Bordeaux 2003

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Am Sonnatgabend wieder einmal im Glas gehabt: RdB 2003
Ja, ja ich weiß, es ist nicht so doll sich selbst zu zitieren...
Aber da ich nunmal dem, was ich vor 2 Monaten geschrieben habe, nichts zufügen kann, und alles noch so ist wie ich bereits geschrieben habe, so wiederhole (zitiere) ich es einfach nochmal. der Faulheit wegen... :mrgreen:
Frankie Wilberforce hat geschrieben:Heute Mittag im Glas gehabt:

Chateau Rollan de By, 2003, CB, Medoc
tintiges Dunkelrot ohne Reiferand, zieht schöne Schlieren im Glas. :mrgreen:
In der Nase Cassis, Pflaume, rote Kirschen, dunkle Beeren, dunkle Schokolade, etwas Teer und Lakritze, reifer Cabernet im Hntergund, Mineralien, gebrochene Steine :mrgreen:
Am Gaumen saftig, mit schöner Fruchtsüße, leichter Säure, eleganter schöner Struktur, seidige schmelzige Tannine, mittlerer Körper und dennoch dichter Stoff, Tiefgang und Finesse gleichermaßen, dunkle Beeren und Kirschen, Teer, etwas Kräuter - und Gewürzaromen, Cassis, wieder Pflaumen und Schokolade. :geek:
Langer süßer Abgang, dunkle Beeren, Schokolade und Würze. :geek:
Trinken: jetzt bis 2023+ :geek:
Ein toller Wein mit nun schön einsetzender Trinkreife dank CS und PV bilden sich jetzt auch schöne Sekundäraromen heraus. :ugeek:
92+FW Punkte, :geek:
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
port_ellen
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von port_ellen »

potensac 2003:

duft: etwas säuerliche (gekochte?) frucht, tabak, holz, kaffee
geschmack: ganz ähnlich, alkohol und tannine ziemlich prägnant, daher nicht wirklich charmant (aber das war potensac noch nie...). lebt vom tanningerüst, muss wohl nicht mehr liegen.

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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Oberpfälzer
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Oberpfälzer »

Hallo zusammen,

ich dachte, ich hätte lange genug gewartet. Doch die Gerbstoffe zeigen mir noch weitere Lagerzeit an. Weiss allerdings nicht, was der Rest dann zeigt.

Bild

Sehr gut, vor allem für den Jahrgang. Eher kein Solist - bereitet zumindest derzeit (mir) keinen Solo-Spass.
Servus
Wolfgang
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Panamera
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Panamera »

Bild

Toller Stoff aus dem heissen Jahr, sehr gut!
Polyphenol
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von Polyphenol »

Hallo,

noch ein Nachtrag aus dem April:

Chateau Mayne Lalande (2003, Listrac, FRA)
0,75 L Flasche, Mitte 04/2013 zum Abendessen getrunken; nicht dekantiert.
Verkostungsnotiz: Dunkelrot. Süsse Nase: Kirsch, rote Johannisbeere, Granatapfel. Im Mund fruchtig süß, milder Abgang.
Kommentar: Ein schönes Weinerlebnis. Braucht noch so vier, fünf Jahre bis zur vollen Reife.
Bewertung: 5-6/10 PPP (ca. 89/100 Punkte)

Viele Grüße,
Uli
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UlliB
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von UlliB »

Nachdem ich in den letzten Monaten einige 2003er im Glas hatte, gab es letztes Wochenende Gelegenheit zu einer etwas systematischeren Verkostung.

Die Kandidaten: Pontet-Canet Pauillac 5e GCC, Pichon Baron Pauillac 2e GCC, Cos d’Estournel St.Estephe 2e GCC, Montrose St.Estephe 2e GCC, Lafite Rothschild Pauillac 1er GCC. Die Weine kamen undekantiert mit ca. 17 Grad ins Glas und wurden zusammen mit zwei Weinfreunden über rund zwei Stunden verfolgt (Tag 1), dabei verblieb rund die Hälfte des Inhalts in den Flaschen, die wieder kühl gestellt wurden. Einen Teil davon habe ich am nächsten Abend (Tag 2) und den Rest am vierten Tag verkostet (Tag 4).


