Franken 2016

[Bernd Schulz]

Von Schmachtenberger habe ich bislang noch nie etwas getrunken, aber jetzt befindet sich der 2016er Silvaner Kabi, den Ralf im vorhergehenden Beitrag beschrieben hat, auch in meinem Glas:



Vielfach habe ich einen ähnlichen Geschmack wie Ralf, aber dieser Pseudokabinett ist einfach nicht so mein Fall. Auf der einen Seite geht er mir zu deutlich in die primärfruchtig - bananige Richtung, auf der anderen Seite stören mich die (bei fränkischen im Gegensatz zu rheinhessischen Silvanern recht oft wahrgenommenen) Bitternoten ein wenig. Meine Punkte sind dem Bemühen um so etwas wie "Teilobjektivität" geschuldet - ansonsten hätte ich den Wein noch niedriger bewertet. Die Flasche wird aber trotzdem leer werden....trinken kann ich einen solchen Wein, den ich für einen ziemlich typischen Vertreter des "modernen" fränkischen Stils (im dazu passenden Bocksbeutel der jüngsten Generation *autsch!*) halte, immer noch recht gut....

Herzliche Grüße

Bernd

[EThC]

aber dieser Pseudokabinett ist einfach nicht so mein Fall.

Was ist denn für dich ein "richtiger" Kabinett? Ich finde es schon interessant, was mittlerweile so alles in dieses Prädikat hineininterpretiert wird. Dabei sagt es doch -gemäß WeinG- einzig und alleine aus, daß der Wein nicht angereichert wurde. Völlig egal, ob trocken, halbtrocken oder fruchtsüß...

[Bernd Schulz]

Was ist denn für dich ein "richtiger" Kabinett? Ich finde es schon interessant, was mittlerweile so alles in dieses Prädikat hineininterpretiert wird.

Nach 1971 hat es sich im Laufe der Jahrzehnte ergeben, dass etliche Konsumenten (unter anderem ich, aber ich stehe in diesem Forum gewiss nicht alleine da) wie auch verschiedene Winzer in der Anwendung der Differenzierungsmöglichkeiten, die das Prädikatssystem bietet, eine gewisse Konsequenz suchen. Damit wird in die Prädikatsstufe Kabinett in der Tat etwas hineininterpretiert, was so nicht direkt im Weingesetz steht. Trotzdem bevorzuge ich es, wenn das Prädikatssytem vom Erzeuger in der entsprechenden Form gehandhabt wird.

Auch heute noch vertrete ich die Position, die ich in diesem uralten Thread http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=57&t=537 dargelegt habe.

Herzliche offtopische Grüße

Bernd

[EThC]

Ok, danke, wollte ich nur wissen! Allerdings ist es aus meiner Sicht schwierig, vom Erzeuger zu erwarten bzw. sich zu wünschen, daß "Kabinett" nur für einen bestimmten Typus von Wein verwendet werden soll. Wenn's da keine "harte" Regelung gibt, dann kann man m.E. auch nicht davon ausgehen, daß sich alle dran halten...

[Bernd Schulz]

Wenn's da keine "harte" Regelung gibt, dann kann man m.E. auch nicht davon ausgehen, daß sich alle dran halten...

Da hast du wohl Recht! Aber trotzdem sehe ich keinen Sinn darin, einen Wein, der schon rein vom Mostgewicht her im dicken Spätlesebereich liegt, als trockenen Kabinett auszuweisen. Wenn man die Prädikate nicht einigermaßen passend verwendet, soll man im trockenen Terrain lieber ganz auf das Prädikatssystem verzichten - das finde ich dann konsequenter.

In jeder Beziehung besser haben es die Trockenen Schmitts gemacht:



Der Vergleich der beiden 2016er aus der gleichen Lage ist ziemlich erhellend, wobei ich es natürlich nicht entscheidend finde, dass bei diesem Exemplar vernünftigerweise "Spätlese" auf dem Rückenetikett steht. Der Wein, der vom Gewicht her durchaus sehr gut mit dem Schmachtenberger-Kabi vergleichbar ist, spielt einfach in einer höheren Liga; die bananigen Noten fehlen ebenso wie die ins Bittere gehende Haarwasseraromatik. Auch das ist jetzt kein extrem aufregender Silvaner, aber es ist ein Silvaner, den ich richtig gerne trinke und eventuell auch nachkaufen würde.

