Hier mal ein par Gedanken und Eindrücke. Natürlich gab es noch viel mehr und sicherlich noch weitere Interessante Weine.
Bilder gibt es im Blog:
http://budisfoodblog.wordpress.com/2011 ... 400-weine/
Wer war da und wie waren Eure Eindrücke?
Am 11. und 12. November, fand das diesjährige Winzerforum in der Winery Heilbronn statt.
Neben vielen lokalen Genossenschaften und Selbstvermarktern aus dem „Ländle“, waren auch viele namenhafte Winzer aus dem In- und Ausland anwesend. Insgesamt boten 6o Weingüter Ihre Kresenzen an. Das macht unterm Strich gut 400 Weine!
Bei der unzubändigenden Anzahl an Weinen, habe ich mich über beide Tage auf das Angebot der deutschen und französischen Winzer konzentriert.
Ich habe zwar den ein oder anderen Spanier und Italiener verkostet, jedoch nur sehr oberflächig, aufgrund des Zeitmangels. Hier sei lediglich aus Italien (Piemont) Mauro Molino genannt. Hiervon konnte ich drei verschiedene Barolo verkosten. Einen einfachen 2007er Barolo, den Barolo „Gallinotto“ und den „Vigna Conca“. Alle drei Weine tranken sich spannend, wobei noch eher kräutrige, fast schon medizinische Aromen die Rotweine prägten. Ich gehe davon aus, dass alle Weine noch sehr viel Zeit benötigen.
Bei den Weißweinen war Newcomer Axel Koehler vom Weingut Koehler aus Rheinhessen anwesend und präsentierte seine Weine. Axel Koehler hat unter anderem bei Rebholz in der Pfalz gelernt. Die Weine sind in der Jugend noch kantig, zeigen aber starken Charakter. Wie gesagt, sind die Weine nicht für Jedermann gemacht und sollen es auch nicht sein. Alle Weine sind spontanvergoren und überwiegend knochentrocken. Neben interessanten Weißburgundern und Rieslingen, blieben mir aber vor allem die Silvaner im Gedächtnis. Besonders der Silvaner vom Krähberg (ich meine es war eine 2010er Fassabfüllung) hat eine faszinierende Struktur. Er präsentiert sich momentan sehr wild und opulent, ohne Holznoten.
Wie ich herausgefunden habe, scheint Koehler schon bei vielen hochkarätigen Abnehmern aufgefallen zu sein. Darunter in München das Schumann’s, Thomas Bühner aus dem La Vie, Restaurant Vendôme und das für seine eigenständig bekannte Weinkarte „Die blaue Donau“ aus München.
Wer die deutsche Weinszene mitverfolgt, war sicherlich unter anderem stark auf das pfälzer Weingut Von Winning fixiert. Das Weingut aus Deidesheim wurde in der aktuellen Gault Millau Ausgabe 2012 zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt. Nun zieren vier Trauben das Unternehmen im Katalog.
Von Winning hat nur Weine aus 2010 angeboten. Die Auswahl konnte sich zeigen lassen.
Während mir der „Einstiegswein“ Win Win, ein Riesling aus 2010, noch nich wirklich auffiel, fing spätestens mit dem „Deidesheimer Paradiesgarten“ die Aufmerksamkeit zu steigen an. Hier zeigt sich ein in der Säure etwas ausgeprägterer Wein, der jetzt schon gut ausbalanciert ist, viel Schmelz und einen sehr schön lang anhaltenden Abgang hat. Ein noch stärkeres Bukett zeigt der Riesling „Deidesheimer Grainhübel“, den ich intensiver und etwas würziger empfand. Hier kommen noch leichte Holznoten hinzu.
Ebenfalls interessant war der weiße Burgunder aus dem Haus. Ein spotanvergorener Wein, der jedoch mit knapp 25€ schon auch reichlich bemessen ist.
