Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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sorgenbrecher
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von sorgenbrecher »

Gerald hat geschrieben:
"rotweinwunder deutschland"
na ja, schon in der Bibel sind die dort zahlreichend beschriebenen Wunder ja einzelne, nicht wiederholbare Ereignisse. Vielleicht war mit "Rotweinwunder" gemeint, dass es einzelne trinkbare Rotweine aus Deutschland gibt. Das würde wieder Küblbecks These bestätigen :D

Grüße,
Gerald
:lol:

soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber ich finde schon, dass der hype um deutsche rotweine teilweise irrationale züge trägt.
es gibt ohne zweifel einige sehr gute heimische rotweine, aber nicht auf breiter front und noch weniger in der form, wie diese weine teilweise glorifiziert werden.
da wird aus einem ordentlichen spätburgunder, von dem es vielleicht gerade einmal einen vernünftigen "track record" von 10 jahrgängen gibt, zu oft der überwein, den im burgund nur die besten winzer bei ihren besten grand cru's zum vielfachen preis auf die flasche bringen und bei cabernet und syrah freuen sich viele leute einfach schon darüber, dass man aus diesen rebsorten hier inzwischen einen halbwegs anständigen wein machen kann.
Gruß, Marko.
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UlliB
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von UlliB »

sorgenbrecher hat geschrieben: [...] bei cabernet und syrah freuen sich viele leute einfach schon darüber, dass man aus diesen rebsorten hier inzwischen einen halbwegs anständigen wein machen kann.
Bei Cabernet ist das "halbwegs" eher "viertelwegs"... mir ist noch kein deutscher Cabernet-basierter Wein begegnet, der mit einem Bordelaiser cru classé aus einem guten Jahr qualitativ auch nur annähernd mithalten kann - selbst nicht mit einem aus den unteren Rängen. Das einzige, was da einigermaßen mithält, ist der Preis :o

Aber Bdx ist bekanntlich immer teuer und in Deutschland gibt es ein Rotweinwunder :lol:

Gruß
Ulli
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Oh Dae-Su
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von Oh Dae-Su »

dass der hype um deutsche rotweine teilweise irrationale züge trägt.
es gibt ohne zweifel einige sehr gute heimische rotweine, aber nicht auf breiter front und noch weniger in der form, wie diese weine teilweise glorifiziert werden.
da wird aus einem ordentlichen spätburgunder, von dem es vielleicht gerade einmal einen vernünftigen "track record" von 10 jahrgängen gibt, zu oft der überwein, den im burgund nur die besten winzer bei ihren besten grand cru's zum vielfachen preis auf die flasche bringen
Den Auszug von Marko unterschreibe ich sehr gerne :)

Meiner Meinung nach gibt es einige gute Spätburgunder aus Deutschland. Ob die jetzt immer in der Oberklasse (preislich und vermeintlich qualitativ) stets zu finden sind, weiss ich nicht so recht. Einen Grund ein Wunder auszurufen sehe ich nicht. Es abzuschaffen ebenfalls nicht. Für mich gibt es Wunder sowieso nur in Märchenbüchern ;) . Warten wir doch einfach nochmal 10 Jahre und sehen wie sich die Qualität so weiterentwickelt.

Da so lange Warten etwas langweilig ist wollte ich dennoch mal eine Frage in das Forum werfen die zwar mit dem Thread Titel nur indirekt was zu tun hat, aber meines Erachtens zu der Rotweinwunder Frage gut passt. Kürzlich bei einer Verkostung mit etwas gereifteren Spätburgunder aus D, über die im Forum an anderer Stelle http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=29&t=2526 berichtet wurde, ist mir wie auch bei vielen anderen Verkostungen von deutschen Spätburgundern aufgefallen, dass eine gewisse "Holzproblematik" immernoch recht stark verbreitet ist. Was meint ihr dazu? Haben viele, natürlich nicht alle, deutsche Winzer immernoch "Probleme" Holz ausgewogen (für mich bei Spätburgunder vorteilhaft, da mag es auch gerne andere Meinungen und Geschmäcker geben) einzusetzten? Als Beispiel, bei eben genannter Verkostung standen so derartig vom Holz dominierte Weine (z.B. Dujin, P. Kuhn, ...) auf dem Tisch, dass ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Nur das ist eine Beispielverkostung von vielen. Sowas gibt es natürlich auch bei Spätburgundern aus anderen Weinregionen und -nationen, manchmals sogar im Burgund (z. B. Denis Mortet oder D. Laurent), aber ich meine mir einzubilden, dass so stärkere Konzentration an stark vom Holz geprägten Spätburgundern eher selten vorkommt. Sowas intensives habe ich auch eher selten in Australien oder Kalifornien gefunden. Liege ich mit meiner "Holzbestürtzung" da komplett falsch? Wenn doch nicht, warum bekommt man dieses Problem nicht auf breiter Front in Griff? Wird sowas in Geisenheim nicht gelehrt? Ich habe keine wirkliche vernünftige Erklärung :oops: .

