Brunello di Montalcino

olifant
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von olifant »

Hallo Hasi,

auch von mir dank für virtuellen Speis und Trank ;)
Grüsse

Ralf

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olifant
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von olifant »

... gestern im Glas...

Brunello di Montalcino 2004 Selection Alexander von Essen, Tenuta Casale del Bosco (Tenute Silvio Nardi) - Montakcino,

transparentes mittleres Rubinrot mit leichter Randaufhellung; rel. alkoholische Kirschfrucht-Nase, frisch zertretene reife Heidelbeersträucher :geek: :lol: , gewisse vanillige Würznoten, Leder; am Gaumen angenehme Dichte, Moncherie und Gute Geister in Nuss, eigentlich angenehme würzige Noten, leder, geschmeidiges aber trocknendes Tannin, gute balanzierte recht typische Säure, rel. elegant, im Moment mangelnder Trinkfluss; langer Abgang mit Moncherie und säuerlicher Frucht, eleganter würziger Nachhall - 16-17/20 op

Ein Wein, der mich im Moment mit seiner Ambivalenz beschäftigt. Einige Komponenten sind fast unsäglich, wie die leider recht alkoholische erste Nase und der recht alkoholische Ansatz, dass Tannin etwas zu trocknend, aber eine schön verwobene zweite Nase (bei der der Alc. nicht durchdringt) und ein hervorragender sehr langer Nachhall, der alles andere als unangenehm wirkt - im Gegenteil.
Vielleicht braucht der Wein noch etwas Lager, die Erfahrung sagt mir jedoch, dass die trocknenden Noten sich nur noch verstärken werden - die Lösung ist den Wein jetzt zu einem passenden Essen, wie z.B. einem würzigen Sugo auf Cintia- (Grauschwein), Hase- oder Wildschweinbasis, oder genieler Weise mit gebr. Taube, oder einer Tagliata zu geniessen - qua "Alexander zum Essen"" statt "Alexander von Essen". Schau'n wir was der abend so bringt.

EDIT: Letztes Glas nach 48 Stunden in der geöffneten Flasche. - Jetzt, also mit sehr viel Luft, ist er richtig angenehm und gut zu trinken, vorallem der Gaumeneindruck ist harmonisch, und so wie es sich für einen ordentlichen Brunello gehört sind alle Aromen eingebunden und verwoben, ebenso der anfangs vorstehende Alkohol - was willst du mehr, warum nicht gleich so von Anfang an ;), Brunello wie er sein soll, wenn auch etwas auf der modernen (barriquebetonten) Seite - mind. 17/20 op
Zuletzt geändert von olifant am Mi 20. Nov 2013, 21:18, insgesamt 2-mal geändert.
Grüsse

Ralf

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harti
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von harti »

olifant hat geschrieben:frisch zertretene reife Heidelbeersträucher :geek: :lol:
Hallo Ralf,

wie riechen denn frisch zertretene Blaubeerstängel? Spielt es eine Rolle, ob noch Beeren dran sind? Fragen, über Fragen. Ich glaube, ich muss im nächsten Sommer mal wieder den Wald, nach Bickbeeren (so heißen die meiner Heimat) suchen :lol: :lol: .

Grüße

Hartmut
olifant
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von olifant »

Hallo Harti,

natürlich ist es von enormer Evidenz, ob da auch Schwarzbeeren (-so hiessen die bei uns, oder besser Schwoa(r)zbia(r)l-) dran sind, es müssen sogar, und die noch dazu reif :ugeek: ;)
... ist halt so ein Geruch aus der Kindheit, eine Erinnerung, als noch die ganze Familie zum Heidelbeerpflücken in den Wald ausrückte. Bei meiner Oma kamen keine gekauften Obstprodukte auf den Tisch, die man auch selber ernten und zubereiten konnte :lol: ... aber diese Form der Nachhaltigkeit ist ja wieder, zumindest ideell, schwer im kommen.
Grüsse

Ralf

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michaelliebert
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von michaelliebert »

olifant hat geschrieben:frisch zertretene reife Heidelbeersträucher :geek: :lol:
Ein herrlicher Ausdruck... lach! Da steigt mir gleich ein Duft in die Nase. Ich hatte die Tage nochmals den Brunello von Vitanza im Glas (gab es im September bei VIPINO in der Aktion) und ich finde ihn in seiner kraftvollen Art äußerst charmant, wie die Dame selbst...

Rosalba Vitanza - Brunello di Montalcino 2007
Und zwar nicht den Tradizione, der überall angeboten wird, sondern den Klassiker mit dem braunen Etikett und ihrer Signatur... (eigentlich ihr Klassiker!)

Brombeeren, dunkle Kirschen und dazu frisch gegerbtes Leder, schwarze Oliven und Lakritz. Am Gaumen ein kraftvoller, dichter Wein, der momentan noch seine Ecken und Kanten zeigt. Wie Rosalba selbst, ist Ihr Wein nichts für Weicheier. Er hat Kraft, er hat Format und man muss momentan noch kräftiger zubeißen. Aber welcher Stoff, welche Dichte in der Aromatik... http://michael-liebert.de/weintipps/vit ... cino-2007/

Ohne Punkte, da ich ja nicht nach dem offiziellen 100-Punkte-Schema bewerte...
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Barrique-Haus
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Barrique-Haus »

