Beaujolais

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Burzuko
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Re: Beaujolais

Beitrag von Burzuko »

Das ist ja ein Ding... von der Domaine du Vissoux habe ich mir kürzlich den 2010er Brouilly "Pierreux" auf Seite gestellt! Der 2008er gefiel mir Ende letzten Jahres sehr gut.
Ach, da gibt es noch so viel Schönes zu entdecken im Beaujolais...
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octopussy
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Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

Anfang dieser Woche lud Ole zu einer wirklich herausragenden Beaujolais Probe, die nicht nur hervorragend zusammengestellt war, sondern bei der auch die einzelnen Weine eigentlich durch die Bank voll überzeugten (natürlich der eine mehr, der andere weniger, aber das ist Differenzierung auf sehr hohem Niveau). Die Weine waren in vier Gruppen eingeteilt: (1) Moulin-à-Vent 2005, (2) Clos de MEZ Mini-Vertikale, (3) Morgon 2009 von Familie Passot und (4) Brouilly und Côte de Brouilly 2009.

Los ging es mit:

Gruppe 1: Moulin-à-Vent 2005

Domaine des Rosiers (Gérard Charvet) - Moulin-à-Vent VV 2005
Jean Georges - Moulin-à-Vent 2005
Paul & Eric Janin - Moulin-à-Vent Séduction 2005

(alle 13% Vol.)

Von keinem der drei Produzenten hatte ich vorher einen Wein getrunken, so dass alles für mich Neuland war. Der Janin M-à-V war der kontroverseste, da ich nicht so sehr, aber die anderen eine gewisse ranzige Butternote rochen. Ich fand den Wein eigentlich den besten der Gruppe, aber auch der Jean Georges war sehr gut. Der Gérard Charvet war vielleicht etwas sehr zurückhaltend. Bei allen drei Weinen wurde aber - gerade im Vergleich zu den später getrunkenen Weinen - deutlich, dass die 2005er aktuell noch sehr (zu) jung sind. Da waren jeweils kräftig Muskeln im Spiel, die Nasen waren insgesamt nicht sehr generös und im Mund gab es zwar keine unangenehm harten Tannine oder ähnliches. Ich fühlte mich gleichwohl stark an die ebenso muskulösen 2005er Burgunder erinnert, die jetzt zwar langsam in die Nähe der Trinkreife kommen, aber bestmöglich noch ein bisschen liegen, auch auf Village-Ebene.

Gruppe 2: Clos de MEZ Fleurie La Dot Mini-Vertikale

Marie-Elodie Zighera-Confuron - Fleurie La Dot 2007
Marie-Elodie Zighera-Confuron - Fleurie La Dot 2008
Marie-Elodie Zighera-Confuron - Fleurie La Dot 2009

(alle 13% Vol.)

Auf diese Weine war ich besonders gespannt nach dem Kurzbericht von Ole zum Besuch auf dem Weingut (früher in diesem Thread). Jetzt bin ich mächtig angefixt. Alle drei Weine waren auf ihre spezielle Art und Weise äußerst überzeugend. 2007 war am offensten, am feministen, sehr freundlich, sehr schön strukturiert und - jedenfalls im Vergleich zu den beiden anderen Weinen - helltönig. Der ist jetzt trinkreif. 2008 ist aktuell eher etwas für Masochisten. Die Tannine sind schon etwas reibeisenmäßig, aber die Aromatik und die Dichte und Struktur des Weines versprechen viel für die Zukunft. Erstaunlich war aber, wie dunkel der Wein war, nicht nur in der Farbe, auch in der Aromatik. Das intensivierte sich mit dem 2009er noch, bei dem sich dunkel-brodelnd ein Cassis-Vulkan auf den Ausbruch vorbereitet. Es gab aber auch ein paar helltönige Anklänge, die sich hier und da zeigten. Insgesamt ist das ein Wunderwerk von einem Fleurie (für mich jedenfalls)

Gruppe 3: Monique & Bernard Passot Morgon 2009

Domaine Passot les Rampaux - Morgon Douby 2009
Domaine Passot-Collonge - Morgon Les Charmes 2009
Domaine Passot les Rampaux - Morgon Côte du Py 2009

(alle 13.5 % Vol.)

Diese Domaine kannte ich nicht. Aber von der Qualität war ich äußerst überzeugt. Mit jedem Wein steigerte sich die Qualität. Während der Douby noch ein klein bisschen harmlos war, gab es beim Charmes schon leuchtende Augen, die beim Côte du Py noch strahlender leuchteten. Insgesamt waren auch diese drei Weine sehr dunkelfruchtig in der Aromatik. Ein bisschen wie kleine schwarze und blaue Beeren, die von einem Granitblock zerquetscht werden. Großartige Weine.

Gruppe 4: Brouilly and Côte de Brouilly 2009

Georges Descombes - Brouilly 2009 (13 % Vol.)
Château Thivin - Côtes de Brouilly "Clos Bertrand" 2009 (13.5% Vol.)
Daniel Bouland - Côte de Brouilly "Cuvée Melanie" 2009 (13.5% Vol.)


Hier waren die Weine besonders unterschiedlich. Der Georges Descombes Brouilly war nach den ganzen dunkelfruchtig, "bösen" Weinen davor äußerst generös und freundlich, sehr saftig und "lecker", dabei aber auch komplex und tief. Der Château Thivin Côte de Brouilly "Bertrand" war dagegen etwas schwieriger zu trinken, zunächst etwas grünlich-herbal, dann immer transparenter und klarer in der Aromatik. Ich denke, mit noch mehr Luft wäre er noch mehr gekommen. Der Wein des Abends kam ganz zum Schluss: vielleicht war der Daniel Bouland Côte de Brouilly fast einen Tick zu konzentriert und dicht (natürlich nicht so dicht, wie ein Süd-Rhône Wein oder einer aus dem Languedoc, aber im Vergleich zu anderen Beaujolais schon sehr dicht), konnte aber stets eine schöne Balance halten. Die Intensität der Aromen, die Struktur und die ganz leicht vom Alkohol getragene Fruchtsüße waren wirklich beeindruckend.

Im Fazit war ich insgesamt schon erstaunt, wie konzentriert und dunkelfruchtig viele Weine waren, aber das dürfte auch an den Jahrgängen 2005 und 2009 und ihrem aktuellen Reifestadium liegen. Die Qualität der Weine war jedenfalls außergewöhnlich. Vielen Dank an Ole für die Einladung zu dieser wundervollen Probe.

Meine Notizen im Detail können hier nachgelesen werden.
Beste Grüße, Stephan
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Mr. Nebbiolo
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Re: Beaujolais

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo zusammen,


gestern und heute im Glas

Fleurie "Les Garants" 2010 - Domaine du Vissoux

Im Glas ein ins Lila gehender Wein, der nach Kräutern, ganz leicht vanillig und nach roten und schwarzen Beeren riecht. Er riecht nicht zu vielschichtig und ich kann auch nicht mehr Duft definieren.

Am Gaumen dann fruchtiger als die zu letzt getrunkenen Beaujoais mit einem etwas kräftigerm Körper. Tannin ist leicht spürbar, wenig Säure, beerig, auch hier eine schöne Herbe und kräuterig. Der Abgang ist ordentlich und der Wein ist trinkig und mach Spaß.

Für mich interessant ist einfach die Mischung aus niedrigem Alkohol, würzig - herben Aromen und eher schlankem Körper. Will ich jetzt nicht immer haben, aber entspricht durchaus meinen aktuellen Weinvorlieben in dieser Klasse ;)
Grüße

Klaus
Ole
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Re: Beaujolais

Beitrag von Ole »

Stephan, das sind präzise Beschreibungen, die da von Dir kommen. Möchte nur noch ein paar Einzelbemerkungen machen.
1. Von den Moulin-à-Vents war ich insgesamt eher enttäuscht, denke, wir haben sie da in einer unglücklichen Phase erwischt: Sie waren schwer zugänglich und in der Nase tat sich so gut wie nichts – außer beim 'Séduction', den ich zunächst deutlich ranzig fand, später abgeschwächt, dann wirkte er blutig. Ich denke, der Wein hatte einen Fehler, Kork war es allerdings nicht! Der 'Séduction' war seinerzeit der teuerste der Janin-Weine und eher trinkbar als sein 'Clos de Trembley', der deutlich mehr Holz zu spüren gekriegt hat. Typisch für ihn, den 'Séduction,' ist eigentlich sein Charme, seine Eleganz, seine Saftig- und Seidigkeit. Von allem war hier wenig zu merken. [Seit 2009 übrigens wird bei Janin der 'Séduction' von den 'Vieilles Vignes des Greneriers' als Spitzenwein abgelöst. Dieser stammt von über hundertjährigen Stöcken.]
2. Vor einen guten jahr hatte ich erstmals die 'Clos de MEZ'-Fleuries verkostet – vor Ort. Fand damals den 2008er dem Vorgänger überlegen und durchaus gut zu trinken. Jetzt gilt eher das Umgekehrte. Noch eine Kleinigkeit: Ab 2008 benutzt MEZ keine Naturkorken mehr, sondern welche aus Korkgranulat, (ich weiß nicht, wie man das korrekt bezeichnet). Ob meines Erstaunens sagte sie, daß das eine – naja – Garantie gegen Korkfehler sei. Konnte nicht mehr nachfragen, was denn der Klebstoff mit dem Wein mache.
3. Die Passot-Weine setzen mich immer wieder in Erstaunen. Der 'Douby' ist einfach ein Spaßwein: saftig, weich, mit schöner Säure und Holunderakzenten. Die beiden anderen sind ernster, differenzierter, markanter, wobei der 'Py' ein enormes Aromenspektrum bietet – und Tiefe. Schätze, daß der in zwei, drei Jahren noch besser dasteht. Bemerkenswert: Die drei Weine kosten das gleiche: jeweils 8€, der 'Séduction' übrigens verlangt das Doppelte.
4. Den Bemerkungen zu Descombes und Bouland kann ich nichts hinzufügen, der Ch. Thivin 'Bertrand', ein single-vinyard-Wein, war nicht so meine Nummer, er weicht von den übrigen Weinen dieses Erzeugers, die alle elegant und saftig, mitunter tief sind, ab durch seine gemüsigen Noten, die allerdings im Verlauf schwächer wurden.
5. Es war ein Vergnügen, Verkoster wie Dich am Tisch zu haben.
Ole
olifant
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Re: Beaujolais

Beitrag von olifant »

Ole hat geschrieben:... Noch eine Kleinigkeit: Ab 2008 benutzt MEZ keine Naturkorken mehr, sondern welche aus Korkgranulat, (ich weiß nicht, wie man das korrekt bezeichnet). Ob meines Erstaunens sagte sie, daß das eine – naja – Garantie gegen Korkfehler sei. Konnte nicht mehr nachfragen, was denn der Klebstoff mit dem Wein mache.
...
Hallo Ole,

das klingt nach 'DIAM'-Korkgranulat. Meine Erfahrungen mit diesem Verschluss sind nur positiv. I.m.E. gibt es diesen Verschluss auf Basis gereingten Naturkork seit ca. 2002. Mit jedem Jahr seit Verwendung gibt der Hersteller m.W. ein Jahr verlängerte Garantie gg. Korkschmecker, etc.
Ich hatte bis dato noch keinen mit Diam verschlossenen Wein mit Korkgeschmack, oder auch anderen Beeinträchtigungen, z.B. Kleber, Lösemittelgeschmack od. ähnl..
Zugegebenermassen wirkt ein DIAM-Kork auf den ersten Blich zunächst wie recht feiner Presskork - trotzdem, inzwischen sind für mich mit diesem Korken versehene Weine eher Qualitätsmerkmal des Produzenten, da dies zeigt, dass sich dieser mit der Korkproblematik bewusst auseinandersetzt.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
moc
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Re: Beaujolais

Beitrag von moc »

Hatte mich auch unlängst über Weine von COS beim Händler beschwert, biss er mir lapidar sagte, dass das kein billiger Presskork sei, sonder DIAM und somit "absolut Korkfrei". Sieht billige aus, soll aber gut sein - hoffen wir das beste..... ;)
grüße jens
moc
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Re: Beaujolais

Beitrag von moc »

Heute Abend im Glas Jean Foillard - Morgon Cote de Py 2010

Nachdem ich unlängst den "einfachen" Morgon von Foillard aus 2010 im Glas hatte und dieser bei mir keinen Kaufreflex ausgelöst hat, nun heute Abend dieser Wein.

Spontan sehr zugänglich mit feinen Aromen nach Himbeermark, Walnüssen, Kräutern, etwas Creme de Cassis und wahrlich einer ordentlicher Portion Granitboden.

Am Gaumen dann lebhafte Säure. Die Aromen aus der Nase auch am Gaumen. Säure zu Beginn noch etwas spitz, bindet sich aber mit Luft immer besser ein und trägt den Wein. Schokoaromen kommen hinzu. Über allem scheben die Kräutertöne. Leicht medizinale Note fügte eine weitere Komponente dazu. Fast beißende Mineralität. Großer Wein :!: :!: :!:

Kaufreflex wurde ausgelöst :!:
grüße jens
moc
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Re: Beaujolais

Beitrag von moc »

Yvon Metras - Fleurie 2011

Zunächst nach dem öffnen dominieren Gewürzaromen. Leicht laktisch. Erinnert in der Nase weiter runter südlich. Dunkle Beeren. Konzentriert. Bitterschoki kommt hinzu. Dezent mit Luft nun auch Himbeermark. Dreht insgesamt mehr ins Rotfruchtige.

Am Gaumen dann rote Frucht. Satt. Konzentriert. Lang. Säure moderat. Voll da. Macht sofort Spass nach 10 Minuten im Glas. Süffig im besten Sinne.

Wird mit Luft immer besser. Hammerwein :!: :!: :!:
grüße jens
Weinschlumpf
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Re: Beaujolais

Beitrag von Weinschlumpf »

moc hat geschrieben:Yvon Metras - Fleurie 2011

Zunächst nach dem öffnen dominieren Gewürzaromen. Leicht laktisch. Erinnert in der Nase weiter runter südlich. Dunkle Beeren. Konzentriert. Bitterschoki kommt hinzu. Dezent mit Luft nun auch Himbeermark. Dreht insgesamt mehr ins Rotfruchtige.

Am Gaumen dann rote Frucht. Satt. Konzentriert. Lang. Säure moderat. Voll da. Macht sofort Spass nach 10 Minuten im Glas. Süffig im besten Sinne.

Wird mit Luft immer besser. Hammerwein :!: :!: :!:
Hallo Jens,

ja der 2011er Fleurie ist ein echt toller Wein, den ich unlängst im Glas hatte (VKN steht hier im Thread). Der großen Bruder (der mit dem roten Balken) ist dagegen derzeit nicht gut trinkbar. Wir hatten den Wein wenige Tage später zusammen mit KP-Keller im Glas und da war er doch sehr unharmonisch, aber mit sehr guten Anlagen. So in 5-6 Jahren könnte der aber richtig Gas geben. Vom 2011er Fleurie habe ich auch ein paar Flaschen nachgekauft. Das ist großes burgundisches Kino mit einem grandiosen PLV.

Viele Grüße

Nikolai
Zuletzt geändert von Weinschlumpf am Do 28. Feb 2013, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.
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moc
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Re: Beaujolais

Beitrag von moc »

Hallo Nikolai!

Ja! Deine VKN habe ich gelesen und das hat mich dazu animiert, den Wein zu kaufen. Interessant finde ich auch, dass Du den Wein, von Deiner Beschreibung aus auch weiter südlich verortest. Hatte Deine VKN vor einigen Wochen gelesen und vor dem Posten meiner VKN gestern Abend nicht nochmal gelesen. Erst heute wieder.

Am zweiten Tag im Glas zeigt sich der Wein in der Nase sehr deutlich mit Gewürzanklängen. Ansonsten bleibt die etwas laktische Nase und die Frucht kann sich nicht ganz zwischen schwarz und rot entscheiden. Eine animalische Komponente kommt hinzu. Auch am zweiten Tag ein Hammerwein, der ständig im Glas changiert und den Trinker fordert. Ein sehr kräftiger, fleischiger Beaujolais, der auch etwas weiter südlich, die Rhone runter, verortet sein könnte. Lammfleisch ich hör Dir trapsen..... ;)
grüße jens
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