Hallo zusammen,
eine humorige Analyse über Etiketten- und Surrogat-Trinker:
http://lavineria.de/2012/sind-etiketten ... zu-nehmen/
Grüße
Hartmut
Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
- Desmirail
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Lustiger Ansatz
... der genuine Geniesser ...
... vermeintlich hohe Kennerschaft des Gastgebers ...
... Bescheidenheit und Einfachheit als Image einer persönlichen Originalität ...
... „selbstgenügsame” Informationen werden besonders im Genußsektor sehr hoch gehandelt ...
... Es gibt Menschen, die ziehen Befriedigung bereits aus der Lektüre über potentielle Genüsse. Das Wissen darüber ist zum Genußersatz (Surrogat) geworden. ...
Ich weiß nicht was ich von so was halten soll. Hat da einer Langeweile oder sollte man sich tatsächlich mal "was oder wie" fragen oder wie und warum ist es um die Selbstreflexion bestellt.
Komisch finde ich den Schlusssatz:
... Als Weinhändler muss man beide hier beschriebenen Gruppe von Kunden sehr ernst nehmen. ...


... der genuine Geniesser ...
... vermeintlich hohe Kennerschaft des Gastgebers ...
... Bescheidenheit und Einfachheit als Image einer persönlichen Originalität ...
... „selbstgenügsame” Informationen werden besonders im Genußsektor sehr hoch gehandelt ...
... Es gibt Menschen, die ziehen Befriedigung bereits aus der Lektüre über potentielle Genüsse. Das Wissen darüber ist zum Genußersatz (Surrogat) geworden. ...
Ich weiß nicht was ich von so was halten soll. Hat da einer Langeweile oder sollte man sich tatsächlich mal "was oder wie" fragen oder wie und warum ist es um die Selbstreflexion bestellt.
Komisch finde ich den Schlusssatz:
... Als Weinhändler muss man beide hier beschriebenen Gruppe von Kunden sehr ernst nehmen. ...



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- Gerald
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Na ja, ich finde den ganzen Artikel auch etwas nichtssagend. Warum sollte es ein eigenartiges Verhalten sein, über Dinge zu lesen, die man nicht am eigenen Leib erfahren kann oder auch will? Ich sehe mir auch gerne Reiseberichte über viele verschiedene Länder an, obwohl man als berufstätiger Mensch niemals die Zeit (falls das Geld reichen sollte) hat, diese alle selbst zu bereisen.
Zurück zum Wein: vielleicht möchte man sich irgendwann einmal eine wirklich teure Flasche gönnen, da helfen die vielen Berichte doch bei der Vorauswahl. Viel dümmer würde ich es halten, sich nicht vorab zu informieren ...
Grüße,
Gerald
Zurück zum Wein: vielleicht möchte man sich irgendwann einmal eine wirklich teure Flasche gönnen, da helfen die vielen Berichte doch bei der Vorauswahl. Viel dümmer würde ich es halten, sich nicht vorab zu informieren ...
Grüße,
Gerald
- Charlie
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Solcher Ersatz ist eine wichtige Kulturleistung. Z.Bsp. kann damit vermieden werden, Leute totzuschlagen indem man ins Theater geht und sich dort anschaut, wie sie nicht wirklich totgeschlagen werden. Das dem Henker das Geschäft vermiesen. Tut es aber nicht.
Charlie
http://weinlagen.info/
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Ich kann dem kritischen Ansatz dieses Artikels schon etwas abgewinnen, obwohl ich grundsätzlich der Überzeugung bin die Menschen tun zu lassen was sie wollen solange es niemandem schadet.
Ich ärgere mich jedoch Jahr für Jahr über die ständig wiederkehrenden Lobeshymnen der üblichen Verdächtigen über die ebenso üblichen Verdächtigen des jeweiligen Bordeaux-Jahrganges. Das einzige was die hymnischen Bwertungen von Latour, Lafite und Co nämlich bringen und brachten ist, dass die Weine endgültig in Preisdimensionen entschwunden sind, die auch für durchschnittlich gut Verdienende wie mich unerschwinglich sind.
Ich habe mit diesem Statment schon im letzten Jahr bei TAW angeeckt, nachdem es aber niemandem schadet verzapfe ich es bei dieser Gelegenheit auch hier
.
Beste Grüße, Michael
Ich ärgere mich jedoch Jahr für Jahr über die ständig wiederkehrenden Lobeshymnen der üblichen Verdächtigen über die ebenso üblichen Verdächtigen des jeweiligen Bordeaux-Jahrganges. Das einzige was die hymnischen Bwertungen von Latour, Lafite und Co nämlich bringen und brachten ist, dass die Weine endgültig in Preisdimensionen entschwunden sind, die auch für durchschnittlich gut Verdienende wie mich unerschwinglich sind.
