Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben: [...] das Problem, welches vielmehr in der likörigen, etwas plumpen und auf Wucht berechneten Stilistik liegt.
Hallo Bernd,

ich habe gerade erst deine Notiz zum 09er Chateau Domeyne gelesen. Ich kenne diesen Wein nicht, aber eine Reihe anderer Weine des Erzeuger-Ehepaares (Ferrière, Durfort-Vivens, Haut Bages Liberal), und diese dafür sehr gut. Ich würde deshalb glatt ausschließen, dass hier auf Wucht und Power vinifiziert wurde, denn auf den Schwestergütern wird durchweg ein schlanker, straffer Stil gepflegt, das sind Bdx-Klassiker im besten Sinne, die Parker absolut nicht versteht - weshalb er sie ziemlich regelmäßig abstraft, gerade wegen ihrer vermeintlich mageren Art. Die Besitzer scheint das nicht zu irritieren, was alleine schon Respekt verdient.

Was nun den 2009er Domeyne betrifft, denke ich, dass Du ganz einfach auf die typische Jahrgangscharakteristik eines 2009er aus St. Estephe gestoßen bist: der Jahrgang tendiert hier bei vordergründiger Betrachtung im Moment zu enormer Opulenz und zu etwas "hirnlos" wirkender Power (sofern die Weine noch nicht dicht gemacht haben, aber das haben bei Weitem noch nicht alle). Das wird sich aber mit der Lagerung einschleifen. Ich sehe hier deutliche Parallelen zu 1989, da waren die Weine in der Jugend ähnlich beschaffen und wurden insbesondere von der britischen Weinkritik als atypisch und "kalifornisch" geschmäht - ein krasses Fehlurteil, wie man mittlerweile weiß, denn mittlerweile kann man 1989 getrost als einen der besten Jahrgänge der letzen 30 Jahre ansehen; viele 1989er sind mittlerweile auch stilistisch absolute Klassiker. Geduld, Geduld.

Gruß
Ulli
Volker
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Volker »

La Demoiselle de By (Rollan de By)

absoluter Basis Bordeaux der zeigt, dass auch ganz kleine Bordeaux Weine Spaß machen können, wenn sie nicht nur für den schnellen Konsum produziert sind. Hat 4-5 Jahre gebraucht, um seine anfangs harschen Tannine zu verdauen.
Jetzt deutlich von der Frucht dominiert. Für den Jahrgang eine gut stützende Säure. Spielt seine Stärken sicher mehr am Gaumen als in der Nase aus. Sicher kein Ausbund an Komplexität aber auch nicht trivial. Guter Nachhall.
Aktuell sehr schöner Wein für Zwischendurch.

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Volker
duhart09
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von duhart09 »

Hallo, liebe Mitforisten,

hat sich einer von Euch in den letzten Monaten mal an 2009er aus St. Emilion gewagt? Sind die zugänglicher als die offenkundig (meist) ziemlich vernagelten Pendants vom linken Ufer?

Gruß
Uli
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la-vita
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von la-vita »

Solange es noch solche Weine in Bordeaux gibt, braucht man sich angesichts immer absurderer Preise bei den klassifizierten Gewächsen keine schlaflosen Nächte zu machen:

Bild

Für ehemals 12,90 € erstanden. Man braucht für die Faszination Bordeaux also nicht unbedingt Unsummen auszugeben :D :mrgreen: .
Darüberhinaus werde ich immer mehr zum Fan des Jahrgangs 2009. Da wird noch viel kommen und lange Freude machen.

Viele Grüße
Detlef
Zuletzt geändert von la-vita am Sa 30. Apr 2016, 14:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Desmirail
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Desmirail »

la-vita hat geschrieben:Solange es noch solche Weine in Bordeaux gibt, braucht man sich angesichts immer absurderer Preise bei den klassifizierten Gewächsen keine schlaflosen Nächte zu machen:

Bild

Man braucht für die Faszination Bordeaux nicht Unsummen auszugeben :D :mrgreen: .
Darüberhinaus werde ich immer mehr zum Fan des Jahrgangs 2009. Da wird noch viel kommen und lange Freude machen.

