Barolo - Wein der Könige, König der Weine

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harti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von harti »

UlliB hat geschrieben: Auch wenn es im Barolo-Thread OT ist:

Ich mag Dolcetto recht gerne und halte die Sorte für unterschätzt - was aus meiner Sicht darauf zurückzuführen ist, dass sie im Kernbereich der Langhe halt nur die dritte Geige nach Nebbiolo und Barbera spielt und von etlichen Erzeugern demzufolge nachlässig bis regelrecht schlampig behandelt wird. Zu was Dolcetto in der Lage ist, sieht man am besten außerhalb des Bereichs von Barolo und Barbaresco, z.B. in Diano d'Alba, in Ovada, und vor allem im Gebiet von Dogliani, wo ihr eine eigene DOCG gewidmet ist. Die wirklich guten Exemplare dort sind zwar zweifellos "modern", aber eben nicht wuchtig oder gar fett, und meistens ohne Neuholz ausgebaut, welches der Sorte nicht guttut. Die Qualität der Sorte zeigt sich in der Frucht, nicht in Substanz oder Wucht.
Hallo Ulli,

gestern hatte ich zum Tatort Dolcetto und Barbera 2013 von G. Rinaldi. Auch hier war der Dolcetto, wenngleich an sich kein schlechter Wein, schwächer als die Barbera. Die Frucht wirkte etwas maskiert und nach hinten heraus zeigte sich ein leicht stumpfes Tannin, fast so als ob der Wein etwas Brett hätte. Die Barbera war hingegen sortentypisch saftig/kirschig und sehr trinkanimierend.

Grüße

Hartmut
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weingollum33
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von weingollum33 »

noch ein Beitrag unter der falschen Überschrift:

Es gibt mE im Piemont durchaus viele schöne Dolcetto. Mir hat ein Mal ein Winzer in der Langhe erzählt, dass sich die Einheimischen mit diesem Wein die Zähne putzen. Und in der Tat habe ich häufiger erlebt, dass vor Ort gerne einfacher Dolcetto getrunken wurde. Es ist kein großer Wein - aber ich kenne einige durchaus ansprechende Exemplare in der Gegend von Alba. Bei anderen Regionen im näheren Umfeld habe ich kaum Erfahrungen.

In der Langhe gefallen mir der Priavino von Roberto Voerzio und der Dolcetto von Bartolo Mascarello gut. Beides Exemplare, die ruhig 4 bis 6 Jahre reifen dürfen (aber nicht müssen). Sie sind fruchtbetont und haben ein Tanningerüst im Hintergrund, so dass sie gute Essensbegleiter sind. Ebenso gut gefallen mir die Dolcetto von Revello und Altare. Alles gehören zur DOC Dolcetto d'Alba.

Die Rebsorte ist beim Anbau unkompliziert und wurde m.E. unter anderem auch deshalb häufig angepflanzt, da eine gute Ernte bei der spät reifenden Nebbiolorebe keine Selbstverständlichkeit gewesen ist. Dafür ist sie allerdings im Ausbau etwas anspruchsvoller. Sie neigt bei falscher Behandlung zu geschmacklichen Fehltönen. Dies habe ich häufiger auch bei durchaus namhaften Erzeugern wie z.B. Sandrone schon erlebt.

Fazit: Hin und wieder trinke ich gerne einen unkomplizierten Dolcetto, auch wenn sie in meinem Keller eher ein Nischendasein führen.

Gruß Tobias
mixalhs
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von mixalhs »

Ich gebe zu, dass ich einen wesentlichen Beitrag geleistet habe, diesen Barolo-Thread auf das Thema Dolcetto zu lenken. Ich finde es schade, dass meine Bemerkung, dass ein Weingut, das phantastische Baroli macht, beim Dolcetto erschreckend schwach ist, dazu geführt hat, dass hier jetzt alle über Dolcetto reden.
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UlliB
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von UlliB »

mixalhs hat geschrieben:Ich gebe zu, dass ich einen wesentlichen Beitrag geleistet habe, diesen Barolo-Thread auf das Thema Dolcetto zu lenken. Ich finde es schade, dass meine Bemerkung, dass ein Weingut, das phantastische Baroli macht, beim Dolcetto erschreckend schwach ist, dazu geführt hat, dass hier jetzt alle über Dolcetto reden.
Das sehe ich jetzt nicht als soo sehr problematisch... hier im Forum ist nicht so viel Traffic, als dass man die Ordnung peinlich genau einhalten muss und sich nicht auch mal ein wenig OT-Diskussion erlauben könnte. Immerhin ging es in Deinem Beitrag ja um einen Dolcetto von einem Barolo-Produzenten ;)

