Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

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Budi
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Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von Budi »

Unser Studiengang hat Weine aus der Toskana mitgebracht, die von unserem Sommelier präsentiert wurden. Darunter auch der Zweitwein von Ornellaia
Hier ein paar Eindrücke:

http://budisfoodblog.wordpress.com/2011 ... heilbronn/
m Mittwochabend gab es vom Hochschulverein provino e.V. eine kleine Toskana Verkostung für den Studiengang „Weinbetriebswirtschaft“ an der Hochschule Heilbronn. Darunter waren viele hochwertige Weine.

Hier kurze Eindrücke zu den präsentierten Weinen:



Chianti:

Isole e Olena 2008

Paolo de Marchi führt das Weingut und gehört zu denjenigen Winzern, die den Chianti nach Sangiovese schmecken lassen wollen und nicht nach Merlot oder Cabernet.

Deshalb besteht dieser Chianti auch zu 85% aus Sangiovese, den Rest gibt Canaiolo und Syrah.

Der nach roten Beeren schmeckende Chianti hat sich im Glas innerhalb weniger Minuten enorm entwickelt. Düfte von säuerlicheren Früchten, wie etwas Johannisbeeren, prägen die Nase. Ein Chianti im klassischen Stil, mit leichten Holznoten, der viel Spaß macht.

Casanuova di Nittardi, Chianti Classico, 2008

Die Weine fallen durch das M-Rothschild-Konzept auf. Hier gibt es mit jedem neuen Wein, ein neues Künstleretikett (2008 von G. Grass!).

Hier ein etwas modernerer Chianti, dichter als der Osole e Olena. Tendiert mehr in die würzige Richtung mit mehr dunklen Früchten.

Le Filigare, Chianti Classico Lorenzo DOCG, 2008 (?)

Chianti zu 100% aus Sangiovese, benannt nach dem Enkelsohn und in französischer Eiche gereift. Ein deutlich würzigerer Wein, etwas runder, wenn der Chianti noch verschlossen wirkt. Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Wein noch mindestens 2-3 Jahre liegen gelassen werden kann.

La Brancaia Chianti Classico, 2007

Chianti vom Spitzenweingut Brancaia (geführt von den Schweizern Brigitte und Bruno Widmer). Der „blaue“ erhält seit Jahren Höchstbewertungen. Hier lag die einfachere Version (rot) vor, die aber ebenfalls von Parker mit 90 Punkten ausgezeichnet wurde. Der Chianti besteht zu einem kleien Teil aus Merlot und duftet etwas herber. Das heißt, es geht in Richtung Pfeffer, minimal Rumtopf und vielleicht noch Leder. Am Gaumen dann Lakritze/ Kräuter und Sauerkirschen. Markanter Stil!

Südtoskana:

Riserva Vino Nobile di Montepulciano DOCG Bossona, 2004

Ein sehr eleganter Wein, farblich schon leicht orange-rötliche Anklänge. Trinkt sich momentan von allen Weinen am harmonischsten. Samtige Struktur und im Abgang reine, geröstete Kakaobohnen.

Poggio Antico, Brunello di Montalcino DOCG, 2006

Brunello aus slowenischen Eichenfässern. Wieder ein sehr harmonischer Wein, mit eher samtigen Tanninen aus dem Spitzenjahrgang 2006.

Tenuta Dell’ Ornellaia, le Serre Nuove Bolgheri DOC Rosso, 2008

Ganz zum Schluss gab es dann noch den kleinen Bruder des Kultweins, der einen Vorgeschmack auf das große Gewächs geben soll. Im Vergleich, soll der Ornellaia mehr Terroir zeigen als sein Kollege Sassicaia, der sich dafür feiner und schmeichelnder präsentiert.

Die Tenuta befindet sich nicht mehr im Besitz von Antinori, sonder gehört den Frescobaldis an.

Es zeigt sich zwar, dass es sich hier um keinen einfachen Wein handelt. Doch momentan wirkt der Wein ziemlich marmeladig-süßlich, wenn auch die enorme Konzentration überzeugt.
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Oh Dae-Su
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von Oh Dae-Su »

Saubere Weinproben habt ihr da an der Hochschule in Heilbronn. Da hab ich wohl wirklich das Falsche studiert. Mist! :cry:

Isole e Olena geht immer. Schön das sie wohl ihren klassischen Stil nicht verändert haben (wie so manch andere in den letzten Jahren)

Wirklich tolle Weine, wenn ich mich auch nicht gerade zur Toskanafraktion zählen würde :oops:
Den Casanuova di Nittardi kenn ich leider nicht. Nur den Brunello Nittardi.

Darf ich daraus, dass du den Wein von Cantina Dei nicht erwähnt hast, lesen, dass der nicht so berauschend war? Würde sich mit meinem Eindruck aus der Mitte des Jahres decken.

Währe mal interessant wie der aktuelle Serre Nuove schmeckt. Von einigen Jahrgängen war ich immer sehr enttäuscht. Die Jahrgänge die ich verkostet habe würde ich bösartig :evil: formuliert als Luxuslandwein bezeichnen.

