BORDEAUX 2012

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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innauen
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von innauen »

ich hätt schon gern mitgemacht - wohne aber in Berlin :-(

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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octopussy
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von octopussy »

Moin, moin,

aus 2012 habe ich mal wieder ein paar Flaschen vom rechten Ufer gekauft (sogar mehr als vom linken Ufer). Denn das rechte Ufer ist bei mir generell etwas unterrepräsentiert. Dieses Jahr habe ich mir auch vorgenommen, von jedem oder jedenfalls fast jedem meiner Subskriptionskäufe eine Flasche jung anzutesten.

Erstes Opfer: Alain Moueix - 2012 Château Fonroque - St. Emilion Grand Cru Classé

Aus 85% Merlot und 15% Cab Franc. Fonroque trinke ich das erste Mal. Gekauft habe ich den wegen des vergleichsweise günstigen Preises und weil er aus biodynamischem Anbau stammt und insgesamt recht gut bewertet wurde. Was mache ich jetzt mit diesem Wein? Ich kann ihn nur ganz schwer einschätzen. Direkt nach dem Aufmachen dachte ich: Schei$$e, ein kapitaler Fehlkauf: flüchtige Säure bis zum Anschlag und ein fast schon an Prem-Ox bei weißen Burgundern erinnerndes Bouquet, das der Jugend dieses Weines nicht entsprach. Mit Zeit und Luft verfliegt diese Note aber tendenziell, kommt aber hier und da wieder. Im Mund ist der Wein entgegen der üppigen Nase eher straff und im Abgang fast schon ein bisschen abweisend. Hier und da blitzen aber auch geniale Nuancen auf - wunderbare florale Noten, etwas Himbeere, ein herbes Mundgefühl. Der Wein macht schon Lust auf den nächsten Schluck.

Ich werde ihn die nächsten Tage aus der offenen Flasche nochmal nachprobieren. Aktuell sehe ich ihn zwiespältig. Ganz groß wird er nicht werden, darauf lege ich mich fest. Aber eine Katastrophe wird er im Zweifel auch nicht. Und mittelmäßig erstaunlicherweise auch nicht. Ein Wein, der Fragezeichen aufwirft, die aber mehr Spannung als Ratlosigkeit erzeugen.

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Beste Grüße, Stephan
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maha
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von maha »

Hallo zusammen,

Auch bei mir war die Neugier zu gross und ich musste gestern die erste Flasche aus der 12er Subs aufreissen.

Clos Lunelles 2012, Côtes de Castillon

Ein Blend aus 80% Merlot, 10% Cabernet Franc und 10% Cabernet Sauvignon
Sehr dunkles, blickdichtes Rot ins lila übergehend.
Kurz in die Karaffe und wieder zurück in die Flasche. Die Nase ist sofort präsent. Blaubeerkonfi, Vanille etwas Zeder und Süssholz.
Voller Körper, mineralisch, üppig und recht marmeladig im Geschmack. Ich weiss nicht ob ich den blind ins Bordelais gesteckt hätte. Seidige Tannine, schon überraschend gut integriert, noch leicht trocknend und dem Wein ein gutes Gerüst gebend.
Macht auf Kraftprotz, will aber nur spielen. Schöne Tiefe. Die Säure könnte etwas üppiger ausfallen, das würde das Ganze noch etwas runder machen.

Mir gefällt gut, was da im Glas steht und ich freu mich darauf die Entwicklung in den nächsten Jahren zu beobachten.
Sehr schönes PGV (18,10 in der Subs)!

Gruss und schönes WE
Marko
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Trinkfreude
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von Trinkfreude »

Hallo zusammen!

