Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Gerald
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von Gerald »

Hallo Torsten,

im Web steht, dass die meisten Tiere nach Halle evakuiert wurden, wird da das wahre Ausmaß der Tragödie vertuscht?

http://www.mz-web.de/hochwasser/--livet ... 10778.html
Man möchte zwar attraktiv sein und freut sich über Geparden, Pinguine und was weiß ich noch alles, aber wenn es am Ende eng wird, sind das ja in den Augen der Entscheidungsträger alles nur "Sachen".
ja, dazu passen ja auch die immer wiederkehrenden Meldungen, dass man für das Publikum gerne Jungtiere möchte. Wenn diese aber dann erwachsen und nicht mehr so putzig sind, werden sie im besten Fall weiterverkauft. Oder auch schon mal einfach eingeschläfert oder sogar an private "Wildparks" verkauft, wo dann Hobbyjäger gegen saftiges Entgelt ihren eigenen Löwen schießen können. :shock: Bin daher grundsätzlich gegen solche Einrichtungen (mal abgesehen von Zoos für die Nachzucht zur Auswilderung bedrohter bzw. ausgestorbener Arten).
aber jeder zweite Gaffer muss mit seinem Auto da durch die überflutete Straße, macht ja Spaß
Spaß aber nur solange, bis das Auto nicht zu tief ins Wasser kommt, sonst droht ein Motorschaden - den Spaß haben dann die Anrainer ...

Grüße,
Gerald
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austria_traveller
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von austria_traveller »

thvins hat geschrieben:Bin im Moment sehr unentschlossen, ob alles hochtragen oder nicht...
Lieber 1x zuviel als 1x zu wenig.
Ich würde da auf Nummer sicher gehen .....
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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thvins
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von thvins »

Bernd, das mag auch für die Orte gelten, die über ein vernünftigen Katastrophenwarnsystem verfügen und die auch um Hilfe anfragen. Und sich auch medial präsentieren bzw. von den Medien wahrgenommen werden.

Wir bekamen mehrere Anrufe, die im Internet das Ausmaß verfolgt haben und der Grundtenor aller war erst mal - Naja in Bernburg schaut es ja wohl nicht so schlimm aus.

Klar oben, wo das Rathaus steht, tut es das auch nicht.

Aber vom Tod der Tiere hat selbst Yvonne als Mitarbeiterin erst durch die Medien erfahren - im MDR - Lifeticker war das die erste Meldung überhaupt zum Thema Bernburg. Und dann fand ich noch eine Meldung auf Wetter.com Dass allerdings völlig chaotisch und viel zu spät mit Rettungmassnahmen begonnen wurde, dass erzählt niemand. Man hat sich auf das Evakuieren einiger weniger Tiere beschränkt, das meiste wurde nur "umgesetzt" - dass aber 20 cm höher nicht reicht, wenn voraussichtlich 1,50 m oder 2m mehr an Wasser kommt, hätten sich die Tierparkleitung und die Behörden aber auch ausrechnen können. Letztlich weiß jedes Schulkind, dass, wenn die Saale in Naumburg oder Halle so extrem hoch ist, dass dieses Wasser dann auch alles irgendwann bei uns ankommen muss. Und in den entsprechenden verantwortlichen Stellen sollten schon Entscheidungsträger sitzen, die so viel Rechnen können, um das Ausmaß vorab einschätzen zu können. Schließlich war das keine Springflut über Nacht, sondern halbwegs vorherseh- und berechenbar. Außerdem gäbe es ja moderne Technik als Rechenhilfsmittel.

Nur wäre man dann als Verantwortlicher seitens der Stadt der Panikmache beschimpft worden, also wurde lieber beschwichtigt und schön geredet. Und abgewartet, bis es zu spät ist.


@ Gerald, die meisten Tiere ja, sicher - aber eben nicht alle. Und wenn man nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag gewartet hätte, dann hätte man auch die Großtiere retten können. Am Montag bereits wurde das Pflegeheim nebenan evakuiert, da wären sogar noch Straßen frei gewesen. Da hätte man schon auf das wahre Ausmaß aufmerksam werden müssen und richtige Entscheidungen treffen müssen, statt nur umzusetzen.
Beste Grüße

Torsten

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kristof
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von kristof »

Unsere Verwandten in Dresden, Naunhof, Waldheim und andernorts, zum Teil massiv betroffen, berichten nicht von Gaffern und untätigen Behörden, sondern von großer Solidarität und großem Einsatz von allen Seiten. Dies nur, um den Eindruck zu vermeiden, dort liefe alles schief...
Viele Grüße,

Christoph
Bernd Schulz
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von Bernd Schulz »

Torsten, auf der Website der MZ liest sich das mit der Evakuierung der Tiere ganz anders:

http://www.mz-web.de/bernburg/hochwasse ... 26744.html

Und wie sieht es mittlerweile in eurer Strasse aus? Die Daumen bleiben gedrückt....