LG

Chris
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Budi
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von Budi »

War in der Tat eine hochwertige Probe (zumal für 5€ Selbstkosten)... :D

Den C. Dei habe ich doch erwähnt, habe nur vergessen das Weingut anzugeben, hab es im Blog ergänzt. :)

Ich fand den eigentlich ziemlich ordentlich.
olifant
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von olifant »

Hallo Budi,
ja, so ganz kommentarlos kann man das nicht stehen lassen, auch wenn ich (Neid) gerne die Weine mit verkostet hätte.
Budi hat geschrieben: Isole e Olena 2008

Paolo de Marchi führt das Weingut und gehört zu denjenigen Winzern, die den Chianti nach Sangiovese schmecken lassen wollen und nicht nach Merlot oder Cabernet.

Deshalb besteht dieser Chianti auch zu 85% aus Sangiovese, den Rest gibt Canaiolo und Syrah.

Der nach roten Beeren schmeckende Chianti hat sich im Glas innerhalb weniger Minuten enorm entwickelt. Düfte von säuerlicheren Früchten, wie etwas Johannisbeeren, prägen die Nase. Ein Chianti im klassischen Stil, mit leichten Holznoten, der viel Spaß macht.
... uiuiui, klassisch mit mit Syrah? Die Beschreibung klingt aber 'echt' Chianti. Isole und Olena pflegen einen noch recht 'traditionellen/klassischen' Stil im Geschmack, nicht in der Cuvée.
Klassisch wäre in der Cuvée Canaiolo, Colorino, Foglia Tonda, Malvasia Nera, und noch einige andere autochtone rote Sorten die zugelassen sind. Die Zugabe von Cabernet, Merlot oder Syrah, als auch reinsortig Sangiovese, würde ich nicht als klassisch bezeichnen.
Budi hat geschrieben:Casanuova di Nittardi, Chianti Classico, 2008

Die Weine fallen durch das M-Rothschild-Konzept auf. Hier gibt es mit jedem neuen Wein, ein neues Künstleretikett (2008 von G. Grass!).

Hier ein etwas modernerer Chianti, dichter als der Osole e Olena. Tendiert mehr in die würzige Richtung mit mehr dunklen Früchten.
Etwas moderner, da meist recht konzentrierter Stil. Dürfte für dieses Gut noch recht jung sein.
Budi hat geschrieben: Le Filigare, Chianti Classico Lorenzo DOCG, 2008 (?)

Chianti zu 100% aus Sangiovese, benannt nach dem Enkelsohn und in französischer Eiche gereift. Ein deutlich würzigerer Wein, etwas runder, wenn der Chianti noch verschlossen wirkt. Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Wein noch mindestens 2-3 Jahre liegen gelassen werden kann.

La Brancaia Chianti Classico, 2007

Chianti vom Spitzenweingut Brancaia (geführt von den Schweizern Brigitte und Bruno Widmer). Der „blaue“ erhält seit Jahren Höchstbewertungen. Hier lag die einfachere Version (rot) vor, die aber ebenfalls von Parker mit 90 Punkten ausgezeichnet wurde. Der Chianti besteht zu einem kleien Teil aus Merlot und duftet etwas herber. Das heißt, es geht in Richtung Pfeffer, minimal Rumtopf und vielleicht noch Leder. Am Gaumen dann Lakritze/ Kräuter und Sauerkirschen. Markanter Stil!
... zwei süsse dicke Holzmonster :shock: , können aber durchaus Spass machen, jedoch nicht als Chianti, sondern eher als Supertoskaner ;) .
Budi hat geschrieben: Südtoskana:

Riserva Vino Nobile di Montepulciano DOCG Bossona, 2004

Ein sehr eleganter Wein, farblich schon leicht orange-rötliche Anklänge. Trinkt sich momentan von allen Weinen am harmonischsten. Samtige Struktur und im Abgang reine, geröstete Kakaobohnen.
... Cantina Dei mag ich, reifen schön. Die einfache Annata kommt mit deutlich weniger Röstung, wenn überhaupt spürbar. Lecker und trinkig :P Toskana.
Budi hat geschrieben: Poggio Antico, Brunello di Montalcino DOCG, 2006

Brunello aus slowenischen Eichenfässern. Wieder ein sehr harmonischer Wein, mit eher samtigen Tanninen aus dem Spitzenjahrgang 2006.
... hatte dieser Brunello Röstnoten, oder sind sie bei der Basis wieder zu einem traditionelleren Ausbau übergegangen? Eine Zeit hatte Poggio Antico trotz slowenischer grosser Holzfässer durchaus deutliche Holzausbaunoten.
Grüsse

Ralf

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Oh Dae-Su
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von Oh Dae-Su »

Ach herrje. Jetzt blick ich es erst :D

War noch etwas früh am Morgen. ;)

Ich empfand den im Juni/Juli als unheimlich nervig und unrund. Zeigte auch eigenartige Geschmacksnuancen von billiger Bratensoße aus der Tüte. Da hat sich wohl was entwickelt oder mein Gaumen war schon auf der Intensivstation. Die Probe war ein wenig groß ;)

LG

Chris
olifant
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von olifant »

Oh Dae-Su hat geschrieben: Den Casanuova di Nittardi kenn ich leider nicht. Nur den Brunello Nittardi.
Echt, macht Nittardi jetzt auch in Brunello?
Glaub ich nicht. Die haben zwar zwei Weingüter, eines im Chianti Classico und eines in der Maremma, aber keines von Beiden bietet Rebflächen in der DOCG Brunello d.M. :geek: .