Herzliche Grüße

Bernd

[EThC]

In jeder Beziehung besser haben es die Trockenen Schmitts gemacht

Das glaube ich gerne, wobei ich mir vorstellen könnte, daß eine Sonnenstuhl-Spätlese (bzw. Erste Lage) von Schmitt's Kindern da nochmal was d'raufsetzt. Ich finde jedenfalls solche Lagenvergleiche immer recht spannend, da zeigt sich dann häufig recht schön, daß Wein nicht von Haus aus toll wird, wenn man nur die richtige Lage im Besitz hat...

[Ralf Gundlach]

Das ist ja mal interessant, das Bernd und ich mal deutlich auseinander liegen bei der Bewertung eines Weines...aber natürlich habe ich Recht ,oder? Komischerweise kommt das extrem selten vor, wie man oft nachlesen kann. Nur das mit dem Rasierwasser, nee, da protestiere ich, ich hasse solche künstlichen Gerüche, da würde ich den sofort ausspucken. Heute mal kein Silvaner im Glas, sondern den 2016 Weißburgunder Kabinett trocken Randersacker Marsberg von den Trockenen Schmitts, den haben meine Frau und ich im Restaurant "Ewig Leben" von den Trockenen Schmitts getrunken ( welches ich einfach nur empfehlenswert finde, toller, aufmerksamer Service, lecker Essen für sehr überschaubares Geld ), meine Frau fand ihn so schön, das sie ein paar Pullen davon haben wollte; ich kanns nachvollziehen, in der Nase noch sehr hefig, am Gaumen vereint sich eine -für mich typisch Trockene Schmitts- Straffheit mit einem kräftigen Körper, noch dezente Frucht und so eine ganz leichte Butternote, kräftige Säure für einen Weißburgunder, aber passend, 87 Punkte, kostet 8,80 Euro, was mir vor allem bei den Trockenen Schmitts gefällt: ich kann mich nicht an einen einzigen Wein in den letzten Jahren erinnern, den ich nicht mit Freude getrunken habe, selbst den im Restaurant genossenen Sauvignon Blanc ( für mich eine durchaus problematische Rebsorte in Deutschland) fand ich richtig gut!

Ralf

[Bernd Schulz]

Heute mal kein Silvaner im Glas, sondern den 2016 Weißburgunder Kabinett trocken Randersacker Marsberg von den Trockenen Schmitts, den haben meine Frau und ich im Restaurant "Ewig Leben" von den Trockenen Schmitts getrunken ( welches ich einfach nur empfehlenswert finde, toller, aufmerksamer Service, lecker Essen für sehr überschaubares Geld ), meine Frau fand ihn so schön, das sie ein paar Pullen davon haben wollte; ich kanns nachvollziehen, in der Nase noch sehr hefig, am Gaumen vereint sich eine -für mich typisch Trockene Schmitts- Straffheit mit einem kräftigen Körper, noch dezente Frucht und so eine ganz leichte Butternote, kräftige Säure für einen Weißburgunder, aber passend, 87 Punkte, kostet 8,80 Euro

Aus welchen Gründen auch immer habe ich erst einmal im Leben einen Weißburgunder von den Trockenen Schmitts probiert, nämlich bei meinem Antrittsbesuch im Weingut anno 2009 oder 2010. Irgendwie befindet sich die Sorte in Franken nicht auf meinem Schirm, aber deine Beschreibung macht mich jetzt ausgesprochen neugierig! ich wollte ja außerdem mal immer einen Albalonga bei den Trockenen Schmitts bestellen...

...aber natürlich habe ich Recht ,oder?...

Nee, natürlich habe ich Recht!

Ich schwöre auf jeden Fall, dass ich meine Notiz nicht geschrieben habe, um dich zu ärgern! Der Wein war einfach ganz subjektiv nicht mein Ding. Deutlich besser gefallen hat mir aber der Spätburgunder aus dem Hause Schmachtenberger!

Herzliche Grüße

Bernd

[Ralf Gundlach]

Hallo Bernd,

dann bringe ich am Donnerstag beim nächsten Treffen eine Pulle mit, bei der Flaschenform bringt es ja eh nichts, wenn ich einen Strumpf zwecks Blindverkostung drum mache , ich glaube eh, das die "Trockene Schmitts Stilistik" Riesling-Trinkern entgegenkommt mit dieser Straffheit und Lebendigkeit!

Gruss

Ralf

[EThC]

bei der Flaschenform bringt es ja eh nichts, wenn ich einen Strumpf zwecks Blindverkostung drum mache

...bei unseren Blindverkostungen wird dann aus diesem Grund schon mal in eine "neutrale" Flasche umgefüllt...