Das Glanzstück der Verkostung, war ein Riesling. Das Forster Ungeheuer „500″. Diese Rarität verdankt ihren Namen daher, dass der Wein in neue 500l-Holzfässer gefüllt wird, worin er komplett vergärt. Dabei heraus kommt ein würzig-salziger Wein, der einschlägt wie eine Granate. Der Riesling hat eine enorme Kraft und brennt sich regelrecht in die Zunge ein. Der Wein macht „Ungeheuer“ Spaß. Es bleibt sehr spannend, wie sich der Wein in fünf Jahren zeigen wird!
Bei Dönnhoff (Nahe) gab es konstant gute Qualitäten aus 2010. Neben zwei soliden Weißburgundern, wurde eine Goldkapsel Auslese von der „Oberhäuser Brücke“ angeboten, die voller Kraft steckt und neben exotischen Früchten, leicht kräutrige Aromen hatte. Alle Weine brauchen aber noch deutlich Zeit, bis sie ihre gewohnte Stärke zeigen.
Wer einen Preis-Leistung-Verhältnis-Knaller sucht, für den habe ich aus Württemberg von Jochen Beurer einen sehr zugänglichen Riesling vom „Stettener Häder“ entdeckt. Der Wein kostet ca. 9€ und zeigt große Klasse und vor allem Trinkfreude!
Bei Aldinger gab es ähnlich wie bei Dönnhoff gewohnt durch die Bank hohe Qualitäten. Sowohl der Merlot (***), als auch die Cuvée C (***) aus 2009 präsentierten sich komplex und eindrucksvoll. Die ganz große Klasse wird aber wohl erst noch mit der Lagerung kommen!
Ein weiteres Weingut neben den „großen“ aus Württemberg möchte ich gerne erwähnen: Das Weingut Leiss aus Gellmersbach. Ein sehr sympathisches Weingut, das einen wirklich trinkenswerten Lemberger produziert. Der verkostete Lemberger reifte im Barrique und kommt aus 2008. Genauso spannend fand ich hier eine 2010er Muskateller Spätlese, die sehr spritzig schmeckt und viel Spaß macht.
Aus dem Rheingau war das Weingut Schloss Johannisberg anwesend.
Hier wurden aufwendig die verschiedenen „Lacke“ präsentiert. Während im Schnitt solide Qualitäten anzutreffen waren (2010 Gelblack, Rotlack und Grünlack), stach das erste Gewächs, der Silberlack aus allen Weinen hervor. Ein trockener Riesling mit langem Nachhall, der jedoch mit 38,99€ meines Erachtens sehr großzügig berechnet wurde. Aus 2007 gab es noch eine Rosalack Auslese, die sich nahezu wie ein Likör trinken lies. Eine von Honignoten strotzende Auslese, der meines Erachtens nach für die 35€ (Halbflasche) doch die Eleganz und Leichtigkeit fehlte. Leider eine Auslese, von der man nicht mehr als ein Gläschen trinken kann.
Beim Spitzenweingut J.J. Prüm von der Mosel wurden verschiedene Jahrgänge angeboten. Hier zeigte sich wieder, dass man den Weinen Zeit geben muss. Ich bin mir sicher, dass viele Verkoster etwas ratlos mit den Eindrücken von der Verkostung weitergezogen sind. So wie jedes Jahr, gefiel mir der lagenlose Kabinettswein , der auf verständliche Art den Stil des Weinguts repräsentiert. Darunter zeigte ein 2007er feinherber Kabinett die typische „prüm’sche Nase“. Der Kabinett vom Graacher Himmelreich aus 2009 kann in den Keller gelegt werden. Aus gleicher Lage zeigte sich die Spätlese aus 2004 noch etwas verschlossen, jedoch schon leicht aufblühend. Ebenfalls sollte man die Auslese von der Wehlener Sonnenuhr aus 2004 unbedingt noch weiter reifen lassen. Auch dann wird es wieder einzigartige Rieslinge geben.
Etwas verständlicher waren momentan schon die Weine von Markus Molitor (Mosel).
Hier gefiel mit der Riesling 2008 aus „Alten Reben von der Saar“. Kaum kann man diesen Riesling besser beschreiben, als einen alten rauchenden Gentleman im Smoking.