Pontet-Canet 2003 13% Vol.
Tag 1 - Absolut jugendliche Farbe, dunkel bis an den Rand. Unerwartet schlank und straff, gar etwas kühl, Cassis, sehr klassisch Pauillac. Aus dem Gesamtpaket spitzt die Säure etwas hervor und ist nicht sehr gut eingebunden. Hätte ich blind niemals für einen 2003er gehalten.
Tag 2 - Keine wesentliche Veränderung. Die Säure wirkt jetzt ein wenig besser eingebunden. Bleibt schlank.
Tag 4 - Keinerlei Ermüdungserscheinungen. Jetzt sehr harmonischer, feiner Wein, schön, aber schlank; frisch. 2003? Blind wohl eher 2004 oder 2001, aber das Etikett ist eindeutig: 2003. Sehr fein, aber definitiv kein Blockbuster. Keine Eile.


Pichon Baron 2003 13,5% Vol.
Tag 1 - In der Farbe deutlich reifer als der Pontet Canet; granatroter Rand. In der Nase wesentlich voluminöser, aber auch hier reifer; warmes Unterholz, Backpflaume, ein Hauch Rumtopf. Satter, voluminöser Gaumen, vielleicht ein wenig träge, aber stets als Bdx zu erkennen. Schon mehr das, was man von einem Hitzejahr wie 2003 erwartet.
Tag 2 - Der Rumtopf verstärkt sich, erste zarte Oxidationsnoten.
Tag 4 - Der Wein zerfällt. Die Frucht ist verschwunden, statt dessen Herbstlaub und altes Möbel; deutliche Oxidationsnoten.
Bei einer Einzelflasche ist es immer eine Frage, inwieweit diese repräsentativ ist – wenn sie das aber war (Korken und Füllstand waren jedenfalls erstklassig), würde ich empfehlen, den Wein aus Normalflaschen in den nächsten zwei bis drei Jahren auszutrinken; da geht nichts mehr.


Cos d’Estournel 2003 13,5% Vol.
Tag 1 - Als Jungwein war der CdE 2003 geradezu unglaublich verführerisch, vielleicht nicht wirklich Bdx-typisch, aber mit perfekten Rundungen genau an den richtigen Stellen, zum kistenweise wegsaufen. Etwas davon ist immer noch da; der Wein ist seinen dichten, aber weichen Tanninen und seiner üppigen Frucht immer noch ein Charmeur, hat aber mittlerweile einiges von seinem Babyspeck abgeworfen und im Gegenzug an Definition gewonnen. Immer noch ein crowd pleaser, aber einer auf höchstem Niveau.
Tag 2 - Noch etwas präziser. Keine Ermüdungserscheinungen.
Tag 4 - Noch weniger Fett, dafür noch mehr Bordeaux. Große Klasse, und nach über einem Jahrzehnt Funkstille auf den Gut auch unzweifelhaft ein wirklich großer Cos, obwohl der Wein außer dem Etikett mit den Cos-Legenden der 80er nicht mehr allzu viel gemeinsam hat. Keine Eile.


Montrose 2003 13% Vol.
Tag 1 - Wurde bereits en primeur als einer des Superstars des Jahrgangs gehandelt, und das völlig zu Recht. Immer noch sehr dunkel, fast schwarz. Extrem präzise, dichte, dunkle Frucht, tief strukturiert, frische Säure; versammelt, aber noch nicht völlig verbunden.
Tag 2 - Praktisch unverändert.
Tag 4 - Steht wie ein Fels. Zur Frucht gesellen sich jetzt noch ein paar faszinierende florale Obertöne; wirkt bei aller Dichte schon beinahe subtil. Ganz großer Wein. Noch etwas zuwarten dürfte sich lohnen.


