Argentinien

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EThC
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Re: Argentinien

Beitrag von EThC »

...hier lohnt sich der Transport über den großen Teich auf jeden Fall:

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Ollie
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Re: Argentinien

Beitrag von Ollie »

2021 Cheval des Andes
Laut Etikett 14 Vol%, laut Wine in Black 14.5 Vol% bei 1.5 g/l RZ. 49% Cabernet Sauvignon, 48% Malbec, 3% Petit Verdot. Die Beschreibung von Lobenberg passt sehr gut (unzutreffendes gestrichen):
Lobenberg hat geschrieben:Tiefes, leuchtendes Rubinrot mit Violett. Die Nase ist erdig, dicht und zugleich ultra samtig. Tiefdunkle Frucht von saftiger Schwarzkirsche hin zu einem Sammelsurium an dunklen, wilden Waldbeeren. Rote Beete, Lakritz, Muskatnuss, würziger Wacholder, Süßholz, blonder Tabak und Zedernholz. Die Würze liegt im ersten Moment sogar erhaben über der süßen Frucht. Nach ein paar Minuten im Glas kommen Aromen von rostigem Eisen, Blut und getrocknetem Schinken hinzu, dann auch etwas Potpourri. Druckvoll schiebend und ultra elegant, voller Finesse wird der Wein von Minute zu Minute mineralischer. (...) Im Mund liefert dieser Cheval dann komprimierte Intensität. Bang! Cassis, perfekt ausgereifte Pflaumen, Brombeeren und Schwarzkirschen, die in beinahe feurige Würze von Zigarrenkiste, Lorbeerblatt und einem Hauch Vanille übergehen. Leicht bittere, mediterrane Kräuter – Salbei und Rosmarin – klingen nach. Die Tannine sind samtig und schick, sogar beinahe cremig. Dieser Cheval des Andes ist ein schlummernder Riese mit Potenzial. Er darf schon wach gekitzelt werden und nimmt den Genießer dann mit auf eine rasante Reise durch die Welt der Aromen, aber falls er im Keller vergessen wird, hat der 2021er das Fett dazu locker mindestens 15-20 Jahre zu reifen.
Also, konzentriert ist da nix, der Wein ist sogar überraschend "fein" und etwas ereignislos, was auch an den fast abwesenden Tanninen liegt. Sehr fruchtig, am Tisch wurde Restsüße vermutet, denn die Frucht wirkt arg süß (ob die 1.5 g wirken?) Auch recht deutlich Zuchterdbeere, aber nicht stallig, sondern sehr sauber und frisch. Das Holz mit etwas Vanille, klar, deutlich auch Lorbeer, Salbei, Rosmarin (inkl. Bitterkeit) und Eisen (Blut), mit Luft auch erdig, aber nicht wie etwa Médoc - den Cabernet-Anteil hätte ich im Leben nicht erkannt, und auch die Malbec-verratende, reife (Back)Pflaume kommt erst nach einer Stunde. Die aromatische Intensität und der Abgang sind ordentlich, aber alles bleibt "irgendwie hmmm". 90-92 Punkte.

Cheval Blanc hatte ich noch nicht, aber strukturell erinnert mich der Cheval des Andes sehr stark an einen Nachbarn von Cheval Blanc, den 2022er Jean Faure (der auch "irgendwie hmmm" war). Den Cheval des Andes gibt's gerade bei WiB für EUR 74.76 (mit den heutigen 12% Rabatt), also falls wer zuschlagen möchte. Ansonsten lieber Jean Faure für 44.

Cheers,
Ollie
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TroisLacs
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Re: Argentinien

Beitrag von TroisLacs »

Ollie hat geschrieben: Sa 6. Dez 2025, 16:29 2021 Cheval des Andes

Also, konzentriert ist da nix, der Wein ist sogar überraschend "fein" und etwas ereignislos, was auch an den fast abwesenden Tanninen liegt. Sehr fruchtig, am Tisch wurde Restsüße vermutet, denn die Frucht wirkt arg süß …
Danke für diese doch aufschlussreiche Notiz 👍🏻
Hatte den Wein schon 1-2x auf der Wunschliste, aber die Restsüsse schreckt mich jetzt doch etwas ab. Und für den Preis dürfte man etwas mehr als „ereignislos oder hmmm“ erwarten.
Gruss, Sascha

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Sauternes
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Re: Argentinien

Beitrag von Sauternes »

Ich will die Bewertungskompetenz von @Ollie in keinster Weise in Frage stellen, glaube ihm schon, jedoch stellt sich mir die Frage: Wie kann es sein das dieser Wein bei internationalen Weinkritikern mit durchweg 97-98 Punkte davon kommt :?: .
Ich habe vom Cheval des Andes den 2017 probiert, zwar schon etwas her, daher kann ich keine Details mehr nennen, aber gefallen hat mir der Wein schon, aber für einen Nachkauf hat es nicht gereicht, dafür ist der Preis zu hoch.