Ich habe mit diesem Statment schon im letzten Jahr bei TAW angeeckt, nachdem es aber niemandem schadet verzapfe ich es bei dieser Gelegenheit auch hier

Beste Grüße, Michael
- Desmirail
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
migy hat geschrieben:Ich kann dem kritischen Ansatz dieses Artikels schon etwas abgewinnen, obwohl ich grundsätzlich der Überzeugung bin die Menschen tun zu lassen was sie wollen solange es niemandem schadet.
Ich ärgere mich jedoch Jahr für Jahr über die ständig wiederkehrenden Lobeshymnen der üblichen Verdächtigen über die ebenso üblichen Verdächtigen des jeweiligen Bordeaux-Jahrganges. Das einzige was die hymnischen Bwertungen von Latour, Lafite und Co nämlich bringen und brachten ist, dass die Weine endgültig in Preisdimensionen entschwunden sind, die auch für durchschnittlich gut Verdienende wie mich unerschwinglich sind.
Ich habe mit diesem Statment schon im letzten Jahr bei TAW angeeckt, nachdem es aber niemandem schadet verzapfe ich es bei dieser Gelegenheit auch hier.
Beste Grüße, Michael
Das ist auf den Punkt. Gutes Statement!
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Ich kann dem Artikel ebenfalls etwas abgewinnen. Das offensichtlichste Beispiel für die These der Surrogat-Gesellschaft sind die unzähligen Kochsendungen im Fernsehen, die offenbar immer noch nicht zu Tode geritten sind, also genügend Zuschauer finden. Die Allerwenigsten werden etwas nachkochen, höchstens während der Sendung Fertigfraß in der Mikro auftauen und vor der Glotze wegschlabbern.
Zu der These des Autors dass Genuss heutzutage delegiert wird, passt auch die These des Philosophen Rober Pfaller („Wofür es sich zu leben lohnt“; keine Sorge, keine blödsinnige Ratgeberliteratur wie der Titel suggerieren könnte, sondern ein Buch über materielle Philosophie). Er geht u.a. der Frage nach, warum der heutigen Gesellschaft der Glamour der 60er und 70er Jahre fehlt, warum Retro-Fernsehserien wie „Mad Men“ Erfolg haben, in denen noch geraucht und getrunken wird. Überhaupt ist heute alles Retro, während die Glamour-Generation in ihrer Zeit gelebt habt und keine ästhetische Rückgriffe benötigte…ähem, ich schweife ab.Also der Frage nach, warum wir das Genießen verlernt haben. Eine Antwort darauf ist, stark verkürzt, dass wir Überschüsse, die wir zwangsläufig produzieren, nicht mehr in Gesellschaft genussvoll zelebrierend verbrauchen. Der Raucher wird in die Ecke verbannt, Alkohol wird auch in Büros immer mehr zum tabu. Geburtstagsfeiern im Kollegenkreis mit O-Saft pur. Man muss nur mal in die genussfeindlichen Talkrunden im Fernsehen reinzappen oder Bilder der Ischen in Illustrierten ansehen, die mit hippen Flaschen angesagter Mineralwässer in der Hand herum stolzieren.
Der Überfluss wird selbstverständlich weiterhin produziert, nur anders verbraucht. Dafür sind nun die Prasiten in die Bresche gesprungen: Unternehmensberater, Coaches, Leiter von Manager-Seminaren und weiterer infantil ausgerichteten Einrichtungen.
So, jetzt stelle ich mir einen Heymann-Löwenstein für den Abend kalt und denke nicht mehr über Surrogate nach.
Zu der These des Autors dass Genuss heutzutage delegiert wird, passt auch die These des Philosophen Rober Pfaller („Wofür es sich zu leben lohnt“; keine Sorge, keine blödsinnige Ratgeberliteratur wie der Titel suggerieren könnte, sondern ein Buch über materielle Philosophie). Er geht u.a. der Frage nach, warum der heutigen Gesellschaft der Glamour der 60er und 70er Jahre fehlt, warum Retro-Fernsehserien wie „Mad Men“ Erfolg haben, in denen noch geraucht und getrunken wird. Überhaupt ist heute alles Retro, während die Glamour-Generation in ihrer Zeit gelebt habt und keine ästhetische Rückgriffe benötigte…ähem, ich schweife ab.Also der Frage nach, warum wir das Genießen verlernt haben. Eine Antwort darauf ist, stark verkürzt, dass wir Überschüsse, die wir zwangsläufig produzieren, nicht mehr in Gesellschaft genussvoll zelebrierend verbrauchen. Der Raucher wird in die Ecke verbannt, Alkohol wird auch in Büros immer mehr zum tabu. Geburtstagsfeiern im Kollegenkreis mit O-Saft pur. Man muss nur mal in die genussfeindlichen Talkrunden im Fernsehen reinzappen oder Bilder der Ischen in Illustrierten ansehen, die mit hippen Flaschen angesagter Mineralwässer in der Hand herum stolzieren.
