Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Bradetti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Bradetti »

Wer hat Erfahrung mit Weinen von Renato Corino? Habe einen 2007er Barolo Vigneto dell`Annunziata im Keller. Was erwartet mich?
Viele Grüße
Dirk
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harti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von harti »

Hallo Dirk,

das Weingut Renato Corino wurde erst 2006 durch Teilung des väterlichen Betriebes gegründet. Ich weiß absolut nichts über Stilistik und Qualität der Weine. Den väterlichen Weinen bin ich vor längerer Zeit mal begegnet und habe abgespeichert: Meiden wegen exzessivem Neuholzeinsatz. Laut wineberserkers gehört der Betrieb zur den Modernisten: http://www.wineberserkers.com/forum/vie ... ato+Corino

Grüße

Hartmut
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vanvelsen
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von vanvelsen »

Liebes Forum

letzten Freitag habe ich im Rahmen einer Weinmesse einige italienische Tropfen verkosten können. Dabei ist mir unter anderem der Barolo Bricco Boschis 2010 von Cavallotto positiv aufgefallen. Mehr dazu, hier:

http://www.vvwine.ch/2015/09/ein-paar-w ... panti.html

Lieber Gruss,

Adrian
charles winer
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von charles winer »

Hallo Weinfreunde,
Zu Renato Corino:
Wie schon erwähnt wurde das väterliche Gut auf die beiden Brüder Renato und Giuliano aufgeteilt und, soweit mir das noch richtig in Erinnerung ist, hat Renato Corino mit dem 2005er Jahrgang seine ersten eigenständigen Weine auf den Markt gebracht.
Wir haben vor 2 Jahren im Frühsommer das Weingut besucht und haben dort mit der Frau von Renato und zwei Sommeliers aus dem Valtellina zwei sehr nette Stunden verbracht. Da mich der 2009er Barolo, der gerade im Verkauf war, nicht hundertprozentig überzeugte (war ja sicher auch noch sehr jung), habe ich spontan eine 6er Kiste 2005er Barolo Vecchie Vigne gekauft (für 50€ die Flasche).
Gestern nun die erste geöffnet und restlos überzeugt, sehr schönes nicht zu dunkles Barolorot, in der Nase rote Früchte, Johannisbeeren, der Geschmack vollmundig, Schwarzkirschen, aber auch Rauch und Heu, sehr elegant, feinkörnige Tannine, fast burgunderartig. Auch wenn für diesen Wein wohl (mehr als?) 50% neue Barriques verwendet werden, ist (für mich) kein unangenehmer Holzton vorhanden.
Für uns gehören die Weine aus La Morra zu unseren Lieblingsweinen (Revello, Mauro Veglio, Silvio Grasso; die wohl alle als „Modernisten“ bezeichnet werden). Aber auch die Weine von Fabio Burlotto (aus Verduno) oder Mattheo Ascheri (beide werden wohl eher zu den „Traditionalisten“ gezählt), schmecken uns schon lange. Insgesamt ist nach meiner Beurteilung die Qualität der „mittleren“ Güter in den letzten 15 Jahren kontinuierlich gestiegen. Und wo bekommt man für 25€ (der „normale“ Barolo) noch einen Wein derartiger Qualität?
Beste Grüße
Rolf
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Panamera
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Panamera »

An der grossen Gerstl-Degustation letzte Woche zweimal im Glas...

Bild

Nebst dem "Brunate" von Francesco Rinaldi definitiv der beste Barolo des Abends!
Bradetti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Bradetti »

Danke Rolf und Hartmut für´s Feedback.

Hab den 2007er Rocche dell`Annunziata gestern abend geöffnet. Erster Naseneindruck: Holz, Holz, Holz.
Nach einer Stunde zog dann die Frucht (Kirsche) durch mit leichter Kräutertee-Note.

Am Gaumen recht spröde, schroffe Tannine, recht hohe Säure, aber zumindest das Holz ordnete sich artig unter.
Ausbalanciert ist anders...
Auch heute, am 2. Abend weiterhin recht schroff, eher kräuterig als fruchtig. Ist nicht meins...

Wahrscheinlich mindestens 5 Jahre zu früh geöffnet. Nur weiß ich nicht, ob der Wein mit dem Alter zugänglicher wird oder ob das Warten vergebene Liebesmüh ist. Vielleicht sind die Baroli aus La Morra ja so?

Habt Ihr Erfahrung (zum Vecchie Vigne dazu) mit anderen Corino-Barolo, z.B. Arborina?
Viele Grüße
Dirk
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harti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von harti »

Hallo Dirk,

wie gesagt, Corino-Weine kenne ich nicht weiter und bin angesichts Deiner VKN auch wenig geneigt, meine Wissenslücke zu schließen ;) .