Gruß Heiko
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austria_traveller
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Re: Argentinien

Beitrag von austria_traveller »

Sauternes hat geschrieben: So 7. Dez 2025, 13:02 Ich will die Bewertungskompetenz von @Ollie in keinster Weise in Frage stellen, glaube ihm schon, jedoch stellt sich mir die Frage: Wie kann es sein das dieser Wein bei internationalen Weinkritikern mit durchweg 97-98 Punkte davon kommt :?: .
Ich würde mal sagen jeder sieht es anders.
Jede Einschätzung von einem Wein ist ja kein Naturgesetz sondern eine subjektive Meinung
Beste Grüße
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Ollie
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Re: Argentinien

Beitrag von Ollie »

Sauternes hat geschrieben: So 7. Dez 2025, 13:02 Ich will die Bewertungskompetenz von @Ollie in keinster Weise in Frage stellen, glaube ihm schon, jedoch stellt sich mir die Frage: Wie kann es sein das dieser Wein bei internationalen Weinkritikern mit durchweg 97-98 Punkte davon kommt :?: .
Ich will die Bewertungskompetenz von @Ollie ebenfalls in keinster Weise in Frage stellen, jedoch stellte sich mir genau die gleiche Frage - zumal die Bewertungen der internationalen Weinkritiker gerade der Grund waren, weshalb ich diesen Wein besorgt hatte. (Konkret getriggert hatte mich Colin Hays Notiz, dem ich seit einiger Zeit "hinterherverkoste", um einen besseren Eindruck zu bekommen, ob das passt.) Entsprechend habe ich mir auch mehr erwartet.

Allerdings haben Mittrinker den Wein genauso "okay, aber nicht mehr" gesehen, jemand wollte gar allerhöchstens 30 Euro dafür ausgeben - die Person, die dem Wein sofort "zu viel Süße, zu weich und zu wenig Würze" attestierte. Wie geschrieben, gab's nicht den Hauch von Tabak oder Zedernholz, den ich bei CS erwarte, aber die drei Kräuter (Salbei! frischer Lorbeer! Rosmarin!) ware sehr, sehr deutlich. (Interssant zu Hirschrücken, vielleicht?)

Der Wein hat auch nichts, das ihn geographisch verorten würde - UlliB hatte neulich einen kleinen Rant zu einem Carnuntumer Wein (Grassls Bärnreiser 2022), an den fühlte ich mich hier erinnert (den Rant, nicht den Wein) -, außer vielleicht die Assoziation mit Jean Faure, was für beide Weine kein Kompliment ist. (Jean Faure wird nicht vom Cheval-Blanc-Team gemacht, oder?)

Alle drei Weine - Jean Faure, Grassl und CdA - sind übrigens in der selben Verkosterkonstellation "durchgefallen". Vielleicht liegt wirklich an uns und unserem Weingeschmack. :? Also traut euch, vielleicht funktioniert der Wein für euch ja viel besser.

Cheers,
Ollie
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Sauternes
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Re: Argentinien

Beitrag von Sauternes »

austria_traveller hat geschrieben: So 7. Dez 2025, 13:10 Ich würde mal sagen jeder sieht es anders.
Jede Einschätzung von einem Wein ist ja kein Naturgesetz sondern eine subjektive Meinung
Das ist so, absolute Zustimmung.
Und trotzdem die Frage, warum so viele bekannte Verkoster diesen Wein so gut bewerten?. Ist ja nicht so das nur einer den Wein hoch bewertet.
Wird da bei den Verkostungen doch das Marketing hinter diesen Wein mit bewertet :?: , man könnte es fast vermuten.
Ich beurteile mit meiner Frage also weniger die Bewertung von @Ollie, als vielmehr die Einschätzungen der Weinkritiker.
Weil durch die hohen Bewertungen kann schon eine Käuferbeeinflussung suggeriert werden, ein Schelm wer Absicht dahinter vermutet :lol: .
Sauternes
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Re: Argentinien

Beitrag von Sauternes »

@Ollie,
Danke für deine Erklärung, was für mich absolut verständlich ist, das erklärt auch, das der Cheval des Andes bewusst gehypt wird.
Ein guter Wein der ohne Probleme getrunken werden kann, aber nichts was einen großartigen oder gar Weltklasse Wein aus macht.
2017 hatte ich noch für 58€ die Flasche gekauft, das ist so ok, aber wie erwähnt, für einen Nachkauf reicht das gebotene dann nicht aus.

Gruß Heiko
Ollie
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Re: Argentinien

Beitrag von Ollie »

Persönlich glaube ich nicht, daß es hier eine "Kritikerverschwörung" :mrgreen: aus Marketinggründen gibt - eine Menge Leute auf cellartracker finden den Wein ja auch besser als ich. Also bucht's auf mein Geschmackskonto. 8-)
Sauternes hat geschrieben: So 7. Dez 2025, 14:50 2017 hatte ich noch für 58€ die Flasche gekauft, das ist so ok, aber wie erwähnt, für einen Nachkauf reicht das gebotene dann nicht aus.
Bei Terre des Vins gibt's übrigens Bewertungen einer kleinen Vertikale. Nicht nur istdort schön die Entwicklung weg vom Malbec zu verfolgen, sondern man sieht auch, daß der 21er gerade mal ein Pünktchen mehr als der 17er bekommt (fwiw). Wenn dir also schon 58 Euro zu teuer waren, sind meine Leute mit "keinesfalls Ü30" wohl nicht so weit weg. :lol: Ich werde mir mal den 2022er anschauen, wenn ich dazu komme. Denn für das Geld bekommt man in BDX (auch 2022, ja!) schon einen Haufen Wein.

Cheers,
Ollie
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