jetzt hab ich mich auch eingelesen und weiß Bescheid... Meine Cos aus den 90ern sind also alles tatsächlich noch echte Prats - Weine... und dann später hab ich aus finanziellen Gründen das Interesse an den Weinen des Châteaus verloren...
Läuft bei mir eben nicht unter Hobby, sondern eher unter sollte man mal irgendwann im Leben getrunken haben ...
OHHH Alas! Bei meinen französischen Sprachkenntnissen würde das mehr als peinlich enden. Aber das er keine professionelle Journalistein in der Leitung hat, wäre ihm sicher schnell klar...
Man sollte bei all dem im Hinterkopf haben, dass das Verkaufen von BDX-Chateaus seitens Familien mit den hohen Erbschaftssteuern in Frankreich (bis zu 80% ??) und dem rigiden frz. Erbrecht zusammenhängt: Nachdem der Wert des Besitzes von den Steuerbehörden veranlagt wurde, werden sie das oft im Leben nicht mehr stemmen können, die hierfür erforderlichen Bankkredite erstens finanziert zu bekommen und zweitens auch sauber zurückzuzahlen.
Die letzte Erbin eines großen Chateaus, der das gelang, muss wohl Christine Mentzelopoulos von Chateau Margaux gewesen sein, als ihr Vater anfangs der 1980er starb. Der Damel wurden anfangs Schulden in Höhe mehrer hundert Millionen Francs nachgesagt. Allerdings kam dann auch heraus, dass Mentzelopuolos wohl eher der Strohmann des Italieners Agnelli war, die Gesetzesklausel zuumgehen, die einen Verkauf des "Kulturgutes" Premier Cru an Ausländer verbietet bzw. von der bisher nie gegbenen Zustimmung der frz. Regierung abhängig macht - die einzigen Ausländer-Eigner eines Premier-Gutes sind die Inhaber von Haut Brion, die das Gut aber bereits seit den 1930er Jahren haben.
Die absehbaren Erbfälle Cos und Pichon Comtesse de Lalande wurden "anders" gelöst. Man verkaufte die Weingüter an kapitalkräftige Gruppen - und installierte zugleich die sonst ausgeguckt gewesenen Erben - die mangels Finanzierbarkeit gewaltig hoher Erbschaftssteuern nicht erben konnten - als unkündbare Generaldirektoren. Damit können sie weiter ihrem Lieblingsberuf nachgehen: Wein mache. Das einzige, was sie nicht können: ihren Kindern dieses Weingut weitervererben.
Das hat als erster beim Verkauf von Cos d'Estournel Papa Bruno Prats so gedeichselt. Das hat dann in Kopie auch Elaine de Lencquesaing von Pichon Lalande gemacht: ihren Ziehsohn GIldas d'Olonne als praktisch unkündbaren Directeur General beim Käufer zu installieren. Das muss mit einer Klausel im Verkaufsvertrag einhergehen, dass ihm für den Fall, dass der neue Eigner ihn loswerden will, eine hohe Millionenabfindung gezahlt werden muss. Das sollte sich nach Privatvertragsrecht machen lassen.
Man erinnere sich genau: Vater Bruno Prats, der dann in die Schweiz zog, hatte nicht an Reybier verkauft. Er verkaufte an Bernard Taillan. Irgendwas ist dann aber vorgefallen, dass Taillan sich wieder von Cos trennte. Und an Reybier verkaufte. Jedenfalls gingen die Rechte und Pflichten von JGP offenbar nahtlos über in den Weiterverkauf von Cos d'Estournel an Reybier.
Was die Notiz auch nicht sagt: was Jean-Guillaume Prats machen wird, wenn er nicht mehr den Wein von Cos macht...
"In theory, practice and theory are same. In practice, they are not." (Yogi Berra)
Jeff Leve schrieb gerade auf FB:
"Jean Guillaume Prats moves to LVMH group as CEO of Maison Estates & Wines in February 2013.
He will also be a member of the Moet Henessy operation Comity."
Ehrlich gesagt weine in den letzten 20 Jahren unter Prats-Eigentum bzw. Prats-Regie keine große Träne nach.
Nachdem in den 80ern auf Cos einige der größten Weine erzeugt wurden, die im Bordelais bis anhin entstanden sind (82, 86, 88, 89 und auch noch 90) und auch in den etwas kleineren Jahrgängen in diesem Jahrzehnt sehr beständig war, ging es danach steil bergab - man hat wohl geglaubt, durch ultramoderne Kellertechnik keine Sorgfalt im Weinberg mehr nötig zu haben. Der 91er ist für den schwierigen Jahrgang wirklich sehr gut gelungen, aber dann: ein unterirdisch grottiger 92er, der selbst für diesen schlechtesten Jahrgang der letzten 25 Jahre noch Substandard war; ein dürr-grasig-grüner 93er; ein 94er mit viel Substanz - aber was für Substanz: bretthart, klotzig, bitter, uncharmant; ein 95er, der soweit ok ist, aber mehr auch nicht; ein 96er, der im Jugendalter zumindest durch seine breiten Schultern beeindruckt hat, an seine Frühform aber zumindest bislang keinen Anschluss findet; ein grausamer 97er, der mit seinen Grüntönen nahtlos Anschluss an den 93er findet; ein völlig irrelevanter 98er; ein immerhin trinkbarer, aber nicht viel besserer 99er. Ende der 90er hatte Cos aus meiner Sicht ganz klar den Status eines 2eme GCC verloren und war weit hinter seinen Konkurrenten Montrose zurückgefallen. Wieso Cos damals immer noch den Nimbus eines Super-Seconds hatte, hat sich mir jedenfalls nicht erschlossen.
Gewisse Verbesserungen waren nach dem Besitzerwechsel in den Jahren 2000 und 2001 zu sehen; 2002 ist im Jahrgangskontext gelungen; 2003 ist auf seine Art zweifellos groß, hat aber mit den alten Cos gar nichts mehr und mit Bordeaux nur noch entfernt etwas zu tun - ein gewissermaßen herkunftsbefreites Hightec-Produkt, ein Weltwein. 2004 ist im Jahrgangskontext schön, 2005 habe ich von Anfang an nur "zu" erlebt, da muss man warten. Seitdem habe ich Cos vorwiegend aus Kostengründen etwas aus den Augen verloren; was ich aber lese, lässt vermuten, dass man hier bis in die letzten Jahre fröhlich im 2003er-Weltwein-Stil weitergemacht hat; gleichermaßen beeindruckend wie herkunftslos.
Mal sehen, ob der Abgang von Prats jr. auch eine stilistische Kurskorrektur zur Folge hat.