Lafite Rothschild 2003 12,5% Vol.
Tag 1 - Deutlich heller als der Montrose, etwas gereifte Farbe. Bekam im April 2006 einhundert Parker-Punkte: wo bitte kommen die denn her? Da ist zunächst einmal: Holz. Viel Holz, süß und balsamisch. Dahinter durchaus feine Frucht, kann im Gaumen im Hinblick auf die Struktur nicht mit dem Montrose mithalten, in Bezug auf die Dichte auch nicht mit dem Cos. Der Wein kämpft mit dem Holz und verliert. Was soll das?
Tag 2 - Etwas ausgewogener, aber das Holz nervt immer noch.
Tag 4 - Oh. Ooooch… :shock: Das Holz ist verschwunden, weiß der Geier, wohin, und hat einem wirklich sublimen Wein Platz gemacht. Ein Garten aus 1001er Nacht – orientalische Gewürze, Blüten, warme Erde, ein zarter Hauch Bitterschokolade; alleine das Riechen braucht Minuten. Kann im Hinblick auf seine Struktur dem Montrose nicht annähernd das Wasser reichen; aber was Komplexität und Vielschichtigkeit betrifft, ist er allen anderen Weinen der Verkostung weit überlegen. Uff. Hat Parker das so früh sehen können? Falls ja, ziehe ich in Ehrfurcht den Hut. Wer den Wein im Keller hat: trotz des absurden Preises nicht an die Chinesen verkaufen, sondern selber trinken, nach vieeel Zeit in der Karaffe – oder besser noch ein paar Jahre warten.


Gruß
Ulli
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dazino
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von dazino »

Hallo Ulli

Interessante Notizen. Den Pichon Baron und den Pontet Canet hatte ich genau andersrum im Glas. Der Pontet-Canet war ein richtiger Powerwein. Der Pichon Baron eher auf der klassischen Seite mit Reserven für ein langes Leben. Wir hatten die Weine aber nur über einige Stunden im Glas.
dazino - Notizen vom 15.04.2013 hat geschrieben:
Chateau Pontet Canet 2003
Wow, was ist das für ein Pauillac-Monster. Eine breitschultrige süsse Fruchtbombe mit viel Cassis und Lakritze. Sehr gut gemacht und im Moment toll zu trinken. Für mich persönlich fast etwas zu fest auf Kraft und Power getrimmt aber hervorragend gemacht. Ich frage mich aber ob der Wein von mir immer noch so hoch bewertet wird, wenn er reifer ist und die mollige Frucht nicht mehr so im Vordergrund steht? 93 Punkte.

Chateau Pichon Baron 2003
Zu Beginn sehr verschlossen. Öffnet sich nach ca. 2 Stunden. Ein klassischer Pauillac den ich blind nicht als 2003er erkennen würde. Da stimmt einfach alles. Unglaublich ausgewogen, tief und elegant, mit reifen Früchten wie Brombeeren und Cassis. Der Wein besitzt im Abgang überraschend viel Gripp für einen 03er und wird hervorragend reifen. Der Wein des Tages. Mindestens 95+ Punkte.
Deine Notizen zum Montrose lesen sich ja toll! Ich habe davon auch noch 2 Flaschen im Keller. Ich denke die erste werde ich wohl 2023 zu unseren 20sten Hochzeitstag öffnen :P

Gruss
David
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UlliB
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von UlliB »

Hallo David,

jenseits aller Subjektivität der Eindrücke können schon ein paar Monate Unterschied im Verkostungsdatum oder leicht unterschiedliche Lagerbedingungen einiges ausmachen.

