Der älteste GM, der bei mir im Regal liegt, ist der 96er. Darin werden 374 Weingüter empfohlen. Im 2011er sind es hingegen bereits 984, deren Weine alle von irgendwem gekauft werden.
Bernd glaubst Du wirklich, dass es heute dreimal so viele Weingüter in Deutschland gibt wie 1996? Nur weil ein Weingut nicht im GM auftaucht heißt das nicht, dass es das Weingut nicht gibt.
Sicher ist es richtig, dass sich gute Qualität heute, dank des Internets, schneller herum spricht als das vielleicht noch vor 15 Jahren war, aber es gibt schon immer noch Erzeuger, die ordentliche Qualitäten machen und nicht im GM auftauchen.
Wenn es heute in Reil nur noch ein echtes Haupterwerbsweingut gibt, dann kann man sicher sagen, die anderen waren halt einfach nicht gut genug, man kann aber auch erkennen, dass die Anforderungen an einen Winzer heute ganz andere sind und nicht nur die, dass er guten Wein machen kann.
Natürlich hat es in Deutschland eine Entwicklung beim Wein gegeben, insbesondere beim Weißwein, natürlich gibt es heute viel mehr spannende Weingüter als vielleicht vor 15 oder 20 Jahren, dafür verkaufen sich heute im Fachhandel die klassischen Weißweinregionen Frankreichs viel schlechter, man kann also nicht unbedingt sagen, dass heute bessere Weine getrunken werden, nur weil es bessere Weine aus Deutschland gibt.
Ich verstehe auch nicht, wie man darauf kommen kann, dass Marttin Kössler etwas gegen den Internethandel hat, schließlich war er einer der ersten, der sehr konsequent auf dieses neue Medium gesetzt hat und der sicher heute in Deutschland zu den größten Internetweinhandlungen gehört.
Deshalb darf man aber doch schlechte Entwicklungen bedauern und anprangern, oder? Natürlich kann man es sich als Kunde einfach machen und wie Ulli argumentieren:
Dass im Internethandel zumindest gelegentlich das genaue Gegenteil der Fall ist - der Kunde weiß sehr genau, was er will, und sucht dafür das günstigste Angebot
Natürlich für den Kunden geht das auf, ich mache es als Kunde auch manchmal so, nur man sollte halt auch unterschiedliche Geschäftsmodelle wahrnehmen, der Preis eines Weines hat nicht nur mit dem Einkaufspreis beim Winzer zu tun. Wenn ich alsHändler versuche "neue" Erzeuger zu finden muss ich unterwegs sein, Messen besuchen, Regionen besuchen, Winzer besuchen und immer wieder probieren, Weingüter teilweise erst mal über ein paar Ernten begleiten, bevor man diese dann ins eigene Programm aufnimmt. Dies alles kostet Zeit und Geld.
Wenn es dann Newcomer im Weinhandel gibt, die ihre Programmentwicklung hauptsächlich im kopieren der Programme bekannter Händler sehen ist das natürlich deutlich günstiger und auch weniger riskant, die Einführung auf dem deutschen Markt wurde ja schon gemacht.
Wenn es dann noch soweit kommt, dass man die eigenen Wein- und Weingutsbeschreibungen auf den Homepages solcher Kollegen wiederfindet kann einen das schon ärgern. Alles auch uns schon passiert und nicht von den unbekanntesten Häusern. VinoPlag läßt grüßen.
Dass man solche Entwicklungen kritisch hinterfragt und vielleicht auch mal derber kritisiert finde ich nicht so ungewöhnlich und hat auch nichts damit zu tun, dass man Kunden beschimpft. Woher sollten die Kunden denn den Unterschied im Geschäftsmodell erkennen, wenn man es nicht kommuniziert?