Ganz grundsätzlich sind La Morra-Weine ganz und gar nicht so wie der von Dir beschriebene Vertreter, sie gehören mit zu den elegantesten und feinsten im ganzen Barolo-Gebiet. Leider, leider häuft sich gerade in La Morra die Holzfraktion unter den Erzeugern, hierzu gehören u.a. die Voerzio-Brüder, so dass es nicht einfach ist, lagentypische Weine ohne Holzverseuchung :evil: zu finden. Empfehlen kann ich den 2010er Rocche dell' Annunziata von Settimo, den es m.W. immer noch für 35 € im Netz zu kaufen gibt. Der ist garantiert holzfrei 8-) .

Grüße

Hartmut
Bradetti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von Bradetti »

Danke für den Settimo-Tipp. Schau ich mir mal an!!
Viele Grüße
Dirk
kreutzer
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von kreutzer »

Hallo Weinforum,
dies ist nicht die übliche Verkostungsnotiz, wie ich sie in der Vergangenheit hin und wieder geliefert habe. Als Gastgeber hatte ich am 26.9.2015 genug andere Sorgen um meine Gäste bei Laune zu halten. Darum hier ein Versuch, einige Highlights aus dem Kopf herauszuarbeiten.
Eingeladen hatte ich liebe Weinfreunde zu einer Altwein-Piemont-Probe, angereichert durch zwei Brunellos, einem Sarden und zwei unvermeidlichen Rieslingen. Ich hoffe, einer meiner Weinfreunde wird im Laufe der nächsten Wochen einen detaillierteren Bericht abgeben. Dann werde ich ihn nachreichen.

Verkostet wurden:
2004 Königsbacher IDIG Riesling GG Christmann
1979 Barolo E. Pira
1982 Barolo Paolo Scavino
1983 Barolo Rocche di Castiglione Riserva Michele Chiarlo
1983 Barolo Rocche Marcenasco Renato Ratti
1985 Barbaresco Camp Gros Martinenga Marchesi di Gresy
1993 Barbaresco Camp Gros Martinenga Marchesi di Gresy
1985 Barolo Bricco Rocche Brunate Ceretto
1985 Brunello di Montalcino Tenuta Caparzo
1971 Barolo Riserva Speciale Dosio
1982 Barolo Vigneto Fossati Dosio
1997 Barolo Monprivato Giuseppe Mascarello
1998 Barolo Monforte Bussia Soprana Aldo Conterno
1998 Barbaresco Serraboella Cigliuti
1982 Barbaresco Serraboella Cigliuti
2001 Barolo Vigna Rionda Riserva X Dieci A Massolino
2001 Barolo Bricco Luchiani Silvio Grasso
2000 Barolo Vigneto Campe La Spinetta
2004 Barbaresco Serraboella Cigliuti
1990 Brunello di Montalcino Riserva Altesino
2010 Barolo Bussia Fenocchio
Essensweine:
1980 Barolo Giacomo Voerzio
1985 Barbera d’Alba Paolo Scavino
1987 Barbera d’Alba Bricco delle Viole Riserva Vajra
1999 Korem Rosso Isola die Nuraghi Argiolas
2014 Moscato d’Asti Prunotto
2002 Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Auslese GK 12 Fritz Haag

