Burgund 2010

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
argentum
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Re: Burgund 2010

Beitrag von argentum »

Grenache hat geschrieben:
octopussy hat geschrieben: Aber kannst du noch einmal genauer erklären, wo du den Unterschied zwischen Weinen aus der AOC Mâcon (+ Zusätzen) und denen aus der AOC Pouilly (+ Zusätzen) siehst?
Da liegen Welten dazwischen, meist sind die AOC Mâcon bessere Konsumweine, die Pouilly-Fuissé aber bei guten und Spitzenerzeugern in der Liga der weißen Grand Vin de Bourgogne absolut mitmischen können.
octopussy hat geschrieben:Ich persönlich finde, dass da unten sehr viel vom Winzer und dem speziellen Ausbau (insbesondere Stahltank vs. Barrique) abhängt.
Der Ausbau der Spitzen Pouilly-Fuissé findet niemals in Stahltanks, sondern im Bourgogne-Barrique statt, was dabei herauskommt ist faszinierend und sehr langlebig, herrliches Bouquet. Ich habe da gerade einen 2003 Pouilly-Fuissé Clos des France von Roger Lassarat im Glas, inzwischen honiggelb und an Nase und Gaumen den Duft der Wiesen und Weinberge um die Steilfelsen von Vergisson und Solutré zum Frühling widerspiegelnd. Ein Spitzenerzeuger ist da Roger Lassarat in Vergisson, auch für St. Veran. Inzwischen habe ich mich gerade mit dem 2011 vor Ort eingedeckt. Immer wieder ein Erlebnis, dort vorbeizuschauen.
Gruß, Grenache
Hey Stephan

Ferret war sehr gut, wirklich... Und ich muss anführend gleich sagen, dass ich mit Macon und Pouilly Fuissé nicht ganz so vertraut bin, wie mit anderen Abschnitten in Burgund. Ich kann mich aber grundsätzlich dem anschliessen, was Grenache einbringt. Auch wenn ich seine Meinung der besseren Konsumweine in Macon nicht teile. Ich denke da an Produzenten wie Héritiers du Comte Lafon oder auch ein Olivier Merlin, um mal zwei Namen zu nennen, die mit Spitzenerzeugnissen der Appellation Macon aufwarten und für mich klar nicht einfach in die Kategorie der Konsumweine abzustellen sind – Insbesondere wenn ich an den 2001er Les Cras von Merlin denke, den der Winzer persönlich geöffnet hat anlässlich eines Kellerbesuchs in la Roche Vineuse.

Wenn ich einen Unterschied definieren müsste, ohne auf Ausbau und Stilistik des Winzers einzugehen, dann kann ich das für meine geschmackliche Verortung nur dahingehend machen, als dass ich Pouilly-Fuissé bisher als „Butterkugelweine“ empfand. Mir war das immer zuviel Holz, zuviel Cremigkeit zuviel all dieser Aromen und zu wenig Mineralität und Schwung, die für mich subjektiv wahrnehmbar war. Mir fehlte das Trinkspass vermittelnde Element und ich wurde schnell müde bei diesen Weinen.

Macon-Weine auf der anderen Seite, waren seit jeher eher schon mein Geschmack. Da gefällt mir Mineralität und Schwung, was meist in diesem Gefühl des Steinableckens endet. Aromatisch vielleicht nicht ganz so vielfältig, aber die Energie die in diesen Weinen mitschwingt ist schon durchaus notabel. So ungefähr kann ich im Moment den Unterschied in der Wahrnehmung beschreiben.

