Sind wir anders?

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Mr. Tinte
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von Mr. Tinte »

Spannendes Thema! Ich denke es gibt hier Zusammenhänge, die über den Weingenuss hinausgehen. Wie sagt man, Genuss ist eine intellektuelle Leistung/Fähigkeit des feinen Geistes. Bei mir lässt sich das nicht auf alle Lebensbereiche ausdehnen, doch gutes Essen gehört definitiv dazu. Bei den anderen Lebensbereichen, bei denen man sich Qualität "zulegen" kann, fehlt oft das Geld, um überall zuoberst mitspielen zu können. Würde ich es machen? Ja, klar!. Wieso soll ich mir eine Hütte bauen, wenn ich mir eine Villa am See leisten könnte? (Ok, vielleicht um den Nachwuchs - sollte er dann vorhanden sein- zu lehren, dass ich es nicht immer "einfach" hatte...).
Ich selbst habe früher Bücher gesammelt und gelesen. Das Schöne daran ist, man kann sie sammeln, lesen und sie bleiben immernoch im Regal, leider anders beim Wein :D
Das war damals eine Mischung aus Interesse zu Kultur, deutscher Literatur (mein Lieblingslehrer, der mich wahnsinnig gefördert hat am Gymnasium, sagte immer: "bitte keine übersetzte Literatur, es gibt so viel Gutes in unserer Sprache und wenn fremdsprachig dann bitte nicht übersetzt, die Feinheiten gehen doch völlig verloren...") und natürlich die Verwirklichung eines Selbstbildes...Ich gehe davon aus, dass das Thema in dieser Richtung zielt. Es gibt ja diese Self-Expression-Modelle (und noch mind. zwei weitere, die dazugehören), sprich man wählt Tätigkeiten im Leben, identifiziert sich damit, drückt seine Persönlichkeit aus (etwas für die Burgunderfreaks unter uns, Terroir, Terror und so :lol: ), sieht einen Nutzen, findet in der Tätigkeit etwas, was das Selbstbild festigt, fördert und manifestiert. Wobei es hier aber verschiedene Ausprägungen gibt, genauso wie nicht alle unter uns Prioratos gern haben, obwohl dies eine Qualitätsregion ist. Wir nicht immer nur Premiers trinken usw.... Es gibt also auch analog verschiedene soziale Felder mit unterschiedlichen graduellen Ausprägungen. Dass man nicht überall mittanzen kann, will etc. liegt auf der Hand.

Kurz gesagt: ja, es steht ein schöner TV im Wohnzimmer, ein schönes Auto in der Garage, sehr gutes Essen auf dem Tisch usw. Ob sich dabei aber um B & O, Porsche und stets Kaviar und Foie Gras handelt wage ich auch bei den potentesten Verdienern unter zu uns zu bezweifeln. Denn darin gründet nicht umbedingt Qualität, sondern Exklusivität. Und ich gehe davon aus, dass uns allen Quantealität 8-) (der Keller ist voll, ach tut das gut :lol: ) wichtig ist. Wir alle trinken ja nicht immer exklusive Weine, ab und zu aber schon :) ;)
Liebe Grüsse,

Goce
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WoFu
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von WoFu »

Moin, moin,

die Eingangsfrage möchte ich mit einem klaren "ja!" beantworten, wir sind anders. Und das ist auch gut so. Jede(r) für sich. Hoffe ich jetzt mal. Die Weinfreunde, die ich persönlich kenne machen alle auch mich nicht den Eindruck, auf Äußerlichkeiten besonders Wert zu legen, z. B. wird kein teures Parfum aufgelegt. Der Eine oder die Andere gibt mehr Geld für Speis und Trank aus, Spitzenrestaurants werden selten besucht, um die Ecke liegt wenig und zumindest hier in der norddeutschen Flachprovinz abseits von Sylt ist die Sternedichte nicht so hoch. Die Meisten geben weit überdurchschnittlich Geld für Wein (und Whisky, Rum ...) aus, bleiben dafür woanders auf dem Boden (von kein Auto bis Normalfahrzeug etc.). In dieser regionalen Gruppe fühle ich mich wohl, keine alte Sparkassenwerbung auf dem Tisch (mein Haus, mein Boot, mein Wein...), sondern Spaß haben am Genuß teilen (so wie Freitag mit einem 1937er und einem 1942er Armanac), egal was man so beruflich macht. Im Schnitte gehören wir sicher der Mittelklasse an. Bei den Großverdienern mag es anders sein, aber auch die, von denen wir es vermuten, daß sie zu dieser Gruppe gehören, lassen es in der Runde nicht spüren. Und das ist sehr gut so.