Was aber nicht heißen soll, dass ab jetzt auch Barbera, Pelaverga oder gar Nascetta von Barolo-Erzeugern hier diskutiert werden sollen :lol:

Gruß
Ulli
olifant
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von olifant »

... hatte da kürzlich eine nette Nascetta-Cuvée im Glas, ganz zu schweigen von Grignolino, den ich sehr schätze ;)
Wie sagt man - duck und weg :lol:
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
mixalhs
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von mixalhs »

... und ich bin gespannt auf das neue Merum-Heft, das im Dezember erscheint und Ergebnisse der jährlichen Baroloverkostung enthalten wird.
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harti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von harti »

Hallo Michael,

es würde mich freuen, wenn Du die Kernaussagen des Merum-Beitrags und die Favoriten hier kurz wiedergeben könntest.

Grüße

Hartmut
mixalhs
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von mixalhs »

... werde ich tun. Die Zeitschrift erscheint am 9.12., also etwa in zwei Wochen. Die Verkoster Andreas März und Jobst von Volckamer sind dezidierte Kritiker eines überholzten Neue-Welt-Stils, wie er bei zahlreichen italienischen Weingütern immer noch gepflegt wird. Und oft landen gerade nicht die ganz großen Namen auf den ersten Plätzen.
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UlliB
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von UlliB »

mixalhs hat geschrieben: Die Verkoster Andreas März und Jobst von Volckamer sind dezidierte Kritiker eines überholzten Neue-Welt-Stils, [...]
Zumindest was Andreas März betrifft, lehnt der jeglichen Einsatz von Neuholz bei der Herstellung von Barolo ab, ganz egal wie moderat der im sensorischen Ergebnis auch ausfallen mag. Das hat in seiner Rigorosität nichts mit der Ablehnung eines "überholzten Neue-Welt-Stils" zu tun. Seine Ablehnung umfasst z.B. auch die Verwendung bereits mehrfach belegter großer Holzfässer, sofern die auch nur einen minimal erkennbaren Neuholzton hinterlassen - Neuholztöne führen bei ihm grundsätzlich und immer zur Abwertung.

Mir ist dieser Fundamentalismus einigermaßen fremd, und insofern sind seine Verkostungsergebnisse für mich ziemlich irrelevant.

Gruß
Ulli
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UlliB
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von UlliB »

Gestern abend im Glas:

Barolo "Dagromis" 2008 (Gaja) 14,5%Vol. Wie bei Gaja üblich, ist der Weinname ein eingetragenes Warenzeichen und kein Lagenname; in diesem Fall wird Bezug genommen auf den Namen der Familie, von der Angelo Gaja vor zwanzig Jahren die Rebflächen erworben hat, auf denen die Trauben für diesen Wein wachsen: Gromis. Die Reben stehen, wenn die verfügbaren Informationen richtig sind (bei Gaja weiß man das nie so genau) in Serralunga und in La Morra.

Gemessen am sonst üblichen Niveau bei Gaja ist der Wein eher moderat bepreist, man findet ihn in Italien regelmäßig für um die 45 Euro, in Deutschland ist er etwas teurer. Insofern muss man diesen Wein wohl als eine Art "Einstiegswein" betrachten.

Ziemlich dunkles Ziegelrot. Die Nase bereits offen, sehr typisch: warmer Teer, intensiv dunkle Kirsche, dann etwas Rose; wirklich sehr schön. Der Gaumen kann damit leider nicht ganz mithalten: zwar dicht, aber auch kantig und gar ein wenig ruppig, das präsente Tannin ist nicht gerade fein, mäßiger Tiefgang; im langen Abgang dann sehr schöner Nachhall. Kann man jetzt trinken, hat aber keine Eile.

Ein sehr schöner und vor allem typischer Barolo, aber mit den beiden "Fast-Barolo"-Ikonen 8-) aus dem gleichen Haus (Sperss und Conteisa) kann er nicht mithalten, dazu fehlt es an Finesse und Tiefgang und vor allem an der einmalig seidig schimmernden Politur, die diese Weine auszeichnet. Insofern stimmt hier die innerbetriebliche Hierarchie.

Gruß
Ulli
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