Wenn ich bei einem Südfranzosen an die Landschaft denke, werden mir wahrscheinlich Aromen in den Sinn kommen, die ich auch mit der Gegend verbinde, also z.B. mediterrane Kräuter, Feigen, vielleicht Oliven etc.
Oder wenn ich beim Wachauer Weinfrühling an blühenden Apfelbäumen vorbeigegangen bin, fällt mir natürlich zuerst Apfelblüte ein.
Dass es sich nur um solche Assoziationseffekte handelt, wage ich zu bezweifeln. Denn die mediterranen Kräuter oder Oliven rieche/schmecke ich unter Umständen auch in einer Blindverkostung, wenn ich noch gar nicht weiß, dass es sich um einen Südfranzosen handelt. Manches beim Verkosten beruht auf Psychologie, aber nicht alles....
Andererseits glaube ich auch nicht, dass sich Kräuteraromen direkt auf die Trauben übertragen. Das widerspricht nicht nur der Naturwissenschaft, sondern auch der Alltagserfahrung (das Beispiel von der herausgehängten Wäsche, die dann irgendwann nach Lavendel, Flieder oder sonstwas riecht, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen).
Bekannt für ihre Kräuternoten sind ja auch Rieslinge von der Ruwer. Aber die Zitronenmelisse und Kresse dürfte in den wenigsten Fällen direkt neben den Trauben wachsen, und auch die ebenfalls charakteristischen Stachelbeeren fehlen im Wingert

. Mit direkter Übertragung hat die entsprechende Aromatik also nichts zu tun. Aber sie ist trotzdem häufig vorhanden und beruht nicht darauf, dass man sich einbildet, etwas wahrzunehmen, was man gerne wahrnehmen möchte.
Viele Grüße
Bernd