Definition [Alte Reben]

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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UlliB
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von UlliB »

Udo2009 hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 13:28 Und auch ohne irgendeine gesetzliche Regelung waren Weine aus "Alten Reben" bisher meist von Reben, die (deutlich) älter als 30 Jahre waren.
Meistens ja, aber keineswegs immer. Die Erzeuger sind im Moment frei darin, selber zu definieren, was alt ist.
Nun ja... bisher haben Winzer, wenn sie Wein aus "Alten Reben" verkauft haben, auf ihrer Webseite einen Hinweis, aus welcher/n Lage/n der Wein ist und wie alt die Reben sind. Der Verbraucher weiß also, was er da kauft.
Ähm. Mal abgesehen davon, dass viele Websites (auch von renommierten Winzern) einfach grottenschlecht gemacht sind und wenige bis gar keine relevanten Aussagen zu den Weinen enthalten, soll es ja gerüchteweise auch Leute geben, die nicht nur Weine von deutschen Erzeugern trinken. Und die verstehen vielleicht noch, was mit "vielles vignes" oder "cepas viejas" auf dem Etikett gemeint ist, sind aber auf der Homepage des Weingutes hoffnungslos verloren, wenn sie nicht die dort verwendete Sprache verstehen. Und das ganze soll dann vielleicht auch noch per Smartphone vor dem Ladenregal geschehen? Ein schlechter Witz...

Es gäbe schon gute Gründe dafür, eine rechtlich verbindliche Definition zu schaffen, die wenigstens in der ganzen EU gilt. Und die OIV hat jetzt Vorarbeit geleistet. Was daraus wird, muss man abwarten.

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Ollie »

Witzig finde ich, daß durch den Begriff eine höhere Qualität des Weins insinuiert wird. Das ist hart an der Verbrauchertäuschung.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

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UlliB
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von UlliB »

Ollie hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 14:04 Witzig finde ich, daß durch den Begriff eine höhere Qualität des Weins insinuiert wird. Das ist hart an der Verbrauchertäuschung.
Ja, genau das habe ich auch gedacht. Und wenn man sich ansieht, wie die EU in letzter Zeit werbliche Aussagen reguliert (z.B. "klimaneutral"), könnte der Schuss hier auch völlig nach hinten losgehen - nämlich so, dass die EU die Verwendung der entsprechenden Begriffe einfach verbietet. Die Tendenz, den Weinkonsum durch staatliche Regulierung zurückzudrängen, würde dafür sprechen.

Gruß
Ulli
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Rieslingfan
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Rieslingfan »

Ich kann unter der Bezeichnung "Alte Reben" grundsätzlich keine Verbrauchertäuschung erkennen, sofern die Reben tatsächlich ein entsprechend hohes Alter haben.
Gruß Markus
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Udo2009
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Udo2009 »

Ollie hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 14:04 Witzig finde ich, daß durch den Begriff eine höhere Qualität des Weins insinuiert wird. Das ist hart an der Verbrauchertäuschung.
Meiner Meinung nach, ist Wein aus "Alten Reben" von höherer Qualität.... er ist einfach "gehaltvoller"
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UlliB
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von UlliB »

Rieslingfan hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 17:24 Ich kann unter der Bezeichnung "Alte Reben" grundsätzlich keine Verbrauchertäuschung erkennen, sofern die Reben tatsächlich ein entsprechend hohes Alter haben.
Wenn man das Rebalter als pures Faktum ohne weitere Relevanz betrachtet, kann man das so sehen. Da fragt sich dann nur, warum die Bezeichnung "Alte Reben" und ihre Äquivalente so gerne etikettiert werden, in letzter Zeit gefühlt immer häufiger. Die Winzer kommunizieren ja nicht, wie alt ihre jungen Reben jeweils sind (jedenfalls nicht auf dem Etikett).

Hier besteht ganz klar eine werbliche Absicht, da erwartet wird, dass der Konsument die Gleichung "Alte Reben = höhere Qualität" aufmacht. Das kann auch schon mal so sein, aber so pauschal stimmt das eben ganz und gar nicht - es kann auch das glatte Gegenteil der Fall sein. So betrachtet hat die Sache dann schon ein Geschmäckle.