Nachdem ich mich bei der letztjährigen Piemont-Reise mit Begeisterung der Piemonteser Spezialität Carne Cruda gewidmet habe, wollte ich es bei dieser Probe einmal selbst versuchen.
Mit der Beschaffung des italienischen Rindes und der weißen Alba Trüffel hatte ich allerdings Schwierigkeiten. Frische Alba Trüffel gibt es erst im Oktober.
Ich habe es mit einem schönen Stück Kalbfleisch aus der Oberschale versucht. 800g Kalbfleisch aufwendig per Hand in kleine Stücke geschnitten. Es darf auf keinen Fall durch den Fleischwolf gedreht werden. Es sollte nur kurz vorm Servieren zubereitet werden. Dann mit Olivenöl, Zitronensaft vermengen und mit Fleur de Sel, einem frisch gestossenen Pfeffer, Muskatnuss, Zitronenschalenabrieb einer unbehandelten Zitrone (wichtig) würzen. Fertig. Die Kunst ist, die richtige Mischung zu finden. Ein erster Selbstversuch (eine Woche vorher) war nicht ausreichend gewürzt. Zu wenig Salz, Zu wenig Muskatnuss, kein Zitronenabrieb.
Diesmal ist es mir wirklich gelungen. Das schönste Kompliment das man erhalten kann: besser war es in Alba auch nicht. Vom weißen Trüffel mal abgesehen. Für Trüffelliebhaber habe ich eine Trüffelsauce dazugegeben. Dazu Grissini.
Bruschetta der Schwiegertochter, diverse Aufstriche meiner Frau und frisches Mais-Brot aus Sizilien überbrückten die Zeit bis zum Hauptgericht (nicht piemontesisch), einem 300g US-Ribeye-Steak aus dem Beefer. Dieses aufwendige Teil hat sich mein Sohn zugelegt. Ergibt ein herrlich saftiges Stück Fleisch mit schöner Röstnote. Die Fettmaserung muss einfach sein. Mir tat es in der Seele weh, dass ein Weinfreund mit gequältem Gesicht versuchte, die Fettteile herauszuschneiden.
Als Nachtisch gab es Schokowürfel auf einem Honig-Zitronenolivenöl-Spiegel mit karamelisierten Feigen.
Nun kurz zu den Weinen:
Strahlender Stern und absolutes Highlight war der 1998er Barbaresco Serraboella von Cigliuti. Bei mir 98 Punkte. Die beiden anderen Cigliutis waren auch sehr gut (kurz über der 90er Grenze) aber vom 98er doch ein Stück entfernt.
Eine Entdeckung für mich der 85er Brunello der Tenuta Caparzo. 93-94 Punkte. Auch sehr gut (im 90er Bereich) die beiden 2001er Barolo von Massolino und Silvio Grasso, der 98er Bussia Soprana von Aldo Conterno und der Rocche Marcenasco von Renato Ratti sowie der 2000er Vigneto Campe von La Spinetta. In sehr gutem Zustand waren drei Essensbegleiter: Vajra, Argiolas und überraschend auch der Voerzio aus 1980 aus einem nicht berauschenden Jahr.
Aus meiner Sicht völlig hinüber (überaltert) waren die beiden Weine von Paolo Scavino und der 79er von E.Pira. Etwas enttäuscht war ich von den beiden Dosios. Sie waren nicht schlecht. Aber ich habe in den letzten Monaten schon so großartige Dosios getrunken. Auch älter als 71.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich sämtliche Altweine erst nach meiner Piemont-Reise eingekauft habe. Der 82er Dosio und der La Spinetta wurden von einem Weinfreund eingebracht.
Natürlich kann die Lagerung eine Rolle gespielt haben.
Noch ein Wort zu dem 2010er Fenocchio. Dieser Wein hatte in einigen Jahrgangsverkostungen hervorragend abgeschnitten. Er ist nicht holzverseucht. Stimmt. Das kommt mir eigentlich entgegen. Auf mich wirkte zumindest meine Flasche (einige Stunden zuvor dekantiert) etwas mager. Einige Wochen zuvor hatte ich in einem Restaurant in Wiesbaden den 2010er Basis-Barolo von Pio Cesare. Den fand ich eindeutig stärker. 92 Punkte. Dem Bussia Fenocchio würde ich höchstens 87-88 Punkte geben. Am zweiten Tag leichte Verbesserung. Aber nicht viel.
Lieber Hartmut, wie hast Du den Wein in Deiner Probe denn vorbereitet?
Die Cigliutis konnte man auch nach 2-3 Tagen (trotz geringer Restmengen) noch mit Vergnügen trinken. Gilt auch für den La Spinetta.
Ich freue mich auf den Bericht meines Weinfreundes (vermutlich erst Ende Oktober).
Gruß
Norbert
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harti
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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Beitrag von harti »

kreutzer hat geschrieben: Noch ein Wort zu dem 2010er Fenocchio. Dieser Wein hatte in einigen Jahrgangsverkostungen hervorragend abgeschnitten. Er ist nicht holzverseucht. Stimmt. Das kommt mir eigentlich entgegen. Auf mich wirkte zumindest meine Flasche (einige Stunden zuvor dekantiert) etwas mager. Einige Wochen zuvor hatte ich in einem Restaurant in Wiesbaden den 2010er Basis-Barolo von Pio Cesare. Den fand ich eindeutig stärker. 92 Punkte. Dem Bussia Fenocchio würde ich höchstens 87-88 Punkte geben. Am zweiten Tag leichte Verbesserung. Aber nicht viel.
Lieber Hartmut, wie hast Du den Wein in Deiner Probe denn vorbereitet?
Hallo Norbert,

vielen Dank für Deinen Probenbericht. Ich hoffe, wir bekommen noch mehr über diese tolle Probe zu lesen.

Den Fenocchio habe ich, wie alle anderen Weine der Verkostung, ca. 1 h vor Beginn der Veranstaltung geöffnet und zum Zwecke der Anonymisierung jeweils unmittelbar vor dem Ausschenken dekantiert. Eine längere Belüftung wollte ich unter allen Umständen vermeiden, da sich jüngere Barolo nach meiner Erfahrung eher verschließen als öffnen. Bei den Weinen, die die Fruchtphase schon teilweise hinter sich gelassen hatten (wie z.B. mutmaßlich der Cavalotto Bricco Boschis), hätte Dekantieren ohnehin nichts genützt.

Grüße

Hartmut
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