Costières de Nimes

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
Bernd Schulz
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von Bernd Schulz »

Von der Domaine Mourgues du Gres habe ich ja, wie man dem Threadverlauf unschwer entnehmen kann, immer mal wieder gerne den einen oder anderen Wein gekauft und getrunken. Jetzt habe ich einen etwas eigenwilligen Weißen dieses Erzeugers im Glas:

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Positiv zu Buche schlägt auf jeden Fall die Intensität und Dichte bei einem für südfranzösische Verhältnisse moderaten Alkoholgehalt. Und auch der eigenwillige, etwas an der Grenze zur übertriebenen Blumigkeit liegende Geschmack/ Ausdruck gefällt mir grundsätzlich gut - es handelt sich fraglos nicht um einen Allerweltswein. Aber die ganz leichte :!: Tendenz zu einer gewissen Schwülstigkeit stört mich dann am Ende doch ein wenig, weshalb ich nicht noch tiefer in die Punktekiste greifen möchte. Nachkauf auf der Erich-Skala = 2 von 3.....

...ein guter und wegen seiner speziellen Aromatik für neugierige Nasen sehr empfehlenswerter Weißwein aus der noch einstelligen Preiskategorie ist das aber auf jeden Fall!

Herzliche Grüße

Bernd
Bernd Schulz
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von Bernd Schulz »

Besser als der "Fleur d´Aubépine" 2023 gefällt mir dieser 24er Weißwein von Mourgues du Gres:

Bild

Für knappe 10 Euronen ist das schon richtig gutes Zeug (mit Demeter-Zertifizierung)! Tatsächlich bekomme ich mit meinem derzeit etwas rieslingmüden Gaumen immer öfter Lust auf einen mediterran geprägten Weißen ohne viel Säure, und hier handelt es sich fast schon um die Quadratur des Kreises: Aromatisch spannend, kraftvoll, aber nicht zu alkoholstark, überzeugend lang - und trotzdem gut bezahlbar! Nachkauf = 3 von 3 auf der Erich-Skala.

Herzliche Grüße

Bernd
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Gerald
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von Gerald »

Hallo Bernd,

etwas O.T.: "Fleur d´Aubépine" ist schon ein interessanter Name für einen Wein, denn Aubépine ist ja unser Weißdorn, und dessen Blüten (zumindest die wildwachsenden Arten) haben doch einen eher unangenehmen Geruch nach verdorbenem Fisch - was botanisch ja auch einen Sinn ergibt, da die Pflanze vorwiegend durch Fliegen bestäubt wird (und deren Geruchsvorlieben sind ja wohlbekannt). ;)

Grüße
Gerald
Bernd Schulz
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Gerald,

beim Händler (Pinard de Picard) wird der Name des Weins folgendermaßen kommentiert:

"Jahr für Jahr im Mai pilgern Scharen von Literatur-Enthusiasten aus aller Welt in das beschauliche französische Dorf Illiers-Combray, um an den Journées d’aubépine teilzunehmen. Und um dort der Blüte von Sträuchern zu huldigen, denen in Marcel Prousts Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ eine beinahe so zentrale Rolle zukommt wie der berühmten Madeleine. Kein Zweifel ist möglich: Fleur d’Aubépine – die Weißdornblüte – ist ein Kultobjekt aller Proust-Verehrer. Nicht ganz ohne Risiko also, einen Wein ausgerechnet nach dieser Pflanze zu benennen, noch dazu, wenn man bedenkt, dass der Weißdorn – so in Luzius Kellers „Das Marcel Proust Alphabet“ nachzulesen – einen „alles andere als angenehmen Duft verströmt“. Ein namhafter Schnapsbrenner aus dem Elsass, der so gut wie alles destilliert, was ihm unter die Finger kommt, hat sich unter anderem auch des Weißdorns angenommen und seine Aromen möglichst naturgetreu „abgebildet“ – ein wahrer Genuss dürfte dieser Brand nur für unerschrockene Naturliebhaber sein. Ganz anders dieser „Fleur d’Aubépine“ benannte Landwein aus dem südfranzösischen Departement Gard am Schnittpunkt der Anbaugebiete Languedoc, Rhône und Provence: Seine goldene Farbe mit grünen Reflexen verspricht bereits im Glas ein Fest für die Sinne. Die gekonnte Verschmelzung der Rebsorten Picpoul und Muscat gibt ihm einen einzigartigen Charakter. Mit seiner anmutigen Kombination aus säuerlicher Frische und floralen Noten entführt er uns auf eine aromatische Reise, die durch blumige Noten und weißes Fruchtfleisch geprägt ist. In der Nase entfaltet sich ein betörender Duft von weißen Blumen, begleitet von Jasmin-, Koriander- und Zitrusaromen. Am Gaumen zeigt sich der „Fleur d’Aubépine“ vollmundig und sinnlich, mit einem herrlichen Spiel von weißfleischiger Frucht, das den Gaumen umschmeichelt und erfrischt. Die Verarbeitung mit wenig Sulfit bewahrt die Reinheit und den Glanz der Frucht. Ein überaus spannnender Wein also, der dem Kult um die Weißdornblüte vollauf gerecht wird, aber gar nicht erst versucht, ihn aromatisch nachzubilden. Schließlich wusste auch Proust – Asthmatiker, der er war – sich vom Duft des Weißdorns fernzuhalten und bewunderte ihn vorzugsweise visuell, durch die geschlossenen Scheiben eines Automobils."