Beste Grüße

Bernd
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WoFu
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von WoFu »

Moin, moin,

soviel anders finde ich den Ton dort auch nicht. Immerhin wird zugegeben, daß die Tierparkleute überfordert sind, es gab keinen Plan B, keine Ausweichquartiere und es wurde gewartet, bis gar nix mehr ging. Die Schweine werden sich selbst überlassen, Hirsche müssen halt ersaufen... Als Hundehalter habe ich eine Verantwortung für meinen Vierbeiner, als Tierparkbetreiber für die alle eingesperrten Tiere. Es mag ja sein, daß die dort Verantwortlichen nur "blauäugig" waren, aber es gehört sich, seine Gefangenen (was anderes sind eingesperrte Tiere ja nicht) vor der Welt zu schützen. Weglaufen oder -fliegen ist ja dank des Menschen nicht drinn. Solche Berichte machen Tierparks alles andere als angenehmer.

Aber etwas Gutes hat der Bericht ja auch: Es wird nicht von Jahrhundertflut geschrieben (vgl. Titel), nein endlich haben wir die Jahrtausendflut! Hurra, darauf habe ich gewartet.

Traurig sarkastische Grüße aus dem derzeit sommerlich sonnigen Norden

Wolfgang
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thvins
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von thvins »

Hallo allerseits,

erst mal danke für die mitfühlenden und aufmunternden Zeilen.

Wenige Minuten nach meinem letzten Post gestern ging der Strom bei uns weg, daher kann ich erst jetzt wieder lesen und schreiben.

In unserer Straße tummelten sich am Morgen bereits allerlei Spazierfahrer bis dann gegen 11.00 Uhr doch jemand kam und die Straßen sperrte, vor allem direkt am Wasser wurde das Weiterfahren untersagt. Die meisten hielten sich auch dran, dennoch gab es einige, die es ignorierten und die dann über den Bürgersteig auswichen. Einer fuhr dann den hohen, unter Wasser stehenden Bordstein runter - hat schön gerumst, vielleicht sein Auspuff... selbst schuld. Ab Mittag stand dann das Wasser an den Gebäudekanten, unser Garagentor ist vielleicht 1-2 cm höher gesetzt und damit lief das Wasser nicht direkt rein, nur eben, wenn wer ´ne Welle machte.

Irgendwann am Nachmittag kam sogar einmal die Polizei gucken, das waren die einzigen Offiziellen hier vor Ort - "Huch steht ja ganz schön hoch hier bei Euch" - unsere Bitte, dass auf unserer Saaleseite auch Sand und Säcke zum Befüllen herkäme, wurde dennoch nicht stattgegben, es konzentrierte sich alles um die Talstadt, wo es ja deutlich prekärer war, wir paar Hanseln hier waren dann wirklich nicht so wichtig. Habe heute gelesen, dass er Bürgermeister gestern bereits gegen 10.15 Uhr offiziell verlautbaren ließ, es würde keine weitere Hilfe mehr benötigt für Bernburg...

Hier auf unserer Saaleseite hinter dem "Wasserschloß" standen genug besorgte Anwohner bereit, die gern das Stromhäuschen, welches für den Stromaufall bei uns verantwortlich war, mit Sandsäcken bewehrt hätten, aber ohne Sandsäcke... - bis gegen 18.00 Uhr stieg das Wasser, seither stagniert es auf hohem Niveau bzw. fängt es an, ein wenig zurück zu gehen, am Wochenende geht es vielleicht schon an Aufräumen an der Straße? Aber es kann sich natürlich noch halten...

Wir bekamen auf unserer Straßenseite komischerweise irgendwann wieder Strom - aber die gegenüberliegende Seite blieb dunkel letzte Nacht, das Internet funkionierte erst wieder heute morgen.

Letztlich war es hier "Millimetersache" - dieses Mal. Ich werde für uns die Pegelkurven von Bernburg und Saaleaufwärts (Jena, Naumburg, Halle) jedenfalls abspeichern oder ausdrucken und weglegen, damit wir dann auf die nächste Flut besser vorbereitet sind und nicht wieder ahnunglos fragend dastehen. dann sieht man es im Abgleich mit aktuellen Entwicklungen, wenn es noch bedrohlicher wird und kann dann beizeiten nötige Vorsichtsmassnahmen ergreifen und sich dann auch vom Fleck trauen. Fakt ist schon jetzt, dass dies nicht das letzte Hochwasser gewesen ist und neue Superlative sind wohl immer noch möglich, wenn auch nicht wünschenswert. Die Jahrtausendflut haben wir ja jetzt - "was denn wohl als Nächstes kommt..."