Sorry für die Klugsc...erei, aber meinst du vllt. Nardi?
Grüsse

Ralf

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Oh Dae-Su
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von Oh Dae-Su »

Hallo Olifant,

keine Ahnung ob es die gleiche Nittardi Familie ist. Hab mich damit nie so sonderlich beschäftigt ob da eine Verwandtschaft besteht. Hatte nur mal vor einigen Jahren die Gelegenheit etwas zu verkosten. Da diese Brunelli und Rossi mir überhaupt nicht geschmeckt haben, hab ich sie bei mir im Kopf als "JA NICHT KAUFEN" abgespeicht. Ich glaube nicht, dass ich sie mit Nardi verwechsle. Komplett ausschließen möchte ich es aber auch nicht :D .
... uiuiui, klassisch mit mit Syrah? Die Beschreibung klingt aber 'echt' Chianti. Isole und Olena pflegen einen noch recht 'traditionellen/klassischen' Stil im Geschmack, nicht in der Cuvée.
Klassisch wäre in der Cuvée Canaiolo, Colorino, Foglia Tonda, Malvasia Nera, und noch einige andere autochtone rote Sorten die zugelassen sind. Die Zugabe von Cabernet, Merlot oder Syrah, als auch reinsortig Sangiovese, würde ich nicht als klassisch bezeichnen.
Bezüglich der Traubenzusammensetzung bei Isole et Olena möchte ich dir gerne zustimmen. Syrah ist wirklich nicht sonderlich klassisch. So manch andere Kombis aber auch nicht*. Nur rein vom Geschmack her erachte ich die Chiantis von ihnen dennoch als einen "leichteren" klassischen Chianti. Wobei 2006 bei mir der letzte Jahrgang war den ich verkostet habe. *Ein totales Gegenstück hab ich da bei einer Probe letztes Wochenende erleben dürfen: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=29&t=1317 . Die Fonterutoli Chianti waren gut gemachte Weine. Sehr kantenlos und eher säurearm. Chiantis waren das nicht mehr. Wenigstens aus meiner Sicht :roll: Solche Entwicklung, wie auch z. B. bei dem Filigrane, finde ich wesentlich bedenklicher.

Gruss

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olifant
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von olifant »

Hallo Chris,
Die Fonterutoli Chianti waren gut gemachte Weine. Sehr kantenlos und eher säurearm. Chiantis waren das nicht mehr. Wenigstens aus meiner Sicht :roll: Solche Entwicklung, wie auch z. B. bei dem Filigrane, finde ich wesentlich bedenklicher.
Ist ja leider keine neue Entwicklung, und sag ich ja sowieso, ist für mich mehr Supertoskaner denn Chianti Classico.
Letztendlich ist mir auch egal, wie viel Cabernet oder Merlot in den zugelassenen 15% Cuveetierung für komplementierende Sorten im Chianti Classico zugelassen ist, und wie viel tatsächlich reinkommt. - Nur ein komplett verfälschter Charakter und ein komplett internationalisierter Geschmack ist, wie auch immer die Cuvée beschaffen sein mag, nicht mein Ding.

P.S.: Brunello von Nittardi gibt es nicht, auch keine Namensgleichen: http://www.consorziobrunellodimontalcin ... ?p=9&lg=it
Grüsse

Ralf

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Erdener Prälat
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von Erdener Prälat »

Ich alter Oberlehrer:
"Brunello aus slowenischen Eichenfässern"
"Slavonian oak" ist aus Kroatien. Manchmal verwirrend, das mit den Ex-Jugos...
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octopussy
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Re: Toskana Verkostung an der Hochschule Heilbronn

Beitrag von octopussy »

Erdener Prälat hat geschrieben:Ich alter Oberlehrer:
"Brunello aus slowenischen Eichenfässern"
"Slavonian oak" ist aus Kroatien. Manchmal verwirrend, das mit den Ex-Jugos...
Den gleichen Gedanken hatte ich auch, da die Fässer aus slawonischer Eiche häufig erwähnt werden. Es gibt aber auch Fässer aus slowenischer Eiche - siehe z.B. diese Aussage aus wikipedia: "Für italienische Weine kommen traditionell häufiger Fässer aus slowenischer Eiche zum Einsatz." (http://de.wikipedia.org/wiki/Barrique). Leider weiß ich nicht, ob die slowenische Eiche auch für große Holzfässer benutzt wird und wie breit diese Eiche zum Einsatz kommt.
Beste Grüße, Stephan
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