Subadubawein hat geschrieben:Keller - Kirchspiel GG 2007
Schönes mittleres Goldgelb. Fruchtige und auch mineralische Nase, Feuersteinaromen nehmen fast den Atem. Geschmack ist herrlich fruchtig-rund, auch kernig, nachhaltig, gute Länge.
Fazit dieser 2. Flasche (1. vor ca. 2 J. geöffnet): jetzt in der vollen Genussphase, er braucht wohl seine 4-5 Jahre Reifezeit bis er seine Top-Form findet. Im (zu) kleinen Glas über mehr als eine Stunde beständig ohne Abstriche.
Als Gastgeschenk mitgebracht, blieb es dann bei dem einen Glas. Man muss auch gönnen können...
Grüße
Reiner
Hallo Reiner
Angeregt von Deiner Notiz habe ich nun auch eine Flasche vom Keller Riesling Kirchspiel GG, 2007, Rheinhessen, geöffnet - es hat sich gelohnt. Der Wein ist sehr gut gemacht und hält sich auch deutlich besser als der von der Fels aus 2007. Ein Erlebnis war es jedoch nicht. Bei allem Genuss, mir fehlt bei Keller (zumindest bis einschliesslich Kirchspiel und Hubacker) oft die Spannung, die Persönlichkeit, zumal mit zunehmendem Alter die oft deutliche und m.E. unnötige Restsüsse die Weine gefällig, aber auch charakterlos wirken lässt. (Bei der Blindverkostung hat ein Tipp - die grössten langweiligen Weine, mit Betonung auf grössten - schnell zum Treffer geführt).
Sehr schönes, verspieltes Bukett, das zwischen kräuterigen Noten, Zitrus und gelben Früchten über Blumen wechselt, immer stimmig und von einer kalkigen Note unterlegt. Der Wein - über 12 Stunden verkostet - zeigt zunächst eine überraschende und erfreulich präsente Säure, die leider bald nur noch eine Erinnerung ist, der Wein scheint mit Luft zu entspannen, mir wird das fast zu gemütlich, wird zunehmend harmonischer, und doch: etwas mehr Haltung wäre schön. Am Gaumen weich und flächig, die Balance wirkt leicht und mühelos, der Wein gleitet über den Gaumen, der hohe Alkohol (13.5%) ist verborgen und der Wein wirkt nicht überladen, trotz der unnötigen Restsüsse, die sich jedoch in das Gesamtbild des gefälligen, zufriedenen aber auch uninspirierten Weines einfügt. Kein Entdecker, kein Abenteurer, kein Charakterkopf. Einer der seinen Platz kennt, in der Mitte, unscheinbar und unauffällig, der sich aber nicht bewusst dafür entschieden hat. Es ist einfach so. Ein tadelloses Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft, gewissenhaft, das all seinen Verpflichtungen nach kommt, auch Gutes tut, aber nicht das Selbstverständliche hinterfragt, die Ungerechtigkeiten benennt und schon gar nicht jemand, der bereit und Willens ist, etwas daran zu ändern bzw. überhaupt etwas zu verändern und Grenzen zu verschieben. Ein Konformist im hier und jetzt. Eine grosse Idee ist für mich nicht zu erkennen.
Es ist immer etwas undankbar und vielleicht auch unangemessen, einem so hervorragend vinifizierten Wein genau das vorzuwerfen. Aber so ist das Leben nun mal nicht, perfekt und rund und ohne Überraschung. Die Selbstverständlichkeit, die dem Wein inne wohnt, verdient jedoch zweifelos Anerkennung und ich kann durchaus nachvollziehen, dass dieser Aspekt als herausragend oder als Grösse empfunden wird. Ein Wein für einen gemütlichen Abend mit guten Freunden.
Ab Weingut für 25.50 gekauft. Dafür keine Enttäuschung.
@ UlliB: Das Kirchspiel GG 2011 habe ich hingegen ähnlich enttäuschend wie Du empfunden, und das obwohl der Korken tadellos war. Kein Fokus, fast schwammig (13%, wirkt jedoch wie mind. 13.5%), sehr feine und reife Säure, davon jedoch zu wenig, lädt mich nicht zu Erkundungen ein und auch nicht zum Trinken. Ob sich hier warten wohl lohnt? Wie auch immer, jetzt macht mir das keinen Spass, also warte ich nicht auf die Flaschen, sondern lasse die Flaschen warten.
Grüsse
Klaus