In 2012 habe ich mich in der Sub überwiegend auf das rechte Ufer + Pessac-Leognan konzentriert – nachdem es aber schon verschiedentlich positive Stimmen zu Calon Segur 2012 gab, wollte ich mal rausfinden, ob das nicht noch ein Kandidat für einen Arrivage-Kauf sein könnte. Daher habe ich mal zwei Testflaschen besorgt und eine davon heute geopfert.
Farbe näher an purpur- als an rubinrot, sehr dicht bis fast an den Rand, wie es sich gehört. In der Nase Süsskirsche, und zwar die schwarzrote Sorte. Nach einer Weile auch ein Hauch reife Zwetschge. Sehr klare Fruchtnase, nur ein schön eingebetteter Hauch von würzigem Toast. Aber aus dem Hintergrund lugt immer mal wieder ein wenig grüne Paprika hervor…
Im Mund dann erst einmal feinste Seide, ein Gaumenstreichler, nichts Grobes, nichts Rustikales. Erstaunlicher Charme für ein Jahr, das für die Cabernets so schwierig war. Jetzt hat er gerade genug Fülle in der Mitte durch die jugendliche Frucht, und dadurch eine wunderbare Balance. Das Holz ist perfekt dosiert und integriert, tritt derzeit weitgehend in den Hintergrund. Säure und Tannin eher auf der niedrigen Seite, nur maßvoll adstringierend. Das ist alles schon sehr gekonnt gemacht, und die richtige Intensität der Extraktion ist punktgenau getroffen – denn (und das ist das „aber“) in den nicht allzu langen Abgang schleicht sich doch ein leiser Rest von grünlicher Bitterkeit (manche mögen das sogar angenehm finden), ambitioniertere Vinifikation wäre hier wohl nach hinten losgegangen.
Insgesamt ist das ein leiser Wein in absolut bestechender Frühform, der mich heute mit seinem Schliff beeindruckt und mit seinem Charme zum Lächeln bringt. Ich werde aber die Frage nicht los, ob er nicht tatsächlich genau jetzt seine beste Phase hat. Auch wenn der Merlot ein wenig Fülle beisteuert, kann der Wein doch die knappe Reife des Cabernet nicht ganz verleugnen. Wenn’s schlecht läuft, wird er möglicherweise etwas dürr in der Mitte, wenn die Frucht mal weg ist. Dann wird es eine verfeinerte Version des 2002ers, aber ohne dessen kräftiges Tannin. Die Begeisterung bei Vinum kann ich nachvollziehen, teile sie aber nicht uneingeschränkt. Heute 91P, aber eher mit einem „-“ als einem „+“ dahinter.
Meine Schlussfolgerung: Werde ich nicht jetzt in größeren Mengen einlagern, sondern in ein paar Jahren nochmal eine Testflasche öffnen und abhängig von der Entwicklung bis dahin entscheiden, ob ich nochmal aufstocke.

Viele Grüße
Jürgen
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octopussy
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Re: BORDEAUX 2012 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Beitrag von octopussy »

octopussy hat geschrieben:Sehr interessant hört sich für mich auch Du Retout Blanc an. Eine Cuvée aus 52% Gros Manseng, 32% Sauvignon Gris, 9% Mondeuse Blanche, 7% Savagnin (völlig irre der Mix), Ausbau in neuen 300 l Fässern und gebrauchten Barriques. 1.200 Flaschen gibt es von dem Stoff, Kostenpunkt in Subskription: 17,50 Euro. Das Experiment ist es mir wert (auch wenn ich nicht zu viel von dem Wein erwarte, der ist wahrscheinlich hauptsächlich wild).

Jancis Robinson schreibt:
Le Retout Blanc 2012 Vin de France 17 Drink 2013-2018
Added (very enthusiastically) on 21 Apr 2013: This is Vin de France rather than Bordeaux Blanc because it's a blend of such non-Bordelais varieties as trendy Manseng, Mondeuse and Savagnin. Deep honey colour. Chock full of character! Acacia honey, greengage, even a bit of beeswax. Then masses of acidity but lots of broad fruit in the middle. Finishes dry and long. Fascinating wine that should have an interesting future. Easily the most interesting 2012 Bordeaux I have tasted.
So. Den 2012 Château du Retout Blanc habe ich seinerzeit tatsächlich subskribiert und jetzt die erste von zwei Flaschen aufgerissen. Die Verkostungsnotiz von Jancis Robinson ist ziemlich passend, vor allem wegen der Wachsassoziation, die mir auch als erstes in den Sinn kam. Die "masses of acidity" hat mein Rieslinggewöhnter Gaumen nicht ganz so stark empfunden, aber weich ist der Wein auch nicht.