Das sind die Unterschiede die für mich von der Appellation herrühren, was deinen Einwand betrifft hinsichtlich stilistischer Unterschiede, die vom jeweiligen Winzer statt dem jeweiligen Terroir herrühren gehe ich einig mit dir. Es zeigt, daß wenn auch das Climat/Terroir seine Bedeutung hat, es ist immer der Erzeuger, der den Unterschied ausmacht. Die Traube ist das Medium des Winzerjahres, die Frage ist wie der Winzer dem Medium zum Ausdruck verhilft... Was aber nicht heissen soll, man kann das Terroir beiseite legen, keineswegs!
Gruss
Philipp

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In vinum veritas - lassum bev amo ün
Pointless
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Re: Burgund 2010

Beitrag von Pointless »

Zum ersten mal in meinem Leben durfteich nun einen Wein von Coche-Dury probieren:
Bild

Mir fehlt der Vergleich in der Klasse, aber ganz eindeutig war das große Kunst und das war erst der Bourgogne. Dass der so jung schon soviel zeigt hat mich auch erstaunt.
Grüße

Jochen
Ostbelgier
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Re: Burgund 2010

Beitrag von Ostbelgier »

Hallo zusammen,

gestern zu einem selbstkreierten Gericht genossen, welches in der Hauptsache aus Weinbergschnecken, dicken Bohnen und Crepes :D besteht: Jacqueline Frachet: Chorey les Beaune VV 2010. Diese Flasche habe ich im E Leclerq in Beaune erstanden, und der Inhalt ist erstaunlich gut: Dunkle Kirschen und ein Hauch feinstes Leder dominieren das Geschehen, präsentes, aber ausfefeilt-feines Tannin am Gaumen, optimal mit der Frucht ausbalanciert. Leider eine Einzelflasche, sehr, sehr schön für's Geld.

Viele Grüße

Markus
mixalhs
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Re: Burgund 2010

Beitrag von mixalhs »

Eben im Glas gehabt, schon jetzt richtig gut, aber drei/vier Jahre Wartezeit würden sich lohnen:

Bild
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weingollum33
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Re: Burgund 2010

Beitrag von weingollum33 »

Clive Coates hat seinen Verkostungen und Bewertungen auf seiner Internetseite eingestellt!

http://www.clive-coates.com/tastings/vi ... 10-vintage


Auffallend finde ich, dass die Jahrgangsbewertung (Rotweine) richtig gut ausgefallen ist, dafür aber die Einzelbewertungen erstaunlich heterogen sind. Dies gilt nicht nur für die Cote de Beaune (da ist es häufiger so!) sondern auch / insbedondere für die Premier Crus der Cote de Nuits. Habe selber nur wenige Weine, die er verkostet hat, probiert und gekauft ... insofern kann ich mir nur bedingt eine eigene Meinung dazu bilden. Das, was ich bisher jedoch selber im Glas hatte,war eigentlich homogen und hat "schlicht" Freude gemacht!

Ebenso finde ich bemerkenswert, dass viele seiner bisherigen Lieblinge / Überflieger Cathiard, Grivot, Bachelet u.a. nicht mehr so dominant gut abschneiden - wie früher häufig der Fall!
Gruß Tobias
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sorgenbrecher
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Re: Burgund 2010

Beitrag von sorgenbrecher »

danke. sehr interessante notizen, allerdings kann ich diese (vor allem im bereich der weißen) nicht wirklich nachvollziehen und mit eigenen verkostungen kaum in einklang bringen. vor allem die extreme spreizung der wertungen innerhalb der erzeuger irritiert mich, aber vielleicht präsentierten sich die weine auch in einer schwierigen phase.
Gruß, Marko.
Créot
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Re: Burgund 2010

Beitrag von Créot »

Mich lassen die Verkostungsergebnisse von Coates ebenfalls etwas ratlos zurück. Prinzipiell halte ich viel von Coates und er hat mich einige Burgunder kaufen lassen, die von anderen abgestraft wurden, und die mir extrem gut gefallen haben. Auch finde ich es gut, wenn nicht nur die Hierarchie hoch bewertet wird, sondern jeder einzelne Wein begutachtet wird. Mir erscheint allerdings die Bandbreite extrem hoch, dass also auch von den besten Domänen neben großartigen Weinen solche dabei sind, die glatt durchfallen. So etwas habe ich bei den (sicherlich wenigen) Verkostungen der 2010er nicht erlebt. Sicherlich, dass sich ein bestimmter Wein nicht so zeigte, wie man es nominell erwarten würde, das gab es, aber ich hatte (bei guten Domänen) keine Totalflops (worauf 13,5 Punkte o.ä. ja schon hinweisen). Ich habe aber natürlich nur einen Minibruchteil dessen probiert, was Coates verkostet hat. Nicht nachvollziehen kann ich beispielsweise die Notiz zum Corton-Charlemagne von Heni Boillot. Coates schreibt: A touch of sulphur on the nose. Lacks depth. Medium weight. Not much grip or concentration. Dull and forward. From 2014. 13.5/20. Ich hatte den Wein im letzten Jahr im Glas und fand in der Tat, dass bei diesem Wein noch einiges zusammenkommen muss. Ich habe mir leider nichts notiert, aber ich fand den Wein schon kantig. Dass aber Tiefe oder Konzentration fehlt - das kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Grüße
Stefan
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sorgenbrecher
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Re: Burgund 2010

