Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Gerald
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Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von Gerald »

Nachhaltigkeit ist in aller Munde - auch wenn sich nicht jeder immer etwas Konkretes darunter vorstellen kann (mir geht es zumindest so). :?

Jetzt gibt es in Österreich auch das neue Zertifizierungsprogramm "NACHHALTIG AUSTRIA", Weinbaubetriebe können sich hier anmelden und nach erfolgreicher Zertifizierung die Angabe "zertifiziert nachhaltig" am Etikett ihrer Weine verwenden.

Wie der Weg bis zur Zertifizierung genau aussieht, kann ich leider den vorliegenden Meldungen nicht im Detail entnehmen. Beginnen dürfte es mit der Eingabe relevanter Betriebskennzahlen in ein Online-Tool, wo dann der Winzer in Form eines Diagramms angezeigt bekommt, wie gut er in den diversen Teilbereichen bereits ist. Ob die Eigenangaben für die Zertifizierung reichen oder ob doch eine externe Kommission den Betrieb bewertet (was ich einmal annehmen würde), steht leider nicht in der Beschreibung.

Die Kriterien betreffen vor allem ökologische Faktoren, aber auch Qualitätsanspruch, soziale Aspekte und wirtschaftliche Rentabilität. Also eigentlich ohnehin alles. ;)

Mir persönlich kommt die Sache zwar etwas schwammig bis nichtssagend vor, aber vielleicht täusche ich mich ja ...

http://www.oesterreichwein.at/news-medi ... wein-2465/

http://www.der-winzer.at/?id=2500%2C5425275%2C%2C

Grüße,
Gerald
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weingeist
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von weingeist »

Zuerst war's

..."zurück zur Natur",
...dann kamen die Mondphasen,
...dann kam "Bio",
...dann kam "Biodynamisch",
...dann kam die Musikbeschallung des gährenden Weins (wobei Klassik und Hardrock sicher unterschiedliche Ergebnisse bringen),
...dann die Amphoren,
...dann...?

Jetzt wissen wir nicht mehr weiter, jetzt kommt "NACHHALTIG AUSTRIA". Cool, megacool - sogar ein Fremdwort verwenden wir, damit uns die Amis auch verstehen. Ach so, Austria kannten sie eh' schon (wegen der hüpfenden Beuteltiere), da hätten wir lieber "SUSTAINED ÖSTERREICH" nehme sollen, das wär's gewesen. :lol:

Ich verstehe das alles schon lange nicht mehr, bin aber ja auch nur ein dummer Konsument.
Liebe Grüße
weingeist
mixalhs
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von mixalhs »

... und das Ganze am besten noch proaktiv!
MichaelWagner
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von MichaelWagner »

Mensch - ihr habt fair gehandelt unterschlagen. Dabei fällt mir ein: Gibt's eigentlich auch fair gehandelten Wein aus D/Ö? Oder ist das über den Mindestlohn schon abgegolten?... :lol:
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Finkenweine
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von Finkenweine »

Vielleicht war ja eher gemeint, dass diese Weine nachhaltig in Austria bleiben...?
Dr. Lutz Krämer
Falkensee-Finkenkrug
http://www.finkenweine.de
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weingeist
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von weingeist »

MichaelWagner hat geschrieben:Mensch - ihr habt fair gehandelt unterschlagen. Dabei fällt mir ein: Gibt's eigentlich auch fair gehandelten Wein aus D/Ö? Oder ist das über den Mindestlohn schon abgegolten?... :lol:

Kommt immer darauf an, wie man die Sache betrachtet. Was zahlst Du Deinen Erntehelfern...?
Hoffentlich mehr....bist aber vielleicht auch kein Jungpolitiker; in Eisenstadt hat da jemand gerade so seine Probleme... :lol: :lol: :lol:
http://kurier.at/chronik/burgenland/sta ... 13.716.717

Finkenweine hat geschrieben:Vielleicht war ja eher gemeint, dass diese Weine nachhaltig in Austria bleiben...?

O. K. - ich gebe es zu, aus dieser Sicht habe ich das noch nicht betrachtet - ist aber auch ein betriebswirtschaftlicher und marktwirtschaftlicher Aspekt.... ;) ;) ;)
Liebe Grüße
weingeist
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WoFu
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von WoFu »

Wo wir hier schon bei den vielen aktuellen Stichworten sind:

Hauptsache niemand und kein Tropfen ist traumatisiert. So einfach mit der Schere gewalttätig von der Rebe geschnitten, denkt an R. Dahl, der ja schon in den 70ern (?) beschrieb, daß auch Pflanzen Schmerzen empfinden und schreien. Sanftes Pflücken und streicheln (wie ist das noch mit den besonderen Rindviechern in Japan?), das sollte sich dann auch für die Winzer lohnen.

Dazu natürlich das Verbot von Vogelnetzen oder Vergrämungsmaßnahmen, den Vögeln schmecken die Trauben und mit dem Vogelkot werden die Samen der Reben verteilt, das ist natürlich und so gewollt, nix mit Traubenkernöl o. Trester o. Dünger.

Winzer sollten ihre Reben liebhaben, sowas wie Vollernter geht gar nicht, oder habt Ihr etwa nicht bei Insp. Barnaby vor einigen Wochen gesehen, daß so ein Baumrüttler (für Cider) jemanden umbringen kann?

Vieles mag ironisch sein, aber vielleicht ist doch etwas dran, wir können alle besser im Umgang mit unserer Umwelt werden. Erst wenn wir ein höheres Niveau erreicht haben könnten wir von Nachhaltigkeit sprechen mMn.

Mal schauen, was ich heute Abend nachhaltig aus meinem Keller entführen und der Trinkvernichtung zuführen werde. Wichtig im Sinne der Nachhaltigweinanbieter dürfte doch auch der nachhaltige Verbrauch durch die Consumer sein ....


Jetzt wieder an die trockene, aber nachhaltig nicht enden wollende Arbeit.

Grüße aus dem trüben Norden

Wolfgang
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Gerald
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Re: Zertifiziert nachhaltiger Wein?

Beitrag von Gerald »

Irgendwie auch zum Thema "Nachhaltigkeit" passt die Studie, die vor kurzem von Greenpeace vorgestellt wurde, nämlich dass die Böden von Apfelkulturen in Europa deutlich mit Pestiziden belastet waren.

http://www.greenpeace.org/austria/Globa ... ste_de.pdf

Man muss wohl davon ausgehen, dass die Situation im Weinbau ähnlich, wenn nicht sogar schlimmer ist, also dass die Böden mehr oder weniger langfristig durch den Pestizideinsatz kontaminiert werden. Bioweinbau ist hier leider auch keine echte Lösung, wenn man an die Kupferproblematik denkt.

Es ist zu befürchten, dass "nachhaltiger Weinbau" ein Widerspruch in sich ist, zumindest mit den heutigen Möglichkeiten und Konsumgewohnheiten. Vielleicht geht es mit PiWi-Rebsorten besser - nur da dürfte die Weinqualität bislang nicht mit den althergebrachten Rebsorten mithalten können.

Grüße,
Gerald
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