Bayerntalk meets Würzburger Weinsportfreunde

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
weinaffe
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Re: Bayerntalk meets Würzburger Weinsportfreunde

Beitrag von weinaffe »

Hallo Bernhard,

es geschehen ja noch Zeichen und Wunder ! Hast Du endlich Deinen inneren Schweinehund besiegen können und Dich mal aktiv ins Weinforum gewagt. Du hast das alles schön auf den Punkt gebracht; einige Passagen wirken gerade so, als ob Komissar Brenner alias Wolf Haas mit am Verkostungstisch sass und jetzt hier darüber berichtet :lol: :lol: . Weiter so ;) .

Den Markowitsch fand ich am Abend der Verkostung auch sehr gut, die Begeisterung schwand aber am nächsten Tag aufgrund der Holzlastigkeit ein wenig.
Ich häng mich dann mal an Deine Notizen und mache hie und da ein paar Ergänzungen:

1996er Barolo Monvigliero (Alessandria)
toller, noch sehr jugendlicher Barolo, der sich auch am nächsten Tag in allerbester Verfassung befand. Der wird mit Sicherheit auch in 10 Jahren noch wie ein Eins dastehen.

1996er Gevrey-Chambertin "Lavaux St. Jacques" 1er Cru (Jean-Philippe Marchand)
Netter Versuch. Auch eines Gevrey-Village nicht würdig !!

1990er Chambolle-Musigny (Comte de Vogue)
Ein echter "Blindproben"-Killerwein und Pirat für andere Weinproben. Ruppiges, grünes Tannin, hat absolut nichts mit einem Burgunder (so wie ich ihn schätze) zu tun. Entweder tut sich hier in vielen Jahren noch etwas -was mich allerdings wundern würde- oder der Wein ist einfach so sch..... (trotz des phänomenalen Jahrgangs und der Reputation des Erzeugers)? Vielleicht auch eine suboptimale Flasche ?? Wenn ich von diesem Winzer nicht schon absolute Weltklasse-Weine (z.B. 1978er Bonnes Mares Grand Cru) getrunken hätte, würde ich am Qualitätsbewusstsein dieses Betriebes zweifeln.

1990er Barolo "Monprivato" (Bovia)
Sehr angenehmer, optimal gereifter Barolo mit hintergründiger Kirschfrucht und vorbildlicher Harmonie und Länge. Präsentierte sich am nächsten fast unverändert, jetzt auch mit dezent kräutrigen Noten (aber kein Liebstöckel wie bei einigen Nebbiolos, die schon etwas über dem Punkt sind), würde ich jederzeit gerne wieder trinken.

1991er Chateau Palmer 3e Grand Cru Classe
dazu hat Bernhard eigentlich schon alles gesagt. Pure Eleganz und Finesse und das bei gerade mal 12 Vol%. Für mich ein exemplarischer Margaux auf höchstem Niveau !

2001er Ygay Rioja Reserva (Marques de Murietta)
ein moderner, etwas langweiliger Mainstream-Rioja. Da gibt es sicherlich besseres aus diesem Traditionshaus.

2001er Dalmau Rioja (Marques de Murietta)
als direkter Vergleich der Premium-Lagenwein aus diesem Hause. Sehr konzentriert, volle Extraktsüsse, viel Würze und Frucht, aufgrund der Tanninstruktur recht gut eingebauter Alkohol (14,5 %),perfekt gemacht, aber ein echter Sattmacher. Das Richtige für Weinliebhaber, bei denen es im Glas krachen muss. Am nächsten Tag erinnerte der Wein eher an "Trinkmarmelade"

2005er Clos Vougeot Grand Cru (Jean Raphet,Morey)
ich kenne leider den Erzeuger nicht, insofern kann ich keine generelle Aussage machen. Dieser Wein ist ein absoluter Winzling und eine Karrikatur eines gelungenen Clos de Vougeot. Ganz schwach ! Vielleicht aber nur ungünstiger Verkostungszeitpunkt oder schlechte Flasche? Burgund bleibt eine schwierige Angelegenheit !!

1996er Vosne-Romanee "Les Petits Monts" 1er Cru (Robert Sirugue,Vosne)
der macht schon wieder deutlich mehr Spass, extraktreich, gute Eleganz und Länge, wird noch zulegen.