Beitrag von sorgenbrecher »

dem kann ich mich anschließen, den cc von henri boillot hatte ich auch bereits 2mal im glas, tiefe und konzentration hatten diese flaschen im überfluss, ich hatte eine "fast schmerzhafte mineralität" und "trinken ab 2018" notiert...

was ich ja ok finde ist, dass er flaschen mit anzeichen von premox gnadenlos runterpunktet, da vergibt er dann ja auch schnell mal 10-12 punkte. was mich aber neben den teils gravierenden abweichungen zwischen verschiedenen weinen des gleichen erzeugers wirklich wundert ist, dass sehr oft "lacks concentration and depth" und "forward" auftaucht - das entspricht nicht meiner erfahrung mit den 2010ern.
Gruß, Marko.
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weingollum33
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Re: Burgund 2010

Beitrag von weingollum33 »

Zu den weißen Burgundern kann ich mir leider kein Urteil bilden - da ich nur wenige Flaschen - primär Chablis - gekauft bzw. probiert habe.

Grundsätzlich fällt mir zu seinen Bewertungen noch folgender Erklärungsversuch ein:
Coates urteilt, wie er den Wein tatsächlich bei einer Verkostung wahrnimmt. Das finde ich insofern gut, weil es "ehrlich" ist und ich durchaus von mir kenne, dass Weine - warum auch immer - nicht zu jedem Trinkzeitpunkt meine Erwartungen erfüllen. Wenn dann hinzukommt, dass er (mit zunehmendem Alter) viele Weine vielleicht auch nur noch einmal und dann im Rahmen einer großen Verkostungen (also für kurze Zeit) vor sich hat, dann sind entsprechend inhomogene Ergebnisse zumindest erklärbar.

Insofern denke ich, dass seine Bewertungen nur als Momentaufnahme zu deuten sind. Ich habe bei Coates schon einige Male erlebt, dass Weine bei ihm in der Jugend nicht gut weggekommen sind, mir aber durchaus gefallen haben. Nach 10 Jahren besteht dann immer noch die Möglichkeit, dass er sie besser bewertet ... :roll:

Insofern eigentlich alles wie immer: Traue vor allem deinem eigenem Geschmack!!

Grüße Tobias
Weinbertl
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Re: Burgund 2010

Beitrag von Weinbertl »

Hallo,

nach dem ganz ordentlichen 2009er Gevrey Chambertin von Bachelet nun den 2010er Maranges 1er Cru La Fussière Vieilles Vignes aus gleichem Hause:

in der Nase verhalten primärfruchtig nach Himbeere, etwas Holz, mit viel Luft dann strenge rote Frucht. Noch ziemlich verschlossen. Am Gaunmen unsortiert und anstrengend. Fast säuerliche Frucht, was aber eher von der Kombinantion frische Frucht/straffe Säure herrührt. Retronasal zeigt sich bereits Würzigkeit, natürlich noch sehr pubertär, dies lässt aber auf eine interessante Entwicklung hoffen. Kein Fett, ziemlich schlank. Abgang mittellang.

Fazit: noch viel zu jung und derzeit anstrengend zu trinken, ich glaube aber an eine positive Entwicklung. Hat jedenfalls Anlagen für einen vernünftigen und authentischen Burgunder, der auch nicht die Welt kostet (habe 16,50 gezahlt). Potentialwertung 16,5-17 P.
Grüße
Robert
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