Beim Pontet-Canet störte die etwas hervorstechende Säure übrigens meine Mitverkoster wesentlich mehr als mich, und es entspann sich eine kurze Diskussion darüber, ob der Wein aufgesäuert wurde (das war 2003 erlaubt) und man es damit vielleicht etwas übertrieben hatte. An und für sich glaube ich bei P-C nicht an eine Aufsäuerung, aber der durch die Säure vermittelte Eindruck von Frische und vielleicht auch von Schlankheit blieb dem Wein über die vier Tage erhalten. Einen Eindruck von "Breitschultrigkeit" und insbesondere von "Süße" hatte ich hier jedenfalls ganz und gar nicht.

Falls es aus der VKN nicht klar hervorgegangen sein sollte: mir gefiel der Wein sehr gut; jederzeit gerne wieder.

Was den Pichon Baron betrifft, bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Wein nicht doch einen "Schlag weg" hatte; die zügige Entwicklung eindeutig oxidativer Noten ist schon etwas irritierend. An den Lagerbedingungen kann es aber nicht gelegen haben; der Wein lag mit allen anderen Weinen der Verkostung zusammen seit Frühjahr 2006 in meinem Keller. Füllstand und Korken waren wie gesagt auch einwandfrei. Dennoch, wir haben keine Konterflasche aufgemacht, und ausschließen kann ich ein Problem dieser spezifischen Flasche also auch nicht.
dazino hat geschrieben: Deine Notizen zum Montrose lesen sich ja toll! Ich habe davon auch noch 2 Flaschen im Keller. Ich denke die erste werde ich wohl 2023 zu unseren 20sten Hochzeitstag öffnen :P
Ich würde schon vermuten, dass der Wein bis 2023 durchhält. Aber vielleicht solltest Du eine der beiden Flaschen doch vorher aufmachen. Ganz allgemein ist der Reifeverlauf der 2003er schon sehr atypisch, z.B. haben die meisten Weine nie wirklich dicht gemacht, und ich würde diesbezüglich definitiv keine Wetten eingehen. Es wäre jedenfalls Schade, wenn Du den Montrose "verpasst", nur weil Du ihn allzu lange liegengelassen hast. Zwischen jetzt und 2023 liegen ja noch ein paar Jahre, da gibt es wohl auch andere gute Gelegenheiten...

Gruß
Ulli
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harti
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von harti »

Hallo Ulli,

die Säure von Pontet Canet ist mir auch bei der Arrivage aufgefallen (siehe hierzu http://www.talk-about-wine.de/topic.asp ... ichpage=23 ), fand sie damals aber eher angenehm. Ich würde nicht ausschließen wollen, dass hier (vielleicht zuviel?) Säure zugesetzt wurde.

Grüße

Hartmut
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susa
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Re: Bordeaux 2003

Beitrag von susa »

@UlliB

Aufgrund Deiner Einschätzung (hat uns etwas nervös gemacht) haben wir soeben auch einen Pichon Baron 2003 geöffnet, erste Flasche aus dem OHK. Die Flasche hatte 1.5 Stunden Luft, gerade haben wir das erste Glas zwischen. Grundsätzlich hat ein Wein dieser Klasse es bei uns schwer, älter als einen Tag zu werden, insofern ist Tag4 für uns erst mal irrelevant. ;)

Zwischenfazit: Bisher sehen wir keinen Grund zu Beunruhigung, im Prinzip bestätigen wir Deinen ersten Eindruck, mit leichten Abweichungen in den Details,so ist hier und heute in der Nase eine intensive Cassis- und Sauerkirschnote dominant, auch Holz und Schokolade. Der Wein zeigt sich eher seidig-geschmeidig als träge, es dominieren Fruchtnoten, Abgang eher mittellang.

Liegt bei uns derzeit bei 93-94 Punkten. Sobald sich unser Urteil gefestigt hat, gebe ich eine VKN in die Datenbank ein. Derzeit möchte ich meinen, dass der sicher noch 10 Jahre macht.

lieben Gruß
susa und Herr susa
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