Diverse Winzer

Bradetti
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bradetti »

Jetzt weiß ich natürlich was du meinst....

Ich habe nur auf "Diverse Winzer" geschaut ;-)
Viele Grüße
Dirk
Ralf Gundlach
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Ralf Gundlach »

Der erste Wein von Marco Hofmann und dann direkt eine BA: 2011 Steeger St. Jost Riesling Beerenauslese, in der Nase dezente Lösungsmittelnoten und Honig, am Gaumen kräftige, aber sehr saubere Boxytritisnoten, etwas Bitterorange, perfekt eingebundene Säure, eher schlanke abe sehr schöne BA, kein großes KIno, ob die mit Reife deutlich besser und größer wird glaub ich eher nicht, aber für eine BA im jungen Stadium wunderbar zu trinken, 90 Punkte

Gruß

Ralf
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Gaston
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Gaston »

Neullich im Glas:

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Ein Wein, der mir hervorragend gefallen hat! Eine sehr schöne Kombination aus Verständlichkeit, Süffigkeit, Zugänglichkeit einerseits und Qualität, Eleganz, "Anspruch", Substanz andererseits. Weine, die mir besonders gut gefallen, so stelle ich immer öfter fest, vereinen eigentlich immer diese beiden Aspekte. Aber das ist wahrscheinlich eine banale Erkenntnis.
Beste Grüße
Gaston
toff
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von toff »

Bei mir gab´s gestern auch Ratzenberger:

07 Bacharacher Riesling Kabinett trocken

kräftig goldfarben, in der Nase schon recht gereift mit Noten von Wachs, dahinter etwas Kräuteriges. Im Mund cremig, auch wieder Kräuter und etwas mürber Apfel. Für einen Kabinett ziemlich dicht (ist vermutlich auch kein echter), recht langer Abgang.

Hat mir insgesamt ziemlich gut gefallen, auch zum Kabeljau hat er eine gute Figur gemacht, man muss allerdings gereifte Weine mögen. Ein Quentchen mehr Säure hätte ihn noch etwas lebendiger erscheinen lassen. Wird sich nach meiner Einschätzung nicht mehr verbessern, aber Eile erscheint mir auch nicht geboten.

Beste Grüße, Christopher
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OsCor
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von OsCor »

Zum Kabeljau? Wie war denn der zubereitet?

Gruß
Oswald
toff
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von toff »

OsCor hat geschrieben:Zum Kabeljau? Wie war denn der zubereitet?
In der Pfanne kurz gebraten, dazu eine Soße, die im wesentlichen eine Reduktion aus Wein, Brühe, Sahne und einem Schuss Noilly-Prat war. Das cremige im Wein konnte der Soße gut standhalten.

Gruß, Christopher
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Gaston
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Gaston »

Über Ostern im Glas gehabt:

Bild

Schöner, straffer Riesling mit interessanter Aromatik, es machte großen Spaß immer wieder zu schwenken, zu schnüffeln und zu schlürfen.... ziemlicher Trinkfluss, leider blieb kein Rest für den nächsten Tag. :oops:

Sehr interessant (und für mich attraktiv) die dominanten kräuterig-würzigen-vegetabilen Aromen, die ich in dieser Deutlichkeit nicht so oft im Glas hatte. Ob das nun eher Lage oder Jahrgang geschuldet ist, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls ein sehr schöner Riesling, der große Freude bereitete.
Beste Grüße
Gaston
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Gaston
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Gaston »

Hallo zusammen,

wie im vergangenen Jahr habe ich es auch diesmal zur Mitterhein-Weinmesse in Bacharach geschafft. Bevor ich auf die Weine zu sprechen komme, ein Wort zu der Messe selbst. Eine insgesamt schöne Veranstaltung in fast familiärer Atmosphäre, gut besucht, aber nicht zu voll. Trotzdem: Es gibt am kleinen Mittelrhein ziemlich viele ähnliche Veranstaltungen, wünschenswert wäre eine zentrale Mittelrhein-Weinmesse, bei der auch mehr maßgebliche Weingüter aus der Bopparder und Leutesdorfer Gegend anwesend wären, in der jetzigen Form ist die Messe doch deutlich Bacharach-dominiert (was andererseits kein Wunder ist, da sie von der Winzervereinigung Bacharach-Steeg organisiert wird).

Nun zum Wesentlichen: Der Jahrgang 2014 war am Mittelrhein ein äußerst komplizierter. Anfang September einsetzender Regen bei relativ warmen Temperaturen sorgte für einen extremen Fäulnis-Druck und daraus resultierend hohe Ertragseinbußen. Oft mussten Trauben relativ früh eingebracht werden, wer länger hängen ließ, kam an einer rigorosen Selektion nicht vorbei. Ergebnis: Wenig Wein, niedrigere Mostgewichte, geringere Alkoholausbeute. Die Säure ist gut, die Aromatik angenehm, die Extrakte stimmen meist. Insgesamt haben wir es mit sehr leichten Weinen zu tun, die jedoch im guten Fall mit einer feinen Aromatik und belebenden Frische punkten können. Positiv für mich: Niedrige Alkoholwerte bei dennoch prägnanter Aromatik. Trockene Kabis liegen bei 10-11 vol.; trockene Spätlesen gab es schon mit 11,5 vol., halbtrockene / feinherbe Kabis fangen bei 9 vol. an.

