in der Tat, nach den exzessiven Übertreibungen der Vorjahre sind die Wertheimers wohl wieder zur Vernunft gekommen. Bis zum nächsten Jahrhundertjahrgang?
Hallo Hartmut,
bei aller Disparität der aktuellen Entwicklungen kann man, wie ich finde, eine Elitenbildung beobachten. Besonders auffällig ist das mit den beiden neuen 1er Grand Cru Classé A, die ihre Preise gegenüber dem hier durchaus vergleichbaren Jahrgang 2008 verdreifacht (Angelus) oder fast verdoppelt (Pavie) haben. In Margaux setzt sich diese Elite mit Palmer und Margaux selbst nun noch viel deutlicher vom Rest ab. Wenn man so will, müssen die Erstweine auch weit genug vom "Feld" entfernt liegen, damit die Zweitweine dann noch entsprechend platziert werden können.
Es hat schon durchaus etwas Revolutionäres, dass für den Alter Ego mehr aufgerufen wird als für einen Deuxième Cru aus der gleichen Appellation.
Offensichtlich schätzen die Wertheimers den Markt etwas anders ein und versuchen die Kundenbindung eher über preisliche Attraktivität denn durch Markenausprägung zu erreichen. In dem Maß, in dem die großen Châteaux ihre Palette immer weiter ausdehnen, mit Dritt- und Viertweinen, muss eben auch neuer Platz geschaffen werden.
Was man nun vermuten darf, ist die Spreizungskondensation zwischen den Premier Crus und den Superseconds auf Werte, wie sie vor ca. 20 Jahren üblich waren. In der zu erwartenden Verortungsmigration werden einige Weine weder eine neue Klientelklasse acquirieren können, noch die angestammte halten können. Das würde ich für z.B. Lynch Bages vermuten.
Im Hinblick auf die Dinge, die sich gerade hinter den Kulissen abspielen, ist die Subskription 2012 so spannend wie kaum eine zuvor.
Lehrreich ist der Blick auf Valandraud: durch den rezenten Ritterschlag ist aus dem Protogaragenwein ein richtig günstiger 1er Grand Cru Classé B geworden, der seine Valuta eben nur abwerten konnte, um nicht mit dem A-Quartett zu interferieren.
Die wirklich spannende Frage ist für mich: was macht Pontet-Canet?
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse