Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
innauen hat geschrieben:-
Der Preis ist allein durch den Namensbestandteil "Haut Brion" zu erklären. Deshalb wird auch La Fleur Petrus immer teurer.
Wer bietet andere Erkenntnisse?
Grüße,
wolf
Hallo Wolf,
ich biete andere Erkenntnisse: das mit dem Namensbestandteil "Haut Brion" ist aus meiner Sicht - mit Verlaub - Quatsch.
La Mission ist deshalb so teuer, weil
1.) das Gut, was Qualität und vor allem über Jahrzehnte nachgewiesene Konstanz angeht, den Premiers mindestens ebenbürtig ist
2.) die Mengen ziemlich übersichtlich sind
3.) der Wein eine Aromatik bietet, die man so nirgendwo in Bordeaux findet. Wenn man La Mission liebt, gibt es erheblich weniger stilistisch ähnliche Alternativen als bei "anderen" Bordeaux.
Nichts für ungut.
Viele Grüße,
Oliver
P.S.: Sonst sehr lehrreiche Zusammenfassung. Danke.
innauen hat geschrieben:
Wir vergessen gerne, dass der Markt Bordeaux nach diesen Regeln seit 160 Jahren funktioniert. ... Es gibt eine gesellschaftliche Oberklasse, die sich diese Weine leisten kann. Ob sie ausreichend groß ist, um diese Massen an Flaschen dauerhaft zu absorbieren, wird man langfristig beobachten müssen, aber jetzt hat das Modell zwei Kamagnen lang gut funktioniert. Ich meine nach wie vor, dass diese Weine auch spekulativ gekauft werden. Deshalb ist dieses Preisniveau nicht unumkehrbar. Aber die Neigung der Chateaus die Preise in schlechten Jahren auch wieder einmal star zu senken ist gering (siehe 2007). Warten wir es ab.
Hallo Wolf,
Deiner Analyse stimme ich in den wesentlichen Zügen zu. Allerdings halte ich die Kampagnen 2009 und 2010 für den Versuch, die durch 2009 unweigerlich gewonnene Finanzkraft einzusetzen, die erreichte Situation zu zementieren. Insoweit ist die derzeitige Richtung zweckbestimmt und nicht marktorientiert. Ich persönlich bezweifel, dass sich die Preise auf diesem Niveau auf lange Zeit verfestigen. Allerdings werden die zwei höchsten Ebenen der Hirarchie es unbedingt vermeiden, jemals eine Flasche unterhalb der jetzigen Preise abzugeben. Wenn 2009 und 2010 wirklich zwei der größten Jahrgänge in diesem Bereich beschert haben, dann können die Weine noch 50 oder sogar 80 Jahre lang verkauft werden. Das einzige, was daher zu einem anderen Ergebnis führen könnte, wäre eine künftige starke Häufung socher Superjahrgänge, denn dann wird irgendwann der Markt die Oberhand gewinnen müssen. Anderenfalls werden aber auch wieder Entwicklungen kommen, die irgendwann wieder Preise wie 2008 erzwingen werden.
Ich persönlich werde mich bis dahin darauf verlegen, die PGV-Könige der Jahrgänge abzufischen und reife Weine einzukaufen. Die jetzige Entwicklung mache ich im Premium-Segment keinesfalls als Markteilnehmer mit, sondern nur als mal verärgerter, aber auch als mal amüsierter Beobachter ohne Verständnis für die mit, die bereit sind, solche Preise für ein Verbrauchsgut zu zahlen.
Latour kann mit seinem Zweitwein immer noch deutlich mehr als die 108-Euro-ex-nego-Liga: Forts de Latour 162 € ex-nego --> ca. 220 Euro EVP (und damit teurer als die meisten Super-Deuxiemes....)
Auch der Erstwein wird demenentsprechend in der ersten Tranche zu über 600 € ex-nego herauskommen.
Die schockierensten Preise sind für mich auch in diesem Jahr wieder die von La Mission Haut Brion und (mutmaßlich) Haut Brion, zwei Weine, die ich in einem anderen Leben sehr gern getrunken habe. Leider gibt es für diese Weine - wie Oliver richtig anmerkte - keinen Ersatz. Ich muss jetzt darauf hoffen, dass ich von altruistischen Weinfreunden ab und an zu einem Gläschen (gern auch mit reiferen Jahrgängen ) eingeladen werde. Das Leben kann echt hart sein .
grausiges (Ersatz-)Hotel, dafür aber schöne Weine bei Weinegg, Spreitzer und der Domäne Rauenthal. Von dem Jungwinzer Fabian Schmitt (Jg. 83) vom Weingut Weinegg werden wir sicher noch viel Gutes hören (und natürlich trinken ).
Wenn Du das nächste Mal in Gö. bist, melde Dich bitte (möglichst mit Haut-Brion im Handgepäck ).
musst Du ja auch nicht nachvollziehen. Deswegen fragte ich ja nach. Aber ich gehe mal auf Deine Punkte ein:
- LMHB positioniert sich preislich wie ein Premier, ist aber keiner
Aus Pessac gibt es ohnehin nur einen GCC und das ist mit Haut Brion auch gleichzeitig ein Premier Cru. LMHB ist also gar kein GCC.