Auch die Weinfreunde, die ich über die Region hinaus kennengelernt habe, würde ich sehr ähnlich einordnen. Persönlich bin ich ganz nahe an Bernd dran, Anzug habe ich auch selten an usw. Früher habe ich eine Menge Geld für Stereoanlagen und co. ausgegeben. Jetzt ist die letzte Investition schon weit über 15 Jahre her und der Sound ist für mich mehr als ausreichend. Wie beim sonstigen Genuß kommt es mir mehr auf den Inhalt als auf die perfekte Präsentation an. Aber der musikalische Inhalt macht mich sicher zum Aussenseiter, besser zum Exoten, höre ich doch gern schräge Sachen von den Holy Modal Rounders, sommerlich Amerikanisches von Jimmy Buffett, Folk, Blues, Rock'n'Roll oder sonstigen alten Stoff, aber auch mal Neues wie gerade die Band of Heathens, die wieder sehr schön an meine musikalische Entwicklungszeit der 70er erinnern. Etwas anders als andere Leute sollte man schon sein...

Damit bin ich nicht besser oder schlechter als meine Gegenüber. Wichtig für mich ist, daß jeder irgendwie zu sich selbst findet und nicht irgendwelchen Vorgaben nachhängt und vor allem die anderen Leute anders sein läßt. Beim Weingenuß treffen wir uns wieder.

Man, man bin ich heute früh wieder psychologisch drauf, es mag am frischen Schnee und der Arbeit beim Schieben liegen, das Wetter holt einen immer wieder zurück, der Winter ist noch lange nicht vorbei, obwohl ich mich schon sehr auf einen Frühlingstag freue, vielleicht zum nächsten Weinkreistermin bei uns mit Südfrankreich, aber bis dahin geht's noch über das Burgenland, Veltliner und Australien/Neuseeland, schön wenn man im Ort einige Leute hat, mit denen man dem Weingenuß fröhnen kann, ohne auf Nebensächlichkeiten zu achten.

Schöne Grüße in die Runde

Wolfgang

PS.: Schön bei der ganzen Sache finde ich auch, daß die Gewichte heute anders sein können als gestern, alles im Fluß bleibt und man (ich) manches Mal entdeckt, daß auch nach zig Jahren die gleichen Dinge (z. B. bei der Musik) gefallen, dann kann ich mit mir zufrieden sein. Schön auch, wenn man Modeschwankungen gelassen an sich vorbeiziehen lassen kann... nicht nur bei Kleidung ;-).
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sociando
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von sociando »

WoFu hat geschrieben:
die Eingangsfrage möchte ich mit einem klaren "ja!" beantworten, wir sind anders. Und das ist auch gut so.
ich denke es ist eher so, dass wir hier im forum jeweils anders sein (heterogenität) aber nicht unbedingt als gruppe anders als nicht forumianer. in der sozialforschung zur deutschen wende dachte man anfang der 90er jahre dass man starke unterschiede zwischen wessi's und ossi' wissenschaftlich herausstellen könnte (weil es so auf der hand lag) doch dann zeigte sich oft, dass unterschiede INNERHALB des landesteils statistisch grösser sind als ZWISCHEN den landesteilen im mittel. man hatte also die heterogenität der gruppen unterschätzt.
Zuletzt geändert von sociando am So 24. Feb 2013, 10:30, insgesamt 1-mal geändert.
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sociando
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von sociando »

WoFu hat geschrieben:Die Weinfreunde, die ich persönlich kenne machen alle auch mich nicht den Eindruck, auf Äußerlichkeiten besonders Wert zu legen, z. B. wird kein teures Parfum aufgelegt.
ich kenne einen weinfreund, der auch hier vielschreiber ist, der grossen wert auf gute mode legt - gerne in italien designerklamotten kauft und auch exquisite parfüme bevorzugt und auch anlegt. jeder jeck ist anders hier...und wo ist nun gemeinsame nenner? das interesse am wein (war es das?)
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VillaGemma
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von VillaGemma »

sociando hat geschrieben:
WoFu hat geschrieben:Die Weinfreunde, die ich persönlich kenne machen alle auch mich nicht den Eindruck, auf Äußerlichkeiten besonders Wert zu legen, z. B. wird kein teures Parfum aufgelegt.
ich kenne einen weinfreund, der auch hier vielschreiber ist, der grossen wert auf gute mode legt - gerne in italien designerklamotten kauft und auch exquisite parfüme bevorzugt und auch anlegt. jeder jeck ist anders hier...und wo ist nun gemeinsame nenner? das interesse am wein (war es das?)
Aber was doch interessant ist: Es gibt so ziemlich bei allen, die Spass hier am Thread haben (was ich toll finde, da ich ihn ja gestartet habe ; ), einen weiteren Schwerpunkt im Leben, wo man auf Genuss aus ist. Auf Perfektion? Oder stetige Verbesserung? Oder geht diese Vermutung zu weit. Und - wobei das lag fast auf der Hand - es legen fast alle Wert auf (subjektiv) gutes Essen, was man selbstverständlich auch zu Hause hinbekommt (auch wenn ich mich nicht mit einem Sternekoch/>=15 Punkte GM messen kann, die haben einfach mehr drauf als ich).