Viele Grüße
Detlef
Hi Det,

stimme Dir vollkommen zu. Das ganze überteuerte Zeug taugt für das Geld, was dafür verlangt wird, nichts. Deswegen "Like" für Deinen Beitrag. Dieses Gerede immer über die tollen Wine von Chateau A und Chateau B ... wer es möchte soll es so machen und sein Ego daran aufhängen ... Der Weisheit letzter Schluss sind die teuren Brühen sowieso nicht, insbesondere nicht wenn sie aus BDX kommen. Jedem seinen Fetish wo er sein Geld versenken möchte. Den kleinen, euchten Chateaus gehört die Welt. Da bekommt man noch Handschriften und keinen Weichspüler :lol: !!!
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Ollie
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Ollie »

Ganz schoen grosse Zigarre haste da inner Hand. ;) :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Desmirail »

Sicher, und ein Vermögen hat sie auch gekostet.


;)
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Ollie
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Ollie »

Wo doch den kleinen, echten Zigarren die Welt gehoert. :lol: :lol: :lol:
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Desmirail »

Rischtisch datt! ;)
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toska
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von toska »

Erstmals ein herzliches Hallo an die Foren-Gemeinde,

nachdem ich schon länger mitlese, hab ich nun immer dringender das Bedürfnis verspürt auch einmal paar Beiträge zu verfassen. Der erste findet sich hier.

Nachdem ich vorhabe doch den einen oder anderen Wein (in der unteren bzw. mittleren Preisklasse -40€) in der 15er Subskription zu kaufen, hab ich mich nun endlich entschlossen ein paar Bordeauxs aufzureißen, um meinen Erfahrungshorizont etwas zu erweitern und die Lobeshymnen diverser Weinhändler auf den Prüfstand zu stellen.

Vergleich du Retout 2009 mit Cote de Baleau 2009 (gleichzeitig geöffnet und getrunken)

Du Retout 2009 (undekantiert)

Mittelkräftiges Bukett, dunkle Kirschen, eher eindimensional, keine Sekundäraromen feststellbar
Typische Bordeauxnoten, leichte Erdigkeit, dezente dunkle Früchte, Tannine sind mittelkräftig und gefällig/reif, kleiden den Gaumen gut aus, zarte (nicht störende) Bitternote im Abgang. Eukalyptus/Minze kommt mit Luft immer mehr zum Vorschein.
Fazit: Guter B.-Wert, macht Spaß, ein Wein der Substanz und Typizität hat, guter Wert in seiner Preisklasse, Lobenbergs Huldigungen scheinen mir aber, etwas übertrieben.
Fazit des Fazits: Irgendwie ein everybodys darling, der grundehrlich daherkommt, aber emotional nicht die großen Spuren hinterlässt. H. Johnson trifft es irgendwie auf den Punkt, wenn er die Weine von de Retout als "robuste, volle, aber alles andere als elegante Weine" beschreibt. (88P)

Cote de Baleau 2009 (undekantiert)

Offene Nase, rotfruchtig, reife süße Pflaumen, Waldbeeren, zarte Preiselbeerwürze, mit leichten Barriquetönen

Am Gaumen frischer als der Geruch vermuten ließ, gewisse Fleischigkeit, rote reife Früchte, Tannine sind präsent, nicht ganz fein, nicht sehr komplex, aber gefällig, ziemlich langer von einem präsenten Tanninfond begleiteter Abgang, wobei der Druck am Gaumen etwas fehlt, am Ende kommen rosinig-süße Töne.
Fazit: Von der Wertigkeit würde ich ihn dem du Retout ziemlich gleichsetzen, schöner typischer Vertreter vom rechten Ufer, der einiges an Genuss liefert, aber trotzdem erkennen lässt, dass er nicht zu den ganz großen Werten zählt. (89P)

Beim hin und her Verkosten zeigte sich der Cote de Baleau anfangs überlegen (mehr Länge, feiner), mit zunehmender Luft schien der du Retout an Substanz zu gewinnen und schließlich am St. Emillion vorbeizuziehen. Der Cote de Baleau hat irgendwie den besseren 1.Aufschlag, aber der du Retout hat durchaus Substanz, ist ein vorzüglicher Trinkwein, schmeckt gut, ist nicht wirklich banal, aber strengt auch nicht an, den Alkohol (14%) merkt man nicht.

Nachdem ich 2009 (die 9er) erstmals subskribiert habe, liegen davon eher wenig Flaschen in meinem Keller (habe unlängst Sociando und Meyney aus 09 nachbestellt), der größte Posten ist aus dem Jahr 2012, da sich hier sowohl emotional-intellektuell als auch budgetär erstmals eine größere Position anbot.
Den ersten 12er (Clos Manou) hab ich unlängst probiert und dieser wird im 12er- Forum beschrieben.
Gruß, Reinhard
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