Der Überfluss wird selbstverständlich weiterhin produziert, nur anders verbraucht. Dafür sind nun die Prasiten in die Bresche gesprungen: Unternehmensberater, Coaches, Leiter von Manager-Seminaren und weiterer infantil ausgerichteten Einrichtungen.
So, jetzt stelle ich mir einen Heymann-Löwenstein für den Abend kalt und denke nicht mehr über Surrogate nach.
Grüße
Martin
Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
Martin
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Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Als bereits in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren Lebender frage ich mich sehr, wo der Glamour gewesen sein soll. Mir ist der qualitätsvolle Wein von heute lieber als die weithin verbreitete Brühe der späten 60er, 70er und frühen 80er. Die Prüderie der Adenauer-Ära war mit ihren Spätfolgen bis in die 70er hinein ebenso kein reines Vergnügen. Auf das Angerauchtwerden kann ich gerne verzichten. Also kein Grund zur Panik 2012, zumal gerade 2011 abgefüllt wird. Selbst die Kocherei in Haus und Gasthaus ist effektiv besser geworden. Mit meinen Eltern ging ich an Festen in den Wienerwald, heute geht man en famille in Berlin zu Hoffmann, Lohse, Hartmann usw. also, es ist nicht ganz so jammervoll, wie das beschrieben wird.
Auf die Zukunft
Harper
Auf die Zukunft
Harper
Re: Werden wir zu Surrogat-Trinkern?
Ich stimme kein Gejammer an, dass früher alles besser gewesen wäre. Im Gegenteil, ich möchte in keiner anderen Zeit leben. Ich stimme lediglich der These der Surrogat-Gesellschaft zu. Genuss wird delegiert und nicht mehr zelebriert. Einschränkend würde ich sagen, dass er sich aus den Medien bzw. dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat und ihm hauptsächlich im Privaten gehuldigt wird. Wobei das ‚so-zu-tun-als-ob’, kein neuzeitliches Phänomen ist. Soziologen haben schon in den 70ern unseren Pseudoindividualismus vorweggenommen, der sich letztendlich nur im Konsum erschöpft.
Dass dagegen die Weinqualität stetig zugenommen hat, glaube ich gern. Das wird von allen Seiten ja auch bestätigt. Ob bei dem einen oder anderen Wein dafür die Eigenständigkeit auf der Strecke blieb, sei mal dahingestellt.
Ich glaube auch gerne, dass es heutzutage viel mehr gute Restaurants gibt als in früherer Zeit. In Relation zur allgemeinen Kaufkraftsteigerung hinkt der Sektor aber m.M. nach weit hinterher. Nicht umsonst sind wir Deutschen in Europa ganz hinten, was die pro Kopf Ausgaben für Lebensmittel angeht. Wenn dieser Sektor mit der Ausbreitung des Automobils, in Masse und Klasse, mitgehalten hätte, wären wir das führende Volk der Gourmets.
Übrigens war mir der Heymann-Löwenstein (Schieferterassen 2009) zu schwer um solo zu trinken
Dass dagegen die Weinqualität stetig zugenommen hat, glaube ich gern. Das wird von allen Seiten ja auch bestätigt. Ob bei dem einen oder anderen Wein dafür die Eigenständigkeit auf der Strecke blieb, sei mal dahingestellt.
Ich glaube auch gerne, dass es heutzutage viel mehr gute Restaurants gibt als in früherer Zeit. In Relation zur allgemeinen Kaufkraftsteigerung hinkt der Sektor aber m.M. nach weit hinterher. Nicht umsonst sind wir Deutschen in Europa ganz hinten, was die pro Kopf Ausgaben für Lebensmittel angeht. Wenn dieser Sektor mit der Ausbreitung des Automobils, in Masse und Klasse, mitgehalten hätte, wären wir das führende Volk der Gourmets.
Übrigens war mir der Heymann-Löwenstein (Schieferterassen 2009) zu schwer um solo zu trinken

Grüße
Martin
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