Insgesamt sehe ich den Wein einigermaßen ambivalent. Blind hätte ich ihn vermutlich zunächst nach Italien gesteckt - Toskana oder Friaul, irgendeine von diesen Cuvées mit etwas Sauvignon Blanc drin. Aber ich wußte ja, was es ist. Beim besten Willen konnte ich den Wein aber nicht im Bordelais verorten, und das trotz ca. 40% Sauvignon Gris (ist kein Sauvignon Blanc, aber so ähnlich) in der Cuvée. Jurancon (wegen des Gros Manseng) kam mir auch nicht in den Sinn. Er schmeckt wirklich recht gut, aber am Ende ist mir der Wein dann doch zu "entwurzelt", ein Wein ohne lokalen Charakter, der sich wirklich schwer einordnen lässt. Mir fehlt da einfach was zum Festhalten.

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Beste Grüße, Stephan
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octopussy
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von octopussy »

Und der nächste weiße 2012er, Clos Floridène Graves Blanc von Denis Dubourdieu, um Längen besser als der Du Retout Blanc 2012. Der Semillon Anteil kommt mir beim Clos Floridène mit fast 50% recht hoch vor, geschmacklich scheint mir aber der Sauvignon zu dominieren. Dieser Wein ist einfach großartig geraten - geschmacklich mit vielen Details, konsistent, aber nicht monolithisch, mit einer wunderbaren Balance aus Bitternoten, Säure, Frucht und Stoffigkeit, das Holz sehr dezent eingesetzt. Und für unter 15 Euro auch hervorragend bepreist.

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Jochen R.
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von Jochen R. »

Pichon Comtesse 2012:
Nase großes Kino! Intensiv, Ladung Heidelbeeren & Kirschen, erdig, Zedernholz und
heller Tabak, florale Noten & Gewürze (Pfeffer), dazu Vanille und etwas Minze. Später
auch Kaffee.
Mittlerer Körper, erdig/würzig mit leichtem bitterl, Kirschen, Heidel- und Brombeeren,
cremig, florale Noten, ewig lang.
93-94 P.

Viele Grüße,
Jochen
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octopussy
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von octopussy »

Klingt sehr gut, die Comtesse. Ich werde die nächsten Wochen auch noch ein paar weitere 2012er Rote antesten, mittlerweile sind fast alle angekommen. Erst mal widme ich mich weiter den Weißen. Am Wochenende zu Zucchini mit Brocchio, Rosinen und Pinienkernen gefüllt: 2012 Château Doisy-Daene Grand Vin Sec, ein 100% Sauvignon Blanc. Der Clos Floridene mit mehr Semillon drin hat mir etwas besser gefallen. Der Holzeinsatz beim Doisy-Daene ist zwar so was von vorbildlich, dass ich fast niederknien möchte (unauffällig, aber doch im Hintergrund präsent), aber die Grapefruit-Note ist mir in der Nase und am Gaumen derzeit doch noch etwas zu aufdringlich, was den Wein auch nicht zum besten Begleiter für die Zucchini machte. Etwas mehr Flaschenreife dürfte dem Doisy-Daene gut tun. Weißen Bordeaux hatte ich völlig aus den Augen verloren, aber Exemplare wie der Clos Floridene oder der Doisy Daene sind - gerade für ihren moderaten Preis - m.E. schon den Kauf mehr als wert, gerade weil sie richtig Spaß beim Trinken bereiten.

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Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: Etwas mehr Flaschenreife dürfte dem Doisy-Daene gut tun.
Hallo Stephan,

tut sie erfahrungsgemäß tatsächlich.

Vor einigen Wochen hatte ich eine Flasche 2006er aufgemacht - durchaus in der Befürchtung, dass der Wein bereits über die Wupper ist; 8 Jahre für einen reinsortigen Sauvignon blanc sind ja nicht so ganz wenig. Das Ergebnis war jedoch überaus erfreulich - perfekt gereift und absolut harmonisch, und noch ohne störende Altersspuren. Die von Dir beschriebenen aufdringlichen SB-Noten, die der Wein in seiner Jugend auch hatte, sind komplett verschwunden. Sehr schön.

In der Kategorie "Bordeaux blanc" ist der Doisy Daene sec sicher einer der erfreulichsten Weine.

Gruß
Ulli
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Jochen R.
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Re: BORDEAUX 2012

Beitrag von Jochen R. »

octopussy hat geschrieben:Klingt sehr gut, die Comtesse. Ich werde die nächsten Wochen auch noch ein paar weitere 2012er Rote antesten, mittlerweile sind fast alle angekommen. Erst mal widme ich mich weiter den Weißen.
...
Hallo Stephan,
Carbonnieux blanc 2012 finde ich hervorragend gelungen.

Viele Grüße,
Jochen
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