Herzliche Grüße

Bernd
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dylan
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von dylan »

Gerald hat geschrieben: Mi 27. Aug 2025, 12:20 Hallo Bernd,

etwas O.T.: "Fleur d´Aubépine" ist schon ein interessanter Name für einen Wein, denn Aubépine ist ja unser Weißdorn, und dessen Blüten (zumindest die wildwachsenden Arten) haben doch einen eher unangenehmen Geruch nach verdorbenem Fisch - was botanisch ja auch einen Sinn ergibt, da die Pflanze vorwiegend durch Fliegen bestäubt wird (und deren Geruchsvorlieben sind ja wohlbekannt). ;)

Grüße
Gerald
Also, ich mag den Geruch von Weißdorn, habe sogar ein Bäumchen im Garten stehen.
So, jetzt wisst ihr auch, was von meinen Verkostungseindrücken zu halten ist. :o

Grüße

dylan
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Gerald
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von Gerald »

Hallo,
Also, ich mag den Geruch von Weißdorn, habe sogar ein Bäumchen im Garten stehen.
darum habe ich ja geschrieben
und dessen Blüten (zumindest die wildwachsenden Arten) haben doch einen eher unangenehmen Geruch
Denn meines Wissens wurde den Ziersorten (weiß, rosa etc.) der unangenehme Geruch weggezüchtet ;)

Grüße
Gerald
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EThC
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von EThC »

Gerald hat geschrieben: Mi 27. Aug 2025, 12:20 Aubépine ist ja unser Weißdorn, und dessen Blüten (zumindest die wildwachsenden Arten) haben doch einen eher unangenehmen Geruch nach verdorbenem Fisch
...häufig macht's einfach die Dosis. Wie beim Moschus...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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UlliB
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von UlliB »

Gerald hat geschrieben: Mi 27. Aug 2025, 16:06
Also, ich mag den Geruch von Weißdorn, habe sogar ein Bäumchen im Garten stehen.
darum habe ich ja geschrieben
und dessen Blüten (zumindest die wildwachsenden Arten) haben doch einen eher unangenehmen Geruch
Denn meines Wissens wurde den Ziersorten (weiß, rosa etc.) der unangenehme Geruch weggezüchtet ;)
Ich habe einen Weißdorn im Garten, in der Hecke zum Nachbargrundstück. Die Wildform, ziemlich groß, nach gut 25 Jahren rund sieben Meter hoch trotz regelmäßigem Zurückschneiden. Und ja, wenn der blüht, dann stinkt er nach faulem Fisch. Und das eindeutig, und auch aus einiger Distanz. Glücklicherweise ist die Blüte aber zu einer Zeit, in der man sich noch nicht länger im Garten aufhalten möchte.

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Costières de Nimes

Beitrag von Bernd Schulz »

Und noch einmal Mourgues du Gres, diesmal in Rot:

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Ich kenne und schätze die Weine von Mourgues du Gres, die es auch bei meinem "Händler um die Ecke" gab, schon länger als dieses Forum existiert, aber mir scheint, dass der Betrieb in den letzten Jahren noch einmal einen ordentlichen Sprung nach vorne getan hat. Ebenso wie beim weißen Galets Dorés aus 24 wird hier für 10 Euro immens viel geboten, die Frucht wirkt intensiv, aber völlig unaufgesetzt, die Gerbstoffqualität ist hoch und die innere Dichte nebst der daraus resultierenden Länge macht richtig viel Eindruck. Zudem ist der Wein bei allem Anspruch absolut mehrheitsfähig - ergo kann ich über das Verhältnis von Preis und Qualität eigentlich nur staunen....

Leider habe ich keinen "Salvatore" von Pairits mehr im Keller. Ein Direktvergleich mit dem "Galets Rouge" wäre schon sehr interessant!

Herzliche Grüße

Bernd
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