Besonders interessant war der Vergleich des Schiefersteil Rieslings aus 2010 mit der Flasche aus 2006. Ein trockener Riesling mit viel Frucht, der eben auch seine Reifezeit benötigt. Der 2006er glänzte in voller Kraft und bewies, was aus dem 2010er Riesling werden kann.
Ein weiteres Highlight war eine feinherbe Auslese der Zeltinger Sonnenuhr aus 2001. Eine wunderbar zu trinkende Auslese, mit eben weniger Süße und einer enormen Fülle an Aromen. Ein cremiger Riesling, der weniger exotische Note, sondern viel mehr Kaffee oder Karamell-Noten abgab. Im Katalog war die Auslese nicht als Auslese markiert. Verrückt, wie wenig Menschen dieses große Gewächs probieren wollten oder völlig übersahen.
Aus dem Elsass wurde ich positiv überrascht mit Weinen der Domaine Weinbach.
Hier wurde der hierzulande wenig beachtete Stil trockener und im Alkohol mehr betonter körperreicher und konzentrierter Rieslinge präsentiert. Aus 2010 startete der Genuss mit einem Riesling Reserve, der eine animierend fruchtige Nase besaß aber dann am Gaumen weniger Frucht, sondern viel mehr pure Mineralität entfaltete. Der Wein wirkte sehr anziehend durch eine feingliedrige Säure.
Beim Gewürztraminer (Reserve) aus 2009 gab es eine Verbindung von leichter Süße und Kraft durch den Alkohol. Dieser Wein wirkte auf mich zunächst etwas zu opulent, fand dann aber eine geniale Verbindung mit einem Stück Käse.
Die volle Begeisterung möchte ich aber dem Riesling Grand Cru Schlossberg aus 2009 widmen. Ein von Mineralität getriebener und so konzentrierter Riesling, den man mit keinem deutschen Gewächs stilistisch vergleichen kann. Der Wein macht jetzt schon tierisch Spaß, wobei keine Zweifel darin bestehen, dass sich der Wein noch entfalten wird und viele Jahre Genuss bescheren kann!
Überleitend zu den Rotweinen, fällt mir das Weingut Bercher aus Baden auf.
Das am Westrand des Kaiserstuhls gelegene Weingut besticht durch pures Terroir im Glas! Alle Weine, die sich schon sehr trinkreif zeigten, hatten ein durch den Boden geprägtes Bukett und spätestens am Gaumen schmeckbare Eigenschaften. Besonders die Weine vom Burkheimer Feuerberg glänzten hier (2010 Grauer Burgunder, Weisser Burgunder GG). Bei den Rotweinen fiel mir bei den Spätburgundern diese Eigenschaft sofort auf. Sowohl der einfache Spätburgunder aus 2008, als auch der im Barrique gereifte Wein, rochen leicht rauchig, ähnlich wie eine Silvesternacht. Dies liegt daran, dass die Reben auf Vulkanasche wachsen. Die Spätburgunder präsentierten hier sehr weiche Gerbstoffe, Würzigkeit und Frucht.
Einer der ganz großen anwesenden, war das Weingut Huber aus Baden. Das Weingut glänzt seit Jahren mit edlen Rotweinen und sorgt für einen stetig wachsenden Ruf guter Qualitäten aus der Region.
Bei den Rotweinen wurden Gewächse aus 2009 und 2008 präsentiert. Der 2009er Spätburgunder aus ehemals „jungen Reben“ zeigt eine ordentliche Qualität, genau so wie der Malterdinger Spätburgunder aus gleichem Jahr. Interessant wird es ab dem „Alte Reben“ Spätburgunder aus 2009. Der Wein zeigt Potential, wobei er sehr fruchtbetont ist. Der Wein braucht aber noch viel Zeit und sollte meiner Einschätzung nach noch nicht getrunken werden. Gleiches gilt für den 2008er Malterdinger Bienenberg, dem Großen Gewächs. Auch die Einschätzung vom Weingut, lautet „lagern“, alles andere wäre Babymord. Der Jahrgang zeigt sich breiter als 2007, der jetzt schon zugänglicher ist. Der „Alte Reben“ 2007 kann schon geöffnet werden, wird aber optimalerweise in etwa zwei Jahren größte Freude bescheren.
Interessante Spätburgunder gab es aus dem Rheingau vom Weingut Chat Sauvage.
Hervorzuheben sei hier der Lorcher Kapellenberg, einer trockenen Spätlese von Spätburgunder aus 2008. Ein fruchtig aber maskuliner Spätburgunder. Aus selbigem Jahrgang weckt auch der Assmanshausener Höllenberg Interesse, welcher noch etwas starke Tannine aufweist, jedoch ein schönes leicht minziges Bukett zeigt. Lediglich die gekünstelt französischen Bezeichnungen wie etwas „Clos de Schulz“ und der Weingutsname stiften hier nicht nur für Verwirrung, sondern nehmen dem Weingut auch deutlich Seriosität, was die Qualitäten aber verzeihen. Das Weingut hat momentan zwei Trauben im Gault Millau 2012 (Stand 2010: eine Traube).
Aus Frankreich war das Château Saint Cosmé (Rhône) anzutreffen. Es handelt sich hierbei um die älteste Domaine Gigondas . Das Château wird in 14. Generation im Familienbesitz geleitet und besitzt etwa 15ha. Die Produktion liegt durchschnittlich bei gerade einmal 27hl/ha, wie ich erfahren habe!
Aus der angebotenen Kollektion gefiel mir aus 2009 der „Les Deux Albion“ (Côtes du Rhône). Fruchtig und tanninreich zeigt sich ein kraftvoller aber eleganter Rotwein, der noch Zeit braucht.
Das Highlight war der Côte-Rotie aus 2008. Bereits ein paar Stunden dekantiert brachte dieser große Wein viel konzentrierte Freude an einem kraftstrotzenden, vielschichtigen Rotwein.
Die restlichen Weine wirkten momentan noch zu adstringieren, auch wenn man schon tolle Qualitäten erahnen konnte.
Ein bei dem Großteil des Publikums zu höchst unterschätztes Sekthaus aus Rheinhessen, war ebenfalls anwesen: Volker Raumland.
Das erst seit 1990 existierende Sekthaus hat in den vergangenen Jahren vielfach für hohe Auszeichnungen Schlagzeilen gemacht. Gerade erst im aktuellen Gault Millau wurde der Sekt MonRose aus 2011 mit der Höchstzahl an für Sekt je vergebenen Punkten ausgezeichnet. Ganze 94 Punkte krönen den Sekt, der nun nicht nur geschmacklich, sondern auch preislich mit den ganz großen Erzeugern der Champagne konkurieren kann.
Aber auch darunter konnte ich mir einen guten Eindruck der Raumland Produkte verschaffen. So glänzen neben durch die Bank gelungenem Sekt für mich besonders zwei Produkte des Hauses. So ist es der 2005er 5. Triumvirat Grande Cuvée aus Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier, der eben deutlich zeigt, in welche Richtung das Haus gehen möchte und anerkannt werden soll.
Doch mein Favorit ist der etwas günstigere Blanc et Noir aus 2005. Ein seht trockener Sekt aus Chardonnay und Pinot Noir (Brut nature), der lange im Mund nachhallt, einen einmalig reifen Duft preisgibt und sehr opulent schmeckt. Auch in der Reife und Fülle ist dieser Sekt mit deutlich gealterten Champagnernzu vergleichen. Ein sicherlich eigenständiger Sekt, der nicht bei jedermann ankommt aber große Klasse beweist!
Unterm Strich bleibt eine gelungene Verkostung mit vielen interessanten Weingütern und eigenständigen Weinen. Besonders im Bereich Deutschland konnte man einen guten Querschnitt durch die aktuellen Jahrgänge und Qualitäten bekommen.
Winery Heilbronn Weinhandel GmbH
Lise-Meitner Strasse 11
74074 Heilbronn