- der teuerste Super-Deuxieme ist ein 3. cru (Palmer) (zumindset so lange LLC ihn nicht noch überholt)
Palmer ist schon länger der Preisführer der Superseconds. Das war schon in den 80er Jahren so.
- zwei fünfte crus (Pontet-Canet und Lynch Bages) sind in die Riege der Super-Deuxiemes vorgestoßen und werden sich dort auch nicht mehr verdrängen lassen
ja, die "Flying Fiths" gibt es und im Fall von Lynch Bages schon länger. Superseconds sind es aber noch nicht, wenn man sich die Preise für Ducru, die beiden Leovilles und Palmer betrachtet.
- ein weiterer fünfter cru (GPL) positioniert sich in der Spitzengruppe der Verfolger
GPL ist nicht so viel teurer geworden. Er spielt preislich in einer Liga von Troisemme Cru und das ist auch von seiner Leistungsbilanz her in Ordnung.
- gleichzeitig gibt es immer noch zweite crus, die eher im unteren Preisbereich rangieren (z.B. Durfort Vivens),
Und welche kennst Du noch? Bei den zweiten Gewächsen sehe ich die deutlichsten Veränderungen. Es gibt nirgendwo so viele 2. Crus wie in Margaux und Rauzan Segla und auch Nachbar Gassis haben diesmal einen kräftigen Schluck aus der Preispulle genommen. Bei Leoville Poyferre hat man das schon früher getan. Man lässt die Abstand zu den Superseconds nicht weiter wachsen.
- der vierte cru Duhart Milon fällt durch Verfolgung einer Markenstrategie völlig aus jedem Raster
Habe ich ja geschrieben. Das ist wie Clerc Milon ein Portfoliowein, der sich im Preis deutlich an den Zweitweinen der Premiers ausrichtet.
- von unten rollen die ersten CBs (Gloria !) preislich das Feld der GCCs auf und haben ein paar Niedrigpreis-GCCs bereits sehr deutlich hinter sich gelassen
welche Niedrigpreis GCC meinst Du? Pedesclaux war immer billiger als Gloria. Ferriere ist noch so eine Ausnahme, aber dann wird es schon dünn. Gloria gehört zu St. Pierre und orientiert sich an diesem Preis. Die Weine sind qualitativ fast schon auf Augenhöhe. Bemerkenswerter finde ich, was ein Kollege ein paar Seiten früher bemerkte. Es gibt fast keine Cru Bourgeois aus den Kernappellationen mehr! Angludet aus Margaux, Pibran und Fleur Peyrabon aus Paulliac, Gloria, du Glana und Lalande Borie aus St. Julien. Das war es dann auch schon. Die meisten gibt es noch in St. Estephe und auch die dortigen Erzeuger gehen schon in die Produktion der GCC ein (siehe der Ankauf von Phelan Segur durch Montrose).
Alles in allem löst sich hier die jahrzehntelang bewahrte 1855er-Hackordnung schlicht in Wohlgefallen auf.
Ich ziehe da andere Schlüsse. Es gibt am linken Ufer grundsätzlich keinen Spitzenwein jenseits der Klassifikation. Sociando Mallet ist in dieser Kampagne geradezu abgestraft worden. Die einzigen Ausnahmen, die diese Regel aber nur bestätigen, weil sie die Ausnahmestellung der Premier Cru unterstreichen sind die Zweitweine dieser Chateaus. Natürlich bildet die 1855 Hackordnung nicht mehr 1:1 das Preisgefüge von heute ab. Aber a) es gibt keine GCC mehr, der unter Niveau laufen. Die beiden Batailleys, Ferriere, Lynch Moussas etc. halten alle das Abstandsgebot ein b) die Seconds holen preislich deutlich auf (Beispiel die beiden Segla, Gruaud Larose), c) Preisverwerfungen wie 2008, wie Ducru mit 80 Euro EVP auf dem Markt kam aber Lafite nur mit 120 gibt es nicht mehr. d) Die Wertigkeit der Weine drückt sich zwar nicht hundertprozentig in ihrer Qualifizierung aus. Aber es gibt ergänzend zu den Stufen 1-5 so eine markante Preisabstufung. 5. Gewächse oder solche, die man qualitativ dazu zählt 30-50 Euro. Vierte Gewächse ab 50 Euro. Dritte Gewäche bis 100 Euro, Zweite Gewächse möglichst ab 100- 150, Superseconds ab 200 Euro, Premier Cru Einheitspreis 600 Euro. Das ist alles sehr schön schematisiert. Und in dieses Schema drängen auch die Zweitweine rein, die sich auch alle in dieses Muster fügen. Überhaupt finde ich die Zweitweine seit der letzten Kampagne noch eine eigene Betrachtung wert.
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)