So, nachdem der Kannonendonner verhallt ist und der Schiesspulverdampf sich verzogen hat, hier meine Notizen. Ich habe die Weine in meiner Rangfolge gelistet (bester zuerst) und angegeben, welcher Wein im line-up es war. In Klammern meine Wertung.
1. Laible, Plauelrain (92-94)
(Wein 11) Sehr schöne Nase, am Gaumen sehr ausgewogen, wundervolle, saubere Aromatik ohne Alterserscheinungen, schöne Struktur, schöner Körper, saftige Säure, alles am rechten Platz, dabei wahnsinnig trinkbar (für sich selbst genommen schon ein Grund für den Gruppensieg). Für mich eine riesige Überraschung. Herkunft allerdings unbestimmbar.
2. Buhl, Pechstein (93)
(Wein 4) Verhaltene, aber schöne Nase. Am Gaumen tolle Frucht mit schöner Aromatik. Gute Struktur, sehr eleganter Wein. Letztere Eigenschaft verleitete mich dazu, auf das (in der Jugend wahnsinnig elegante) Kellersche Kirchspiel zu tippen. Einziges Manko des Weins: Zumindest für mich nicht als Pfälzer, geschweige denn als Pechstein zu erkennen.
3. Molitor, Herrenberg AT** (92)
(Wein 12) Wahrscheinlich der Wein mit der schönsten Säure im Feld. Aromatisch, aber mit recht schlankem Körper und fast sahniger Struktur, schöne Frische, trinkbar. Sehr guter Wein, aber woher? - Für mich eine der grossen Überraschungen der Probe, da ich die trockenen Molitore jung ganz furchtbar fand. Dass der Alkohol sich so gut einbindet, hätte ich nicht gedacht.
4. Luetzkendorf, Hohe Graete (88-89)
(Wein 1) Anfangs würzige Nase (Schiefer?) mit sehr reifem, mürbem, gelbem Apfel. Am Gaumen leicht zitrisch und wiederum viel Apfel; leicht tabakig. Etwas danebenstehende, kräftige und leicht kratzige Saeure. Sehr ordentlicher Wein, aber deutlich unterkomplex. In meiner Verzweiflung habe ich auf Nahe getippt.
4. Leitz, Rottland AR GK(!) (88-89)
(Wein 2) Wow. Dunkle, "dreckige", ganz leicht sprittige Nase. Am Gaumen viel bombastische Wucht, flüssige gelbe Frucht (Pfirsich), will unbedingt beeindrucken, aber mit zu viel klebriger Süße und wieder dieser kratzigen Säure. Die Nase und ganz leichte Honignoten lassen mich an Künstler denken, aber so süß? Hmmm. Mit Tischnachbarn einige ich mich auf Clemens Busch, ursächlich wegen des Zuckers; aber wo sind die Schiefernoten? Ja, Rotliegend könnte ja auch, oder nicht, oder doch… Ja, aber so umkomplex? Allgemein Ratlosigkeit. Relative Einigkeit nur in der Bewertung. - Ich kenne die Weine von Leitz nicht sehr gut, aber im Nachhinein ist der Wein so, wie man ihn aus Beschreibungen kennt, und der massive Pfirsich hätte der give-away für die Lage sein können. Diesen Stil muss man aktiv mögen, aber sogar dann ist das kein sehr guter Wein.
4. Doennhoff, Dellchen (88-89)
(Wein 6) Recht schöner, harmonischer Wein in Nase und am Gaumen. Schöne Säure. Solide und recht gut trinkbar. Eigentlich hat der Wein alles - bis auf Komplexität, Raffinesse und Interesse. Ich tippe auf Pfalz. - Doennhoff ist so gar nicht meins, aber dass der Wein so schwach abschneidet, fand ich schon leicht shocking.
4. Mosbacher, Pechstein (88-89)
(Wein 9) Ordentlicher Wein, aber spannend wie trocknende Farbe. In Hörweite wird auf Doennhoff(!) getippt. Oh. Pfalz. Achso... Naja....
Waaait a second! Pechstein? Im Ernst?! *kreisch*
4. Keller, Kirchspiel (88-89)
(Wein 10) Leicht verhaltene Nase mit dunklen Einschlägen und - für mich - leichten Raffinerienoten. (Damit meine ich nicht Alterspetrol, sondern den dreckigen Gestank, der einem beim Vorbeifahren an einer Raffinerie in die Nase zieht.) Am Gaumen recht schlank, fast dünn, und viel zu süß. Grapefruit. Ich rate: Roter Hang. Aber nein, die hässliche Ente war mal ein schöner Schwan: Kellers Kirchspiel hatte ich jung immerhin 92-93 Punkte beschieden (wenngleich mit Hang zur Langweile). Wie man sich irren kann.
9. Acham-Magin, Reiterpfad (87-88)
(Wein 3) Dunkle Nase, leichte Raffinerie (Stinker). Im Mund weich, ganz ordentlich. Ich tippe auf Kuehling-Gillot. Haha.
10. Battenfeld-Spanier, Frauenberg (87)
(Wein 7) Sehr reife, aber etwas verhaltene Nase. Am Gaumen recht voll, mit lakritziger Aromatik. Oder sprittig? Nicht komplex, sondern deutlich simpel. - Meine Wahl und der einzige trockene 2007er, der mich damals zu einem Testkauf animiert hatte. Damals hatte ich notiert: "Bombast-Kintopp in Perfektion" und dem Wein 93 Punkte eingeräumt (in meiner ersten Euphorie sogar 95!). Nach der magischen Erfahrung mit einem sagenhaften 1993er wollte ich mal wissen, was der 2007er im Alter kann. Und ich muss sagen: nix. Meine drei Flaschen liegen noch unangetastet, aber ich werde in ein paar Wochen mal eine zum cross-check aufreissen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
11. Bassermann-Jordan, Kirchenstück (84 oder kaputt?)
(Wein 5) Recht volle, etwas sprittige Nase, betont "unfruchtig". Am Gaumen dunkel, hohl, leicht metallische Noten, am Ende fällt der Wein gar auseinander. Kaputte Flasche oder kaputter Wein?
12. Max Ferdinand Richter, Mülheimer Sonnenlay Auslese trocken (fehlerhaft?)
(Wein 8) Nase und, anfangs, auch am Gaumen OK, aber sehr schnell bricht ein "zu lange nass gebliebener Küchenlappen" durch. Grausam. - Interessanterweise habe ich diesen "nassen Küchenlappen" auch in Jungweinen eines anderen Moselwinzers aus Pommern gehabt. Hat jemand eine Ahnung, was dieser Weinfehler sein könnte?
So. Ich koennte jetzt meine kaputte Schallplatte auflegen und mich ueber 2007, Grosse Gewaechse und Verkostereinschaetzungen auslassen, aber ich lasses einfach. TGIF.
Stattdessen: Erneut grossen Dank an Felix fuer das Ausrichten (und Mich-Einladen) zu dieser absolute spannenden und lehrreichen Probe in diesem wirklich sehr angenehmen Umfeld!
Cheers,
Ollie