1996er Chateau Pichon Baron 2e Grand Cru Classe
noch jugendlicher, aber schon antrinkbarer Vorzeige-Pauillac, noch leicht kantiges Tannin, dicht, aber durchaus elegant, braucht noch. War am nächsten Tag noch deutlich besser. Am besten noch mind. 5-10 Jahre im Keller verstecken.

1999er Chateau Rieussec 1er Cru Classe
siehe Bernhard ! Der Wein lebt vom (sehr guten) Holzeinsatz und einer gewissen eindimensionalen Frucht und Würze. Würde von vielen deutschen oder österreichischen BAs oder TBAs schlicht vom Tisch gefegt.

Ich habe fertig !

Grüsse
Bodo
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vinos
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Registriert: Mo 22. Nov 2010, 15:48
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Re: Bayerntalk meets Würzburger Weinsportfreunde

Beitrag von vinos »

Hallo Bernhard, hallo Bodo,

vielen Dank für Eure Notizen, vor allem die O-Töne von Bernhard sind köstlich :mrgreen:

Auf baldiges Kennenlernen bzw. Wiedersehen
Beste Grüße
Klaus-Peter
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Don Miguel
Beiträge: 426
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 18:01

Re: Bayerntalk meets Würzburger Weinsportfreunde

Beitrag von Don Miguel »

vinos hat geschrieben:vielen Dank für Eure Notizen, vor allem die O-Töne von Bernhard sind köstlich :mrgreen:
Du hast gut lachen, du warst ja nicht dabei, aber davon abgesehen finde ich diese leicht süffisante Schreibweise von Bernhard ebenfalls ganz klasse :) :!:

Ich würde mich auch sehr über weitere Beiträge freuen, jetzt, wo die Schreibblockade durchbrochen ist ;) !


Wir probierten die Weine übrigens einzeln nacheinander, nicht in paarweisen Flights. Nicht alle, aber die meisten Weine standen in einem gewissen Kontext nach einer Idee des Anstellers. Hierzu noch aus der Erinnerung einige Anmerkungen:


1.) 2005er Monzinger Halenberg Riesling GG (Emrich-Schönleber) und 2.) 2005er Scharzhofberger "P" (Pergentsknopp) Riesling (Van Volxem), hier ging es offensichtlich um Riesling aus 2005.

Ich bevorzugte ganz klar den Halenberg, ein animierender, ausgewogener und gefälliger Wein, der wirklich schön zu trinken war und zugleich durch seine Vielschichtigkeit überzeugte. Ob das GG einen entsprechenden Mehrwert zum einfachen Halenberg bringt bezweifle ich für meine Person auch, das gilt bei mir aber für all Riesling-GG.

Der Scharzhofberger war mir zu flach und breit, einfach langweiliger.


3.) 2007er Spätburgunder "Schulen" (Ziereisen)

Das war so ein verirrter Einzelgänger zwischendurch. War als deutscher Spätburgunder gut zu erkennen, ohne dass dies abwertend gemeint ist. Gefiel allgemein und auch mir, besonders im Nachhinein im Hinblick auf das hervorragende PGV.


Dann kam wieder ein Pärchen: 4.) 2005er Hecklinger Schloßberg Spätburgunder (Huber) und 5.) 2003er Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder "R" (Fürst)

Also ich wusste nicht, wer ist Huber und wer ist Fürst, eindeutig war nur, dass der erste Wein (Huber) eine Klasse besser war als der Zweite. Ein hochklassiger Spätburgunder, dezente, feine Reifeerscheinungen, komplex und elegant. Da wäre ich bei einer Bewertung sicherlich zwischen 93 und 95 Punkten gelandet. Ist einen Nachkauf wert.

6.) 2005er Pinot Noir Reserve (Markowitsch, Carnuntum)
Wieder so ein Einzelgänger:
Für mich war das auch ein „Franzose“, sprich ein Pinot aus dem Burgund. Ich schloss mich da ohne Vorbehalte dem allgemeinen Konsens am Tisch an. Gefiel mir ausgezeichnet und ich war doch ziemlich überrascht, dass dann ein Österreicher aus Carnuntum zum Vorschein kam. Allergrößten Respekt, die Pinots von Markowitsch probiere ich definitiv nach!

Die folgenden Weine lasse ich aus, die bringe ich im Detail nicht mehr auf die Reihe.

