Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Tomschki hat geschrieben:Welche Jahrgänge würdest du denn besonders empfehlen? Wie ich gerade dem Winesearcher entnehme könnte ich leider nur 11 oder 06 auftreiben!?
Hallo Thomas,
der einzige Jahrgang, den ich von Guillot Clauzel bislang im Glas hatte, war der 2004er (den aber schon mehrfach). Der ist durchaus empfehlenswert. 2005 soll um Längen besser sein, 2010 auch. Bei 2011 und 2006 wäre ich erst einmal zurückhaltend, aber zum Probieren zum Kennenlernen des Stils, warum nicht?
Expressives, leicht würziges (CF) Bukett, insgesamt eher säuerliche Frucht
Erster Antrunk frisch, sehr lebendig und mit feinen Linien, viell. nicht das Extrakt und „Süße“ aus großen Jahren, aber sehr ausgewogen, ein Balance-Wein. Deutliche salzig-mineralische Einsprengsel, die dem Wein eine zusätzliche Charakternote verleihen und sehr trinkig machen. Abgang ist durchaus lang, aber trotzdem Leichtigkeit vermittelnd, tolle innere Spannung. Wenn man bedenkt wie plump und breit Merlot manchmal daherkommt, sensationell fein.
Fazit: Ein sehr guter (v.a. interessanter, für mich etwas untypischer) Bordeaux-Wert, der in äußerst positivem Sinne zeigt, wie lebendig die Region in der Interpretation des Weinmachens ist. Ich habe Ähnlichkeiten gefunden mit BF aus dem S-Bgld. Denke der Wein legt gerade an Komplexität in den nächsten 5-10 Jahren noch zu.
Abschließend: die 09er und die 10er haben sicher noch mehr Druck, die 12er Variante zeigt aber Bordeaux-Purismus in bester Ausführung und hat irgendwie von nichts zu viel und von nichts zu wenig. Ich hab überlegt, was es jetzt da wirklich zu bemängeln gibt, damit der Wein in seiner Gesamtheit noch besser zu beurteilen wäre und die Emotion hat den Verstand einfach nicht durchgelassen…die Punktevergabe erübrigt sich dann auch.
Um die Notiz noch abzurunden: Irgendwie dürfte nicht nur ich den Wein in bestem Zustand, sondern auch der Wein mich in bestem Zustand erwischt haben…
2012 Seguin, Pessac Leognan
dick in der Frucht, v.a Blaubeeren, mollig, insgesamt ein Wein,der Parker gefallen könnte.
Wenn man den Stil mag mit Freude zu trinken, gebietstypisch fand ich ihn nicht - Dom de Chevalier war wesentlich feiner und typischer.
Ob der Wein mit weniger Babyspeck dann typischer wird vermag ich allerdings mangels Erfahrung nicht vorauszusagen.
Château Guillot Clauzel 2012. Ich hatte richtig Lust auf jungen Bordeaux und der lag noch im Regal. Ich hatte erwartet, dass er etwas sperrig ist. Tatsächlich ist er vielleicht nicht gerade offenherzig, zeigt sich aber für meinen Geschmack gerade phänomenal gut. Es wurde in den letzten Jahren so viel geschimpft darüber, dass klassischer Bordeaux wie früher nicht mehr produziert wird, dass das mit dem Klimawandel auch nicht mehr möglich sei. Sicher hat dieser Wein ein halbes Volumenprozent mehr Alkohol als z.B. der 2004er dieses Weins. Aber Alkohol ist hier ganz sicher kein Problem. Und geschmacklich ist das für mich ein sehr klassischer Pomerol im eher festen und verhalten duftigen Stil. Ich würde behaupten, dass ich ihn blind auch ans rechte Ufer stecken würde. Noch eine Bemerkung: ich habe im www nicht eine einzige Profikritikernotiz finden können. Den Wein habe ich gekauft, weil ich ältere Jahrgänge bei K&U gekauft hatte und sie mir sehr gut geschmeckt hatten und weil Lobenberg ihn jedes Jahr stark anpreist. M.E. zurecht. Besser kann ich mir einen Pomerol in der 30 Euro Klasse kaum wünschen. Und dem Wein steht seine Entwicklung ja auch erst noch bevor. Der ist so pur und fein und reintönig, da stört selbst bei minutenlangem Schnüffeln nichts - keine grünen Noten, keine flüchtige Säure, kein Alkohol, keine laktischen Noten, gar nichts. Ich freue mich sehr darauf, den Wein bei seiner Reifezeit begleiten zu können.
octopussy hat geschrieben:Château Guillot Clauzel 2012.
Hallo Stephan,
danke für die Notiz. Es ist interessant, dass im Bordelais immer noch ein paar "Perlen" unter dem Radar der professionellen Kritiker fliegen, obwohl das Gebiet vermutlich systematischer durchforstet wird als jedes andere.
Es gibt noch so ein Teil aus Pomerol, das Lobenberg im Sortiment hat und für mich jeden Euro wert ist: La Croix. Ein konservativer Klassiker, würde ich sagen. Von den Profis hat den offensichtlich nur Gabriel wirklich auf dem Schirm.
UlliB hat geschrieben:
Es gibt noch so ein Teil aus Pomerol, das Lobenberg im Sortiment hat und für mich jeden Euro wert ist: La Croix. Ein konservativer Klassiker, würde ich sagen. Von den Profis hat den offensichtlich nur Gabriel wirklich auf dem Schirm.
Hallo Ulli,
ich bin ganz deiner Meinung, der La Croix ist wirklich auch toll. Meine Notiz zum 2012er findet sich etwas weiter oben in diesem Thread. Mit diesen beiden Lobenberg-Empfehlungen bin ich sehr glücklich. Auch wenn ich manche Lobenberg-Empfehlungen etwas übertrieben angepriesen finde oder mir andere nicht so gut schmecken (z.B. du Retout Blanc), muss man ihm definitiv zu gute halten, dass er im Bordelais "off the beaten tracks" unterwegs ist und da einige Schätze ausgräbt.
jetzt wollte ich mich eigentlich mal eine Zeitlang mit den Einkäufen etwas zurückhalten, damit genug Budget für die 2016er da ist, aber mit Deiner Notiz zum Guillot Clauzel hast Du mich doch wieder auf dumme (oder nicht so dumme) Gedanken gebracht. Naja, zwei Flaschen werden schon drin sein...
Trinkfreude hat geschrieben:
jetzt wollte ich mich eigentlich mal eine Zeitlang mit den Einkäufen etwas zurückhalten, damit genug Budget für die 2016er da ist, aber mit Deiner Notiz zum Guillot Clauzel hast Du mich doch wieder auf dumme (oder nicht so dumme) Gedanken gebracht. Naja, zwei Flaschen werden schon drin sein...
Ich hasse dieses Forum!
Um Pomerol habe ich bislang immer einen großen Bogen gemacht ( zu teuer ), aber bei octopussys Beschreibungen bin ich dann doch schwach geworden und habe vier Flaschen Guillot Clauzel bestellt ( 2000 und 2005)
Willkommen im Club!
Wehe wenn mir der nicht schmeckt!!
Wehe wenn Ihr das auch noch bestätigt, noch bin ich stark. Mittlerweile schaffe ich es sogar den Newslettern von Pinard zu widerstehen und das soll was heißen.
Lg Michael