Ich habe mir diesmal nur wenige Notizen gemacht, deshalb eher allgemeine Eindrücke zu einzelnen Weingütern und Weinen. Mit den Weinen von Matthias Müller habe ich manchmal so meine Probleme. Sein „opulenter“ Stil ist nicht ganz so meine Sache, wiewohl mir in der Vergangenheit einige seiner Weine sehr gut gefallen haben. Der schwierige, „kühle“ Jahrgang hat den Müllerschen Weinen aus meiner Sicht gut getan, zumindest kamen sie meinen Vorlieben durchaus entgegen: Keine barocke Opulenz, keine breite Frucht, sondern präzis fokussierte Rieslinge mit einer feinen Balance aus Frucht und Säure, versehen mit typisch mineralischen Tönen. Daran war wenig auszusetzen. Von den sechs angestellten Weinen gefielen mir besonders die „Alten Reben“ aus dem Bopparder Hamm sowie der Bopparder Hamm Feuerlay Riesling –S– (beide trocken).

Tut mir leid, liebe Jost-Verächter, aber wie schon vergangenes Jahr hat mir die Kollektion von Toni Jost wieder ausnahmslos gefallen. Derart durchgehend präzise, ausgewogene, animierende Rieslinge habe ich an keinem anderen Stand probiert. Meine Favoriten: der gewohnt mineralisch-würzige Devon-S und der feinherbe Kabi mit 9,5 vol., absoluter Spaß im Glas und Trinkfluss pur. Auch der restsüße Kabi aus dem Hahn mit 8,5 vol. trank sich sehr schön.

Bei Randolf Kauer „the same procedure as every year”. In diesem jungen Stadium haben vor allem die trockenen Weine einen manchmal etwas schweren Stand, da sie noch recht verschlossen und kantig wirken. Genauso auch dieses Jahr. Wenn man mit den Kauer-Weinen aber ein wenig Erfahrung hat, weiß man dies richtig einzuschätzen. Die Weine sind auf gewohntem Kauer-Qualitäts-Standard, brauchen aber noch ein wenig Zeit. Jetzt schon sehr gut zu trinken ist die feinherbe Spätlese aus dem Ölsberg, leicht, aber mit äußerst delikater Frucht und der typischen Ölsberg-Mineralität. Von den trockenen Kabis gefiel mir der Kloster Fürstental etwas besser als die Wolfshöhle, wobei letztere erfahrungsgemäß ein Spätzünder ist. Schade: Es gibt aus 14 nur eine trockene Spätlese, und zwar aus dem Ölsberg, die braucht noch etwas Zeit.

Ich bemühe mich zwar immer wieder, aber zu den Weinen von Lanius-Knab finde ich einfach keinen Zugang. Auch dieses Jahr nicht: Die Weine kommen mir seltsam ätherisch, ölig vor, dazu kommt in der Nase so eine mich eher irritierende vegetabil-herbe Note, die mir nicht sonderlich gefallen mag. Also auch dieses Jahr nicht mein Ding. Aber das liegt wahrscheinlich an mir, anderen werden die Weine bestimmt gefallen, zumindest sollte man sie probieren.

Bei Ratzenbergers gab es wie im vergangenen Jahr überwiegend Fassproben, die alle naturgemäß noch etwas hefig und unfertig wirkten, aber die grundsätzliche Qualität war da. Von den präsentierten 13ern überzeugte mich einmal mehr die halbtrockene Spätlese aus dem Bacharacher Posten, für mich ein Highlight des Gebietes (in Bezug auf die 13er). Auch der 2012er Spätburgunder bewies, dass im Hause Ratzenberger aus dieser Rebsorte durchgehend ansprechende Weine gemacht werden.

