Da ist was dran, vielleicht hätte Galloni lieber Tanzer weiterhin Bordeaux bewerten lassen sollen. Das hätte ihm vielleicht mehr Überläufer-Abonnenten vom WA eingebracht...
Leve hat nun auch die "value wines" vom rechten Ufer durch: https://t.co/b3sy3eQ2Hc
Gut weg kommen im wesentlichen die üblichen Verdächtigen. Bei Roc de Cambes ist er erstaunlich knauserig (89-91), liest sich fast, als würde er sich daran stören, dass das ein ernsthafter Wein ist ("This definitely needs time in the cellar to be fun to drink").
Jancis hat ja heute auch u. a. noch Satelliten vom rechten Ufer im Programm - was sagt die denn so?
Bordeaux 2015
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Re: Bordeaux 2015
Grundsätzlich traue ich noch nicht mal meinen eigenen Verkostungseindrücken voll und ganz, denn - wie schon mehrfach diskutiert - gibt es insbesondere bei den Primeur-Verkostungen zusätzlich zu den eigenen Unzulänglichkeiten noch viele Variablen, deren Auswirkungen nur schwer einzuschätzen sind (insbesondere Qualität, Repräsentativität und Alter der Fassmuster). Erst aus der Vielzahl der Bewertungen verschiedener Verkoster ergibt sich wie bei einem Puzzle ein (schemenhaftes) Bild.octopussy hat geschrieben:Das wäre auch meine Einschätzung, gleichwohl fällt es mir wie Ollie ganz schwer, bei Gallonis Notizen eine Art Leitbild zu sehen. Das kriege ich auch nur bedingt durch seine Textbeschreibungen. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Galloni etwas "Fähnchen im Wind" bewertet, aber das ist mehr ein Gefühl als etwas, was ich belegen könnte.harti hat geschrieben: Ganz generell gehört Galloni als Verkoster zu den Universalisten in dem Sinne, dass er sich weder den feingliedrigen Weinen noch den Monsterextrakt-Abfüllungen verschließt. Auch Holz, Tannin oder Säure schrecken ihn nicht. Insofern ist es bei ihm besonders wichtig, zu seinen Punkten auch die Texte genau zu studieren.
Ich traue seinen Bordeaux Notizen (noch) nicht. Da fand ich Stephen Tanzer deutlich leichter einzuschätzen. Bei dem gab es zwar nie große Ausschläge nach unten oder oben, aber man wusste jedenfalls, dass er einen relativ klassischen oder auch mainstreamigen (im positiven Sinne) Geschmack hat.
Galloni halte ich schon für einen erfahrenen und selbstbewussten Weinkritiker, der auch vor großen Namen nicht kuscht (das hat er das bei seinen Bewertungen von italienischen Weinen mehrfach unter Beweis gestellt). Auch sehe ich das Bewertungniveau für die 2015er keineswegs als überzogen an.
Grüße
Hartmut
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Re: Bordeaux 2015
Ihre Favoriten:Trinkfreude hat geschrieben: Jancis hat ja heute auch u. a. noch Satelliten vom rechten Ufer im Programm - was sagt die denn so?
Roc de Cambes - 17,5 P ("Totally unlike anything else. Perfumed but with such gorgeous mastery of tannins.")
Ch. de Laussac - Cuvée Sacha - 17 P ("A stylish and stylised wine with a very modern angle.", Notiz von Richard Hemming)
Grand Village - 17- P ("Beautiful fragrance. Beautiful structure. Very exuberant and yet fresh too."). Ist das nicht dieser Wein, den Weinart immer im Angebot hat?
Grand Village "G Acte 7" - 17 P ("Very sophisticated and rewarding")
Clos Lunelles - 17+ P ("Like a wonderfully muscular boxer.")
Clos Louie, Louison & Leopoldine - 17 P ("Some freshness (compared with the regular Clos Louie sample, which was so tired that I haven't published a tasting note for it). Very concentrated, fresh and lively.")
Domaine de l'Aurage - 17 P ("Very exotic and round - hugely healthy and rich.")
Beste Grüße, Stephan
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Re: Bordeaux 2015
Hi Stephan, danke für das Update.
Genau, ich glaube das ist das Heim-Chateau der Familie Guinaudeau von Lafleur.octopussy hat geschrieben:Ist das nicht dieser Wein, den Weinart immer im Angebot hat?
Re: Bordeaux 2015
Das wirkt.... Nun ja. äh. ... etwas willkürlich. Mir gefällt das Sample des Erstweins nicht (was ja häufiger vorkommt). Dann koste ich halt den Zweitwein und gebe ihm 17 Punkte - und damit genauso viel wie Domaine de l'Aurage oder Clos le Lunelles.octopussy hat geschrieben:
Clos Louie, Louison & Leopoldine - 17 P ("Some freshness (compared with the regular Clos Louie sample, which was so tired that I haven't published a tasting note for it). Very concentrated, fresh and lively.")
Aha


Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
- octopussy
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Re: Bordeaux 2015
Ich poste hier immer nur einen Ausschnitt ihrer Verkostungsnotizen. Die Notiz ist insgesamt länger. Da mir diese Weine alle nichts sagen, kann ich auch nichts dazu sagen, ob diese 17 P gerechtfertigt sind oder nicht.innauen hat geschrieben: Das wirkt.... Nun ja. äh. ... etwas willkürlich. Mir gefällt das Sample des Erstweins nicht (was ja häufiger vorkommt). Dann koste ich halt den Zweitwein und gebe ihm 17 Punkte - und damit genauso viel wie Domaine de l'Aurage oder Clos le Lunelles.
Beste Grüße, Stephan
Re: Bordeaux 2015
Noch ein britischer Haendler, der seine Notizen (ohne Punkte) online gestellt hat:
https://www.justerinis.com/bordeaux2015 ... geSize=all
Cheers,
Ollie
https://www.justerinis.com/bordeaux2015 ... geSize=all
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Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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Re: Bordeaux 2015
Na na Wolf, Du willst doch nicht etwa sagen, der L&L sei keine 17 Punkte wert? Dann zieh mal schnell die Schienbeinschoner aninnauen hat geschrieben:Das wirkt.... Nun ja. äh. ... etwas willkürlich. Mir gefällt das Sample des Erstweins nicht (was ja häufiger vorkommt). Dann koste ich halt den Zweitwein und gebe ihm 17 Punkte - und damit genauso viel wie Domaine de l'Aurage oder Clos le Lunelles.

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Re: Bordeaux 2015
Nochmal zur Frage, ob Galloni irgendeine Art stilistisches Leitbild hat. Ich sehe es wie Hartmut, dass AG nicht auf irgendeine spezielle Stilistik festgelegt ist. Bei seinen Italien-Bewertungen kommen jedenfalls regelmäßig sowohl Traditionalisten als auch Modernisten mit hohen Punkten weg, Weine mit viel oder wenig Neuholz usw. Wenn man sich allerdings seine VKNs in größerer Zahl anschaut und mal darauf achtet, welche Eigenschaften am häufigsten als besonders positiv hervorgehoben werden, dann entsteht bei mir folgendes Bild:
Galloni schätzt insbesondere Weine, die "sophisticated" sind, d. h. solche mit
- aromatischer Komplexität
- ausgeprägter, aber balancierter Struktur (Tannin und Säure)
- Finesse und "Schliff" in der Textur
- Konzentration (wird auch gelobt, ist aber nicht das wichtigste in dieser Liste)
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass oft Weine aus kühleren Jahren mit später Reife besser wegkommen als Weine aus Hitzejahren - der geringere Charme in der Primärfruchtphase stört AG wohl weniger.
Besondere Fülle / Üppigkeit / Fett kommen in seiner Lob-Liste eher selten vor, insofern hat er sicher keinen klischeemäßig amerikanischen Gaumen.
Kräftiges Holz führt nicht zu Abzügen, damit kommt er gut klar, es wird aber auch nicht per se positiv gewertet.
Weniger gut weg kommen einerseits Weine, die zu "easy drinking" und zu einseitig auf die Frucht ausgerichtet sind, und andererseits Weine, die in irgendeiner Art "grob" sind. Darunter fallen insbesondere auch solche aus warmen Jahren, die einen eher hohen Alkoholgrad mit eher knapper physiologischer Reife verbinden - das gibt Abzüge.
Soweit bisher meine Wahrnehmung. Hartmut - passt das ungefähr zu Deiner Leseart?
VG Jürgen
Galloni schätzt insbesondere Weine, die "sophisticated" sind, d. h. solche mit
- aromatischer Komplexität
- ausgeprägter, aber balancierter Struktur (Tannin und Säure)
- Finesse und "Schliff" in der Textur
- Konzentration (wird auch gelobt, ist aber nicht das wichtigste in dieser Liste)
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass oft Weine aus kühleren Jahren mit später Reife besser wegkommen als Weine aus Hitzejahren - der geringere Charme in der Primärfruchtphase stört AG wohl weniger.
Besondere Fülle / Üppigkeit / Fett kommen in seiner Lob-Liste eher selten vor, insofern hat er sicher keinen klischeemäßig amerikanischen Gaumen.
Kräftiges Holz führt nicht zu Abzügen, damit kommt er gut klar, es wird aber auch nicht per se positiv gewertet.
Weniger gut weg kommen einerseits Weine, die zu "easy drinking" und zu einseitig auf die Frucht ausgerichtet sind, und andererseits Weine, die in irgendeiner Art "grob" sind. Darunter fallen insbesondere auch solche aus warmen Jahren, die einen eher hohen Alkoholgrad mit eher knapper physiologischer Reife verbinden - das gibt Abzüge.
Soweit bisher meine Wahrnehmung. Hartmut - passt das ungefähr zu Deiner Leseart?
VG Jürgen
Re: Bordeaux 2015
Danke für die Einschätzung zu AG, das hört sich eigentlich ganz nach meinem Geschmack an. Werde seine Kommentare wohl in der einen oder anderen Form berücksichtigen (im Gegensatz zu jenen von JR, die für mich keine Relevanz haben).
Heute morgen habe ich übrigens mit amusément die ersten Bewertungen von Gerstl gelesen, die gerade als e-mail reingeflattert sind. Beste Unterhaltung

Schöne Grüße, albarello
Heute morgen habe ich übrigens mit amusément die ersten Bewertungen von Gerstl gelesen, die gerade als e-mail reingeflattert sind. Beste Unterhaltung


Schöne Grüße, albarello