Einziger Lichtblick am gestrigen Tag war dann, das doch jemand ganz unerwartet vorbei kam, um 5l Olivenöl zu kaufen... Ich glaub, ich hab mich noch nie über wenigstens 40 € Umsatz so sehr gefreut, wie gestern... Da war dann alles schon nicht mehr ganz so schlimm.

So und nun ans Werk, es ist so viel zu tun, das ich mich hier erst mal wieder ausklinken werde, die auf die weitere Reiseberichtserstattung wartenden mögen sich bitte noch etwas gedulden...

PS: Nur ganz kurz zum Tierpark - da sind wohl auch viele Gerüchte unterwegs, was alles tot ist, was doch nicht. Da es keinerlei wirkliche Informationen gibt, muss man abwarten, bis die Schlussrechnung aufgemacht wird.
- Fakt ist, es wurde zu spät und halbherzig begonnen, man hat nicht geschaut, was kommt, sondern gehofft, es käme nicht so schlimm und somit gravierende Fehlentscheidungen getroffen, die vermeidbar gewesen wären.
- Man hat in letzten Momenten noch gerettet, was zu retten ging, allerdings hätte man vielen Tieren das Leid ersparen können bzw. den Gestorbenen auch den Tod. Manche der geretteten Tiere sollen inzwischen so kraftlos gewesen sein, dass unklar ist, ob sie sich wieder erholen.
- Man hat nicht alle sich anbietende Hilfe von Außen angenommen und auch Mitarbeiter verschlissen und andere Mitarbeiter außen vor gelassen, statt die verfügbaren Kräfte zu optimieren.
- Das "Heldenbild" in der Zeitung ist nur ein Teil und nicht die Abbildung der Wahrheit. Dabei gab es Leute, die sich heldenhaft benommen haben und taten, was sie konnten, die Kopflosigkeit und das Chaotische aber enthält man dem Medienleser besser vor.
- es wird hinterher eine Untersuchungskommission zum Vorfall "Tierpark" geben und ich hoffe, dass dort auch kritische Fragen zugelassen werden und das alles auf den Tisch kommt und vor allem, dass die wirklich Verantwortlichen der Fehlentscheidungen auch zu den Dingen stehen und die Verantwortung konsequent übernehmen.

Soviel an der Stelle von meinerseite, jetzt geht es an die ganze gestern aufgrund des Strom- und Internetaufalls liegen gebliebene Arbeit.
Beste Grüße

Torsten

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Bernd Schulz
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Torsten,

vielen Dank für deine Zeilen! Ich mache ja eine Arbeit, bei der man nebenher recht gut die Glotze laufen lassen kann, und gestern nachmittag habe ich ausnahmsweise auch mal den Ton eingeschaltet, da auf MDR relativ ausführlich über die Lage in Bernburg berichtet wurde. Dabei ging es auch um den Tierpark - unter anderem wurden fleissige Helfer beim Retten einer Ziege gezeigt. Kritik an den getroffenen Maßnahmen war aber nicht im Geringsten zu vernehmen.

Wenn ich das, was da gestern zu sehen und zu hören war, mit deiner Darstellung vergleiche, stelle ich schon gewaltige Diskrepanzen fest. Und im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit von Fernsehreportagen ist das für mich sehr interessant....

Herzliche Grüße

Bernd
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Jürgen
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von Jürgen »

Bernd Schulz hat geschrieben: Wenn ich das, was da gestern zu sehen und zu hören war, mit deiner Darstellung vergleiche, stelle ich schon gewaltige Diskrepanzen fest. Und im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit von Fernsehreportagen ist das für mich sehr interessant....
Das Fernsehen lügt ab und zu und besonders gerne die Privaten.
Hier der link zum Beitrag: http://www.ardmediathek.de/das-erste/mi ... d=15072720
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sorgenbrecher
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Re: Das blöde Gelaber von den Jahrhundertjahrgängen...

Beitrag von sorgenbrecher »

naja, in einer derartigen situation sind die beiträge fast immer relativistisch und das angesichts der verheerenden situation andernorts (deggendorf etc) und dem beklagenswerten verlust von menschenleben, der bernburger tierpark nicht die allergrößte aufmerksamkeit in der recherche bekommt, das halte ich für hinnehmbar.
Gruß, Marko.
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