Auch bei Friedrich Bastian gab es aus 14 zumeist Fassproben. Aus der Scheurebe und dem „Orion“-Riesling könnten sehr schöne Weine werden. Ziemlich angetan war ich auch von der Kollektion der Jung-Winzer vom Weingut Philipps-Mühle aus St. Goar. Schon der Müller-Thurgau konnte mit seiner unkompliziert frischen Art gefallen. Die Rieslinge aus 14 zeigten sich alle recht dicht (keine Selbstverständlichkeit in dem Jahrgang), würzig-herb, mineralisch-animierend. Das war schon ziemlich gut. Auch bei Josten&Klein gab es schöne Weine: Allen voran der Leutesdorfer Gartenlay Riesling, ein dichter, dunkel mineralischer, zugleich seriöser und süffiger Riesling – sehr gut. Nichts anfangen konnte ich wie immer mit dem Sauvignon – ist einfach nicht mein Ding. Positiv überrascht war ich von dem mir bis dahin unbekannten Weingut Am Löwenkopf, das meine Aufmerksamkeit sofort damit erregte, weil es Lagen in Kaub bewirtschaftet. Zwar nicht im legendären Kauber Roßstein (der meinen Informationen nach zwar im Besitz eines Weingutes ist, das aber keinen Wein mehr aus dieser Lage produziert), aber in den ähnlich interessanten Lagen Kauber Blüchertal, Kauber Rauschelay und Burg Gutenfels. Schon der feinherbe Literwein „Kauber Riesling“ ist schlicht gut. Überzeugen konnte auch der trockene Kauber Rauschelay Riesling. Richtig klasse war der Burg Gutenfels Riesling 1324, genaueres kann ich nicht mehr sagen, meine Notiz zu diesem Wein lautet: „Ja! Sehr gut!!!“ :oops: :twisted:

Eine äußerst begrüßenswerte Einrichtung der Mittelrhein-Messe ist der „Schatzkammer“-Stand, an dem gereifte Rieslinge angeboten werden, diesmal 10 Stück aus den Jahren 1976 bis 2004. Wie immer eine Bank sind die Rieslinge vom (nicht mehr existierenden) Weingut Helmut Mades, dessen 1993er und 1995er Auslesen (Bacharacher Posten / Steeger St. Jost) schön gereift und äußerst angenehm zu trinken waren. Nahezu taufrisch und knackig wirkte der restsüße Kabi 2002 von Toni Jost aus dem Bacharacher Hahn, an dem die Zeit spurlos vorbei zu gehen schien. Positiv fielen mir zwei Weine vom Weingut Scherer aus Manubach auf, ein Betrieb, der mir bis dahin unbekannt war. Sowohl deren 1999er Spätlese (Schloss Stahleck) als auch die 2001er Auslese (Manubacher Mönchwingert) überzeugten als fein gereifte, harmonische und in sich ruhende Rieslinge.

Fazit: Um nicht nur zu loben – 2014 gehört sicherlich nicht zu den besten Jahrgängen der letzten Dekade. Es gab natürlich auch Weine, und das gilt vor allem für die Betriebe aus der „zweiten Reihe“, die das schwierige Jahr im negativen Sinne transportierten: mithin unreif wirkende, dünne bis leere Weine, nichtssagend-neutrale Weine. Allerdings finden sich, und ich hoffe, dass das aus dem Bericht hervorgeht, vornehmlich bei den Top-Betrieben des Gebietes zahlreiche interessante, gute und auch sehr gute Weine.
Beste Grüße
Gaston
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Gaston,

vielen Dank für deinen ebenso ausführlichen wie hervorragend geschriebenen Bericht von der Mittelrhein-Weinmesse! Ich schaffe es ja leider aus Gründen der (selbst)ständigen Arbeit überhaupt nicht mehr, derartige Veranstaltungen zu besuchen....

Aber ich werde demnächst wieder ein paar Tage Sommerurlaub in Bacharach-Medenscheid machen, und im Hinblick darauf kommen mir deine Eindrücke vom Jahrgang 2014 auf jeden Fall zugute!

Herzliche Grüße

Bernd
kristof
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von kristof »

Hallo Gaston,

auch von mir herzlichen Dank für den schönen und informativen Bericht.

Interessant finde ich, dass wir vieles sehr ähnlich einschätzen. Ich war eine Woche vor der Weinmesse für ein Wochenende in Bacharach, habe ausführlich bei Kauer und Ratzenberger probiert. Bei letzterem nur 2013er und ältere Weine, so dass ich zum 14er bei ihm nichts sagen kann. Offen war eine Spätlese aus der Wolfshöhle von 1976. Wir waren alle andächtig und still, einfach großartig, voll da. Wein vom Mittelrhein ist ohne Frage alterungsfähig :mrgreen:

Kauer in der Tat "wie immer", was bei ihm ja heißt gut wie immer.

Von Lanius-Knab hatte ich zwei Weine im Glas. Das hat mich überhaupt nicht überzeugt, mir kam das fast medizinisch, leicht spritig vor. Schade.

Jost: Finde ich auch. Habe mich immer schwer getan mit den Jost-Weinen, aber entweder sind die mir in den letzten zwei Jahren stilistisch entgegengekommen - oder meine Vorlieben ihnen.

Bastians Weinen fehlte mE (wieder) etwas Druck und Säure. Dass ich jedesmal im Grünen Baum vorbeischaue, hat Tradition, Herzensweine sind es für mich nicht.

Ich hoffe für die Winzer (und die Mittelrhein-Weinfreunde), dass 2015 nach diesen beiden Katastrophenjahren (was den Ertrag angeht) besser wird. Die Verluste betrugen im Einzelfall zwei Drittel zum Jahresmittel... :shock:
Viele Grüße,

Christoph
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