Weiter geht es mit meinem Paar:
12.)2001er Ygay Rioja Reserva (Marques de Murrieta) und 13.)2001er "Dalmau" Rioja (Marques de Murrieta)
Die Idee war einfach, eine Gegenüberstellung von großem und kleinen Bruder aus einem der besten Rioja-Jahrgänge.
Die Reserva entsprach leider nicht meinen Erwartungen, da hatte ich mehr erhofft. Dass es eine modern Stilistik war, mag für die anderen Verkoster evt. überraschend gewesen sein, mich enttäuschte die Banalität dieser Flasche. Ich hatte die letzte Flasche zuvor schon vor einiger Zeit, aber gerade dieser Jahrgang war eigentlich immer für 90 Punkte gut, das hier waren vielleicht 86/87!

So konnte man den Dalmau nicht wirklich herausfordern. Einer von den „SuperRiojas, die mich fast durchweg nicht begeistern können. Zu mächtig, schwer und alkoholbetont, ohne regionale Typizität, ein x-beliebiger internationaler Wein von durchaus gehobener Qualität, sattmachend und nicht trinkig, ein hochwertiger Blender für Verkostungen zur Bepunktung. Aber so etwas suche ich nicht in der Rioja und schon gar nicht zu diesem Preis (55-60 €).

Der Plan wäre gewesen, dass die Reserva als klarer PGV-Sieger hervorgegangen wäre, so wie ich dies ständig für Rioja-Reservas propagiere, hat in diesem Fall aber nicht wirklich funktioniert :( .


Dann kommen wieder einige Weine, von denen weiß ich nur so ungefähr, dass ich sie probiert habe.

Der 17.) 1999er Chateau Rieussec 1er Cru Classe Sauternes zum Abschluss vor dem obligatorischen Bier als Absacker war süß und gut, mehr fällt mir bei Süßweinen selten ein :oops: .



Eine tolle Probe, ungeplant sehr Pinot-Noir-lastig, und aufschlussreich, weil wieder einmal mehr die Grenzen des Weinkennertums unerbittlich aufgezeigt wurden :lol: .


Gruß

Michael
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Gerald
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Re: Bayerntalk meets Würzburger Weinsportfreunde

Beitrag von Gerald »

Noch etwas zum "Weinsport": ich hoffe sehr (und bin nach den bisherigen Beiträgen zuversichtlich), dass damit nicht etwa so etwas wie bei uns in Österreich :oops: gemeint ist:

http://steiermark.orf.at/news/stories/2579412/

Grüße,
Gerald
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Mr. Nebbiolo
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Re: Bayerntalk meets Würzburger Weinsportfreunde

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo Weinsportfreunde und Bayerntalker,

ich möchte mich noch bei Bodo und Gabi für die Gastfreundschaft bedanken, es war sehr schön bei euch. Essen und Unterkunft waren 5 Sterne Kategorie und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich war am Sonntag früh doch etwas übermüdet und hatte die Woche bisher keine Zeit, werde aber noch ein paar wenige Worte zu den Weinen schreiben, obwohl auch ich nichts mitgeschrieben, sondern nur genossen habe.

Noch eine kleine Anmerkung vom wirklich sehr kleinen Clos de Vougeot (der allerdings auch relativ kleines Geld kostete): Es war kein 2005er, sondern ein 1995er.

Weiteres folgt.
Grüße

Klaus
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Don Miguel
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Registriert: Mi 3. Nov 2010, 18:01

Pinot Noir Reserve Markowitsch

Beitrag von Don Miguel »

Servus!

Gestern hatte ich bei einer Weinhändlerveranstaltung in München die Gelegenheit einen aktuelleren Jahrgang und zwar den 2009er des Pinot Noir Reserve von Markowitsch zu probieren.

Also in diesem noch verhältnismäßig jungen Zustand - und in der Gewissheit zu wissen, was im Glas war :D - wäre ich nicht auf die Idee gekommen, es könnte ein "Burgunder" sein. Sehr schmeichlerisch, harmonisch und weich, feine Barriquenoten, alles sehr gelungen und so ganz nach meinem Geschmack, aber letztlich deutlich als "Nichtburgunder" erkennbar. Jedenfalls konnte ich gestern die Frage nicht klären, ob wir einer gegenseitigen Suggestion mit Herdentrieb erlagen, oder ob der Wein sich mit etwas mehr Reifung in Richtung klassischer Burgunder verändert.

Grüße
Michael
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