Das mit dem Kaffee ist dann auch noch naheliegend, da es in den Bereich Essen+Genuss mit reinspielt. Ich röste nicht selbst (finde die Idee aber abgefahren), aber der Kaffee wird frisch gemahlen im Siebträger zubereitet. Gebrühten Kaffee mag ich gar nicht mehr, warum auch immer.

Und das Thema hat von meiner Warte aus absolut nicht den Hintergrund, sich hier "besser" zu fühlen als andere, die keine ähnlichen Interessen haben. Ich für mich finde es interessant, hier sich ein bißchen besser kennenzulernen und zu schauen, was andere Weinliebhaber für Hobbies haben...

Ich muss von der Arbeit her blöderweise Anzüge tragen :roll: ...mag es aber überhaupt nicht. Wenn es nach mir ginge, hätte die Kleidung lediglich den praktischen Nutzen, dass man nicht friert oder schwitzt :lol: ...das Auto ist mir auch nicht mehr wichtig. Viel lieber kaufe ich (leider leider) manchmal doch sehr teuere Zutaten zum Essen. Oder anders: Ich habe vor Jahren mit meiner Frau beschlossen, dass wir uns beim Essen zubereiten nicht mehr finanziell einschränken. Wenn das Olivenöl 15,- Euro der Liter kostet, die Artischoken 5,- Euro das Glas oder das BIO-Hähnchen 21,- Euro, dann ist mir das egal. Ich finde es absurd, sich zB wegen einem Auto oder "sonstigem" beim Essen einzuschränken. Etwas anderes ist natürlich Essen gehen. Da ...ähm, nun ja. Das müssen wir budgetieren, da mein Gehalt dann doch mittelschichtiger Natur ist ;)
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VillaGemma
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von VillaGemma »

Bottlebinder hat geschrieben: Am Wein finde ich die Synchronität seines und meines Daseins faszinierend. Er scheint in der zweiten Lebenshälfte eine Art Kompensation für das Altern zu bieten: ich werde älter und der gute Wein gelangt allmählich gemeinsam mit mir zu seiner Reife und verspricht mir unendlichen Genuss zu Zeiten, in denen ich auf ein hoffentlich erfülltes Leben zurückblicken werde und tröstet mich für die Endlichkeit des noch Bevorstehenden, während ich der Existenz des Flascheninhalts genussvoll ein Ende setze - damit eine perfekte Geldanlage!
Eine sehr interessante Sichtweise :) ...man selbst wird reifer, ähnlicher wie der Wein; und es ist ja auch nicht zwingend beim Wein gesagt, dass er immer besser wird, sondern anders. Das Leben ist also gar keine Pralinenschachtel, sondern eine Flasche Wein. Fragt sich dann nur, welche Sorte man selbst darstellt ;)...ist glatt ein Thema für einen eigenen Thread ;)
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VillaGemma
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von VillaGemma »

Mr. Tinte hat geschrieben: Ob sich dabei aber um B & O, Porsche und stets Kaviar und Foie Gras handelt wage ich auch bei den potentesten Verdienern unter zu uns zu bezweifeln. Denn darin gründet nicht umbedingt Qualität, sondern Exklusivität. Und ich gehe davon aus, dass uns allen Quantealität 8-) (der Keller ist voll, ach tut das gut :lol: ) wichtig ist. Wir alle trinken ja nicht immer exklusive Weine, ab und zu aber schon :) ;)
Als High-End Hifi Freak muss ich erstmal korrigieren :geek: B+O sieht gut aus, klingt aber nicht wirklich gut. Oder anders: Für das Geld einer B+O Anlage bekommt man auch eine Stereoanlage, die zwar "schade" aussieht, aber richtig gut klingt :)

Und zum zweiteren: Hier spielt natürlich Gossen rein mit seinem Grenznutzen. Sprich der Nutzen einer 1. Einheit ist größer als der Nutzen einer 2. Einheit usw. Bei allem erreichen wir als Menschen eine Sättigung, so auch bei exklusivem Essen/Wein. Absgehen davon, dass die meisten es sich nicht leisten können (ich auch nicht), täglich Koberindersteak mit einem 100PP Wein zu essen, so würde die Freude und somit auch der Nutzen daran schwinden.

