne den Verkoster, bzw. sein Schema, bzw. habe schon sehr viele seiner verkosteten Weine probiert und sehe es meistens genau so).
Punkte und Beschreibung ist sicher das optimalste, aber hilfreich und vergleichbar ist es nur, wenn ich den Verkoster oder seine Vorgehensweise kenne.