Donatella Cinelli Colombini - Brunello di Montalcino "Prime Donne" 2003

http://barriquehaus.de/2013/11/barrique ... ng-zum-75/


Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der authentische, unverfälschte Charakter dieses Weines. Das ist Italien, das ist Brunello. Die Nase intensiv mit animalischer Note, ein wenig Stall. Reichlich Würze dominiert. Präsentes röstiges Holz, etliche getrocknete Kräuter und Gewürze wie Nelke, Muskat und Piment. Dazu Tabak, Kaffee, Kakao und Spuren von Leder, Teer sowie Lakritz. Hochreife dunkle Beeren mit ganz zarter Süße im Hintergrund. Wild und urwüchsig mit Wucht und Kraft. Eher kühl mit guter Frische, Mineralität andeutend. Stilvoll, balanciert, vielschichtig und Tiefe zeigend. Prächtige Nase, bezaubert. Am Gaumen geradliniger mit gewisser Saftigkeit. Kühl und mineralisch, was den Wein schlank erscheinen lässt. Dabei ist er nahezu ungestüm, konzentriert und packt mit Druck zu. Das Holz spielt sich in den Vordergrund und verschleiert die Komplexität. Die Aromatik der Nase aber noch da, mit ganz leichter Süße und Kakao-Prägung. Samtig, gefühlvoll in Verbindung mit einer rassigen Säure. Die Gerbstoffe fein aber sehr präsent in trocknender Form. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Mineralität und eine Idee von Salz. Nachhaltig auf Bitterschokolade und Kakao. Gute Frucht und Würze, leider wieder etwas vom Holz überlagert. Enorm nachtrocknend durch die Gerbstoffe.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Das Holz hat sich in den Vordergrund gespielt und nimmt dem Wein eine Menge seines Charmes. Jetzt ruppig und mit Ecken und Kanten, er zeigt aber, dass er anders kann. Die Gerbstoffe machen es gerade sehr schwierig, erstklassig ist das alles trotzdem. Herrlich die Aromatik, Kategorie „fortgeschrittener Männerwein“.
Allein oder zum Essen?:
Tendenz zum Essen (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/
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austria_traveller
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von austria_traveller »

Guten Morgen Forum,

Gestern haben wir unseren Kindern eine Flasche Wein abgeluchst, die Sie als Mitbringsel erhalten haben.
Ich habe ihnen zum Tausch eine Beerenauslese angeboten, mit einem Brunello hätten Sie sowieso nichts anfangen können. Wahrscheinlich wäre er eh' nur in irgendeiner Sauce gelandet :o
Es ist die ein 2003er Uccellierea Brunello
Was mich nun interessiert: Sagt doch mal, welcher Stil mich hier erwartet - vorauszuschicken wäre, das ich mich in Italien wenig und besonders mit Brunello gar nicht auskenne. Speziell das Jahr 2003 war ja in Europa ein schwieriges, mit überhitzten, tw. unschönen Weinen. Erwartet mich hier wieder so eine Frucht & Alkoholbombe ?
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
olifant
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von olifant »

Hallo Gerhard,

leider hatte ich nicht all zu viel aus '03, ich glaube von Solaria und von Pinino, war aber letztendlich ok, will sagen nicht zu überreif und zu alkoholisch, aber auch nicht wirklich charmant.
Zu Uccelliera selbst kann ich auch nichts konkretes sagen - '04 war sehr gut, sonst hatte ich nichts im Glas. Eher 'modern' denn traditionell.

Weitere infos evtl. http://www.brunello.de/brunello-2003 (ist zwar von superiore.de, aber rein info.

Ich würde einen '03 auf jeden fall jetzt trinken und nicht mehr gross weiter lagern.
Grüsse

Ralf

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Jochen R.
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Jochen R. »

Villa Poggio Salvi - Brunello di Montalcino 2006:
Wunderbare, mittelkräftige, Nase: Nasser Waldboden, Zedernholz, Tabak, animalisch,
Minze. Nach wenigen Minuten gesellt sich ein Hauch Vanille sowie florale Noten und
auch Kirschen dazu.
Mittlerer Körper mit schöner Säure, nasser Waldboden, später dezent dunkelfruchtig
(Brombeeren, Kirschen), bißchen Herb – wird mit der Zeit etwas runder/eleganter,
mittellanger (bis langer) Abgang.
Sehr gute 89(-90) P.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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sorgenbrecher
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von sorgenbrecher »

komplett den horizont erweiternde und vorurteile mit einem schlag wegwischende weinerlebnisse sind nach einer vielzahl von gigantischen weinen im glas ja selten geworden, aber gestern gab es für mich wieder eines dieser seltenen aha-erlebnisse.

in einer best-bottle (blind) stand neben solch weinlegenden wie 1986er mouton und dominus, 1925er ygay, 1955er cheval blanc, 1918er cos d'estournel, 1988ern latour und la mission,... auch ein 1990er case basse von soldera und reihte sich ganz weit vorn ein.

Bild
20131220-B71_6673.jpg von mab73103 auf Flickr

jetzt perfekt auf den punkt gereift, in blendender verfassung. eine absolut betörende nase, florale noten wechseln sich mit rotbeerigen früchten, auch leicht animalischen und tabakigen noten und trüffeln ab, ständig etwas wechselnd, offen, geheimnisvoll, süchtig machend. eine seidige textur am gaumen, genau den schmalen grad zwischen kraft und eleganz treffend, hedonistisch, aber trotzdem enorm komplex und strukturiert. im abgang lang und harmonisch, es stimmt einfach alles.

der benchmark für brunello ist damit für mich um längen erhöht worden, ich hatte bisher noch nie ansatzweise einen derart guten brunello im glas.
Gruß, Marko.
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