Aber es gibt eben die Momente im Leben, wo man diesen Genuss haben möchte (so zB im Urlaub oder an Festtagen), und ihn sich dann gönnt, im Rahmen seiner Möglichkeiten natürlich.

Anderes Beispiel: Man kann bei seiner Hochzeit wahnsinniges Geld für Kleid, Anzug, gemieteten Oldtimer/Kutsche, Blumenschmuck, Live-Band und und und ausgeben. Und das Essen ist mies. Wir hatten ersteres alles nicht, aber alle meinten nach unserer Hochzeit zu uns, was das für ein fabelhaftes Essen war 8-) ...Prioritäten.
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Birte
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von Birte »

sociando hat geschrieben: ich kenne einen weinfreund, der auch hier vielschreiber ist, der grossen wert auf gute mode legt - gerne in italien designerklamotten kauft und auch exquisite parfüme bevorzugt und auch anlegt.
Name bitte!!! :mrgreen:
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von Mr. Tinte »

Hi Robert,

Genau das meine ich ja...So zwischen den Zeilen.
Ich zum Beispiel mag auch "kleine" Weine, solche die mich begeistern, weil sie Erwartungen übertreffen oder weil sie Geschichten erzählen. Das Gleiche übertrage ich auch auf Güter wie Bücher, Autos, Kleidung, Musik...
Liebe Grüsse,

Goce
Bernd Schulz
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Re: Sind wir anders?

Beitrag von Bernd Schulz »

...Florenz, Cortona, Arezzo, Siena, Lucca, Pisa?
Nö. Was soll ich in Gefilden, in denen ich die Sprache der Eingeborenen weder selber spreche noch verstehe? Viel wohler fühle ich mich in Graach, Bacharach oder Gimmeldingen. Und dorthin komme ich auch viel bequemer; der Ungenuss einer langen Auto- oder Bahnreise oder gar das ätzende Gewurschtel an einem Flughafen bleibt mir da erspart.
Essen gehe ich sehr selten
Das verhält sich bei mir genauso, obwohl ich es mir leisten könnte, öfter auswärts zu essen. Aber zu Hause fühle ich mich einfach viel freier und damit glücklicher als in einem Restaurant.
und in ein Sterne-Lokal wird es mich - glaube ich - auch niemals in meinem Leben verschlagen ... obwohl ... wenn ich die Gelegenheit hätte und jemanden, der mitgeht, würde ich es schon mal probieren wollen
Ich würde es nie probieren wollen. Der "Service" in gehobenen Restaurants ist mir extrem unangenehm; ich hasse es schon gewaltig, wenn ein Fremder in mein Weinglas schaut, um mir gegebenenfalls nachzuschenken....
Ich genieße auch sehr gerne exklusive Hotellerie,
Auch die meide ich aus den gleichen Gründen ebenso wie die exklusive Gastronomie. Jede Ferienwohnung ist mir hundertmal lieber als ein wie auch immer beschaffenes Hotel.
Wieso soll ich mir eine Hütte bauen, wenn ich mir eine Villa am See leisten könnte?
Vielleicht deshalb, weil großer Genuss sich oft gerade dann einstellt, wenn man sich selber etwas beschränkt, anstatt immer weiteren Genussperfektionierungen hinterherzujagen?
es steht ein schöner TV im Wohnzimmer
"Ein schöner TV" ist z.b. auch so etwas, was ich ohne jedes Wimpernzucken entbehren kann. Da ich eh nur während der Arbeit glotze, steht in meiner Werksatt ein Mini-DVBT-Fernseher, der eigentlich für den Autobetrieb gedacht ist (und gute hundert Euro gekostet hat). Und für den Bockmist, der fast den ganzen Tag lang auf den 15 Sendern, die ich empfangen kann, läuft, ist der Bildschirm eigentlich immer noch zu groß.... :mrgreen: -

Ja mehr man den noch optimaleren Genuss sucht, desto stärker wächst die Gefahr, sich von ihm zu entfernen. Man glaubt, mit dem noch feudaleren Auto, der noch perfekteren Stereo-Anlage, dem noch luxuriöseren Restaurant und dem noch Größeren Gewächs stellt sich der intensivere Genuss automatisch ein. Aber nicht selten ist das ein Irrtum....

Die eigentliche Kunst des Geniessens liegt in der Selbstbeschränkung! Und wie weit die bei den einzelnen Genussgegenständen gehen sollte, um durch Reduzierung das Maximum zu ereichen, ist eine völlig subjektive Frage, die jeder für sich selber klären muss.

Es grüßt Bernd, der sein leckeres Linsensüppchen gleich mindestens so genießen wird, als ob es sich um getrüffelte Schwanenleber an Hastenichtgesehen handeln würde.
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