Gruß
Ulli
amateur des vins
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von amateur des vins »

Vollkommen subjektiv und statistisch überhauptnicht abgesichert, fühle ich eine positive Korrelation zwischen Rebalter und Qualität. Deutlich.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 17:49 Vollkommen subjektiv und statistisch überhauptnicht abgesichert, fühle ich eine positive Korrelation zwischen Rebalter und Qualität. Deutlich.
Das liegt aber daran, dass du vorwiegend oder ausschließlich Wein von guten Erzeugern trinkst, die das ganze miese Zeug, was da vor drei oder mehr Jahrzenten ausgepflanzt wurde, schon lange ausgerissen und durch Neupflanzungen ersetzt haben. Die haben nur die Parzellen stehen gelassen, die mit gutem Rebmaterial bestockt waren. Für die gilt die Korrelation dann tatsächlich.

Das blendet aber aus, dass bis vor dreißig Jahren in ganz erheblichen Mengen minderwertige Klone gepflanzt wurden, die auf Ertrag und nicht auf sensorische Qualität optimiert wurden. Und die können so alt werden wie sie wollen, da wird nichts Hochwertiges draus. Es gibt noch ein paar Gründe mehr, warum die Gleichung "Alte Reben = höhere Qualität" in sehr vielen Fällen nicht aufgeht, aber ich bin nicht motiviert, die hier jetzt alle auszubreiten. Tatsache ist: die Aussage "Alte Reben" bürgt für sich alleine betrachtet keineswegs für höhere Qualität.

Gruß
Ulli
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Rieslingfan
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Rieslingfan »

UlliB hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 17:44 Hier besteht ganz klar eine werbliche Absicht, da erwartet wird, dass der Konsument die Gleichung "Alte Reben = höhere Qualität" aufmacht. Das kann auch schon mal so sein, aber so pauschal stimmt das eben ganz und gar nicht - es kann auch das glatte Gegenteil der Fall sein.
Ich verstehe durchaus was du meinst, doch auch Angaben wie Gutsabfüllung, BIO, GG, Handgelesen etc. bedeuten nicht automatisch, dass es sich um einen guten Wein handelt.
Gruß Markus
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Jochen R.
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Re: Definition [Alte Reben]

Beitrag von Jochen R. »

Ulli,
jetzt muss ich doch mal nachfragen, welche gute Gründe es für eine rechtlich verbindliche Definition hier gibt? Für alles im Leben eine verbindliche Regelung zu finden um es jedem (Einfaltspinsel) recht zu machen und noch mehr Bürokratie, finde ich mittlerweile furchtbar!

Reicht es nicht einen Wein mit "Alte Reben" auf dem Etikett bei Interesse mal zu probieren, und für gut bzw. schlecht für den persönlichen Geschmack einzuorden?
Ich käme nie auf die Idee, "Alte Reben", "Vielle Vignes" etc. blind als Qualitätsmerkmal einzuordnen.

Viele Grüße,
Jochen
UlliB hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 14:02
Udo2009 hat geschrieben: Sa 16. Nov 2024, 13:28 Und auch ohne irgendeine gesetzliche Regelung waren Weine aus "Alten Reben" bisher meist von Reben, die (deutlich) älter als 30 Jahre waren.
Meistens ja, aber keineswegs immer. Die Erzeuger sind im Moment frei darin, selber zu definieren, was alt ist.
Nun ja... bisher haben Winzer, wenn sie Wein aus "Alten Reben" verkauft haben, auf ihrer Webseite einen Hinweis, aus welcher/n Lage/n der Wein ist und wie alt die Reben sind. Der Verbraucher weiß also, was er da kauft.
Ähm. Mal abgesehen davon, dass viele Websites (auch von renommierten Winzern) einfach grottenschlecht gemacht sind und wenige bis gar keine relevanten Aussagen zu den Weinen enthalten, soll es ja gerüchteweise auch Leute geben, die nicht nur Weine von deutschen Erzeugern trinken. Und die verstehen vielleicht noch, was mit "vielles vignes" oder "cepas viejas" auf dem Etikett gemeint ist, sind aber auf der Homepage des Weingutes hoffnungslos verloren, wenn sie nicht die dort verwendete Sprache verstehen. Und das ganze soll dann vielleicht auch noch per Smartphone vor dem Ladenregal geschehen? Ein schlechter Witz...

Es gäbe schon gute Gründe dafür, eine rechtlich verbindliche Definition zu schaffen, die wenigstens in der ganzen EU gilt. Und die OIV hat jetzt Vorarbeit geleistet. Was daraus wird, muss man abwarten.

Gruß
Ulli
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