Heute möchte ich von einer gestrigen Verkostung mit Pointless berichten. Im Zentrum standen eigentlich zwei Pinot Noirs aus der Bündner Herrschaft, doch auch ein kleiner Freund aus dem fernen Oregon gesellte sich zu uns. Natürlich handelt es sich bei diesem Pinot ganz sicher nicht um einen außergewöhnlichen oder seltsamen Pinot. Doch von weit weg kommt er ja.
Neben den Pinot verkosteten wir auch noch 2 Rieslinge und einen Chassange-Montrachet, die am Ende auch noch kurz eine Erwähnung finden sollen.
2004 Domaine Drouhin Pinot Noir Willamette Valley Oregon
In der Farbe erscheint dieser Pinot relativ dunkel und ein wenig matt. Der Geruch besticht durch florale Blütendüfte, einer gewissen Würze, am Anfang ein leichter Stich von sauren Gurken und kräftigen Kirsch und Himbeeraromen. Ein äußerst eleganter Stil, dem es aber auch nicht an Kraft fehlt. Außergewöhnlich angenehmer und zupackender Duft. Der Geschmack ist schlichtweg betörend. Wunderschön leichte, aber kräftige, Aromata von Himbeeren, Kirschen, Hagebutten, ganz mild gebrannten Mandeln, einer schönen ätherischen Würze, etwas Blüten, sowie ganz leichten Anklängen von Eiche. Seine Stilistik erweist sich als sehr elegant und intensiv. Eine sehr gut proportionierte Säure, eigentlich ziemlich mineralisch und äußerst gute Konzentration. Die Fruchtsüße ist sehr fein und nicht in 100 Jahren kitschig. Der Alkohol von 14% ist keinesfalls wahrnehmbar. Je länger er im Glase war, desto runder und begeisternder Wurde er. Die Länge des Weines war fantastisch
![Überglücklich :D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
. Ich meinte mir einzubilden, dass ich den Geschmack noch während des abendlichen Zähneputzens verspüren würde
![Überglücklich :D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
. Ein wirklich tolles Erlebnis! Wahrscheinlich bis jetzt der beste „Pinot weit weg“. Leider etwas teuer
Die weiteren verkosteten Weine waren:
2007 Weingut Scadenagut Wegelin Malenser Pinot Noir Bündner Herrschaft
Die Farbe war erstaunlich matt. Im Duft hatte er am Anfang etwas Erdiges, Ruppiges und Speckiges. Später entwickelte er sich zu einem sehr angenehmen, von Kirschen geprägten Pinot. Der Geschmack war am Anfang ebenfalls ziemlich rauchig und speckig. Diese Ausprägung verschwand nach 2 bis 3 Stunden. Danach zeigte er elegante, etwas süßfruchtige, Eigenschaften, die von Kirschen und leichten scharfen Gewürzen geprägt war. Schöner Pinot, der nicht weiter aus der „guten Masse“ heraussticht.
2008 Weingut Davaz Pinot Noir Fläsch Bündner Herrschaft
Der Davaz Pinot hatte eine sehr klare und stechende rubinrote Färbung. Ein wenig kalte Aromatik wurde durch die Farbe ausgestrahlt. Der Duft zeigte zu Anfang ebenfalls rauchige und speckige Eigenschaften. Vielleicht passend zum Bündnerfleisch. Ich hatte die Flasche nach Instruktionen von Pointless, der schon Erfahrungen mit diesem Wein gemacht hat, schon am Abend vorher aufgemacht. Anscheinend benötigt dieser Pinot eine lange Strecke um zu seiner vollen Entfaltung zu kommen. Denn diese rauchig-speckige Aromatik verschwand und resultierte in einem sehr fruchtbetonten, eher stilistisch kalten und etwas eigenwilligen Pinot. Eigenwillig warum? Er zeigte ungewöhnliche Aromen von Limonen und Zitronen kombiniert mit etwas Würze in Geschmack wie auch Duft. Tolles Erlebnis mit einem sehr wandlungsfähigen Pinot Noir. Ich glaube ein sehr gefährlicher Wein für eine Verkostung aus dem geschwärzten Glas
Davor verkosteten wir kurz die Weißen:
2009 Weingut Fendel Riesling vom Klosterlay Kabinett trocken Rheingau
Etwas krude und ziemlich rassig. Am Tag davor konnte ich ihn nicht trinken. Da erschien er mir extrem nervig und sehr fenchel-lastig. Der Fenchel blieb, etwas Zitrone kam hinzu, gewisse Anisnoten waren auch da und an Petrol hat es auch nicht gefehlt. Am zweiten Tag eigentlich ein ziemlich anständiger, würziger und frischer Riesling. Mehr aber nicht.
2005 Ökonomierat Rebholz Riesling vom Rotliegenden Spätlese trocken Pfalz
Erschreckend wässrig und dünn. Nur sehr wenig Geruch und keine weiter erwähnenswerte Geschmackseigenschaften. Erscheint fast alt. Ich kann mir nicht helfen, doch ich denken, dass da was mit der Flasche nicht in Ordnung war
![Verwirrt :?](./images/smilies/icon_e_confused.gif)
. Gekorkt hat er zumindest nicht.
2005 Domain Lamy-Pillot Chassange-Montrachet Pot Bois Cote de Beaune
Der Chassange hatte eine äußerst feine aber doch kräftige Nase. Viel schöne Vanille und Zitronenaromen. Der Geschmack bestach ebenfalls durch kräftige Aromen von Zitronen. Gut eingebundenes Holz. Schöne Säureversorgung. Neben all dem hatte er auch etwas Erdiges und Würziges. Im Abgang erschien er uns beiden doch sehr hart und ungestüm. Eigentlich doch eher sehr ungewöhnlich. Pointless meinte, dass diese Ausprägung des Weines am Tag davor ebenfalls sehr herausstechend war. Das Ende war leider ein wenig negativ. Sonst ein sehr schöner Chardonnay.
Alles in allem eine sehr gelungene Verkostung mit einem fantastischen Neue Welt Pinot und einem Pinot aus Graubünden der ziemlich außergewöhnliche, aber schmackhafte, Aromen zeigte.
LG
Chris
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