Besten Gruss

Chris
Ollie
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von Ollie »

Selten können es deutsche Rotweine mit den Spitzenerzeugnissen anderer Länder aufnehmen, und obendrein sind sie aufgrund des knappen Angebots oft überteuert. Bemerkenswert sind gleichwohl die qualitativen Fortschritte der letzten fünf Jahre, vor allem in den Betrieben, die es verstehen, mit dem Barrique umzugehen. Aus: Gault Millau WineGuide 1999, S.38

Dieser trivialerweise immer noch richtigen Aussage kann man eine Sicht von aussen gegenueberstellen:

http://www.timatkin.com/articles?250

Nun teile ich deren Meinung nicht im geringsten, aber solche Verkostungsergebnisse gibt es seit einigen Jahren speziell in der UK-Presse immer oefter.

Cheers,
Ollie
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Bernd Schulz
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von Bernd Schulz »

Meiner Meinung nach gibt es einige gute Spätburgunder aus Deutschland. Ob die jetzt immer in der Oberklasse (preislich und vermeintlich qualitativ) stets zu finden sind, weiss ich nicht so recht.
Das weiß ich auch nicht so genau. Aber ich weiß, dass ich im Basissegment und im Mittelbau (sprich in der Preisklasse von bis zu 20 Euro) inzwischen viele deutsche Spätburgunder finde, die mir mit Blick auf die Qualität und das PLV richtig viel Freude machen, so zum Beispiel Weine von Sebastian, Sermann-Kreuzberg, Kreuzberg, Burggarten, Riske, Benderhof, Dötsch-Haupt, Müllen, Hensel, Siener, Kranz, F. Wassmer, M.Wassmer, Ziereisen, Koch, Schneider, Michel, May, Roth, Luckert .... die Liste ist lang und kann noch erheblich verlängert werden. Vor 25 Jahren sah das noch ganz anders aus; ob man deswegen gleich von einem Rotweinwunder sprechen muss, ist natürlich die Frage, aber es hat sich auf jeden Fall sehr viel getan. Es gibt nicht nur "einzelne trinkbare" Rotweine in Deutschland, sondern man findet inzwischen genug in jedweder Hinsicht interessante Pinots.
Kürzlich bei einer Verkostung mit etwas gereifteren Spätburgunder aus D, über die im Forum an anderer Stelle viewtopic.php?f=29&t=2526 berichtet wurde, ist mir wie auch bei vielen anderen Verkostungen von deutschen Spätburgundern aufgefallen, dass eine gewisse "Holzproblematik" immernoch recht stark verbreitet ist. Was meint ihr dazu?
Ja, man stößt in der Tat immer wieder auf einen sehr unsensiblen Umgang mit dem Barrique - und das interessanterweise gerade im (vermeintlichen) Spitzensegment! Aber genug deutsche Winzer sind inzwischen auch in der Lage, neues Holz mit Fingerspitzengefühl einzusetzen oder auch ganz darauf zu verzichten und trotzdem sehr seriöse Pinots zu erzeugen.
Wird sowas in Geisenheim nicht gelehrt?
Erwartest du dir irgendetwas Gutes aus Geisenheim? :mrgreen: :twisted:
Bei Cabernet ist das "halbwegs" eher "viertelwegs"...
Cabernet gehört nun mal nicht an die Ahr, in die Pfalz oder nach Baden. An der Gironde wird ja auch kein Nebbiolo angebaut!

Beste Grüße

Bernd
MichaelWagner
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von MichaelWagner »

in geisenheim beschäftigt man sich eher mit der Vermeidung von Holz aus Effizienzgründen:) Holzeinsatz kann man nicht lehren - aber lernen...
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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UlliB
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben:
Kürzlich bei einer Verkostung mit etwas gereifteren Spätburgunder aus D, über die im Forum an anderer Stelle viewtopic.php?f=29&t=2526 berichtet wurde, ist mir wie auch bei vielen anderen Verkostungen von deutschen Spätburgundern aufgefallen, dass eine gewisse "Holzproblematik" immernoch recht stark verbreitet ist. Was meint ihr dazu?
Ja, man stößt in der Tat immer wieder auf einen sehr unsensiblen Umgang mit dem Barrique - und das interessanterweise gerade im (vermeintlichen) Spitzensegment! Aber genug deutsche Winzer sind inzwischen auch in der Lage, neues Holz mit Fingerspitzengefühl einzusetzen oder auch ganz darauf zu verzichten und trotzdem sehr seriöse Pinots zu erzeugen.
Das würde ich so unterschreiben wollen. Ein weiteres Problem - auch wieder besonders häufig im Spitzensegment zu beobachten - ist der offensichtliche Wille, einen "richtigen" Rotwein zu erzeugen, d.h. einen Wein mit der Farbtiefe eines Syrah- oder Cabernet-basierten Weins, und auch mit einem dementsprechenden Tanningerüst. Die hierfür nötige forcierte Extraktion bekommt Pinot noir aber nur selten. Die Im Burgund durchaus verbreitete Erkenntnis, dass auch hochwertiger Pinot sehr hell sein kann (aber nicht notwendigerweise sein muss), scheint sich in D noch nicht durchgesetzt zu haben.

Gruß
Ulli
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